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Ein wilder Ritt

[ Sorry, aber der Tag war so aufregend, da haben wir wirklich nicht an Fotos gedacht]

Wieder wollen wir früh los. Das Ziel ist Zakynthos und das ist 25 Meilen weit von Poros entfernt. Schwierig wird es durch ein recht kleines Wetterfenster. In der Früh soll’s noch zu wenig Wind sein, dann kommt ein er aus dem Golf von Korinth, hält aber nicht lange an. Wenn man das Fenster richtig trifft, sollte sich die Strecke aber gut unter Segeln ausgehen. Wenn und sollte, und überhaupt nur eine Vorhersage.

Susi wacht relativ früh auf und wir legen schon kurz nach 8 ab. Der Wind im Hafen ist nur schwach, draußen ist auch kaum mehr. Dafür aber eine lange, recht hohe Dünung. Die lässt das Schiff immer wieder stark schaukeln und dabei fetzt es die Segel hin und her. Die knallen und reißen – also wieder weg damit, um sie zu schonen.

So können wir wenigstens den Motor testen. Sean, der Motorlieferant aus England, hat gestern noch am Telefon gemeint, ich soll einmal probieren, das Motorsteuergerät vom Motor abzuschrauben und wo anders hin zu hängen – mit Kabelbindern, oder so. Er hat schon erlebt, dass dann dieses unmotivierte „Motor ist heiß“ Geschrei aufhört. Na, da hab ich halt ein bisschen geschraubt und gebastelt und bin nun neugierig was passiert.
Nix passiert – und genau so sollte es sein.
Das heißt aber, dass das Steuergerät einen Fehler hat, der nur auftritt, wenn das Gerät warm wird und gleichzeitig vibriert. Eine defekte Lötstelle vielleicht. Sean wird mir ein neues Gerät schicken, braucht aber das alte zurück. Dann kann er das bei Volvo zum Umtausch einreichen und muss nicht so viel zahlen. 500 € kostet das Kastel, dass eigentlich nicht viel mehr macht, als ein paar simple Signale (ein/aus) digital an das Anzeigegerät  im Cockpit zu schicken. Früher war das einfach ein Kabel, ganz normal und analog. Und wenn das hin ist, hat man den Fehler gefunden und mit 4 € ein neues Kabel gekauft und eingebaut. Aber digital ist schick, das brauchen wir jetzt für den Motor aus dem Jahre Schnee auch!
Fortschritt der uns weiter bringt? Ich zweifle!

Währen der Tests am Motor hat aber heimlich der Wind zugenommen. So weit, dass wir einen Kurs finden, der einerseits die Segel gut im Wind stehen lässt und uns andererseits fast direkt nach Zakynthos bringt. Naja, 25° zu weit links, aber das wird schon noch.

Was aber auch noch wird, sind die Wellen. Die kommen von schräg hinten und sind gut 1 m hoch, manche deutlich höher. Und Wellen von hinten verdrehen das Schiff fürchterlich. Das einzige was man da tun kann ist, den Autopiloten ausschalten und selbst fahren. Dann kann man wenigstens die Wellen vorausahnen und verhindern, dass das Boot aus der Richtung läuft. Rollen tut es aber trotzdem! Unten im Salon rutscht und purzelt alles durcheinander, was nicht vorsorglich vorher festgemacht wurde. Jetzt aufs Klo zu gehen ist schon eine akrobatische Übung. Zusammenkneifen ist einfacher. Wenn man sich durch konzentriertes Steuern ablenkt, gelingt das ganz gut. Immer wieder tauschen wir durch. Nicht beim Zusammenkneifen, beim Steuern. Einfach, weil das Konzentration und Kraft erfordert. Was werden wir heute gut schlafen.

Fast 4 Stunden dauert der Ritt nach Zakynthos. Eigentlich wird es erst im Hafen selbst ruhiger. Dort ist aber genügend Platz, um in Ruhe Philia vorzubereiten und einen Platz auszusuchen. Der dort, zwischen den weißen Segelschiffen, in der Nähe von der alten Fährmole, der wäre doch gut. Also, gehen wir’s an.

Susi steuert das Schiff rückwärts zur Lücke, ich lass den Anker hinunter. Damit ich ihr dann mit den Leinen helfen kann, hab ich die Fernsteuerung eingesteckt und sehe nicht, wie sich die Ketter vor der Winde verknotet. Damit aber wird der Anker über den Grund gezogen und nimmt mit, was er so findet. In dem Fall den Anker eines anderen Schiffes – Autsch. Manöver abbrechen. Unseren Anker hochziehen, dabei den anderen mit herauf ziehen. Der ist derweil so nett und sticht uns ein Loch ins Dinghi – Depp!

