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Rund um Skopelos

In der Früh können wir uns aus der Mama Mia Bucht kaum losreißen – im wahrsten Sinn des Wortes. Als wir gegen 10 den Anker heben wollen, geht das nicht. Wie sein kleiner Bruder vom Dinghi, will er einfach nicht herauf. Blöd nur, dass es hier 14 m tief ist und da kann ich nicht einmal nachsehen, was da unten los ist! Für immer gefangen? Naja, für die ersten 4 Wochen hätten wir ja noch Wasser und Lebensmittel. Es gäbe schlimmeres als hier zu sein.

Was kann man tun? Mehr Kette runter lassen? In eine andere Richtung ziehen? Wir probieren das mit dem Ziehen. Kräftig retour, Gas geben. Das Schiff vibriert und bricht plötzlich um 90° nach links aus. War das nur der Radeffekt, oder hat sich die Kette von einem Stein gelöst. Vorsichtig probieren, ob die Kette jetzt nach oben kommt. Sie kommt! Glück gehabt.

Langsam tuckern wir aus der Bucht, es müssen ja noch 120 Fotos von der Küste geschossen werden 😊. Wir nützen den langsam abflauenden Wind, um noch Strecke zu machen. Natürlich ist der Wind genau auf die Nase, aber wir können ja aufkreuzen und das macht sogar Spaß. Bis halt der Wind dann ganz weg ist, dann ist wieder motoren angesagt. Sind wenigstens die Batterien wieder alle gut gefüllt.

An der Nordecke von Skopelos steht ein malerischer Leuchtturm. Wunderschön hin gebaut, aber keine Idee, wie da ein Leuchtturmwärter hinkäme. Es gibt zwar eine Stromleitung durch den Wald und einen Weg, der dem Hang entlangführt, doch der endet irgendwann im Gebüsch. Heute sind die Leuchtfeuer automatisiert, aber früher war das sicher kein leichtes Leben an so ausgesetzten Punkten.

Wir wollen aber weiter. Susi hat entdeckt, dass es da einen Strand gibt, der ganz besonders schön sein soll. Natürlich auch das ein Mamma Mia Drehort – und jetzt eine gewaltige Touristenrösterei. Ob ich das wirklich brauch? Kurz davor, gleich nach dem Ort Neo Klima, sind ein paar Strände, die zwischen Felsen geschmiegt sind. Davor türkisgrünes Wasser, dahinter hohe Pinienwälder und die Felsen dazwischen sind wunderbar marmoriert. Die Ausflugsschiffe und Motorboote werden wohl bald wieder abfahren und so werfen wir unseren Anker in sicherer Entfernung zum Ufer.

Herrlich ist es hier. Wie immer warmes Wasser, wenige Wellen, Ruhe. Auch die anderen Besucher machen kaum Lärm. Passt so. Später gesellt sich eine zweite Yacht zu uns. Eine Schweizer Ovni 395, wie wir später erfahren. Wir treffen das Seglerpaar nämlich später am Strand. Ihren Hund, einen Boarder Collie Mischling haben sie mitgebracht. Ein sehr freundliches und schon gut erzogenes Tier. Ich kann mir aber trotzdem nicht vorstellen, einen Hund auf ein Schiff mitzunehmen, auch wenn das die Schweizer auch bei einer zweijährigen Reise samt Atlantiküberquerung so gemacht haben. Die Gesprächsrunde wird kurzerhand in das Wasser verlegt. Der Hund bleibt draußen, oder er schwimmt hin und her. Nett mit den Leuten zu plaudern. Nach einer Stunde rudern wir wieder unsere Wege.

Der Abend war wieder den Sternen und Sternschnuppen gewidmet.

Man gönnt sich ja sonst nichts.

Bis zur Sonne sind es 8 Lichtminuten – Skopelos liegt kurz davor
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Mamma Mia

Aus gut informierten Kreisen wissen wir, dass der Film Mamma Mia in den Sporaden, besonders in Skopelos gedreht wurde. Auch schon wieder 25 Jahre her! Da müssen also schöne Plätze sein. Nachdem hier in Steli Vala alles gesehen ist, viel war ja nicht da, beschließen wir zu Mittag nach Skopelos weiter zu fahren. Susi möchte die „Mamma Mia – Kirche sehen. Also eigentlich heißt sie „Agios Ioannis Kastri“, aber das kann man sich eh nicht merken.

In Steli Vala hat das Kommen und Gehen der Yachten schon voll eingesetzt und wir sind schon in der Phase, wo das Kommen wollen deutlich stärker ist als das Gehen. Wir sind schon wirklich spät dran und einige andere Schiffe liegen schon auf Lauer. Auf unseren Platz warten eine schwarze Motoryacht. Wir haben uns, also die Schwarzen und wir, auf einen Platzwechsel verständigt. Eigentlich ist alles klar. Bis eine blaue Motoryacht unsere Vorbereitungen entdeckt.

In solchen Situationen werden von den Yachties alle guten Benimmregeln vergessen. Da wird Gas gegeben, gedrängt und gequetscht, dass es eine Freude ist. Die beiden, also die Schwarzen und die Blauen beginnen also ihr Ritterspiel um unseren Platz. Ist so ähnlich wie ein Brunftkampf von Hirschen. Ein Stück vor, drohend aufbauen, den anderen anschnauzen, abdrängen. Letztlich stehen sie genau über unserer Ankerkette und wir können also auch nicht weg. Wir wollen aber!

Also greife ich zu unserer goldenen Geheimwaffe: Das Signalhorn. Das glänzende Messingteil an die Lippen gesetzt, tief Luft holen und ein durchdringender Ton erfüllt die Szenerie. Gut so, denn die Blauen und die Schwarzen machen uns den Weg frei. Wir geben also Gas, um aus der Lücke zu kommen. Ich hole die Heckleinen ein, Susi bedient den Anker. Ja, wir haben das mit dem Anker wirklich sehr gründlich gemacht. 50 m Kette liegen quer durch den schmalen Hafen. Was solls, er hat sicher gehalten und niemanden behindert.

Dann sind wir frei, fahren ein Stück hinaus und kümmern uns nun um unser Dinghi, dass noch am Heck hochgezogen und befestigt werden muss. Ein wenig Wind hat eingesetzt, schwach aber nutzbar, und so schleichen wir mit kaum 4 kt Fahrt der Westspitze von Alonyssos entgegen. Dort ist aber Schluss mit Lustig. Bei der Fahrtrichtung können wir den kaum vorhandenen Wind nicht nützen und schalten den Motor ein.

Aber auch so gibt es viel zu sehen. Da steht auf einem riesigen Felsen, viel mehr ist diese Insel Agios Georgios Skopelou heißt sie, nicht. Ein einziges Haus finden wir drauf. Wir können eine Seilbahn vom Ufer zum Haus erkennen. Was dort aber wer tun sollte, bleibt ein Rätsel. Vielleicht hat das Militär „böse Buben“ dort hin verbannt, die dann aufpassen müssen, dass keine anderen „bösen Buben“ die Insel besetzen können.

Kurz darauf kommen wir am Hafen von Skopelos vorbei. Der ist das Epizentrum des Mamma Mia Hypes. Täglich gibt es Schiffsfahrten zu den Drehorten, mit vielen Fans und lauter Musik – Abba, eh klar. Oder das Freiluft Kino: 3-mal pro Woche Mamma Mia, so dass auch niemand die Chance verpasst den Film ein weiteres Mal zu sehen. Schnell weg, denn das wollen wir so nicht.

Aus der Richtung, aus der wir kommen, ist die Kirche kaum zu sehen. Wir sehen zuerst ankernde Yachten, was uns eh ganz recht ist. Wir fahren in die Bucht und suchen einen Platz. Rund herum sind Felsen ins Wasser gestürzt. Der Boden wird wohl auch den einen oder anderen Felsen für uns bereithalten. Einfach einmal probieren. Der Anker hält aber einwandfrei. So steht einer Exkursion nichts mehr im Wege.

Zuerst aber der Blick auf das Geschehen: Touristen kommen mit allen erdenklichen Vehikeln die steile Straße herab in die Bucht: Moped, Quad, Auto, Bus – alles. Und so wie sie sind, beginnen sie den Aufstieg. Also zur Not auch im knappen Bikini und mit Flipflops. Ob die wissen, worauf sie sich einlassen?

