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Das Jahr beginnt

In diesem Abschnitt findest Du

  • was wir im Winter so mit Philia angestellt haben
  • einen Zwischenstopp an Land
  • Philia als Schulschiff
  • den langen Weg zurück nach Griechenland
  • erste Besucher bei uns zu Gast im Ionischen Meer
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Technik

Einbau und Wiedergeburt

Wie immer wird es spannend: Zunächst kommen die neuen Teile verspätet zu Sean. Dann holt DHL die Kiste zwar ab, lässt sie aber schon im Lager Southampton 24 h herum stehen, weil sie nicht auf den ersten LKW passt. Geflogen wird die 180 kg Kiste nicht, da wir der Platz im Flugzeug mit einträglicheren Gepäckstücken aufgefüllt. Der LKW braucht aber seinen Zeit bis Österreich. Ich schaffe es aber DHL zu überzeugen, mir die Kiste direkt im Lager Guntramsdorf in das Auto zu stellen. Geht, wenn auch knapp: Nach oben haben wir 3 cm Platz, links und rechts kaum 15. Egal, drin ist drin! Jetzt noch Fritz abholen, der ganz in der Nähe wohnt und ab nach Tisno.

Das große Thema ist: Wie bekomme ich einen 140 kg Motor unbeschädigt und einfach in ein Schiff. Und wieder hilft uns der Zufall:

Philia steht als letztes Schiff an der Ecke zur Hafeneinfahrt und kann so ganz einfach von einer Position Heck zum Steg auf eine Position längs am Steg umgestellt werden. Keine 10 min und das ist geschehen – super simpel! Jede andere Position im Hafen wäre deutlich komplizierter gewesen. Wir müssen das Schiff ja händisch bewegen – Motor gibt es ja keinen. Ja schon, aber der steht noch im Auto.

Vorbereitungen am Motor. Noch kommt man überall leicht dazu

Und dann haben wir über Nikola, den Marinabesitzer, einen LKW mit Kran aufgetrieben. Der kommt pünktlichsts in der Marina an, nimmt den Motor an den Haken, stellt sich besser hin und versenkt den Motor im Motorraum der Philia. Easy going. In 15 min ist er wieder weg. Die beste 40 € Investition der letzten Wochen!

Mit Autokran ist das alles viel einfacher!

Jetzt liegt es an uns, den Motor anzuschließen. Treibstoff, Kühlwasser, Batterien, Motorsteuerung. Könnte alles ganz einfach sein, ist es aber nicht. Es gibt halt doch kleine Unterschiede zwischen dem 2030 und dem D 1-30. So Unterschiede wie, na wie das „steirische Maß“. Und dann ist die Treibstoffleitung um 10 cm zu kurz, oder der Seewasserschlauch für die neuen Anschlüsse um 1 mm zu dünn. Grrrr – und das in einem kleinen kroatischen Ort ohne Marinehändler.

Aber – hier geht man zum Baustoffhändler, der hat echt alles: Dieselleitungen in 4 Farben und 8 Durchmessern, Schrauben in seewasserfester Qualität, Schlauchschellen, Litzenkabel in großen Querschnitten, … Ein Paradies für Schiffsbastler. Ich glaub, ich bin 5mal hin gefahren 😊

Schön langsam wird’s. Das größte Problem, die größte Spielerei ist das Justieren der Motorposition. Der große Motor muss exakt auf die Achse der Propellerwelle ausgerichtet sein, um Vibrationen und vielleicht auch Schäden zu vermeiden. Klingt einfach, ist es aber nicht: Die Gummifüße des Motors sind so weich, dass er kaum eine feste Position hat. Und dann kann man an insgesamt 12 Schrauben drehen, um den 140 kg Motor um 0,1 mm genau hin und her zu schieben. Eine echte Spielerei.

Am 2. Tag zu Mittag, macht der Motor seinen ersten Huster. Beim ersten Startversuch springt er an, zögert noch etwas – wird wohl noch Luft in den Leitungen sein – und stabilisiert sich dann nach 1 min. Also eigentlich läuft er ganz brav, nur vibrieren tut er noch heftig. Also Propellerwelle lösen und erneut einstellen. So, nach einer weiteren Stunde passt das auch.  

Ja, und was zeigt das neue Bedienpanel an, da ist ja auch der Betriebsstundenzähler untergebracht: 122,8 Betriebsstunden, mehr nicht. Bei einem Auto wären das so um die 4.000 km, gerade mal eingefahren. Toll! Ich hoffe, dass der Motor lange und zuverlässig seinen Dienst versehen wird. So an die 5.000 Stunden sollte er problemlos schaffen. Das sind bei einem Eignerschiff dann eher Jahrzehnte – oder 2-3 Weltumseglungen.

Natürlich bleibt noch Arbeit übrig: Der Warmwasserboiler ist noch nicht angeschlossen. Da fehlen neue Ventile und Schläuche. Die Seewasserkühlung bekommt noch ein Siphon-Ventil, sobald ich die richtigen Schläuche hab. Das Kabel des Bedienpanels muss noch ins Cockpit gelegt werden und das Panel wird dort auch noch festgeschraubt. Und dann sind noch ausführliche Motortests im Hafen angesagt, bevor ich mich auf das Meer hinauswage. Immerhin steht dann einen 3-stündige Überstellung in eine Werft an, wo das Antifowling gemacht werden soll.

Nach zwei intensiven Tagen am Boot reicht es uns aber und wir ziehen uns zurück. Das Wetter unterstützt uns dabei. Es hat in der Nacht angefangen heftig zu regnen und ein paar Gewitter tun ihr übriges für die einladende Stimmung.

Vielleicht ist es besser, nicht wirklich alles über sein Boot zu wissen. Dann weiß man auch nicht, was alles kaputt gehen kann 😉

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Rauf auf den Mast

Warum denn überhaupt da hinauf? Na, weil er für uns wichtig ist, weil wir nachsehen müssen, ob alles passt und natürlich für Reparaturen: Lampen tauschen, Windmesser kontrollieren, Wanten und Seilumlenkungen,… Da gibt es genug was kaputt gehen kann.

1. Methode – Rauf ziehen lassen
Man schnalle sich in den Bootsmannstuhl. Das ist ein in starken Stoff eingefasstes Brett mit Rücken- und Seitenteilen. Der wird in eine, besser 2 Fallleinen eingebunden. Die werden durch Klemmen und über eine Winsch gelegt. Starke Männen, da braucht man wirklich Kraft und Ausdauer, ziehen dann das „Opfer“ in den Mast hinauf.

2. Methode – Elektrisch
Genau wie die erste, aber bequemer über eine elektrische Winsch. Kann man an Bord haben, muss aber nicht. Kostet auch nur eine Kleinigkeit so ein Ding: 3-4000 € – ohne Einbau versteht sich. Und wenn die Batterie dann größer ist, schadet das auch nicht.

3. Methode – Maststufen
Wir haben Maststufen auf der Philia montiert. Der Mast ist jetzt wie eine 13 m lange, senkrechte Leiter. Für die persönliche Sicherheit nehmen wir einen Klettergurt. Der wird über einen gesteckten doppelten 8er Knoten mit dem Fall verbunden. Dann haben wir zusätzlich ein 8mm Seil vom Mast bis ans Deck hängen. Das ist das Top Rope Kletterseil (statisch!!) in das ich ein GriGri+ einhänge. Das GriGri+ erlaubt auch einfaches Abseilen und hat einen Panikschutz am Hebel. Richtig für Anfänger wie mich.

Wenn es nun aufwärts geht, kann ich von Stufe zu Stufe steigen. Susi zieht das Fall stramm, braucht aber keine Kraft dazu. Ich sichere mich mit dem GriGri+ und zusätzlich einer Gurtschlaufe, die um den Mast gelegt wird. Helm auf und dann geht’s los. Mit dem ganzen Zeug dauert es halt immer, bis man oben ankommt. So an die 8 Minuten brauche ich bis oben. Dabei ziehe ich eine dünne Leine und eine Umlenkrolle mit nach oben. Da bekomme ich dann in Stoffsäcken das erforderliche Material rauf geschickt und kann auch was nicht mehr gebraucht wird hinunter lassen. Es ist aber praktisch, wenn man dann oben ist, den Sack mit einem eigenen Karabiner zu befestigen, damit er höher hängt.