Dann balanciere ich auf unserer Bugspitze – ein dreifaches Hoch für den Konstrukteur der die so breit gebaut hat – und fädle ein Tau unter dem anderen Anker durch. Jetzt noch meinen auf den Grund sinken lassen und dann den feindlichen Anker versenken – geschafft!
Geschafft? Beim Hochziehen unseres Ankers, kommt schon wieder Beute mit: Ein dickes Seil und eine 12 mm Kette. Beide gut gespannt – noch einmal Autsch! Wieder der Trick mit dem Seil, unseren Anker versenken, und aus der Schlinge ziehen, dann die Beute endlich im trüben Wasser verschwinden lassen.

Ich schwitze, denn das ist wirklich Arbeit, Susi schwitzt, denn sie musste die ganze Zeit Philia auf engem Raum halten, ohne an den Schiffen neben und hinter ihr anzukommen und gleichzeitig mir die Möglichkeit geben, unseren Anker klar zu bekommen.

An einem anderen Platz war das Manöver dann bilderbuchmäßig. Vielleicht verlängern wir in den nächsten Tagen noch die Ankerkette. 15 m bei 3 m Wassertiefe ist zwar ganz gut, aber 25 m ist besser.  Immerhin soll Philia 13 Tage hier stehen und da soll es einige Male ganz schön windig werden.

Die Zweifel werden an uns schon noch nagen!

So friedlich kann es auch sein – Zakynthos, oder auch Zante, am Abend


[Und beim nächsten Bericht, gibt es dann wieder ganz viele Bilder, versprochen]

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Pit Stop im Paradies

Der Naturhafen von Ithaki ist wirklich malerisch. Die Häuser ziehen sich über die Hänge hinauf. Nur selten setzt sich ein Neubau von den Häusergruppen ab. Alles wirkt harmonisch gewachsen. Die Bucht ist fast rund um geschlossen, nur eine 200 m breite Einfahrt gibt es in das Becken, in dem aber doch fast 70 Schiffe Platz finden.

Der Naturhafen von Ithaki – so ruhig geht’s auch

Unsere Anwesenheit aber eigentlich nur einen Grund: Wäsche waschen. Ganz profan, aber liveabords, wie wir das sind, also die Langzeitsegler, leben auch nicht nackt. Und wenn dann entlang der Route ein Waschsalon auftaucht, wird das Angebot gerne angenommen. Nachdem wir Gäste an Bord hatten ist auch unser gesamter Vorrat an Bettwäsche + fast all unser Gewand + ein Schlafsack dran. Insgesamt fast 25 kg die in 4 Maschinen wandern (je 5 €) und dann in je zwei Durchgängen getrocknet werden (4×2 je 3 €) Kommt also auf 32 € so ein Waschtag. Das Frühstück, dass wir uns beim ersten Durchgang gegönnt haben ist da nicht mit eingerechnet.

Durch das Trocknen kostet es zwar mehr, aber wir sparen uns, das ganze Schiff zu dekorieren. Außerdem haben wir keine Idee, wo wir diese Wäschemenge aufhängen sollten (3 Doppelbett-Spannleintücher, 6 Deckenüberzüge, …) Alleine dafür bräuchten wir ein größeres Schiff 😊

Die angenehme Seite vom Wäschewaschen – Frühstück an der Hafenkante

Der nächste Morgen verspricht aber gut brauchbares Wetter, und das wollen wir nützen. Unser nächstes Ziel ist Poros auf Kefalonia, knapp 20 Meilen nach Süden. Poro ist ein kleiner Hafen, in dem aber auch die großen Autofähren anlegen können. Was uns genau erwartet, wissen wir noch nicht.

In der Früh finden wir unser Schiff mit Bug in die Bucht. Das bedeutet, dass wir aus der Bucht hinaus segeln können. Müssen wir glatt probieren. Lautlos, mit 2 – 3 kt Fahrt und nur unter Genua gleiten wir hinaus. Susi entdeckt zwei Delphine in größerer Entfernung – und die Delphine entdecken uns. Offensichtlich wollen die ein bisschen „Menschen schauen“ und ändern ihren Kurs. In ein paar Flossenschlägen sind sie schon zum Greifen nahe. Wieder ändern sie ihre Richtung, nun schwimmen sie unter uns durch und dann knapp neben dem Bug her. Wenige Augenblicke nur, denn mit unserer langsamen Fahrt sind wir wahrscheinlich nicht aufregend genug. Sie wenden wieder uns ziehen weiter ihre Bahn in die Bucht.

Auch wir ziehen weiter, brauchen ein wenig den Motor um aus einer Flautezone zu kommen. Kaum renn der wieder, kommt sein durchdringender Alarm: „Kühlmittel ist heiß“ – kenn ich schon, kann es aber nach den paar Minuten gar nicht sein. Einfach nervtötend. Ich muss wieder mit Sean in England telefonieren. Er hat den Motor geliefert und da ist noch Garantie drauf. Irgendwas muss ihm dazu einfallen.