Halbschuh-Touristen 2.0

Der Höhenunterschied ist knapp 100 m auf 200 Stufen, die in eine nahezu senkrechte Felswand geschlagen wurden. An manchen Stellen ist der Pfad kaum 50 cm breit und nur mit einem Geländer gegen Absturz gesichert – in Flipflops!! Egal, alle müssen da rauf, alle. Große, kleine, alte, junge, selbst Hunde werden hinauf geschleppt.

Mit Gegenverkehr!

Wie kann es anders sein: Noch von Philia aus fällt unser Blick auf eine Braut im langen weißen Kleid und dem dazugehörigen Bräutigam. Ob sie es bis ganz hinaufgeschafft haben, wissen wir nicht. Herunter kamen sie aber unbeschadet.

Fast schon kitschig. Sie war aber nicht von uns bestellt!

Wir sind also an Land gerudert und haben das Dinghi seemännisch vertäut: Ein Seil zu einem Felsen am Ufer, und am Heck den kleinen Dinghi Anker im Wasser versenkt. So schaukelt das Gummiboot im Wasser, ohne an Felsen zu reiben. Ist doch gut so, oder?

Der Aufstieg auf den Felsen ist schon sehr beeindruckend. Es ist ein eigentlich schief stehender Basaltfelsen, der je nach Stelle anders geschichtet und gefärbt ist. Das allein ist schon schön. Der Blick nach unten zahlt sich aber auch aus. Nicht nur dass wir sehen, dass es Philia gut geht, es ist auch das Wasser, dass in allen erdenklichen Grüntönen schimmert.

Irgendwie ist an dem Felsblock alles schief

Oben angekommen befindet man sich auf einem kleinen Plateau mit einigen Ölbäumen, einem kleinen untypischen, weil braun angemalten Kirchlein und daneben ein Wohngebäude – oder war das einmal ein Restaurant? Das Kirchlein selbst ist halt eine griechische Kirche und hat mit dem Film rein gar nichts zu tun.

Der Blick in alle Richtungen ist aber spektakulär. Wieder finden wir einen Baum, an dem Besucher ihre Haargummis befestigt haben. Ist das eine Bitte um ein gesundes Leben, oder um lange Haare? Wir wissen es nicht! Jedenfalls charmanter als die Schlösser, die man an manchen Brücken findet.

Mit Glocke und Haargummi. Warum? Keine Ahnung

Wieder unten angekommen finden wir den Felsen umso beeindruckender. Nun ist aber der Rückweg zu Philia angesagt. Leichter gesagt als getan: der kleine Anker hat sich in den Felsen verklemmt. Da hilft kein Rucken und Zucken, da hilft nur eins: Ausziehen und runter tauchen. Ob das ein Zeichen ist?

Den Abend verbringen wir an Deck: Der Mond scheint noch nicht, außer ein paar Straßenlaternen und den Ankerlichtern von 5 Schiffen gibt es kein störendes Licht. Was es da an Sternen uns Sternschnuppen zu sehen gibt – unglaublich!

So was kann man nur genießen.
Fotografieren geht nicht, das Schiff ist ja ständig in Bewegung.

Ein Selfie wie früher: Selbstauslöser! Muss auch einmal sein.
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Wo sind denn da sie Mönchsrobben?

Der Meeresnationalpark wurde zum Schutz der Mönchsrobben eingerichtet, nicht nur, aber auch. Davon gibt es kaum mehr als 400 Tiere – im gesamten Mittelmeer! Natürlich wollten wie über die Tiere genaueres wissen, oder sie vielleicht sogar sehen. Wo könnte man das besser tun, als in der Pflegestation für verletzte Robben. Das soll sich in Steli Vala befinden. So steht es zumindest in unserem nautischen Führer.

Ist ja nicht weit weg, so an die 15 Meilen, und in die richtige Richtung ist das auch noch. Also los, das machen wir. Zuerst unter Motor aus der Bucht, dann, da kein Wind weiter mit Lärm. Soll sein, werden wenigstens die Batterien gefüllt. Später, kurz vor Alonissos können wir Segel setzten und fahren mit gut 5 kt auf deine Inseldurchfahrt zu. 500 m breit und wir wollen genau die Mitte treffen. Aber der Wind fordert uns heraus:

Je nach Lust und Laune bläst er einmal genau von der Seite mit 16 kt, was uns auf unglaubliche 7 kt beschleunigt. Nur um dann für die nächsten zwei Minuten völlig einzuschlafen. Dann vielleicht wieder kurz genau auf die Nase, nicht stark, aber immerhin so, dass die Segel einfallen. Und dann wieder ein Sprint über ein paar hundert Meter. Aufreibend ist das! Noch dazu, wo jeder Windstoß die Abdrift verändert (Prinzipiell fährt ein Segelschiff nicht dort hin, wohin der Bug zeigt), also ständig nachkorrigiert werden muss. Das sieht dann zeitweise so aus, als ob wir suizidal an die Felsen krachen wollten.
Wollten wir natürlich nicht!

Aber es ist gut gegangen, und schneller als erwartet haben wir Steli Vala erreicht. Der „Hafen“ ist eine kleine schmale Bucht. Die Schiffe stehen zumeist mit dem Bug an der Mole, das Heck mit dem Heckanker fest gehalten. Oder auch wie gewohnt mit dem Heck zur Mole. Das hat aber das Risiko, dass man sich das Ruderbatt am schnell ansteigenden Untergrund beschädigen kann.

Was tun? Schau ma amal, dann sehen wir schon!
Was wir sehen, sind Yachen die größer sind als wir und mit dem Heck zur Mole stehen. Dann sollte sich das für uns auch ausgehen. Wir haben halt mit dem Manöver nur ganz wenig Erfahrung. Ob wir das nur zu zweit gut hinbekommen?

Nun denn, frisch ans Werk. Beiboot vom Heck ins Wasser lassen und seitlich so an die Philia binden, dass es beim Manöver nicht stört. Zwei lange Leinen am Heck vorbereiten und den Anker fertig machen. Die Breite der Bucht voll ausnützen, und ordentlich Schmackes in der Retourfahrt. Der Wind erfordert das, sonst treiben wir an der gewünschten Lücke vorbei. Anker runter, das macht Susi, nicht zu schnell fahren, das mach ich – immerhin muss ja die Ankerkette auslaufen – aber doch so schnell, dass Philia steuerbar bleibt und nicht dem Wind folgt.

Naja, der erste Versuch war nicht so gut. In dem Moment, wo unser Heck in die Lücke kommt, brechen wir ab. Anker wieder rauf. Nachdenken, was wir anders machen werden und ein beherzter zweiter Anlauf. Jetzt passt es besser. Ich treffe kontrolliert in die „Parklücke“ und der Bootsnachbar steht auf der Mole bereit, um unsere Leinen zu übernehmen. Ich schiele also gleichzeitig zu Susi, auf unser Heck, auf die beiden Nachbarboote und – und das ist neu – auch in das Wasser, um flache Stellen und Felsen die da lauern zu erkennen. So stoppe ich das Boot in Wurfweite der Leinen ab und gebe tüchtig Gas nach vorn, um den Felsen nicht zu nahe zu kommen. Irgendwie gelingt es, die Leine wieder zu mir zurückzubekommen und sie am Boot zu belegen. Dann kann Susi die Ankerkette herzhaft spannen. Angekommen, aber noch nicht fest. Doch dazu haben wir jetzt eine Menge Zeit.

Zum Größenvergleich ein paar Fische dazu. Es waren wirklich kaum 40 cm Wasser unter dem Ruderblatt

Später sehe ich mir die Situation unter Wasser an. Den einen Felsen habe ich erkannt und vermieden, gut so. Und das Ruderblatt schwebt 40 bis 50 cm über dem Grund, auch gut. Also nicht sehr schön aber OK. Jetzt ist halt der Abstand zum Ufer zu weit, um unsere Pasarella (Laufbrett) zum Ufer zu legen. Aber unser Beiboot wird einfach zur Seilfähre und das geht dann ganz prima.