So richtig praktisch ist das aber immer noch nicht. Jedes Werkzeug ist durch eine Schnur mit dem Sack verbunden, damit es nicht der Schwerkraft folgt und unten ins Deck ein Loch schlägt. Wenn da 10 verschiedene Werkzeuge im Sack sind, gibt das mit den Seilen ein ganz schönes durcheinander. Wenn wer eine bessere Lösung hat, bitte melden.

Wie ist es da mit Höhenangst? Beim Hinaufsteigen klammere ich mich schon ganz gut an, trotz 2er Sicherungsleinen und dem Gurt, den wir von Anfang an um den Mast legen. Kommt gerade eine Windböe oder Wellen von einem vorbeifahrenden Schiff, dann ist im Aufstieg Pause: festhalten und abwarten. Oben angekommen, ist man mit dem Arbeiten beschäftigt, da ist keine Zeit sich zu fürchten. Und wenn man wieder unten ist, ist’s auch ganz gut.

Arbeiten da oben sind deutlich anstrengender und komplizierter als herunten. Eine Hand ist quasi unbrauchbar, da man sich ja doch immer irgendwie anklammert. Dann ist nur mehr eine frei um irgendwo, natürlich ohne Blickkontakt, eine Mutter auf ein Gewinde zu drehen. Klar, speziellere Mutter und von unten. Fällt die hinunter dauert es lange, bis man Ersatz gefunden hat. Also manchmal werden auch Schrauben und Muttern festgebunden – besser ist besser.

Gut ist es auch, wenn die Werkzeuge keine 230 V brauchen. Da ein Kabel mit hinauf zu schleppen ist nicht ganz einfach, manchmal aber notwendig. Für Lötarbeiten da oben, würde ich einen Gaslötkolben empfehlen. Eine Lötstation da oben, geht wirklich nicht.

Bis zu 1 h habe ich da oben schon gearbeitet. Durch das Stehen auf den Füßen, abwechselnd mit Sitzen im Gurt, geht das ganz gut so. Das entspannte sitzen im Gurt, und das Vertrauen in die Sicherungsseile, das muss man auch erst einmal lernen. Vielleicht weiter unten anfangen 😉

Herunter bin ich schneller, ungefähr die halbe Zeit. Da wird dann von unten das Fall nachgelassen, während ich das GriGir+ gefühlvoll lockere und immer wieder anhalte, um den Sicherungsgurt umzuhängen. Ist insgesamt aber einfacher als ich das beschreiben kann.

4. Die Hebebühne
Gar nicht in den Mast steigen, sondern mit einer Hebebühne hinauffahren. Immer mehr Bootswerften machen das so. Da kann man dann Wanten tauschen, ohne am instabilen Mast herum turnen zu müssen. Alles ist sicher und rasch erledigt. Da bleibt dann mehr Zeit zum Rechnungschreiben 😊

5. Wenn dann gleich ganz
Den Mast umlegen. Ist mehr zu tun, also eine gründliche Inspektion und Austausch vieler Teile, kann man den Mast auch umlegen. Dazu wird er an den Haken eines LKW Krans gehängt. Dann sind der Mastfuß zu lösen, die Kabel alle zu lösen, die Wanten abzubauen und dann geht’s recht einfach. Der Mast wird dann neben das Schiff auf 3 bis 4 Holzschragen gelegt.

Das zahlt sich aber nur bei größeren Arbeiten aus. In Norddeutschland ist es aber üblich, jeden Herbst den Mast umzulegen, damit das Schiff in eine Halle passt. Da geht die Inspektion gleich mit. Bei Schiffen in der Adria, die mit stehendem Mast an Land gestellt werden, weiß man nie, wann der zuletzt gelegt wurde. Ich glaub, der von Philia war noch nie am Boden. Da gibt es zu viele Kabel, die unter dem Mast nicht getrennt werden können.

Nicht in den Mast zu kommen, ist aber auch keine Alternative. Erst kürzlich sah ich ein Youtube Video, wo ein Skipper berichtet hat wie es ihm ergangen ist: Zuerst gibt der Motor auf – macht nix, kann man segeln. Dann gibt das Vorsegel auf – macht nix, hab noch ein Großsegel. Und dann bricht ein Schäkel, ein kleines Metall U um 5€, und das Segel kommt herunter. Genau so wie man es vor einem Hafen tut.  Aber das Großfall verabschiedet sich in die Höhe und der Skipper kommt nicht heran. Jetzt kann er das Großsegel nicht mehr setzen, und hat keine Möglichkeit mehr, sein Schiff irgendwie zu steuern. Er musste einen MAYDAY Ruf absetzen und sich auf ein Tankschiff retten. Seine Yacht mit all seinen Habseligkeiten blieb im Pazifik zurück und er war 10.000 Meilen von seiner Heimat entfernt. Ohne Dokumente, ohne Geld – nix. Selbst die Kleidung war ein Geschenk der Besatzung, die ihn gerettet hat.

Da ist es mir dann lieber, dass mein Mast wegen der Maststufen nicht mehr hübsch ist, ich mir aber im Notfall helfen kann.

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Schmutzige Hände

Auch ein Motor braucht liebe, zwar nur alle 100 Stunden, aber immerhin. Also alle 100 Stunden ist das Öl zu wechseln. Das erscheint im ersten Blick wenig, relativiert sich aber, wenn man die 100 h auf ein Auto umlegt. Dort wären es rund 5000 km. Immer noch nicht viel, aber mein Motor ist halt ein Sicherheitsfaktor. Der muss immer funktionieren, sonst kann es ganz schnell kritisch werden.

Bei einem Ölwechsel beim Auto wird es hochgehoben und die Ölablassschraube aufgemacht. Dann rinnt die schwarze Suppe in einen Auffangtrichter und fertig. Hochheben kann ich meinen Motor nicht, selbst wenn er eine Ölablassschraube hat. Beim Schiff gibt es einen Trick:

Man nehme eine Handpumpe, eine gute, die auch heißes Öl aushält, und leere Wasserflaschen. Den Ansaugschlauch steckt man in das Rohr vom Ölmessstab, der zweite Schlauch kommt in die Wasserflasche. Und dann wird einfach gepumpt. Also ganz einfach ist es nicht: Die Pumpe wird natürlich heiß und das Ende vom Ansaugschlauch muss das Öl in der Ölwanne schon ein bisschen suchen, speziell gegen Ende. Insgesamt aber relativ einfach.

Blöder ist da schon der Ölfilter. Der ist so groß wie bei einem Auto, kann also viel mehr als wir am Schiff von ihm verlangen. Irgendein verblendeter Konstrukteur hat beschlossen, dass es besonders fein ist, den Filter horizontal anzubringen. Ist super, denn beim Abschrauben sudelt unvermeidbar Öl über den Motor und in die Motorbilge. So sauber das Auspumpen war, so dreckig ist das mit dem Ölfilter.

Das alte Öl in den Wasserflaschen, der Ölfilter, die 4 Flaschen vom neuen Öl und die ganzen Putztücher kommen natürlich in einen eigenen Sack und zu einer Sammelstelle, die es in größeren Marinas gibt. Irgendwas müssen die für ihr Geld schon auch tun.

Und gelegentlich braucht der Motor auch ein bisschen mehr: Bei einem Schiffsmotor wird das Meerwasser für die Kühlung verwendet. Das muss gepumpt werden, mit einer Impeller Pumpe. Da dreht sich ein sternförmiges Gummiteil und wird an einer Stelle zusammengedrückt. Das presst dann das Wasser in das passende Rohr. Ganz einfach, eigentlich. Nur dass der Impeller die Quälerei beim Herumgequetsche nicht ewig erträgt. Da bekommen die einzelnen Flügel dann Risse und können sogar abbrechen.