So, wieder im Wind wird auch das Großsegel gesetzt und Philia zieht los. Kaum Welle, schöner Wind. Einfach die Küste entlang segeln – so schön!
Was nicht so schön ist, ist der Umgang der Griechen mit der Natur. Wenn jemand den Drang hat, irgendwo im nirgendwo eine Ferienvilla hinzustellen, dann wird großzügig der Wald gerodet, mit Baggern und Hydraulikhämmern ein einigermaßen ebener Bauplatz dem Berg abgepresst. Aber was ist eine Villa zu der man nicht zufahren kann? Na, dann wird es wohl irgendein EU-gefördertes Programm geben, dass zu jedem Haus eine Straße führen muss. Kein Problem, dann wird eben in denselben Berghang eine mehrere Kilometer lange Straße gebaut, an deren Ende dann 3 Villen stehen.

Ohne Häuser. ’s ist besser so!

Auf den Inseln gibt es so viel Natur, da kommt es auf das bisschen Haus auch nicht an. Schaut halt schrecklich aus und der Nutzen, und die Nutzbarkeit, ist denkbar gering. Ferienvillen für reiche Menschen halt.

Wobei, da fällt mir das „Greek golden Visa Programm“ ein:
Wer, egal aus welchem Land er kommt (!!), in Griechenland eine Immobilie um mehr als 250.000 € erwirbt, bekommt als Willkommensgeschenk eine 5jährige Aufenthaltserlaubnis. Gilt für die ganze Familie in Griechenland und damit im gesamten Schengenraum – also z.B. auch Österreich. Dabei ist es egal, ob man einen Acker, einen Stall, eine Villa oder ein Hotel kauft. Man muss das Ding nicht einmal selber benützten, sondern kann es sofort verpachten oder vermieten. Nach den 5 Jahren hat man dann die Voraussetzungen für die griechische Staatsbürgerschaft erfüllt und ist eingebürgerter Europäer. Ist doch eine feine Sache, oder?
Griechenland rühmt sich noch dafür, dass die 250.000 € deutlich weniger sind, als in entsprechenden Programmen anderer Länder gefordert wird.
Verrückte Welt!

Ach ja, wir fahren gerade die Küste von Ithaki entlang und queren, bei immer noch gutem Wind hinüber nach Kefalonia. Bald sehen wir Poros vor uns. Was der Hafen bringt, wissen wir immer noch nicht. Die Beschreibung in unserem Hafenhandbuch ist recht alt. Auf unserer Lieblingsseite www.noforeignland.com finden wir das Foto von einem Schwimmsteg, an den man seitlich anlegen kann. Wäre eine feine Sache, sonst halt mit Buganker und Heck an die Mole. Was wir aber auch wissen ist, dass der Hafen immer wieder versandet, also das Wasser recht flach ist. Insgesamt ein Experiment also.

Wir fahren langsam in den Hafen hinein, schauen um sie Ecke der Mole und – den Schwimmsteg gibt es. Sehr schön, längsseits anlegen haben wir eh schon lang nicht mehr gemacht. Das Dinghi kann am Heck bleiben wo es ist, nur die Fender müssen weit hinunter gehängt werden, um den Rumpf zu schützen. Dann ist es eigentlich ganz einfach. Hinfahren, abstoppen, auf den Steg steigen und die beiden Leinen fest machen. Und genau so machen wir das auch.

Hafeneinfahrt von Poros

Allerdings kommt kurz später der Marinero und bittet uns, das Schiff am Steg ganz nach innen zu verlegen, damit dann andere auch noch Platz haben. OK, wollen wir nicht so sein. Außerdem wäre es besser, wenn das Schiff mit dem Bug zur Hafenausfahrt zeigt. Das macht das Ablegen leichter. Allerdings müssen wir es dafür um 180° drehen. Kann man machen, ist aber ein rechter Zinnober mit langen Leinen, vielen Fendern und noch mehr Helfern.

Ich hab da aber so eine Idee: Unsere Philia drängt, wenn man den Retourgang einlegt ausgeprägt nach links. Wenn ich sie jetzt nur an der Bugleine festbinde und Susi gibt einfach den Retourgang rein, dann müsste sie doch wie von Zauberhand die gewünschte Drehung fahren. Ausprobieren!

Und tatsächlich, sie bewegt sich vom Steg weg und beginnt ganz langsam einen Halbkreis zu fahren – sensationell. So sensationell, dass das Nachbarboot alle Kollegen an Deck holt um das Manöver zu sehen. Danach bieten sie Susi einen Platz in ihrer Crew an 😉.