So, wir haben uns ein Mittagessen verdient, und beginnen dann gleich mit der Suche nach den Mönchsrobben, die da ja irgendwo sein sollten. Sollten, sind aber nicht. Die Station wurde vor 23 (!!) Jahren in einen Ort abgesiedelt, der vom Land aus kaum erreichbar ist. Steht halt noch nicht im Handbuch ☹ So wird das nix mit unserer Begeisterung für Tiere aller Art. Wirklich schade! Dafür entdecken wir, dass wir als Zechpreller im Nationalpark unterwegs waren. Na, die haben uns ja auch nichts gezeigt – passt also wieder. Leider kann ich Dir nun auch keine Bilder der Mönchsrobben zeigen. Musst halt im Internet nachschauen, zum Beispiel da: Mönchsrobben – Wikipedia

Ohne die Robben aber trotzdem ganz entspannt ziehen wir am nächsten Tag weiter. Irgendwas sensationelles ist sicher schon hinter der nächsten Ecke versteckt.

Augen auf – schauen!

Übrigens: Es kam hier niemand auf die Idee, irgendwelche Hafengebühren von uns zu verlangen. Ist doch toll, oder? Und das Wasser haben wir bei einem Restaurant geschnorrt.

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„Könnte heute Samstag sein?“ – „Die Möglichkeit besteht.“

Zeit ist egal. Wir haben uns gestern in die Bucht Planitis auf Kyra Panagias zurückgezogen und jeden Kontakt zur Außenwelt verloren. GSM Netz gibt es hier nicht, damit weder Telefon noch Datenverbindungen. Wer braucht das schon, wenn es hier so wunderschön und geschützt ist.

Wir befinden uns also im „Nichts“. Und was könnte man da am besten tun? Genau, Nichts! Wir üben uns also im nichts tun. Gelegentlich ins warme Wasser steigen, in der Sonne oder im Schatten liegen, was lesen . Einfach nichts tun. Zeit verrinnen lassen, Gedanken nachhängen, Falken oder Ziegen beobachten. Vielleicht auch einmal die Fische füttern oder dem Kolkrabenpaar nachsehen. Oder wir schauen am Abend den Sterne zu, spannendes Programm!

Durch die ausgesetzte Lage, die nächste bewohnte Nachbarinsel ist 12 Meilen entfernt, nach Osten sogar 60 Meilen, gibt es hier kaum künstliches Licht. Ein optimaler Platz, um den Sternenhimmel zu beobachten. Wir legen uns also am Abend in unseren bequemen Decksesseln und schauen was da so passiert. Flugzeuge, Satelliten, einzelne und dank Elon Musk auch Mini-Internet Satelliten in einer Kette von 40 Stück (wer braucht das?).

Und dann das, worauf besonders Susi gewartet hat: Sternschnuppen. Nicht nur eine – viele. Der Perseiden Schauer zeigt sich, aber auch Sternschnuppen aus anderen Richtungen verglühen über uns. Schön ist es da im Nichts. Nur dass wir niemanden daran teilhaben lassen können, ist etwas schade.

So ganz gelingt uns das nicht tun aber noch nicht. Susi will unbedingt die Nachricht an die Familie los werden, dass es uns gut geht. Kann man machen, ist aber beschwerlich:
1. Dinghi an Deck aufblasen
2. Dinghi ins Wasser lassen
3. Mit dem Dinghi durch die Bucht rudern, um zum Haus der Fischer zu kommen
4. Anlegen ohne das Schauchboot zu zerstören
5. Einen Abhang ohne wirklichem Weg hinauf steigen
6. Dann hoffen einen Punkt zu finden, an dem das Handy funktioniert

Telefonzelle für das cell phone

Dieser Punkt ist natürlich nicht der höchste Punkt der Insel und es sind auch nicht alle Mobilfunkbetreiber die dort funktionieren. Susi hat Glück: Auf ¾ der Höhe findet sie einen Baum, der ihr als „Telefonzelle“ und Schattenspender dient. Telefonieren geht, Datenverbindungen gehen nicht. Na, wenigstens ist die Familie wird informiert.

Was ist das? Hinweise in den Kommentaren erbeten.

Der Ausflug hat aber auch noch andere Erkenntnisse geliefert: Die Insel hat rote Erde, die eigentlich recht fruchtbar ist (Eisen), andererseits besteht sie aus Kalkgestein, dass oft seltsam erodiert ist. So haben viele Steine Löcher oder Rinnen an der Außenseite. Das Gestrüpp ist irgendeine trockenresistente Pflanze, die zurzeit viele rote Beeren trägt. Die dürften für die allgegenwärtigen Ziegen aber ungenießbar sein. Die Bäume, oder sind es hochgewachsene Büsche, haben kleine fleischige Blätter, die in deren Jugend sehr stachelig sind, später die Stacheln aber nicht mehr so zeigen. Auch eine Ziegenabwehr.

Wunderbarerweise gedeihen hier zwischen all dem trockenen Zeug Zyklamen. Bei uns hätte ich die ja eher dem feuchten Waldboden zugerechnet. Der Platz hier ist aber das genaue Gegenteil. Selbst zwischen Felsen strecken sie ihre Blüten ins Licht.

Wovon lebt diese Zyklame?

Spannend ist es auch unsere Philia als einziges Schiff in der ganzen Bucht zu sehen. Eine ganze Bucht, nur für uns. Dabei hat es uns heute schon beunruhigt, dass alle anderen Schiffe in der Früh abgefahren sind und am Himmel hochquellende Wolken zu sehen waren. Flüchten die vor Gewittern und wir machen einen großen Fehler? Oder sind wie die, die im geschützten Bereich bleiben, während die anderen in einen nur scheinbar sicheren Hafen ausweichen wollen?

Noch haben wir Gesellschaft, noch ist der Himmel freundlich

Wir entscheiden uns zu bleiben und abzuwarten. Wir haben ja noch eine Menge Ankerkette, die wir notfalls auch noch auslegen könnten. Wir verlängern vorsichtshalber von 30 auf 45 m bei 9 m Wassertiefe. Weitere 25m haben wir noch als Reserve, wobei der neue Jambo-Anker wirklich gut hält. Da kann schon ganz ordentlicher Wind aufkommen, bevor wir uns wirklich fürchten müssen.

Aber nichts ist auch nicht perfekt, auch das Nichts nicht! Aus zwei Richtungen ziehen Gewitterwolken auf. Ob wir hier wirklich richtig liegen? Zunächst sind wir noch alleine, aber dann kommen nach und nach weitere Yachten dazu, die vor dem Gewitter Zuflucht suchen. So ganz falsch, kann unsere Entscheidung also doch nicht sein.

Der Himmel wird dunkler, im Westen, hinter den Hügel sehen wir Wetterleuchten und einzelne Blitze. Gelegentlich grummelt es ganz schön laut und der Donner bricht sich mehrfach in den Hügeln rund um die Bucht. Mehr Lärm als Wirkung.

Eines der einlaufenden Motorboote gehört einer Stiftung für Meeresforschung und dem Schutz der Mönchsrobben. Die werden wohl wissen, dass sie da sicher sind. Und die bekommen dann auch noch Besuch: Ein Schiff der Sea Shepherds kommt vorbei. Die Sea Shepherds sind eine Gruppe von Freiwilligen, die mit manchmal brachialen Methoden Wale, hier aber offensichtlich auch alle Tiere des Meeresschutzgebietes verteidigen. Sie machen zuerst bei ihren Kollegen fest, dann bei einer französichen Segelyacht vor uns. Die bekommen dann für 20 min Besuch und Belehrungen von den Sea Shepherds, bevor die sich wieder auf den Weg machen.

Inzwischen hat leichter Regen eingesetzt. Es tröpfelt auf den gut gespannten Stoff der Bimini. In einer er Geschichten von Christine Nöstlinger hieß so was „Regentrommel“. Ich liebe dieses Geräusch, besonders wenn man selbst im Trockenen sitzt. Das ist dann so ein Gefühl der Geborgenheit.

Unser „Nichts“ ist doch perfekt!

Mehr „Nichts“ geht nicht.