Also muss man den Impeller regelmäßig anschauen, aber was ist „regelmäßig“. Laut Hersteller des Impellers sollte er 500 Stunden leben. Volvo Penta, der Motorhersteller meint, der Impeller freut sich wenn er alle 200 Stunden oder 2 Jahre mal an die frische Luft darf.

Unsere Pumpe macht aber auch noch was anderes: sie tröpfelt. Nicht weiter schlimm, so 6 Tropfen pro Minute, einiges verdunstet im heißen Motorraum gleich wieder. So steht halt immer ein Lackerl unter dem Motor. In den letzten Tagen hat sie aber beschlossen, mit dem Wasser so herumzuspritzen, dass die umliegenden Motorteile wie angezuckert aussehen. Soll nicht sein, muss auch nicht.

Das Ersatzteil ist ein genormter Dichtring. Der ist etwas komplizierter aufgebaut aber eben ein Groschenprodukt. So um die 2 – 4€ kosten die. Was er können muss ist Seewasserfestigkeit, das bedeutet, dass die sichtbaren Metallteile, in dem Fall eine rund umlaufende Spiralfeder aus Edelstahl gefertigt ist. Gibt es aber alles zu bestellen, kein Problem.

Das Problem ist eher, dass wir uns ständig bewegen und, dass wir kein griechisch können, um irgendwo einen Wellendichtring 12247 zu ordern. Zum Glück gibt es in Patras einen Volvo Händler und ich habe den Ersatzteilkatalog aus dem Internet. Und der Händler hat die Dichtung auch im Lager liegen. Jetzt muss die nur mehr zu einem Treffpunkt kommen. Da schlage ich die Marina von Messolonghi von. Der Volvohändler kann mir die Dichtungen, ich bestelle gleich 2 – zur Sicherheit – mit einem Kurierdienst schicken. Gar nicht so teuer: 2x 14€ für die Dichtungen und 5 € für den Kurierdienst. Dafür sind das aber auch „Original Volvo Penta – Ersatzteile“, da bin ich dann mächtig stolz darauf.

Um die Sache zu verkomplizieren, gehen wie in Messolonghi nicht in die Marina, sondern in den Stadthafen. Das packt der Kurierdienst überhaupt nicht. Nach 5mal telefonieren schägt er vor, das Packerl selber im Stadtbüro abzuholen. Nicht der Deal aber ok. Wie lange er denn offen hat? Noch 25 min – dann kommt die lange Siesta bis 19:00, und dann noch 1 ½ Stunden bis 20:30.

Ich sprinte also los und schaffe die Dead Line um 14:00 gerade noch so. Wieder am Schiff geht es an die Arbeit: Impeller Pumpe öffnen, 6 Schrauben. Deckel runter und alte Dichtung entfernen. Impeller aus der Pumpe heraus popeln. Öha, dem geht es nicht mehr gut. Von den 6 Flügeln sind nur mehr 2 unbeschädigt, die 4 anderen sind zu 2/3 bereits abgerissen und halten nur mehr aus Mitleid zu mir. Gut, dass ich schon im Juni 2 Ersatzimpeller gekauft und mitgebracht habe.

Jetzt geht es dann an die Dichtung. Die ist von hinten zugänglich, zwar nur sehr beengt, aber immerhin. So kann ich sie, mit viel fummeln Millimeter für Millimeter, mit einem Imbusschlüssel als Hebel, aus der Bohrung drücken. Na die schaut aus! Die Feder ist komplett weggerostet. Kein Wunder, dass diese Dichtung nicht mehr dichthält. Ich nehme an, dass die 20 Jahre ihren Dienst versehen hat.

Alles ausputzen, Impeller mit spezieller Schmiere (war auch im Set dabei) gut einfetten, ab in deinen zukünftigen Arbeitsplatz. Papierdichtung und Deckel drauf, anschrauben – fertig. Der spannende Moment ist der Probelauf. Wenn alles hinhaut, sollte das Wasser nur aus dem Auspuff spritzen und nicht aus der Pumpe. Motor starten, sofort zum Auspuff schauen. Es spritz nur zögerlich, dann mehr und zum Schluss, so wie es sein soll.

Wäre da was schiefgelaufen, hätte ich gerade noch die 300 m in die Marina fahren können, bevor der Motor überhitzt.

Operation geglückt – viel Geld gespart: Eine neue Volvo Pumpe hätte 500 (!!) € gekostet, der Nachbau immerhin auch noch 260. Ganz zu schweigen von den Lieferzeiten …

Man darf auch einmal Glück haben!

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multiples Organversagen

1 Meile vor dem letzten Anlegen der Saison hat der Motor seinen Dienst eingestellt. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Also rückblickend war da schon was: Die Leerlaufdrehzahl war deutlich niedriger als sonst und das Starten wurde immer beschwerlicher.

Am Tag nach dem Vorfall hilft mir Fritz bei der ersten Diagnose. Fritz war 30 Jahre Pannenfahrer beim ARBÖ, der kann Motorschäden am Geruch erkennen. Außerdem versucht er, Schäden von einfach auf komplex einzugrenzen.

Versuch: Zylinderkopfdichtung

Also alles anschrauben, was dem Ausbau im Weg steht, und das ist eine ganze Menge: Auspuff mit Wärmetauscher, Wasserpumpe, Hochdruck-Dieselleitungen, Rücklaufleitungen, Ölleitungen, … Dann aber ist er ab. Schaut gar nicht so schlecht aus, die Zylinderkopfdichtung. Egal, nun muss die ohnehin neu gemacht werden.

Fritz kümmert sich in den nächsten Tagen um eine Renovierung des Zylinderkopfs, ich kümmere mich um die Ersatzteile: Einen Dichtungssatz und dann auch noch die Einspritzdüsen. Dass die Glühkerzen ersetzt werden war schon klar, da zumindest eine ausgebrannt war. Fritz lässt den Zylinderkopf planschleifen, justiert den Einspritzdruck an den Einspritzdüsen und macht sonst noch so manche Kleinigkeit.

Anfang November sind wir wieder am Schiff und setzen den Motor wieder zusammen. Funktioniert sogar, ist aber an vielen Stellen undicht. Also wieder zerlegen, nachdichten, Kupferdichtungen erneuern, Schellen anziehen. Im zweiten Versuch ist er dann dicht, rumpelt aber so vor sich hin. Geschmeidiger Lauff geht anders – aber OK.

Wir machen dann Versuche mit längerem Lauf im Leerlauf – alles KO. Dann Leerlaufdrehzahl + Propeller als Belastung – auch gut. 1400 U/min – passt, 2000 U/min – passt auch. Passt ungefähr 10 min. Als zufällig Fritz wieder vorbei kommt, bleibt der Motor wieder plötzlich stehen. Shit!

Er lässt sich aber wieder starten und Fritz beginnt erneut mit der Diagnose. Zuletzt öffnet er die Ölnachfüllöffnung und den Ölmessstab. Bei beiden Stellen tritt sofort eine Fahne von Ölnebel aus. „Magst wirklich wissen, was das ist?“ – „Kolbenringe?“ – „genau“.

Naaa, i wü ned!

Das kann man recht einfach reparieren, gibt es doch ein „refit kit“ für den Motor um wohlfeile 360 €. Das könnte man ja machen, aber dazu muss der Motor aus dem Schiff – und das würde ich mir gerne ersparen.

Raus damit

Was bleibt mir übrig: Also wieder alles zerlegen, um den Motor möglichst leicht zu machen. Immerhin hat das gute Stück 130 kg. Einfach „heraus-heben“ können wir den so nicht. Mit der Abspeckmethode können wir ihn auf knapp unter 100 kg erleichtern. Dann wird einmal eine Nacht über die Sache geschlafen und dabei überlegt, wie wir das Eisentrum 3m hoch heben können.