Nein, der kommt nicht an den Steg. Die Fähre ist aber eine wichtige Verbindung von Kefalonia mit dem Rest der Welt (Patras, Zakynthos, …)

Am Nachmittag füllt sich der Hafen langsam. Insgesamt 8 Schiffe stehen am Schwimmsteg, ein weiteres mit Heck an der Mole. Susi und ich nutzen die Zeit uns Poros anzusehen. Der Ort gibt aber so gar nichts her. Er liegt zwar dort, wo eine sehr enge Schlucht das Hinterland mit dem Meer verbindet, hat aber so überhaupt keinen Charm. Das dürfte daran liegen, dass 1953 ein Erdbeben die ganze Gegen massiv zerstört hat. Alles was heute auf den Ionischen Inseln steht, wurde erst danach gebaut – oder ist immer noch Ruine. Der „Dorfplatz“ von Poros, sicherlich 200m lang und 40m breit, könnte eine lebhafte Promenade sein. Der Platz sieht aber so aus, als hätte sich ein jugoslawischer Jungarchitekt mit zu vielen Betonplatten ausgetobt. Er hat einfach den ganzen Platz zugedeckt, ein paar einfache geometrische Muster als einzige Strukturierung. Die Fläche trennt sogar den Strand von den Lokalen die dahinter in den ersten Häusern stehen, statt sie zu verbinden.

Schade um den schönen Flecken direkt am Meer.

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Ab ins Reich Odysseus‘

Meganisi

Der Morgen in Nikiana gibt es überraschend Wind. Also nur ein kleines Frühstück und dann dem Wind nach. Dass heißt dann einmal nicht genau in die richtige Richtung. Der schickt uns im Osten um Meganisi herum. Das wäre zwar ein kleinwenig weiter, aber wenn’s schneller geht – warum nicht!
Es geht aber nicht schneller, denn nach einer Stunde ist der Wind wieder weg. Plan B: Motor an und im Westen an Meganisi vorbei. Auch eine schöne Strecke. Ein recht enger Kanal zwischen Lefkas und mehreren Inseln. Eine davon ist Nisis Skorpios. Die war einmal recht berühmt, denn sie war die Privatinsel von Onassis. Wer das war?  à selber Googlen. Sie ist noch immer privat und darf nicht betreten werden.

Könnte auch ein See sein

Inzwischen kommt Wind auf. Bei der Geographie kann der nur genau von vorne kommen. Wäre man sportlich, könnte man in dem engen Gewässer aufkreuzen. Immer von Ufer zu Ufer, immer möglichst Hart am Wind. Susi ist nicht nach Sportlichkeit zu Mute, also lassen wir das – vorerst. Am Ende der engen Passage ist es aber so weit. Zum schon lange gesetzten Großssegel kommt nun noch die Genua dazu Philia springt an und rennt mit 4,5 bis 5 kt los, immer hart am Wind, denn genau da wollen wir hin.

Was uns das Leben aber etwas schwer macht, ist die entgegenkommende Flottile von Sailing Holidays Das ist eine englischer Anbieter, der immer so 6 bis 12 seglerische Novizen unter seine Fittische nimmt. Ein Guide gibt den Tageskurs vor und nimmt die Segler am Zielort in Empfang. In Petriti haben wir mit denen schon Bekanntschaft gemacht. Hier sehen wir aber auch die Grenzen der an sich guten Idee: Einige von denen können wirklich nichts:

So kommt uns in rechten Winkel eine Sailing Holidays Yacht in die Quere. Wir sind hart am Wind, also alle Segel so eng wir möglich dicht gezogen. Hat der Sailing Holidys aber auch. Wobei der eigentlich fast Rückenwind hat und die Segel ganz offen fahren sollte. Segeln ganz dicht, kann er ja machen. So schafft er halt nur 2 – 3 kt Fahrt, wo locker das Doppelte drinnen wäre. Blöd ist nur, dass er mit uns auf Kollisionskurs ist und eigentlich sollte er ausweichen. Macht er zum Schluss dann auch. Er luvt an, fährt also besser in den Wind. Und plötzlich macht sein Schiff, was es schon immer wollte: Es rennt los, nun aber parallel zu uns und nahezu gleich schnell. So können wir die Situation auch nicht lösen. Also dreht er weiter, bis er zu hoch am Wind ist und die Segel killen (flattern). Da bleibt sein Schiff dann stehen und wir gewinnen Abstand. Dann dreht er zurück – alles ohne an seinen Segeln zu zupfen – und zuckelt weiter mit seiner „Universalsegelstellung für eh alle Kurse“ seinem Glück entgegen.

Was wir daraus lernen: Fahre nie dort hin, wo die Flottillen hin fahren und wenn Du sie triffs, mach einen großen Bogen um sie!

Nach der Passage der Insel „Aspro“ – ja, die gibt’s wirklich – frischt der Wind weiter auf. Bis zu 18 kt Wind in den Segeln und 6,5 kt Fahrt (12 km/h). Das gibt dann schon eine Schräglage, bei der man an das Reffen denken kann. Machen wir auch und verkleinern zuerst das Großsegel und dann auch noch die Genua. Kaum langsamer, dafür aber aufrechter zielen wir auf die Einfahrt der Bucht von Ithaki, unserem Tagesziel.