Nachtrag:
Später haben wir erfahren, dass für die bloße Befahrung der Zone A des Marine Nationalparks, also auch unseren Stopp im Panagia, so was wie Eintrittsgeld verlangt wird: 5 € pro Person und 33 € je Schiff x 2 Tage = 86 €
Haben wir natürlich nicht bezahlt, und schlechtes Gewissen haben wir jetzt auch keines. Es waren ja auch keine Robben da. Gleicht sich also wieder aus.

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Wild entschlossen

Freitag, da muss es sein, da fahren wir nach Pagani, eine der östlichsten Inseln der nördlichen Sproraden. Auch der größte Geographie-Verweigerer kennt sie: „Die Mamamia Inseln“. Das ist aber nicht unser Antrieb, dort hinzufahren.

Zuvor steht aber noch eine Menge an Vorbereitungen an. Der Wassertank ist ja schon gefüllt, aber Strom könnten wir noch gebrauchen. Dann ist da noch die letzte Hafengebühr zu bezahlen. Da wird ein Tischrechner angeworfen, die exakte Länge des Schiffes erfragt, multipliziert, addiert, es passiert auch noch was mit Prozenten und dann steht der Preis fest: unglaubliche 6,70 €! Echt kein Scherz jetzt. In Kroatien darf man um das Geld gerade einmal die Tür zum Marinabüro aufmachen. Brot und Obst haben wir schon, aber ein Paket müssen wir noch nach Wien schicken. Da gibt es TNT auf der Insel – um viel Geld – aber immerhin, es funktioniert.

Und dann müssen wir uns noch in die Pole Position bringen. Die letzten Wochen waren wir doch von der Superyacht eingezwickt. Damit es leichter wird, haben sich hinter uns 2 dicke Motorboote im Paket an die Mauer gestellt. OK, einen können wir dazu bewegen sich vor seinen Freund zu legen und die exorbitanten Marinagebühren in Kauf zu nehmen. Also vorne haben wir eine Überlappung von 2 m mit dem Bug der Superyacht, 2 m hinter uns steht das Motorboot.

Irgendwas mit „eindampfen in die Vorspring“ und „wenn der Wind passt, einfach weg treiben lassen“ kommt uns da in den Sinn. Wir machen, ganz langsam und zielgerichtet eine Kombination aus beidem und legen geräuschlos ab. Also den Motor hört man schon, aber keinerlei Kratzgeräusche an den Rümmpfen. Gut gemacht. Susi ist ganz stolz auf das Manöver. Nur ein paar Minuten später ankern wir im Hafenbecken. Ein ganz anderes Gefühl, wenn sich das Schiff wieder bewegt.

Zu zweit, geräuschlos und ohne Kratzer, wir sind richtig stolz auf uns!

Der Plan war früh schlafen zu gehen, es gab aber noch so viel zu tun. Das Schiff segelfertig machen, Abendessen kochen, ein Milchreis als Proviant für unterwegs wird auch noch gezaubert. Naja, es wird wieder einmal Mitternacht – aber diesmal stehen wir um 4 Uhr auf, versprochen!

Ist schon irgendwie unheimlich, oder?

Das machen wir dann auch und beginnen mit den Vorbereitungen für die Abfahrt: Ankerball runter nehmen (ja, wir zeigen den tatsächlich), Navigationslichter und Dampferlicht an, Ankerlicht aus, Navigationsinstrumente an, Autopilot an, Spray Hood weg klappen, Check nach Leinen die ins Wasser hängen könnten, die Ankersicherung abbauen, Ankerwinde einschalten und Bedienung nach draußen legen, Motor starten.

Ach ja, wir sollten noch was Anziehen, bei unserer Müdigkeit und der frühen Stunde ist es noch recht  kühl. Die Schwimmweste darüber und den Gurt zum Einhängen am Boot fehlt auch noch. In 40 min sind wir bereit den Anker aus dem Sand zu ziehen. Die Fahrt durch den Hafen ist schon etwas unheimlich, denn die Orientierung ist schon stark eingeschränkt. In dem Fall aber leuchtet uns das Deckslicht eines Frachters und die beiden Leuchtfeuer der Einfahrt. Dort wartet schon der Vollmond auf uns, um uns in den nächsten Stunden zu begleiten.

Was noch wartet ist eine unangenehme Dünung. Wellen bis zu 1,5 m hoch, natürlich von der Seite, so dass das Schiff schön rollt und das Geschirr in den Kasteln bei jeder Bewegung klirrt und scheppert, als ob wir am Abend nur mehr Scherben aus den Regalen nehmen können.

Susi sitzt mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf einer Cockpit Bank, ich versuche sie durch Fußmassagen zu beruhigen und der Autopilot tut sein Bestes. Dabei klammern sich Susis Augen an den Lichtern von Myrina und Lemnos fest und hoffen möglichst bald, den ersten Schimmer des Sonnenaufgangs zu erhaschen. Was ich hingegen in der anderen Richtung erblicke ist der Vollmond, der ganz langsam auf das Meer herabsinkt – und Wetterleuchten über dem Festland. Jetzt nur darauf achten, dass Susi das nicht sieht.

so fängt’s an …

Der Sonnenaufgang wird fantastisch: Aus einem zarten Schimmer wird ein immer hellerer Streifen, der aber noch nicht verrät, an welcher Stelle die Sonne erscheinen wird. Kurz bevor es so weit ist, verrät sie sich durch ein kräftiges rotes Leuchten hinter den Bergen von Lemnos. Und dann – bamm – helles Licht und volle Energie! Der Tag hat begonnen – um 6 Uhr 5. Wir sind da schon die ersten 9 Meilen unterwegs. 9 Meilen von geplanten 55, der erste Schritt ist gemacht.

… und so geht’s weiter.

Jetzt wo wir sehen, wie das Meer rund um uns ist, setzen wir das Vorsegel und lassen uns Richtung Westen ziehen. Geht erstaunlich schnell, bis zu 6 kt, nie langsamer als 5. Holprig bleibt es trotzdem. Die Wellen, einzelne sind bis zu 2 m hoch, kommen von schräg hinten und bringen das Schiff nicht nur zum Schaukeln, sondern auch tüchtig vom Kurs ab. Der Autopilot kann das schon, wenn man selbst steuert kann man das Schiff aber ruhiger fahren. Also ran an das Steuerrad und rechtzeitig, gefühlvoll aber bestimmt die Bewegung der Wellen ausgleichen. Keine Einfache Übung, aber heute haben wir ja mehr als genug Zeit das zu lernen.

Gegen Mittag wird das Meer ruhiger, leider auch der Wind. Wir schaffen aus eigenem Antrieb nur mehr 4 kt, finden aber eine Strömung vor, die uns mit gut einem Knoten in die richtige (!!) Richtung trägt. Sonst ist sie immer gegen uns 😉 Bald entdeckt Susi die ersten Inseln der Sporaden und wir haben es leichter Kurs zu halten. Bei dem diesigen Wetter, ohne Anhaltspunkte fällt das echt schwer.

Als wir näherkommen, fällt Susi auf, dass in den Karten eine Notiz vermerkt ist: „Rund um die nördlichste der Inseln, baut sich bei richtigem Wind eine sehr unangenehme See auf“. Und dann erinnert sie sich an ein Erlebnis in der Nähe von Dubrovnik und Mljet, wo uns ein Wechsel der Wassertiefe einmal sehr hohe Wellen beschert hat. So an die 4 m sollten das damals gewesen sein. Und jetzt zeigt die Navionics Karte auch wieder ganz viele Höhenstufen.

Ich wäre ja für den direkten Weg nach Panagia. Immerhin kann man die Insel schon lange sehen. Susi besteht auf einen Kurswechsel: Wir fahren außen um diese Insel herum. Der Weg ist schnell abgesteckt, kaum 8 Meilen Umweg. Erst als ich ihr sage, dass das fast 2 Stunden sind, zögert sie kurz. Ega,l ihr Entschluss steht fest! Also Segelstellung anpassen und schauen was kommt – und es kommt genug: Die Wellen sind zwar rund, also eher angenehm, kommen aber mit ihren 1,5 m wieder so von halb hinten. Wieder schieben sie das Schiff kräftig aus der Richtung. Wobei oft nicht die höchsten Wellen, die unangenehmsten sind, oft ist es erst die 2. oder 3. die mich kämpfen lässt. Eine richtige Waschmaschine, in der wir da mehr als 1 Stunde herumtanzen. Aber wenn es die Frau glücklich macht – was soll man dann tun?