Also der Plan ist so: Der Baum wird zur Mastspitze hin mit einem Seil abgestützt. Wäre ja blöd wenn der bricht. Dann wird ein Hebeseil so angebracht, dass es wie ein Flaschenzug wirkt und über eine Winsch gelegt werden kann. Durch den Flaschenzug ist es nur die halbe Kraft, die Winsch erlaubt kontrolliertes Heben. Ein Ende des Flaschenzugs wird in den Wagen des Unterliekstreckers eingebunden. So kann man dann den ganzen Motor auch in Längsrichtung bewegen.

Fritz operiert am offenen Herzen, doch die Blicke sind besorgt.

Soweit der Plan. Erstaunlich, aber der hat auch funktioniert. Letztendlich steht der Motor, oder das was von ihm übrig ist, am Cockpittisch. Fritz will dann natürlich sofort wissen, was alles los ist. Außerdem muss der Motor ja noch von Bord. Also ist weiteres Abspecken angesagt. Das Getriebe wird abgeschraubt und der Deckel zur Schwungmasse abgenommen. Da purzeln uns auch schon Gummiteile vom Schwingungsdämpfer entgegen. Das ist um so erstaunlicher, da der Schwingungsdämpfer offensichtlich noch nicht sehr alt ist. Zusätzlich zeigen Schleifspuren auf der Innenseite des Deckels, dass da schon einmal ein gröberer Unfall passiert sein muss. Hat sich da einmal der Schwingungsdämpfer selbständig gemacht?

Dann ist der Motor leicht genug, um ihn von Bord zu schleifen. Ein alter Bootstrailer dient dann als Werkbank für die weiteren Untersuchungen. Fritz will`s ja genau wissen und dringt immer tiefer in die Eingeweide des Motors vor. Als er die Ölwanne abnimmt erstarrt er: Da ist alles voll mit großem Metallflitter. Nicht einzelnen Spänen, sondern große Flocken – gar nicht gut, wo die wohl herkommen?

Nicht gut, gar nicht gut!! Da sollte außer einem dünnen Ölfilm genau nichts sein.

Fritz lässt nicht locker, immerhin will er die Kolbenringe sehen. Also Pleuelschrauben lösen und Kolben herausziehen. Ui, die sind aber sehr hinüber! Und dann offenbart sich die Katastrophe. Bei einem Pleuel hat sich die Lagerschale so verschoben, dass in der einen hälfte 2 Lagerschalen liegen, in der anderen dafür keine. Dort läuft das Pleuel auf der ungeschützten Kurbelwelle, die sich für diese Behandlung mit tiefen Riefen bedankt.

Beim Pleuel ganz links haben sich die Lagerschalen übereinander geschoben

Würde ich Alkohol trinken wäre jetzt ein doppelter Schnapps und eine Gedenkminute angebracht.

Gut, Ersatzteile gibt es für alles, einmal kurz im Internet nachsehen: Den Refit-Satz hatten wir schon. Da sind dann 3 neue Kolben + Kolbenringe dabei, alle Lagerschalen für Pleuel und Kurbelwelle und der große Dichtungssatz dabei. Dann ist wohl zumindest 1 Pleuel fällig. Um 75 € gibt es das, wenn es denn auch lieferbar wäre. Kuebelwelle gibt es auch, um knapp 1.000€, oder man probiert eine Nachbearbeitung, die aber auch mindestens 600 € kostet – bei unklarem Erfolg. Der Schwingungsdämpfer ist auch noch fällig. Als Nachbau hab ich den noch nicht gefunden, das wird also richtig teuer.

Insgesamt würden wir also Teile um rund 2.000 € brauchen, um einen Motor mit unklarer Geschichte neu aufzubauen. Gebraucht und serviciert mit 1.800 bis 2.500 Betriebsstunden gibt es ihn ab ca. 2500€ Klingt nach brauchbarer Alternative.

Kurz entschlossen rufe ich in England bei einem Motorhändler an. Sean hat auf seiner Homepage einen MD 2030 angeboten. „Oh sorry. We shipped this engine last week to Croatia.” – “unfortunately not to me.” – “What ship do you have, maybe I can help you” – “Dufour 37 from 2002” – “Ah, that fits: I have a D 1-30, which is the successor of the 2030 and fits exactly into the engine compartment. This engine is from 2016, but only 180 hrs in use. It was mounted in a demo-ship, which was sold recently. The new owner wanted a new engine with 5 years warranty. So I got the “old” engine for a good price. I can offer it for 4.000 £ export price. Shipment by DHL is about 450 £. And you have to pay local VAT” Alles zusammen also 6.000€ für einen fast neuen Motor, der nur 50% vom Neupreis kostet.

Klingt interessant, muss ich aber mit unserer Finanzministerin diskutieren – wobei, wirkliche Alternativen sehe ich wenige. OK, wir machen das! Bitte den Motor für den Versand fertig machen. Wohin darf ich das Geld überweisen?

Der Motor wird noch gründlich durchgecheckt, bekommt neue Filter und Keilriemen, besteht einen 2 h Probelauf und wird anschließend neu lackiert. Dann bekommt er neue Befestigungspratzen, die alten vom Saildrive passen nicht, da ich ja ein Wendegetriebe habe. Neue Gummidämpfer kommen noch dazu und die Verkabelung zum Bedienpanel, das selbst auch neu kommt wird auch noch bestellt. Dauert halt ein bisschen, aber das wird schon. Unser Ziel: Einbau ab dem 1. Dezember.

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Tisno

Tisno ist ein kleiner Ort an der Stelle, an der die Insel Murter mit einem kaum 20 m breiten natürlichen Kanal vom Festland getrennt ist. Im Sommer soll da einiges los sein, davon merken wir aber wenig. Schon jetzt, Anfang Oktober, sind viele Geschäfte und Lokale geschlossen. Am Campingplatz ist kaum mehr wer da, da wird nur mehr zusammengekehrt.

Wir sind neu in der Marina, sind aber bald von den anwesenden Skippern in das Leben integriert. Alle sind hilfsbereit und freundlich. Wenn du was brauchst, kennt sich sicher wer aus. Entweder war das (früher) sein Beruf, oder er hat das auch schon einmal erlebt. Sehr schön!

Wir räumen unser Schiff innen auf, bereiten es auf den Besuch von Susi’s Mutter und Magdalena samt Jolly (das Hundetier) vor. Die kommen nämlich heute Nachmittag mit dem Auto, damit wir einen Transport nach Hause haben. Magdalena bekommt dafür noch eine Trainingsausfahrt verpasst. Sie will im nächsten Frühjahr den FB2 Schein (Führerschein für das Boot) machen.

Wir nehmen uns am Nachmittag die Zeit, legen ab und motoren aus der Bucht. Im freien Wasser wird dann geübt: MOB Manöver. Eine recht komplexe Abfolge von Manövern mit dem Ziel eine über Bord gegangene Person wieder aufzufischen. Da wird viel an den Leinen gezogen, Segel verstellt, am richtigen Punkt alle Leinen los gelassen, so dass das Schiff genau neben der Person – wir nehmen aber lieber eine Boje – zum Stillstand kommt. Geht ganz gut.

Als wir kurz vor der Marina Pirovac sind, werfen wir wieder den Motor an. Da sollen noch ein paar Anlegemanöver geübt werden. Mir fällt auf, dass der Motor eine sehr niedrige Leerlaufdrehzahl hat, ungewöhnlich nieder – und er nimmt auch das Gas schlecht an. Muss ich mir einmal ansehen.

´

Nach den Manövern wird im Abendlicht wieder zur Bucht von Tisno aufgekreutz. Dort wieder Segel weg und Motor an. Die eine Meile geht so schneller. Außerdem wird es gleich dunkel. Gute Stimmung an Bord, alles passt.