Kaum sind wir um das Kap, ist der Wind völlig weg. Hilft nichts, Diesel an, Segel weg. Das wird also eine ruhige Nacht vor Anker werden. Denkste!

Genau in der Ankerbucht treffen wir den stärksten Wind des Tages mit 22 kt. Da schwingt das Boot am Anker schon kräftig hin und her. Der Abstand zu den Nachbarn ist kaum abzuschätzen. Noch schwieriger ist zu beurteilen, was passieren würde, wenn der Anker ausreißt. Haben wir dann 10 m, bevor wir auf ein anderes Boot treffen, oder sind es 70? Wir können nur genug Ankerkette auslegen, noch einmal mit dem Motor kräftig nach hinten ziehen und die Situation am Ankeralarm beobachten. Solange wir da eine schöne kleine Banane aufzeichnen, ist alles OK.

Zum Glück legt sich der Wind am späteren Abend und die Nacht wird sehr sehr erholsam.

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Große Sprünge nach Süden

Von Parga kommt als nächstes Ziel eigentlich nur Lefkas in Frage. Das sind dann aber gut 30 Meilen und dazwischen nur wenige und nicht als „gut“ beschriebene Häfen. Wenn das Wetter passt, ist das ein ganzer Tag Strecke machen. Wie gut das gelingt, bestimmt der Wind.

Parga

Wir brechen also „früh“ auf. Allerdings war da noch ein kurzer Stopp an Land nötig, um den Müll loszuwerden. Da der Wind sich in der Gegend immer etwas bitten lässt, rechnen wir damit, zunächst Diesel zu verbrennen. Ist dann auch so. Erst nach 100 Minuten kommt dann ein brauchbarer Hauch, den wir sorgfältig hüten, damit er uns in die richtige Richtung bringt.

Sea: glassy – nichts geht!

Unser Plotter sagt, dass wir kurz vor 20 Uhr in Lefkas sein könnten. Das ist wichtig, denn um diese Zeit macht die Pontonbrücke zum letzten Mal auf, und da wollen wir noch durchflutschen. Schaut ja ganz gut aus – aber nur für weitere 100 Minuten. Dann ist der Wind wieder weg. Auch die anderen Boote in unserer Nähe streichen die Segel und werfen den Motor an. Wenigstens schaffen wir dann die Brücke in Lefkas.

Nach einer Stunde Lärm geht es aber leise weiter – und wie! Wind knapp über 10 kt, wenig und nur sehr niedrige Welle. 4 ½ bis 5 kt, später auch mehr. Das ist wie Schweben! Was auch noch fasziniert ist, dass sich die berechnete Ankunftszeit in Lefkas immer weiter nach vor verschiebt. Jetzt steht da 16:42. Das ist immerhin ein kleiner Zeitpolster für die Öffnung um 5 – wenn der Wind mitspielt. Und er spielt!

Zum Schluss reduzieren wir die Segelfläche, um nicht zu schnell zu sein. Der „Wartebereich“ ist alles andere als groß und gemütlich. Da fährt man im rechten Winkel auf eine Sandbank zu und gleichzeitig an einer Sandbank links vorbei. Wenn man da die Kurve in den Kanal nicht schafft, fast ein rechter Winkel übrigens, dann steckt man fest. Nicht gut. Im Kanal ist man dann hinter der Sandbank die zuerst rechts von uns war, die aber ihre Zungen immer weiter in den Kanal vorstreckt. Auf der anderen Seite ist ein venezianisches Fort, vor dessen Grundmauern Spundwandbleche im Wasser stecken, aber so weit unter der Oberfläche, dass man sie einerseits nicht sieht, sie sich aber jeden beliebigen Kiel krallen könnten.

Ist man da vorbei kommt noch ein rechter Winkel nach links und man ist vor der Pontonbrücke. Auf den noch fehlenden 150 m stauen sich dann die wartenden Schiffe, werden vom Wind hin und her getrieben … Also täglich brauch ich das nicht. Bei uns aber gelingt die Übung unbeschadet, vor allem weil wir uns bewusst raushalten und in der Drängelei nicht mitmischen wollen.

Nach der „Brücke“ kommt der fast 4 Meilen lange Kana, der die Insel Lefkas vom Festland trennt – gerade aus und eher langweilig. Und dann ist da die Frage, wo wir die Nacht verbringen wollen: Gleich am Ende des Kanals – 0,3 Meilen / vor Nikiana – 1,6 Meilen / in der Bucht von Vlochoi 3 Meilen
Wir nehmen das Mittelding und finden eine netten Bereich zum Ankern vor einem kleinen Hafen. Ein paar andere Segler liegen auch vor Anker – kann also nicht so ganz falsch sein. Als der Wind dann auch noch nachlässt, passt es perfekt.

Schnell noch ein Abendessen gezaubert und das warme Wasser aus dem Boiler für eine Dusche genutzt und als Zugabe noch unsere neue Matratze  –  herrlich. So lässt es sich leben!