Dein Wille geschehe! 🙂

Dann erst erfolgt der Kurswechsel zurück auf Pangania, doch so einfach ist das nicht: Jetzt haben wir den Wind genau von hinten und der Kurs kann bei Wellen und wenig Wind eigentlich nicht gefahren werden. Elende Schaukelei. 1 Stunde vor dem Ziel geben wir auf. Segel einholen, Motor an. Ist zwar auch nicht viel ruhiger, aber wenigstens schlägt sich das Segel nicht selbst kaputt.

Die Einfahrt in die gesuchte Bucht ist nicht leicht zu finden: Die Küste selbst hat drei größere Buchten und die Einfahrt ist hinter einer vorgelagerten Insel versteckt. Die Wellen treiben uns darauf zu, Wind ist ja keiner. Damit es spannend wird: Die Einfahrt ist ca. 60 m breit und „nur“ 6 m tief. Das reicht uns aber völlig. Einmal drinnen angekommen teilt sich die Bucht in zwei größere „Blätter“. Wir gehen in das nördlichere und ankern neben einem anderen Schiff. Also dem einzigen anderen Schiff – vorerst. Im Laufe des Abends kommen dann noch 3 weitere dazu. Irrer Verkehr hier! 😉

Fantastisch zerfurchte Klippen in der Einfahrt. Perfekte Verstecke für Mönchsrobben

Außer den Schiffen und deren Besatzungen gibt es hier keinerlei Bewohner. Also irgendwo soll sich auf der Insel ein Mönch verstecken. Das wars dann aber auch. Sonst vor allem Ziegen, und Kolkraben und Eleonoren Falken und Fische die aussehen wie „Forelle blau“ aber quick lebendig sind.

Pause machen, ab ins Wasser

Fertig!

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Und wie geht es jetzt weiter?

Die Ägäis hat einen Vorteil und Nachteil zu gleich – Wind. Der Wind ist für das Segeln gut, macht aber auch Wellen, und die Wellen muss man auch mögen. Dieses Mögen müssen wir noch lernen.

Von Lemnos bieten sich zwei Richtungen an. Entweder man segelt nach Südosten und kommt zu den östlichen Sporaden (Lesbos, Chios, Samos) oder man segelt nach West-Süd-West und kommt in die nördlichen Sporaden (Skiatos, Skopelos, Alonyssos und noch ein paar kleinere). Die Distanzen sind ungefähr gleich groß. Lesbos ist etwas näher, dafür ist dort mit mehr Wind zu rechnen. Die weiteren Inseln sind bei gemäßigtem Rückenwind anzusteuern, verlangen aber immer noch große Sprünge.

Links oder Rechts – das ist die Frage, die uns schon lange beschäftigt

Die nördlichen Sporaden sind nach einer längeren Fahrt bei tendenziell weniger Wind und Welle in ca. 15 Stunden zu erreichen. Dann sind die Distanzen sehr kurz. ABER: Dort gibt es auch Charterflotten und wir sind gerade in der Hochsaison.

Jörg würde lieber nach Lesbos und dann weiter in den Dodekanes, um dann nach Milos abzubiegen. Susi will weg von Wind und Welle und am liebsten direkt in das ionische Meer fahren. Das ist aber auch nicht gerade „ums Eck“.

Bei uns führt diese Entscheidung zu langen Überlegungen und Diskussionen. Zusätzlich werden alle befragt, die das Wort „Meer“ unfallfrei aussprechen können. Viel wird auf die Meinung unseres Superyachtkapitäns gegeben. Der meint, dass der Weg nach Westen sicher der einfachere ist. Und, was noch wichtiger ist, er sieht ein günstiges Wetterfenster am Ende der Woche. Das sehen wir auch, habe nun aber zu entscheiden, an welchem Tag es los gehen soll. Warten wir auf ganz wenig Welle, haben wir keinen Wind ☹, Warten wir auf brauchbaren Wind, gibt es auch auseichend Welle. Wo also liegt der „sweet spot“?

Wir machen uns für eine Abfahrt am Donnerstag in der Früh fertig. Boot aufräumen, Wasser auffüllen, Batterien laden, Wäsche waschen, letzte Einkäufe, … . Natürlich muss noch die Liegegebühr bezahlt werden. Da gibt es eine komplizierte Formel und eine noch kompliziertere, aber sehr bemühte Dame im Hafenbüro. Nach langer Berechnung und dreifachem Nachfragen über Aufenthaltsdauer und Schiffslänge, schreibt sie uns eine Rechnung: 69,65 € für 11 Tage, längsseits an der Mole. In Kroatien wäre das ein Tag (!!) in einer günstigen Marina.

im Waschsalon 🙂 muss auch sein und ist ein beliebter Treffpunkt für Segler

Zur Verabschiedung besuchen wir noch einmal Martin und Daniela in der Bucht bei Manos, und bleiben dort gleich zum Abendessen hängen. Ja, und dann kommen die Zweifel, wie das mit den Vorhersagen so ist, wie die Wettertendenzen so sind, was uns wer geraten hat, …. OK, wir bleiben noch eine Nacht.

Und gut so: Der Tag begrüßt und mit 20 kt Wind im Hafen und nagelt uns förmlich an die Mole. Auch ein Zeichen – und eine gute Ausrede noch einen Tag zu bleiben.

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Lemnos – die dritte

Ein paar Dinge interessieren uns noch: Da gibt es ein Amphitheater für rund 600 Besucher, dass 3-4 tausend Jahre alt ist. Daneben soll ein schöner Strand sein. Und letztlich gibt es noch eine Höhle, die von außen unter Wasser ist, vom Land aber gut zugänglich. Soweit der Plan.

Den Jeep geholt – hier ein wirklich praktisches Fahrzeug – und der Frau Google gefolgt. Geht ja eigentlich ganz einfach, wenn man vertraut. Dort angekommen lernen wir, dass heute Dienstag ist, und Dienstag ist was Besonderes: An Dienstagen sind Museen und dergleichen geschlossen ☹. Naja, das Theater ist umzäunt und auch von außen bekommt man einen guten Überblick über die Anlage. Rein gehen, wäre natürlich was anderes gewesen, … Trotzdem beeindruckend, was vor so langer Zeit schon für Kultur, also puren Luxus, geleistet wurde. Kostet ja nicht nichts, so eine Anlage. Naja, mit Sklaven  wird das deutlich billiger, aber trotzdem.

Ja, und dann sollen/wollen wir weiter zu dem Strand. Google zeigt uns sogar den kürzesten Weg dahin, wobei „kurz“ immer auch „wilde Straße“ bedeutet. Hier war es wirklich wild, denn es gibt da einen kurzen und steilen Berg. Und dann gibt es die griechische Straßenpflege: Gelegentlich wird mit einem Straßenhobel, ich weiß nicht wie das Ding wirklich heißt, der bestehende Weg einfach grad geschoben – mit viel Gewalt.

Also auf der Straße war außer den Spuren von dem Straßenhobel noch keine weitere Fahrspur zu sehen. Hätte man aber finden müssen, denn nach dem Hobeln hat die „Fahrbahn“ entweder Felsflächen, oder herausgerissene Steine, oder losen Sand in den Löchern, in denen früher die Steine waren. Alles andere als griffiger Untergrund. Martin hat aber gesagt: Kriechgang rein und weiter fahren – wird gemacht. Der Jeep bahnt sich seinen Weg auf der immer steileren Straße, Susi meint „wie ein Panzer“. Am höchsten Punkt ein in Tarnfarben bemaltes Tor – Militär, so wie überall auf Lemnos. Und dann geht es genau so steil wieder hinab in die Ebene – auch im Kriechgang. Spannend! Dort ist der Weg an den Strand leicht zu finden. Immerhin ist er durch Wind- und Kitesurfer deutlich angezeigt.