Passt nicht: plötzlich und ohne Vorwarnung bleibt der Diesel stehen. Ein Diesel bleibt aber niemals stehen! Wenn ein Diesel einmal läuft, dann so lange, bis der Treibstoff verbraucht ist! Die beiden Startversuche bleiben erfolglos ☹. Guter Rat ist teuer: Kein Wind, kein Motor, 300 m bis zum Ufer. Ich checke die Wassertiefe: 8 m. Ankern müsste also gehen. Aber wie kommen wir da weg und in die Marina? Freunde muss man haben!

Ich rufe Julian an, die einzige Nummer, die ich schon habe, und schildere die Situation. „Bitte organisiere ein Boot, dass uns in die Marina schleppt“. Julian sprintet los zu Nicola, dem Marina Chef und bittet um Unterstützung. Nicola ist alles andere als glücklich, er wollte eigentlich gerade ins Bett – „aber muss helfen“. Er startet sein großes Fischerboot und tuckert zu uns los. Nahezu wortlos bindet er uns mit einer recht kurzen Schnur fest und es geht langsam zurück in den Hafen. Dort erwarten uns schon alle am Steg. Das Boot wird mit vereinten Kräften noch umgedreht, Heck zum Steg, und festgemacht.

Und jetzt?
Fritz, ein ehemaliger Pannenhelfer, bietet an, sich die Sache morgen anzusehen. Das macht er dann auch. Motor händisch durchdrehen – geht, mit dem Anlasser durchdrehen – geht. Kann also nicht ganz so wild sein. Dann das Öl prüfen – nur Öl, kein Wasser, dann einen Finger in die Kühlflüssigkeit – Mayonnaise = Öl im Kühlwasser, gut verquirlt. Und eine dunkle Ahnung beschleicht Fritz und mich:

Zylinderkopfdichtung kaputt! Das Teil gibt es um wenig Geld zu kaufen, aber um es zu wechseln, muss man den halben Motor zerlegen. Was bleibt mir übrig? Die Damen werden auf Besichtigungstour geschickt und ich mache mich ans Werk. Schrauben öffnen ist ja nicht sooo schwierig, auch ohne Anleitung gelingt das ganz gut. Aber das Ding wieder zu montieren??

Ob der jemals wieder läuft – sollte zu schaffen sein!

Fritz kennt wen, der wen kennt und der könnte uns weiterhelfen. Also packt Fritz den abmontierten Zylinderkopf in sein Auto. In Wien werde ich ihn wieder sehen, den Zylinderkopf und Fritz. Wir beide sind zuversichtlich und Fritz will sogar im November, wo ich Zeit für den Motor habe, auch noch einmal nach Tisno kommen. Wenn der Motor zurück ins Leben kommt, da will er dabei sein! Schön, dass es Freunde und eine gute Gemeinschaft der Segler gibt.

Die letzten beiden Tage sind dann für Philia reserviert. Da wird das Schiff dann winterfest gemacht, die Festmacherleinen mit Ketten vor dem Schaben an Betonkanten geschützt, Gummiwürste werden in die Leinen eingebunden, damit das Schiff nicht so ruckt – das mögen die Klampen nicht so sehr. An das Heck kommen vier Leinen, statt sonst nur zwei, und am Bug sind 3 verschiedene Mooringleinen befestigt. So sollte Philia jeden Wintersturm aushalten.

Und dann kommt das Wichtigste: Segel herunternehmen und fachgerecht falten. Die kommen dann über den Winter wieder ins Boot. Bimini und Sprayhood werden demontiert. Die Stoffe kommen auch ins Schiff. Alle Taue werden entweder abgenommen oder zumindest so verstaut, dass sie möglichst trocken bleiben.

Am letzten Morgen werden die Matrazen hochgestellt, damit Luft auch auf die Unterseite kommt. Zwei Luftentfeuchter werden aufgestellt. Zu guter Letzt wird aus der Backskiste noch eine Plane hervorgezaubert, die da gesamte Cockpit abdeckt. Jetzt schaut Philia richtig nach Winterschlaf aus.

bis bald – versprochen!

Der wird nicht lange dauern, denn Anfang November will ich wieder da sein. Da gibt es einiges zu tun: Den Motor zusammenbauen, eine Heizung einbauen – das sind die großen Projekte. Und dann gibt es noch ein paar kleinere: Susi wünscht sich Warmwasser bei der Heckdusche, und ich will endlich sehen, ob die Idee mit den neuen Fensterscheiben auch tatsächlich umsetzbar ist. Ich werde jedenfalls berichten.

Anfang März kümmere ich mich dann in einer nahen Werft um den Unterwasseranstrich – und dann werden wir die Träume für unsere längste Segelsaison in die Tat umsetzen. Fixiert ist jetzt schon, dass Philia in der ersten Woche im April als Schulschiff fungiert. Da wird für die Segellizenz trainiert und dann sogar die Prüfungsfahrten damit unternommen! Und Mitte April geht es wieder in Richtung Süden.

Ich wünsche allen, die uns auf dieser Reise begleitet haben eine schöne Zeit und hoffe, dass ihr nächstes Jahr wieder mit dabei seid.

Eine Bitte hätte ich noch:

Ich hätte gerne Feedback über diesen Blog. Ich weiß ja nicht, wer das liest, wie intensiv und warum? Ich weiß nur, dass bisher mehr als 170 verschiedene IP-Adressen (Endgeräte) auf diese Seiten zugegriffen haben. Und dass die meisten Zugriffe am Donnerstag und Freitag erfolgen – ich hoffe, nicht noch in der Arbeitszeit 😊


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Alles Liebe und einen schönen Winter,
Susi und Jörg

SV Philia

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Home run

Jetzt treibt es uns immer mehr „nach Hause“. Immerhin sind wir in vertrauten Gewässern und freuen uns auch auf ein nahes Ende – so sehr wir die letzten 13 Wochen auch genossen haben.

Für ein Frühstück in Vinisce ist aber schon noch Zeit. Dann lockt uns der Wind hinaus auf’s Meer. Zwischen den Inseln weht er wenig und natürlich ungünstig. Sobald wir in freieres Wasser kommen setzen wir die Segel und – ja, es ist kein „Fahren“, mehr ein Balance Akt. Wieder steht der Wind so, dass wir unser Wunschziel nur erreichen können, wenn wir mit Philia ganz achtsam umgehen, jede noch so kleinen Winddrehung ausnützen, um in die richtige Richtung zu kommen und das Schiff in Fahrt zu halten.

Bis Rogosniza ist am Meer wenig los. Bei der Ausfahrt von Rogosniza ist es aber betriebsam wie vor einem Bienenstock. 12 Schiffe fahren gleichzeitig aus dem Hafen aus. Fast alle sind vom gleichen Typ, fast alle fahren in die gleich Richtung. Schaut aus wie eine geführte Tour, Flottillenfahrt heißt das im Prospekt der Verchaterer. Wäre nichts für uns. Wir fahren ohnehin höher am Wind um in Richtung Zirje zu kommen. Entspanntes Segeln mit doch einer Aufgabe dabei und gutem Fortschritt.

An der Südost Ecke von Zirje gibt es eine große Bucht, Veli Stupica, in der viele Bojen verankert sind. Da wird sich doch eine für uns finden. Und so ist es dann auch. Kurz nach 2 machen wir fest und vertrödeln den Tag in der herbstlichen Sonne. Auch was Schönes.

Zu unserer Unterhaltung kommen mehr und mehr Boote, bis am Abend 35 Schiffe hier versammelt sind. Nicht allen gelingt das Bojenmanöver auf Anhieb. Es gibt halt geschicktere und ungeschicktere, oder erfahrenere und unerfahrenere Skipper. Bei den ungeschickten, unerfahrenen gibt es dann was zum Lästern und Kichern. Da wird zuviel Gas gegeben, nicht gegen den Wind angefahren, der Bootshaken versenkt, … Waren wir auch einmal so?

Am Abend gibt es bei uns, zur langsamen Gewöhnung an Österreich, einen Kaiserschmarren. Dabei fällt auch, dass sich unsere Vorratslager zwar langsam leeren, aber immer noch Futter für mindestens 6 Wochen da ist. Was verderblich ist, wird in den nächsten Tagen verbraucht oder muss mit nach Wien. Der Rest kann über den Winter am Schiff bleiben. Außerdem brauchen wir noch etwas Vorrat, für die ca. 2 Wochen die ich im November für Wartungs- und Verbesserungsarbeiten am Schiff sein will.