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Karibik?

Nicht weit von Mourtos liegt die Karibik, oder zumindest eine Bucht, deren Wasser daran erinnert. Schönstes Türkisgrün! Die Ursache ist Sandgrund auf 3 – 4 m Tiefe. Jetzt ist die Bucht von Lakka auf Paxos längst  kein Geheimtipp mehr. Als vor 2 Wochen Clemens und Ralph da waren, haben sie 35 Schiffe gezählt – in der Vorsaison !! Was sich da im Sommer abspielen muss, will ich gar nicht wissen.

Aber so weit sind wir noch nicht. In Mourtos haben wir uns zum Abschied noch einmal Schokowaffeln gegönnt. Die Chance nützt der Marinero und knöpft und die 20 € für die letzte Nacht ab, soll sein. Im Ausgleich bietet er mir beliebige Mengen Wasser an. Meine Tanks sind aber alle so gut wie voll. Susi und ich verbrauchen wirklich wenig Trinkwasser, besonders seit wir den Salzwasserhahn in der Küche haben.

Kann man lassen, oder?

Kurz nach dem Ablegen schon, können wie die Segel setzten. Dann noch einen Kurskorrektur, die Segel neu trimmen und wir gleiten Paxos entgegen. Gleiten, das heißt wenig Wind und eigentlich ein Geduldspiel, aber die Strecke ist ja nur kurz, kaum 15 Meilen (27 km). Nach der halben Strecke ist dann aber Schluss mit Lustig und der Diesel muss wieder an die Arbeit.

Die Einfahrt in die Bucht ist kaum zu erkennen. Erst beim Näherkommen und durch ein paar Masten verraten, ist klar, wo wir hinmüssen. Und tatsächlich, diese unglaubliche Farbe des Wassers – fantastisch! Im Augenblick sind 18 Schiffe da, ein paar legen noch ab, nach und nach kommen neue dazu. Es ist aber immer noch gut Platz, damit sich die Boote an ihren Ankern bewegen können.

Karibik? fast!

Fast alle Skipper wissen, was sich gehört und halten Abstand – fast. Einer klemmt sich zwischen zwei Schiffe, wirft dort den Anker und legt eine elendslange Kette. Ist ja gut für ihn, aber sobald der Wind dreht – und das macht er hier ständig – treibt er sehr nahe an andere Schiffe heran. Jeden Versuch ihn davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee ist, lässt er abprallen. In der Nacht haben er und seine Nachbarn Glück, aber sein Ablegen gelingt nur zufällig, Können ist das nicht. Er muss die Ankerkette unter einem anderen Boot hervorholen, zieht sich dann mit der Ankerwinde an dem anderen Schiff vorbei. Sein Heck verfehlt das andere Schiff nur um 1 m. Die Partnerin dieses „Könners“ lässt das alles völlig ungerührt. Alle Arbeit für den Skipper, an sie wurden keine Aufgaben verteilt. Also sitzt sie als „living payload“ im Cockpit und wartet was passiert. Derartige Crews sind es, die das Segeln im Sommer so schwierig machen.

Aber egal, wir lassen uns den Tag nicht verderben. Wir fahren zunächst mit dem Dinghi an den Strand, zum Schwimmen ist uns noch zu kühl. Die Kiesel am Strand zeigen, dass es, trotz des Sandes in der Bucht, bei entsprechendem Wetter hier auch ganz schön zugehen kann. Trotzdem genießen wir den Platzt in der Sonne, auf einem angeschwemmten Baumstamm sitzend.

Später dann, nach einem Imbiss rudern wir ins „Dorf“. Wo man zunächst nur eine Häuserzeile am Hafen vermutet, tut sich dahinter ein Labyrinth von Gassen aus, in denen sich ein nettes Lokal an das andere reiht. Auch da sind viele erst am Aufwachen, werden gerade erst aktiviert. Naja, der Sommer = die wirklich vielen Touristen sind ja noch nicht da. Wenn es voll ist, kommen zu den 50  Seglern auch noch die Ausflugsschiffe aus Corfu oder Parga, die mehrmals täglich ein paar Hundert Besucher ausspucken. Dann wird’s wirklich eng in den Gassen und in den Lokalen ist die griechische Gemütlichkeit auch dahin.

Schaut zu aus, ist aber offen

Da lieber jetzt unterwegs sein und dafür weniger Lokale zur Auswahl haben. Auch so finden wir was Nettes und finden Zeit zur Muse. Später, beim Schlendern durch den Hafen finden wir ein deutsches Kleinboot, eine Sail Art 20. Also das Ding ist kaum 6 m lang und 2,5m breit. Damit ist ein Pärchen schon seit einigen Wochen im Ionischen Meer unterwegs – Respekt!

Erdbebensichere E-Installation: Mast wackelt, Draht wackelt – und wenn man mehr Strom braucht, hat das auch noch Platz.