Blick zurück auf den Salzsee und das Meer dahinter

Pause, in den Schatten setzen, was trinken – und dann ins Wasser. Sehr flach, sehr warm, und windig, aber das soll an einem Surferstrand ja so sein. Spannend ist der Blick über die Bucht. Dort steht auf einem Hügel eine riesige Hotelanlage. Zentrales Gebäude und rund 30 Nebenhäuser. Ungewöhnlich ist, dass dort kein einziger Gast wohnt – komplett leer, seit 1997. Und das, obwohl die Anlage erst 1995 eröffnet wurde. Die sollte aber auch nicht länger in Betrieb sein: Förderungsbetrug vom Feinsten. Mehrfacher Wechsel der Grundstückseigentümer und der Bauträger, so dass dann niemand mehr dafür verantwortlich war. Geld weg, Betrüger weg – keine Anklage, kein Prozess! Danke, EU-Förderungen.

Das Dach ist schon eingestürzt…

Ich hab einmal jemanden getroffen, der die Umsetzung der geförderten Projekte in Griechenland prüfe sollte: „Wir schaffen nur 1 von 100, und jedes geprüfte Projekt muss die gesamte Förderung zurück bezahlen, weil das hint unvorn nicht stimmt. Die anderen 99 haben einen satten Gewinn gemacht – auf EU Kosten. Wir können nichts dagegen tun“. Als Zeichen dieser Praktiken bleiben dann solche Ruinen in der Landschaft, die mal schneller, mal langsamer verfallen.

Die gesuchte Höhle, liegt genau unter einer Ausgrabung – Dienstag, eh schon wissen – zu. Da gibt es nicht einmal einen Fußweg dort hin. Am Weg zurück sehen wir eine abzweigende Straße. Schaut gut hergerichtet aus und führt außen um den Zaun der Ausgrabungen herum. Vielleicht kommen wir ja so zur Höhle?

Die Straße ist gut, wird langsam immer steiler, noch steiler, ganz steil – dann endet sie! Links ein verschlossenes Gartentor, rechts Gebüsch, voraus die Klippe ins Meer! Nun gut, muss halt der Jeep wieder ran. Kriechgang hinein klopfen, der sollte auch im Retourgang funktionieren macht er auch. Nach kaum 100 m findet Susi einen Feldweg wo wir mit 3 Mal hin und her umdrehen können. Jetzt sehen wir vor dem Jeep halt nicht das Meer, sondern den Himmel! Und gleich unter dem Himmel ein Auto, dass unseren Spuren folgen will. Keine gute Idee! Wir winken, die bleiben stehen und schleichen zurück. Der Jeep zeigt wofür er eigentlich gebaut wurde. Jedenfalls nicht für die Ringstraße oder die Autobahn. Probleme macht dann nur das Abschalten des Kriechgangs. Mit herumprobieren geht es dann eigentlich ganz einfach (Tipp: Ganghebel auf N).
Wenig erfolgreich der Tag, abgesehen von der Tatsache mit dem Auto nicht stecken geblieben zu sein. Gesehen und erlebt haben wir trotzdem viel.

Am Rückweg zum Schiff kaufen wir noch einmal ein, vor allem Wasser, Obst, Gemüse. Alles andere haben wir noch. Wir haben ja bisher kaum gekocht, sondern waren lieber mit Martin und Daniela Abendessen.

So auch heute. Zum Abschluss unseres Aufenthalts zeigen sie uns ein Restaurant „im Gebirge“. Dort gibt es dann keinen Fisch, aber Huhn, Rind, Wildhase und das unvermeidbare Moussaka. Tolles Essen, wie immer bei uns viele Speisen, die rund herum probiert werden. Köstlich!

Dann ist es Zeit an unseren Rückzug zu denken.

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Lemnos – Die zweite

Wieder sind wir unterwegs, diesmal relativ früh. Wir wollen uns die „Kirche ohne Dach“ ansehen. Was das genau ist, wissen wir noch nicht, aber Martin und Daniela haben uns diesen Ort sehr empfohlen. Recht nahe an Myrina geht vor dem Ort Platy eine Schotterstraße links weg. Nicht leicht zu finden, schon alleine, weil wir nicht wissen, wie die Kirche wirklich heißt. Eigentlich heißt sie Panagia Kakatiovista, aber das kann man sich eh nicht merken. Ein paarmal umdrehen, bis Google mit uns zufrieden ist – auch gut. Dann geht es immer weiter in die Pampa, links und rechts nur mehr niedriges Gesträuch, bis wir irgendwann einen kleinen Parkplatz entdecken. Na, so klein ist der auch nicht, es stehen immerhin zwei Autobusse herum. Keine ganz großen, aber immerhin.

Na, Super, da ist also eine Horde Touristen unterwegs. Ob das der Stimmung dient? Wir haben Glück, die kommen gerade alle zum Bus zurück. Erstaunlicherweise sind die alle mit guten Schuhen ausgerüstet. Der Weg zur Kirche, führt nämlich über viele Stufen und dann einen Weg im Basalt-Geröll über einen Hochebene.

Es ist „schon“ nach 9, als wir den Weg beginnen. Eigentlich eine faszinierend schöne Gegend: Im vulkanischen Gestein befinden sich immer wieder Höhlen, oder vielleicht auch ehemalige Gasblasen, die der Felswand eher das Aussehe eines überdimensionalen Emmentalers geben. Entlang des Weges gibt es oft schöne Ausblicke hinunter auf das Meer, die Bucht von Mudros und im Hintergrund sogar die türkische Küste.

Basalt mit den zum Teil sehr großen Höhlen

Mit ein paar letzten Stufen erreicht man das Kirchlein. An sich nichts Besonderes. Es wirkt halt so, also ob sich ein Einsiedler verwirklichen wollte, und als die Mauern so 1,5 m hoch waren, hat ihn die Kraft verlassen. Besonders ist aber der Platz an oder in dem sie steht: Eine dieser früheren Blasen, sicherlich 5 m hoch und tief und 15 m breit. Für die vielen Besucher gibt es sogar ausreichend Bänke und Schemel zur Rast. Ein toller Platz. Viele verweilen hier auch länger.

Spannend ist für uns, das Verhalten der Gäste zu studieren. Da ist jede Menge an Selbstdarstellung mit dabei, die unverzichtbaren Selfies und zugehörige Posen. Ein paar andere wirken ein wenig frömmer und bekreuzigen sich, oder schreiben in ein „Gebetsbuch“.

Einer sticht uns besonders hervor: Als erstes schreibt er einen langen Roman in das Buch, sich dabei immer wieder umblickend, wie lange die Warteschlange denn schon ist. Dann ein Foto in Siegerpose im Eingang der Kirche. Danach erklettert er die Felsen hinter der Kirche und schreibt mit seinen rußigen Fingern groß seine Initialen an die Wand. Nicht nur wir sind damit nicht einverstanden. Dieser Depp macht dann noch weitere Fotos, um seine tolle Leistung zu dokumentieren. Warum machen die Leute so was???

Der Griechen – Depp: Stolz auf seine Leistung

Da wir vergleichsweise „spät“ dran waren, haben wir kaum Gegenverkehr beim Weg zurück zum Auto, können trödeln und die Aussicht genießen. Der Weg zum Kirchlein ohne Dach, der war das Ziel!

Martin hat uns empfohlen, vom Parkplatz der Kirche einfach weiter zu fahren, immer weiter – und wenn nichts mehr geht den Kriechgang vom Jeep zu nützen. Den Kriechgang haben wir nicht gebraucht, denn der Weg war zumeist bergab, aber eine Menge Vertrauen, dass der Weg schon weiter und zurück in die Zivilisation führen wird. Das war lange nicht so sicher. Bis dann einzelne „Bauernhof“ Tiere aufgetaucht sind – und dann Höfe, oder deren Ruinen. Dann Staubstraßen mit Reifenspuren und schließlich Häuser. Heraus gekommen sind wir ganz im Süden der Insel, gleich bei einem Strand.

Und da in Lemnos die Strände so funktionieren, dass die Schirme und Strandbetten gratis sind, aber bei der Strandbar eine (mindest) Konsumation gewünscht ist, gibt es immer auch was zu Essen und zu Trinken. Genau das brauchen wir jetzt – und natürlich Schatten!