Der nächste Morgen beginnt, wie der Abend geendet hat: windarm. Wir wollen aber trotzdem weiter und fahren schon um ½ 10 los. Wind nur in Ansätzen, dann wieder ein bisschen. Wenn die Segel ziehen, experimentieren wir mit ihnen herum. Etwas mehr Spannung in den Tauen, den Holepunkt versetzen, … steigt die Geschwindigkeit schon? Zum Schluss schaffen wir aus 3,2 kt wahrem Wind (das ist der, den man an Land spürt, also ohne Fahrtwind) 2,7 kt Geschwindigkeit heraus zu holen. Wieder was gelernt. Da der Wind aber nicht sehr konstant ist, haben wir heute auch nochmal das Segelsetzen und -bergen geübt. Insgesamt haben wir fünfmal von Segeln auf Motor und wieder zurück umgestellt – und das auf einer Strecke von kaum 16 Meilen.

Als wir das Leuchtfeuer Prisnjak passieren, kommt uns das vor, als würden wir nach Hause fahren. Das Leuchtfeuer steht kurz vor der sehr flachen Einfahrt nach Murter. Flach, heißt in dem Fall 2,5 m tief – aber nur in der Mitte – und sehr breit ist sie auch nicht. Dazu kommt dann eine Menge Gegenverkehr, da im Bereich rund um Murter 3 Marinen voller Charterbooten liegen. So oft, wie wir da aber bisher schon gefahren sind, bei Tag und bei Nacht, ist aber auch das keine wirkliche Herausforderung.

Dann wird es aber spannend: wir müssen weiter in die Bucht von Tisno, und die ist eigentlich recht seicht und uns unbekannt. Dazu kommt noch, dass das Tabet, das wir zur Unterstützung ins Cockpit mitnehmen, gerade keinen Strom hat. Am Ende der Bucht ist eine kleine private Marina wo Georgi und Julian von der Tast*Life auf uns warten. Diese Marina ist fast so was wie eine Feriensiedlung, jeder kennt jeden, jeder hilft jedem. Und neues Mitglied in der Gemeinschaft, wird man fast nur über Einladung und wir wurden von Taste*Life eingeladen und den Besitzern bekannt gemacht.

Also, ein letztes Anlegemanöver, Leinen fest machen, Motor aus.


Hinweis: das ist nicht das Ende der Berichte. Bitte weiter neugierig bleiben und nachsehen, was noch kommt.

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Der Tag danach

Aufwachen in Vis – gut. Aber da ist noch was zu erledigen. Das Projekt heißt „Einklarieren“, also die Einreise und Zollkontrolle. Bei einem Schiff ist das ein wenig komplizieter als auf der Straße. Um überhaupt an Land zu kommen, muss ich zuerst das Dinghi aufblasen. Bei dem großen Dingh und unserem kleinen Deck nicht ganz einfach, aber doch rasch erledigt. Wegen des weiten Wegs durch den ganzen Hafen beschließe ich, den Außenbordmotor zu bemühen. Der ist ohnehin schon seit vielen Wochen nicht mehr gelaufen. Das zeigt er mir auch beim Anstarten. Da lässt er sich ein wenig bitten.

Am anderen Ende des Hafens einen Anlegeplatz für das Dinghi suchen, und dann den Hafenmeister, meine erste Anlaufstelle. Trotz Nachfrage bei einigen Leuten werde ich nicht fündig, bis – ja bis er mir höchstselbst über den Weg rennt. Den Weg in sein Büro über der Touristeninformation hätte ich nie gefunden. Hinter das Haus, durch einen Gastgarten, eine kleine Treppe hinauf und dort, dann.

Ein bisschen Bürokratie, Schiffspapiere herzeigen, ein langes Formular am Computer befüllen, 375 Kunar (so um die 50 €) „Leuchtfeuergebühr“ bis zum Jahresende, Crewliste in dreifacher Ausführung, ein paar Stempel. Erledigt. Der nächste Weg ist auf die Polizei. Der Hafenmeister erklärt mir noch was mit Fußgängerzone und „fruit market“. Wird sich doch finden lassen.

Ich tipple also los und frag zur Sicherheit einen Einheimischen: „One Kilometer, in Kut“ Kut, das ist der Ort am anderen Ende der Bucht. Irgendwas passt da nicht. Da kommt mir der Zufall zu Hilfe. Ich seh, wie ein Polizeiauto die Schranke zur Fußgängerzone öffnet, verstecke mich hinter einer Palme und werfe mich dann vor das Polizeiauto.

Nein, so war’s nicht. Ich hab der netten Polizistin gewunken, sie ist stehen geblieben und sie hat mir das dann erklärt: „straight, fruit market, Pizzaria“. Na dann. Dort angekommen ist tatsächlich ein Polizeikammerl, mit einer Telefonnummer an der Türe. „please call telefon number“ Auch gut, in 5 min ist der Polizist da und beginnt mich „amtszubehandeln“. Also er will die Pässe sehen, fragt ganz unverbindlich, wie lange ich schon in Kroatien bin – jetzt keinen Fehler machen, sonst wird es teuer. „Seit gestern späterer Abend“. Die Kroaten sind da ein bisschen pingelig bei den Schifferlfahrern. Dann wird ewig in den Computer getippt, mit lautem Knallen ein Stempel auf’s Papier gehauen. Das war’s. Wir sind eingereist und ich kann die gelbe Flagge wieder runternehmen und wegräumen.

Zurück am Schiff gibt es ein Frühstück mit frischem Brot, dass mir „zufällig“ in die Tasche gesprungen ist. Ein entspannter Tag beginnt. Erst wenige, dann immer mehr Schiffe drängen aus dem Hafen. Draußen sehen wir sogar schon einige mit Segel. Na , das mach ma auch. Wir sind ja schnell abfahrtsbereit und dieseln aus der Bucht von Vis. Draußen ein netter schwacher Wind, gerade genug um uns anzutreiben. Leider passt die Richtung nicht, wir fahren viel zu weit östlich und wollten lieber westlich fahren.

Andere Segler finden da Wetter auch lustig. Wir zählen 70 (!) Schiffe, bei einem Rundumblick. Im ionischen Meer waren das 15, in der Ägäis hatten wir einen Tag, wo wir ein einziges anderes Schiff gesehen haben. Was hier aber auffällt ist, dass diese 70 Schiffe nur am späteren Vormittag zu sehen sind. Schon um 2 Uhr sehen wir nur mehr 12. Alle anderen haben sich schnell in eine Bucht verkrochen, damit sie noch einen Platz in der Marina oder an einer Boje bekommen. Gerade aber am Nachmittag gibt es hier meist den besten Wind, den Maestrale, der parallel zur Küste bläst. Seltsame Leute, diese Charterskipper!

Irgendwann hat der heutige Wind eine Einsicht und stellt um. Nur ein schmales Flautenband trennt die Gebiete mit N und W Wind. Jetzt passts, aber Haarscharf. Hart am Wind gleiten wir dahin, immer bedacht, den Wind aus dem richtigen Winkel zu haben. Gehen wir zu sehr in den Wind, reagiert Philia lustlos oder bleibt gar stehen. Gehen wir etwas weniger hart an den Wind, 10° reichen da völlig, rennt sie freudig los. ABER: wenn wir 20° weniger machen, oder der Wind dreht sich ein wenig, dann schaffen wir die Einfahrt zu unserem Ziel nicht mehr. Es wird also ein Tag des konzentrierten Schwachwindfahrens. Macht aber auch Spaß, wenn man dann sieht, dass der Kurs genau zwischen zwei Inseln hindurch passt, ganz so wie schon seit 3 Stunden erhofft und angepeilt 😊.