Die Nacht wir durch eine ungünstige Kombination aus Wind und Welle sehr rollig, soll heißen, dass Schiff rollt stark von links nach rechts. Ständig knarrt und scheppert irgendwo irgendwas. Kein ruhiger Schlaf!

Wie soll die Reise weiter gehen? Wir wollen, eigentlich müssen nach Süden, konkret nach Zakynthos. In einer Wochen muss Susi für ein paar Tage nach Wien fliegen. Bis Zakynthos sind es aber noch gut 170 Meilen. Wir müssen also günstiges Wetter suchen und nützen, um in großen Sprüngen Strecke zu machen. Und an den windarmen Tagen müssen wir uns so positionieren, dass wir den dann kommenden Wind optimal nützen können.

Geht sich Parga, dass uns vorigen September so gut gefallen hat, noch aus? Müssen wir, auch wenn wir das nicht wollen, 37 Meilen nach Lefkas motoren? Wie lange können wir in Ithaki Pause machen? Was sagt das Wetter dazu. Viele Grübeleien, viele Möglichkeiten, viele Entscheidungen mit entsprechenden Folgen.

Auch so vergeht ein Abend unter Sternen.

Kurs 120°, oder doch lieber 87?

Der Morgen in Lakka ist herrlich, aber auch herrlich windstill. Jedes Schiff, dass die Bucht verlässt, wird so lange wie möglich beobachtet: Können die schon segeln? Laufen die immer unter Motor? Schade, viele machen sich nicht einmal die Mühe die Segel zu setzen. Echt tote Hose. Nur die Kinder vom örtlichen Segelverein haben mit ihren Optimisten Ausgang und einen Spaß dabei, zwischen den Yachten herum zu flitzen. Aber auch denen wird der Wind bald zu wenig.

Nur die Sail Art 20 setzt Segel und kreuzt tapfer gegen Süden. Die haben aber auch keine andere Chance. Ihr Elektroaußenborder ist für lange Strecken einfach nicht gemacht, also ist Feingefühl und Geduld gefragt. Irgendwann ziehen auch wir los – vielleicht geht ja jetzt schon ein bisschen was. Tut’s nicht. Den Plan, zumindest einen Teil der Strecke nach Lefkas zu schaffen, können wir uns knicken. Bleibt also Plan B – günstiger Ausgangspunkt für den Wind des nächsten Tages. Je nach dem, wo man startet, hat man entweder mühsames Aufkreuzen bei Schwachwind vor sich, oder man kann in einem Schlag, hart am „Wind“ in die richtige Richtung fahren. Da sind dann 4 kt Geschwindigkeit auch schon ganz nett. Müsste man kreuzen, käme kaum die Hälfte raus, was meist zu unerträglich langen Fahrzeiten führen würde.

Das Ziel unseres Plan B heißt Parga und ist „nur“ 2 ½ Motorstunden entfernt. Parga hat eine sehr große Bucht mit Sandstrand und Sand am Boden. Da kann man dann den Anker nach Belieben versenken, der hält immer. Wir trauen uns bis auf 40 m an den Strand heran. Immer noch 4 m Wassertiefe, aber nahe genug, um den Wellenschlag im Sand zu hören. Als Segler bekommen wir das selten mit.

Was wir aber auch mitbekommen ist, wie der Ort aufwacht: Ein kleiner aber um so lauterer Bagger schaufelt den Strand zurecht – der soll immerhin unmittelbar bei der Straße beginnen und nicht erst 1 m tiefer! Andere schneiden lautstark ihre Hecken oder Zimmern die Strandbar zusammen. Insgesamt entsteht hier eine 800 m lange Touristenrösterei in 4er Reihen. Was da noch an Strandliegen noch gar nicht aufgestellt herum steht …. Strandliegenvermieter müsste man sein – naja, im nächsten Leben dann, versprochen!

Susi und ich rudern an Land, und wandern in den Hafen von Parga. Das muss man sich so vorstellen. Also da ist im Westen der lange Strand. Hübsch aber gegen Feinde nicht verteidigbar . das war einmal wichtig. Dann ist da der Hügel mit der Burg. Der ist so an die 70 m hoch. Und der Ausläufer von dem Hügel bildet auch die Grenze zwischen der Bucht und dem durch die Burg und viele Felsen im Wasser geschützten Hafen der Altstadt. Wer also von der Bucht in die Altstadt will, muss zuerst einmal 50 m hinauf, dort könnte er gleich zur Burgbesichtigung „griechische Art“ (Bitte selber aufpassen und nirgends hinunterfallen) abbiegen. Machen wir diesmal aber nicht, wir zweigen die Stufen nach links ab und wandern die 50 m wieder hinunter.