Weiter geht die Fahrt nach Kontias, dort gibt es nämlich mehrere alte und auch renovierte Windmühlen. Wir suchen einen Parkplatz für das „kleine“ Auto und schlendern durch den Ort. Hübsch hergerichtet, auch neue Häuser werden, zumindest an der Außenhaut, im alten Stil gebaut. Sehr hübsch, der Ort, verwinkelt, an den Hang geschmiegt. Vor der Weiterfahrt finden wir noch einen Bäcker mit natürlich frischem Brot und – Linzerstangerl, also zumindest der griechischen Version davon. Herrlich!

Der Küste entlang, also wirklich immer nur wenige Meter neben dem Wasser, folgen wir wirklich wilden Wegen zum nächsten Ziel: Der Kirche auf der Insel. Immer wieder finden wir gescheiterte Tourismusprojekte. Appartement Häuser mit riesigen Gärten im Nirgendwo, unfertig, aufgegeben. Da wurde richtig viel Geld in den Sand gesetzt. Oder vorsätzlich Förderungen abgezogen und verjubelt. Dass so was durch geht. Da müssten doch Förderungsgeber und Banken eine Wirtschaftlichkeitsrechnung verlangen und das Grundstück einmal sehen, bevor sie Geld geben.

Wir finden also unser Kirchlein. Sie steht auf einer kleinen Insel, die über einen übe 200 m langen Damm mit dem Land verbunden ist. Das Innere der Kirche ist vollgeräumt mit Möbelstücken, sie an den wenigen Gottesdiensten, die dann aber im Freien stattfinden, gebraucht werden. Rund herum sind Tamarisken gepflanzt, die noch nicht sehr hoch sind. Über einen kurzen Weg geht es zum zweiten Buckel der Insel, Nichts Aufregendes, aber man steht sehr weit draußen in der Bucht von Mudros, die im 1. Weltkrieg im Rahmen der Schlacht von Gallipoli eine wichtige Rolle gespielt hat.

Am Weg zurück fällt mir auf, dass am und im Erdboden ganz viele Muscheln liegen. Und dann mach ich Susi noch darauf aufmerksam – Fehler, ganz schwerer Fehler. Susi liebt es Muschel und Schneckenhäuser zu sammeln, und auf dieser Insel ist sie m Paradies. Die einzige Grenze war ihre rote Umhängetasche. Die ist zum Glück nicht sehr groß, so dass wir „bald“ weiterkönnen. Über eine Stunde sucht und sammelt sie auf, was andere noch liegen haben lassen.

Das sind nicht die gesammelten Muscheln, das sind die, die einfach so herum liegen

Unsere Hirne sind von Eindrücken voll, uns so fahren wir zurück zum Schiff und geben Martin sein Auto zurück.
Genug für heute.

Ach ja, und dann ist die Sonne auch noch unter gegangen ….

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Reise

Meltemi im  Hafen

Wir haben ja einen der wenigen Plätze längsseits an der Mole ergattert. Noch dazu einen, der von den Kreuzfahrtschiffen nicht beansprucht wird. Ist eigentlich sehr gemütlich hier: Kaum Welle im Hafenbecken. Vormittags Wind, der uns sanft an die Mole drückt, am Nachmittag dann als ablandiger Wind mit Abstand von der Mole. In der Nacht meist windstille.

Durch die Lage an der Mole, können wir das Dinghi zusammengerollt an Deck liegen lassen. Das spart Arbeit. Kein Dinghi zu brauchen um an Land zu kommen, ist sehr bequem. Ein Platz mit Heck an der Hafenmauer war nicht mehr zu ergattern. Außerdem ist man bei dem dort seitlichen Wind auch von den Ankern der Nachbarlieger abhängig. Bricht da einer aus, gibt das einen schönen Domino-Effekt und gelegentlich auch ein Trümmerfeld an Yachtschäden. Auch keine gute p

Bis jetzt also alles super – bis jetzt: Gestern Abend ist der Wind auf NE geblieben, hat und also an die Mole gedrückt. Heute Früh hat er aufgefrischt. Wir haben ein Maximum von 32,8 kt gemessen, also gute 60 km/h. Da bekommt das Schiff Lage, ruckt in Vorleine und Achterspring, während die anderen Leinen lose durchhängen. 5 Fender stützen das Schiff gleichzeitig ab, damit nichts passiert. Trotzdem ist das alles recht ungemütlich. Ruckt das Schiff nicht vor und zurück, schlagen die Wellen, die der Wind über das Hafenbecken jagt an die Bordwand – so alle Sekunden ein Schlag, der das Schiff in die Fender drückt. Nicht so echt toll. Schlafen ist da dann nur mehr bedingt entspannend.

Super war aber der Kapitän der Superyacht. Er macht regelmäßig Rundgänge, um alle Schiffe an der Mole zu prüfen. Mit unseren Fendern und Tauen ist er zufrieden, nur in die Bugleine würde er etwas lockerer lassen. Aber sonst alles gut.

Und dann meint er noch, dass der Wind am Vormittag am schlimmsten ist und am Nachmittag schon deutlich abnimmt. Naja, war wohl ein Irrtum, der Wind ist geblieben. Nicht mehr 30 kt sondern nur mehr 20 kt. Für eine unruhige Nacht ist gesorgt.

Der einzige, der sich freut ist unser Windgenerator. Der nimmt in den Böen mächtig Drehzahl auf und schickt bis zu 25 A in die Batterie, stundenlang, den ganzen Tag. Die werden so voll, dass wir Strom von der Service Batterien in die Lithium Batterie für Susi’s Sauerstoffversorgung umladen können.

Wenigstens um den Strom machen wir uns keine Sorgen. Viel eher schon um das Schiff: Können wir unter diesen Bedingungen das Schiff verlassen und einkaufen gehen?
Wir haben alles abgefendert, den Wind beobachtet, die Längen der Taue verbessert, Bimini und Spray Hood abgebaut, damit der Wind weniger Angriffsfläche hat und das am meisten beanspruchte Tau, mit einer weiteren Sicherheitsleine abgesichert. Es wäre blöd, wenn die Bugleine bricht und wir gegen die Superyacht treiben, sie dabei vielleicht versenkten. Das übersteigt die Höhe unserer Haftpflichtversicherung (7 Mio. €) bei weitem. Ich denke aber, dass die Yacht mit Lackschäden davon kommt und eher wir versinken. Das wäre hingegen von der Kaskoversicherung gedeckt.

Wenn jetzt doch was passiert, es kommt eine katastrophale Böe oder irgendetwas bricht, dann könnten wir in dem Moment einen Schaden am Boot auch nicht mehr verhindern. Da der Wind in der Tendenz eher abnimmt trauen wir uns und gehen am späteren Nachmittag noch an den Strand.

Entspannung muss auch sein.

Die einzigen „Schäden“ finden wir an einem Fender Überzug, den hat eine Kante der Mole aufgerieben und am Windgenerator. Offensichtlich hat der starke Wind viel Staub aus der Insel mitgebracht, und der hat der Farbe an den Flügeln mächtig zugesetzt. Da fehlt jetzt der UV Schutz für den Kunststoff. Wieder eine Diskussion mit den Freunden beim Hersteller in Portugal

Anfangs war alles blau lackiert – Markenzeichen von Sielntwind. und jetzt 🙁
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Schiff Technik

Die kleinen Freuden zwischendurch – VHF Antenne 

Bei der Überfahrt von Sithonia nach Lemnos ist unsere VHF Antenne vom Mast geschüttelt worden. Blöd, aber das kann schon einmal passieren. Wir haben ja noch unsere Handfunke, da können wir mit Schiffen in der Nähe oder dem Hafen sprechen, das reicht eigentlich immer.

Also, ein Blick in den Mast und dann ein gezoomtes Foto, nicht mit Handy, mit einer ordentlichen Kamera, offenbart, dass da am Kabel noch der Stecker und noch was anderes am Stecker hängt. Vielleicht der Fuß von der Antenne?