Das Tagesziel heißt Vinisce, eine tief eingeschnittene Bucht, die bei nahezu jedem Wind sicher ist. Diesmal enttäuscht sie uns ein bisschen. Es sind zwar nur 3 weitere Schiffe da, aber es steht eine Welle in die Bucht – wo kommt die eigentlich her in einer windstillen Nacht – und trifft uns genau von der Seite. Und dann beginnt Philia mächtig zu rollen.

Das wird keine ruhige Nacht.

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Der große Sprung

Ich habe den Wecker auf meinem Tablett gestellt. Kaum läutet er, husche ich leise aus dem Bett. Türe möglichst zu, um Susi noch ein paar Minuten zu schenken. Schnell in mehreren Schichten warm anziehen. Das Thermometer zeigt 15° – innen. Außen kommt dann Feuchtigkeit und Fahrtwind dazu. Also lieber eine Schicht mehr. Strom abstecken, die Leinen so vorbereiten, dass man trotz Morgendusel beim Ablegen nichts falsch machen kann. Pasarella hoch ziehen und festbinden.

Dann gehe ich wieder ins Schiff, um Susi zu wecken. Da fällt mir auf, dass die Borduhr 03:25 Zeit! Ich checke das mit meiner Armbanduhr – auch 03:25. Was ist da los? Klar, das Tablet ist noch auf griechische Zeit eingestellt, und die sind den Italienern um eine Stunde voraus. Und was mach ich jetzt? Ausziehen und niederlegen? Wegfahren? Ich entscheide mich für’s Wegfahren – und zwar solo. Nicht dass ich Susi augenblicklich über Bord werfe, aber ich lasse sie im Bett. Es ist überhaupt kein Wind und viel Platz. Außerdem ist niemand da, den ich stören könnte.

Motor starten, Navigationslichter einschalten, Bugleinen lösen, Heckleinen lösen und ich schleiche durch den Hafen, im Leerlauf und ganz langsam. So habe ich Zeit die Umgebung zu prüfen und könnte jederzeit abbremsen oder ausweichen. Am Tablet ist noch unsere Spur vom Hereinfahren gespeichert. Der fahre ich einfach nach, bis ich zwischen den beiden Leuchtfeuern der Hafeneinfahrt bin. Was ich schon im Hafen gehört habe, laute brechende Wellen, zeigt sich jetzt auch. Also es zeigt sich eigentlich nichts, denn es ist stockdunkel, aber ich spüre die hohen Wellen vor der Einfahrt. Sobald wir in tiefes Wasser kommen, wird sich das ein wenig beruhigen. Vor mir liegt das Meer, hinter mir die Stadt Vieste und Italien, und in der Bugkabine liegt Susi. Sie muss sich eine neue Schlafposition suchen, denn der Bug ist der Ort, der sich bei einem Schiff am meisten bewegt.

Wenn ich zurückschaue, sehe ich den Leuchtturm, der mit seinem Lichtfinger den Seefahrern den Weg weist. Wenn ich nach vor schaue, sehe ich aber auch einen Lichtstrahl der sicher nicht von Vieste kommen kann. Palagruzza? Palagruzza ist eine Insel auf halbem Weg nach Vis, schon kroatisch. Natürlich gibt es dort ein Leuchtfeuer, aber das sieht man „nur“ 14 Meilen weit und wir sind fast doppelt so weit entfernt. Kann das wirklich Palagruzza sein? Muss es! Da zeichnet sich der Lichtstrahl in den niedrigen Wolken ab, lange bevor ich das Feuer sehen kann. Gut, dort muss ich also hin.

Ich hab mit Susi vereinbart, dass die Segeln drinnen bleiben bis es hell ist. Daher die ersten Stunden Motorfahrt, außerdem ist der Wind eh zu schwach. Durch meinen Fehler mit dem Wecker, heißt das jetzt eine Stunde länger Lärm machen – na, soll sein. Ich wechsle häufig von oben nach unten. Oben, im Cockpit schaue ich, ob ich die Lichter andere Schiffe sehe. Ja eines, so hell wie das ist, ist das wahrscheinlich eine Passagierfähre und die ist schnell und weit weg – keine Gefahr.

Unten schaue ich auf den Kartenplotter, die elektronische Seekarte. So ähnlich wie das GPS im Auto, aber mit mehr Funktionen. Eine ist das Radar, dass mir alle Schiffe zeigt, die sich im Umkreis von 12 Meilen herumtreiben. Regen könnte es mir auch zeigen, aber da ist keiner. Und dann ist da noch das AIS = automatic identification system. Da senden die Schiffe Daten über ihren Kurs und ihre Geschwindigkeit aus. Mein Gerät zeigt die Position der Schiffe am Kartenplotter an. Außerdem, und das ist der eigentliche Sinn der Sache, berechnet es, welche Schiffe mir wann wie nahekommen. Ist es zu nahe, gibt es einen Alarm. Sehr sehr praktisch, besonders bei Nacht oder bei schnellen Schiffen. Die Schnellfähren sind immerhin mit 26 kt unterwegs, Da abzuschätzen, ob sie vor oder hinter mir vorbei fahren werden, und  wie nahe sie mir dabei kommen, ist schlichtweg unmöglich. Die Daten und ein wenig Mathe und das Rätsel ist zuverlässig gelöst.

Mond ist heute keiner mehr zu sehen, an den Sternen erkenne ich, dass die Wolken weniger werden – gut so! Und dann zeigt sich ein erster Schimmer am Horizont. Jaaa, ich weiß, bis die Sonne tatsächlich kommt, dauert es noch ewig. Aber irgendwann ist es dann so hell, dass ich das Meer rundum gut erkennen kann: Die Wellen haben „normale“ rundeFormen und angenehme Höhen angenommen und der Wind hat auch zugelegt, ein bisschen, genauso wie wir das wollten. Kurz vor Sonnenaufgang setze ich die Segel – ich sagte „wenn es hell wird“, also darf ich. Inzwischen ist Susi zu mir ins Cockpit gekommen, schaut sich den Sonnenaufgang an und schleicht wieder in die Kajüte.

Und wir gleiten lautlos über das Meer. Schön wär’s. Klar, der Motor macht keinen Lärm, aber wenn sich Wellen in den Weg stellen, werden die von Philia geteilt. Dann spritzt es heftig. Jedesmal wenn höhere Wellen und Philia in Streit geraten, gibt es ein heftiges Aufklatschen des Rumpfs auf das Wellental. Das macht richtig Krach und kostet jedesmal 1 bis 1,5 kt Geschwindigkeit. Trotzdem läuft Philia mit gut 5 kt ganz stabil ihre Bahn, selbst der Autopilot hat wenig zu tun. Sehr fein! Und im Dunst vor uns sehen wir schon Palagruzza, und hinter uns noch Italien. Wir haben also nicht das Gefühl am offenen Meer ganz alleine zu sein, sondern wir fahren von Land zu Land.

So zwei Stunden vor Palagruzza wird es spannend: Wir überqueren eine Schnellstraße für schwimmende Schwerfahrzeuge. Normalerweise müssen die den Seglern ausweichen, ja die großen machen das wirklich. Dass sie uns am AIS sehen, hilft natürlich sehr. In der Schnellstraße, eigentlich heißt das „Verkehrstrennungsgebiet“ müssen aber wir den anderen die Vorfahrt lassen. Und da sind so einige unterwegs heute. Bis auf 350 m, 1 1/2 Rumpflängen von den Großen, kommen sie uns nahe. Sieht nicht sehr gemütlich aus, wenn so ein Containerschiff direkt auf einen zukommt. Kompass Radar und AIS beruhigen uns aber wieder.

Vor lauter Großschifffahrt haben wir nicht bemerkt, dass die Wellen immer weniger geworden sind. Hauptsächlich Dünung kommt noch vorbei. Dünung, das sind die langen runden Wellen, die uns langsam emporheben und sanft wieder absetzen. Wobei „empor“ ist relativ. Unsere Dünung ist kaum ½ Meter hoch. Gut so, denn das stört Philia nun nicht mehr und die Fahrt steigt auf fast 6 Knoten an. 6 Knoten, Sonnenschein, kaum Welle, eine Stunde Vorsprung – wozu so eine Zeitumstellung auch gut sein kann – herrlich. So kann es noch lange weiter gehen.