Links der Stecker, rechts der Halter für die Antenne

Vorerst ist das egal, denn ich brauche ja noch Ersatz. Die Küstenwache schickt mich zum Elektronikgeschäft. Bei uns wäre das eher ein Haushaltselektriker. Nein, eine Antenne hat er nicht, aber er kennt wen, der wen kennt, der sich auskennt. Erster Versuch beim Furuno Händler. Der hat zwar viel Yachtelektronik in der Auslage, auch ein paar Antennen lehnen an der Wand, aber – zu. OK, morgen in der Früh probier ich es nochmal. Am Abend machen wir noch eine Expedition in ein andere Richtung und finden zwei weitere Marinehändler – auch zu, Avrio = Morgen

Gut, in der Früh zum ersten Händler. Der hat sogar Antennen im Regal, aber die sind nicht für Segelschiffe und Montage am Masttop gemacht. Die richtige hat er im Katalog, ist aber nicht lieferbar.
Weiter zum zweiten. Der hat den gleichen Katalog und kann innerhalb von 3 Tagen liefern – soll er machen. Am Rückweg schau ich noch bei Furuno vorbei, der ist fast direkt am Hafen und es ist kein Umweg. Hat der tatsächlich offen und sogar eine passende Antenne in der Ecke lehnen. Die nehme ich sofort. Dann wieder zurück zu Händler No. 2, um die Bestellung zu stornieren und danach erst wieder zum Schiff.

Sollte doch irgendwie machbar sein, eine Antenne in die Halterung zu schrauben, die Reste der alten zu entfernen und das Kabel anzustecken. Nun denn, froh ans Werk!
Alles Werkzeug, dass ich brauchen könnte mit schwarzen Schnürln am rosaroten Stoffsack sichern. Klettergurt und Helm anziehen, Sack in den Gurt einhängen. Das Sicherungsseil für das Grigri und das Spinnakerfall sortieren und mit dem Gurt verbinden. Sicherheitscheck und los geht’s. 21 Stufen senkrecht, 2 x Pause auf den Salings, 2 x die Sicherungsschlaufe umhängen, da sie bei Salingen und Wanten durchgefädelt werden muss. Dauert so an die 8-10 min bis ich oben bin.

Was ich gesehen hab, stimmt. Nun „einfach“ die Antenne aus dem Klettergurt gezogen und in die Bohrung der Halterung gesteckt. Klingt einfach, ist es auch – wenn man am Boden ist. Dort oben klammert man sich aber mit einer Hand an und erledigt den Rest mit nur einer Hand. Wenn war runter fällt, schlägt es am Deck auf, springt wieder hoch und verabschiedet sich mit einem kurzen Platsch ins Meer. Es darf einfach nichts hinunter fallen – Punkt.

Nun, irgendwie bekomme ich die Antenne in das Loch und von unten den Sicherungsring und die Mutter drauf. Zum Festziehen hab ich den 19er Schlüssel mit. Festziehen ist ja OK, aber wie fest? Ich will ja nicht die Antennenhalterung beleidigen. Mit viel Gefühl gelingt’s.

So, jetzt nur noch den Stecker. Öha! Das ist kein Stecker, das ist ein korrodierter Klumpen. Eisen und Alu haben sich nie gut vertragen und nach 20 Jahren Zwangsehe hat sich da schon was angehäuft. freundliches Bitten hilft da wenig. Also zum Universalwerkzeug gegriffen: Was ist ein Mann ohne Leatherman? Der wirkt und ich kann die Verschraubung lösen! Dann fällt mir aber auf, dass der Stecker vom Kabel rutscht ☹.

Viel ist da nicht mehr übrig

Das ist mit den Steckern für die Koax-Kabel so eine Sache: Die Schirmung, also das Kupfergeflecht außen herum wird beim Verschrauben mit eingeklemmt und der innere Strang wird in ein Röhrchen geführt und verlötet. Das Lot hat sich offensichtlich geopfert und ist vollständig verschwunden.

Nun gut. Ende des Arbeitseinsatzes nach 45 min am Mast und keine Idee für die Lösung. Was ich tun könnte wäre ein 230 V Kabel und meine Lötstation mit hinauf schleppen und dann diese eine Lötstelle machen.
ODER
Ich frag meine neuen Freunde von der Superyacht, ob die denn nicht einen Gaslötkolben haben. Der wäre klein und leicht, die Sache viel einfacher. Mal nachfragen. Gleich laufen sie zusammen, fragen Captain und Engineer – ja, sie haben. Wenn ich ihn brauch, soll ich ihn mir holen.

Tag 2 der Operation Antenne

Wieder andirndln, rauf auf den Mast. In der Höhe der ersten Saling sind die Böen so stark, dass ich abbreche. Das war ein kurzer Tag.

Tag 3 der Operation Antenne

Erneut Kletterzeug anlegen, alles Werkzeug anbinden, den geliehenen Gaslötkolben auch. Rauf bis zur Spitze und dann das Kabel für den Stecker herrichten. Das Ding ist alt und bockig, die einzelnen Litzen schwarz angelaufen. Eine tolle Verbindung wird das wohl nicht. Dann stelle ich fest, dass bei dem Stecker, den ich am Mast mithabe, das Röhrchen nicht alle Mittellitzen aufnehmen kann. Soll sein, wird schon funktionieren. Was nicht gut geht ist, den Stecker auf das Kabel zu schrauben. Herunten hab ich das bei genau diesem Kabel schon zwei Mal geschafft – aber da oben?

Naja, so ein bisschen hält er ja. Wenn die Lötung gelingt, würde das das Kabel an Ort und Stelle halten. Den Lötkolben aus dem Sack heraus prfiemeln. Es gab da einmal ein Kinderspiel, wo man Gegenstände in einem Sack erkennen muss – ich glaub, ich wäre recht gut darin. Selbst das Anzünden des Lötkolbens geht, dank Piezozünder. Nun bräuchte ich aber eine dritte Hand, zumindest: Kabel halten, Lötkolben halten, Lötzinn halten und zuführen, und das alles mit 1 ½ Händen. Das ist schon am Boden eine feinmotorische Leistung, aber am Mast hängend, nach 40 min „anklammern“ + arbeiten ?!? Irgendwie schaffe ich es, das Röhrchen mit flüssigem Lötzinn zu füllen. Allein, den Kupferdraht lässt das kalt und er ignoriert alle meine Bemühungen. Bei der ersten Belastung fällt der Stecker vom Kabel. ☹

Also wieder runter. Erfolg der Aktion = Null

Was habe ich gelernt: Ich brauch auch so einen Lötkolben, denn das Löten am Mast ist damit gut machbar – auch wenn der erste Versuch nur zum Teil gelingt.

4. Tag der Operation Antenne

Eine neue Strategie ist gefunden: Anders Werkzeug, ein Winkelstecker als Hebel um besser schrauben zu können. Sandpapier um die Litzen zu reinigen, Ersatzstecker, falls sich einer nach unten verabschiedet. Und wieder froh ans Werk. Doch halt, der Wind macht noch Böen bis 30 km/h an der Mastspitze. Ob ich da jetzt wirklich hin will?

Andererseits haben die Freunde von der Superyacht schon nach dem Lötkolben gefragt. Es muss wohl sein, einen Sieg muss man sich verdienen. Nun denn, alles wieder anziehen, Werkzeug anbinden und checken, den Gaslötkolben noch nachfüllen – Murphy’s Law, eh schon wissen – und wieder einmal in den Mast steigen. Drei Mal mache ich wegen dem Wind eine Pause beim Aufstieg. Wenn man dann einmal oben ist, hat man keine Zeit an den Wind zu denken. Einzig das Rad vom Windmesser dreht sich manchmal rasend schnell.

Schnell ist da oben aber sonst gar nichts: Kabel abisolieren, Abschirmung zurechtschneiden, innere Ader abisolieren, Stecker aufschrauben, löten. Herunten eine Sache von 10 min. Am Mast war ich für diese Kleinigkeit fast eine Stunde. Es soll nichts herunterfallen, und verstümmeln will man sich ja auch nicht. 

Diesmal gelingt die Operation, alles schaut gut aus und wird noch in ganz viel grünes Isolierband verpackt. Selbst das dauert mindestens weitere 5 min. Jetzt sitzen wir vor dem Funkgerät und lauschen, ob am Kanal 16 was passiert und haben zur Kontrolle das Handfunkgerät eingeschaltet. Warum der Kanal 16? Das ist der Notfunk Kanal, und wenn was passiert, dann dort.

Es bleibt aber alles ruhig und damit weiter spannend.

Nachtrag:
Einen Tag danach empfangen wir auf Kanal 16 und weiter 83 den Wetterrundspruch. Geht also doch1