Palagruza: 1 Felsen, 1 Leuchtturm, 1 Mobilfunkmast

Palagruzza zieht vorbei, die ersten Umrisse von Vis werden erkennbar, Italien verschwimmt im Dunst. Zeit für ein Mittagessen. Nudelsalat wird es. Bei dem Schwankenden Schiff und konstant 15 ° Schräglage nicht ganz einfach, aber gut machbar. Irgendwie rechnet mein Hirn die Schräglage weg, nur die Bodenhaftung hält mich nicht immer am Platz. Und das Hantieren mit Wasser ist gefährlich, besonders mit heißem. Das folgt nämlich nicht dem zurechgerechneten Raum, sondern immer noch der Schwerkraft. Das rinnt dann eben woanders hin als man vorhat.

Wir genießen unbeschwerte Stunden im Cockpit, ich mach mal eine Schlafpause in der Kajüte – immerhin bin ich schon seit 3 Uhr wach und der Tag wird noch dauern. Der Plotter berechnet eine Ankunftszeit im Hafen von Vis für 18:30 – vorausgesetzt, wir können die Geschwindigkeit halten. Und bis wir an der Südost-Ecke von Vis angekommen sind, gelingt das auch – unglaubliche 5,3 kt Durchschnittsgeschwindigkeit über fast 60 Meilen! Im Windschatten der Insel nimmt der Wind ab, so dass wir kaum 3,3 kt fahren können. Da kämen wir in die Dunkelheit, was in einem fremden Hafen nicht so fein ist. Wir nehmen wieder den Diesel zur Hilfe. So erleben wir genau vor der Einfahrt in die Bucht, wie die Sonne wieder im Meer verschwindet. Punktlandung!

Punktlandung, gleich nach der Landzunge ist die Einfahrt nach Vis

Kurz vor dem Ort Vis kommt ein Motorboot auf uns zu: „Both Marinas are full, no space for more boats. Go to a buoj“ Unser Hinweis, dass wir unter der kroatischen Flagge auch die gelbe Flagge führen, also erst einklarieren (einreisen) müssen und daher zur Zollmole fahren müssen, wird ignoriert. „There is no customs pier, since years“. Nun denn, eine Nacht an der Boje ist auch nicht schlecht, es sind ja genügend frei. Wir werden das morgen beim Hafenmeister und der Polizei schon klären können. Das Manöver die Boje zu „fangen“ und Philia fest zu machen gelingt wie im Bilderbuch.

Angekommen – fertig – Pause und 10 Stunden schlafen

Mindestens!

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Vieste

Heute machen wir einen Touristen-Tag mit Sight Seeing und so. Zuallererst holen wir uns frisches Brot. Der Bäcker ist kaum 10 min entfernt und google sagt uns sogar, wie wir hinkommen. Das Frühstück in der Sonne ist prima. Dann erst ziehen wir los. Erst den Hafen entlang, dann eine Straße hinauf. Viele Treppen gibt es da. Und plötzlich sind wir in der Altstadt.

Enge, wirklich enge Gassen. Winkelig. Häuser, denen jeder rechte Winkel fehlt, wie einfach kein Platz war. So reiht sich ein Haus neben das andere, alle schmal und hoch, nicht aneinander geschmiegt, eher aneinander gepresst. Wie zu viele Menschen in einem überfüllten Festzelt.

An den Lokalen und Geschäften sieht man, dass es im Sommer kein Durchkommen vor lauter Touristen gibt. So aber gewinnen wir ein bisschen Einblick in das Alltagsleben der Bewohner. Da kann man von Balkon zu Balkon quer über die Gasse steigen. Dort hängt Wäsche zum Trocknen. Am kleinen Platz sitzt ein alter Mann und genießt die angenehm wärmende Sonne. Und immer wieder stoßen wir an Mauern an, die die Stadt begrenzen. Und ein besonderes Verkehrszeichen finden wir auch. „Attention! Be aware of the risk to fall into the sea”.

Von den Klippen wird klar, wie die Stadt auf den wenigen verfügbaren Platz geklebt wurde. Man sieht aber auch in die Bucht, die ein langer Sandstrand ist – inklusive Touristenrösterei. Aber auch da ungewöhnliches: Von der eigentlichen Klippe getrennt steht eine riesiger Felsen am Strand, also wirklich am Strand. Das Ding sieht aus wie ein Hinkelstein, hat einen Durchmesser von gut 15 m und ist sicherlich 40 m hoch. Natürlich wird man gewarnt nicht zu nahe an die Klippen zu gehen, auch von unten nicht – Steinschlag ist nicht gesundheitsförderlich.

Unten so etwa 10 m über dem Wasser stehen Holzgestelle im Wasser, von denen lange Balken über das Meer reichen. Erinnert mich ein wenig an die Daubelfischer an der Donau. Und ja, genau das ist so ein Trabucco. Netz hinunter lassen, warten, rausziehen und den schönsten Fisch für das Mittagessen aussuchen. Nicht immer muss das Leben hart und entbehrungsreich sein. So ein Trabucco  war eine einfache und schnelle Art, die Stadt auch bei schlechtem Wetter mit Fischen zu versorgen. Geniale Sache

Auf unseren Wegen durch die Stadt treffen wir auf zwei Hochzeiten, die unterschiedlicher kaum sein können. Die eine, ganz auf nobel gemacht. Mit viel Blumenschmuck in der Kirche, aber auch so an die 10 große Bouquets auf der langen Treppe zur Kirche. Alle fürchterlich aufgemascherlt, Damen in bodenlangen Kleidern und High Heels. Am Fuß der Treppe wartet eine schwarze Limousine, heute darfs ein Jaguar sein.

Die andere Hochzeit treffen wir beim Fotoshooting vor einem alten Kloster. Dorthin sind die mit einem der typischen Motordreiradler gefahren. Den gab es auch als 4-Sitzer, natürlich mit Fetzendach und einer mordstrumm Gaudi. Was glaubst Du hat uns mehr beeindruckt?

hat was, oder?

Am Strand treffen wir zwei Damen, offensichtlich auch Touristen, so wie wir, die uns schon vorhin in der Altstadt getroffen haben. Eine ist gebürtige Kärntnerin, lebt jetzt in Rom, schaut sich mit ihrer Freundin die Gegend an und findet Vieste – „naja, so toll auch wieder nicht“. Klar, wenn ich die Hauptstadt des römischen Reiches mit einem Fischerdorf vergleiche. Aber für ein Fischerdorf sensationell – sag ich.

Die Säule steht völlig frei am Strand

Am Weg zurück diskutieren wir wieder – über das Wetter. Kaum am Schiff prüfen wir die letzten Vorhersagen. Keine wesentlichen Änderungen. Also morgen wäre gut, der Montag nicht, ab Dienstag wir es eine laaaaange Motorfahrt. Morgen soll es Nordwest Wind geben, mit angenehmen 12 kt und Wellen immer unter 1 m. Das passt gut zu unserem Kurs und unseren Ansprüchen.
Susi entscheidet: Morgen geht es los!

Und sofort sind wir in einem anderen Modus: Schiff aufklarieren = aufräumen und dafür sorgen, dass nichts durcheinanderfliegt. Motor checken, Motoröl kontrollieren, was essen wir und wie richten wir es her, welches Gewand brauchen wir, ist alles fest, (fast) fertig machen zum Ablegen, Wecker stellen, … , und ja – Essen! Was werden wir essen und wie bereiten wir es zu, wenn es uns durcheinander beutelt?

Wir gehen früh ins Bett, denn um 4 Uhr soll es losgehen. Wir rechnen mit mehr als 16 Stunden für die 77 Meilen.

Es wird ein laaaaanger Tag werden.