Dieser Hauseingang ist im Hochsommer sicher schön kühl.
.. und an der Hausmauer, wenn man’s aufklappt, Touristenramsch

Entlang des Weges durch die Gassen wird in jeder noch so kleinen Mauernische Touristenramsch angeboten. Schmuck, Keramik, Flaschenöffner mit Holzpenis als Griff, das 100ste Strandtuch, oder den Crocs Badeschlapfen in XXXXL (90 cm lang) – was der geübte Tourist halt so braucht um zu überleben. Wenn man sich das aber alles wegdenkt, dann ist der Ort wirklich sensationell. Der enge und tiefe Naturhafen, die Häuschen eng an den Abhang geklebt, enge Gässchen dazwischen. Ein sehr netter Fleck Erde, dieses Parga!

Rund um den 1. Mai ist da irgendwas mit Kränzen
Historischer Bastlerhit – letzte überlebende Mauerreste von den großen Erdbeben

Bevor wir den Rückweg antreten, stärken wir uns in einem der vielen Restaurants. Erstaunlich dass die Preise hier sogar deutlich unter denen von Corfu liegen, und kein Vergleich zu Mourtos. Während wir im Hafen waren, sind die kleinen Läden zum Leben erwacht – zu meinem Leidwesen 😉. Oben, vor dem Eingang zur Burg, hat sich eine Honigstand aufgebaut. Die Verkäuferin ist selbst die Imkerin – sagt sie nicht nur, sie kennt sich echt aus –  und gibt uns Kostproben blütenreiner Honige. Orangenbütenhonig zum Beispiel. Der schmeckt für den Anfang wie ganz normaler Honig, am Ende kommt dann aber der typische Geschmack der Orangenschalen durch. Oder Thymianhonig – sensationell, sehr würzig. Da nehmen wir dann ein Glas mit, das geht sich im Schiff gerade noch aus.

Unkraut? Uns gefällts

Inzwischen hat sich die Bucht „gefüllt“. Naja, es sind 5 Schiffe da. Voriges Jahr waren es 20, im Hochsommer sind es sicher viel mehr. Da will ich aber auch nicht da sein! Von der Strandbar klingt gute Musik herüber, die Sonne geht hinter einem Hügel unter. Sehr schön!

Und das Wetter? Wiss‘ man o ned!

Mal sehen.

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Regen fällt auf Mourtos

Eigentlich steht Griechenland für Wärme, Sonne, Wind und Wohlfühlen. Irgendwie stimmt da was nicht.

Schon bei der Abfahrt aus Corfu fehlt der Wind. Naja, die geplante Strecke ist kurz. Dann wird eben weiter gedieselt. Unser Ziel ist wieder einmal Mourtos / Syvota und das Meer ist spiegelglatt. Schaut nicht gut aus mit dem Wind. Nur die Wolken nehmen zu  und bald zeigt das Radar, dass da eindeitig Regenschauer vor uns stehen. Auch nicht, was wir wollten ☹ aber da müssen wir jetzt durch. Oder einfach hinein, denn die Schauer ziehen mit uns mit. Auf der letzten Meile nach Mourtos sind wir plötzlich zu viert unterwegs. Das wird vielleicht ein ganz schönes Getümmel vor der Mole. Nicht, was wir zu diesem Anlegemanöver zu zweit wirklich brauchen können.

Kurz vor dem Hafen werden wir überholt, aber das Schiff biegt in eine Bucht ab. Gut so! Der nächste Überholer ist so nahe, dass wir uns ausmachen, wer wohin fährt. Er will in den Hafen, wir an die Stadtmole. Passt also auch. Dann brauchen wir aber etwas Zeit, um unser Dinghi vom Heck ins Wasser zu lassen, und diese Verzögerung nützt Nummer 4 eiskalt aus. Zum Glück arbeiten die aber auch nicht sehr zielgerichtet. Über Handzeichen tauschen wir uns aus und sind wieder Nummer 1 zum Anlegen an der Mole.

Jetzt ist nur mehr das Problem, dass ich am Bug beim Anker und gleichzeitig am Heck bei den Leinen sein soll. Susi fährt ja das Schiff und hat keine Zeit dafür. Aber unser Vorbesitzer, Elefterias, hat offensichtlich mitgedacht und eine Funkfernsteuerung für den Anker eingebaut. Also das Ding aktivieren, vor an den Bug, Anker vorbereiten und ein Stück hinunterlassen. Warten auf das Signal von Susi – das kommt wie so oft noch bei uns, viel zu früh. 55 m Ketter werden wir auslegen wo 30 m auch gereicht hätten 😊. Den Finger immer am OUT Knopf der Fernbedienung husche ich ans Heck und mache mich bereit, mit den Leinen auszusteigen. Das ist aber gar nicht nötig, denn nette Helfer stehen bereit und übernehmen sie. Dann noch ein wenig an der Ankerkette und den Leinen zupfen und wir stehen wieder perfekt und genau da, wo wir vorige Woche auch schon waren.

Fast wie nach Hause kommen. Selbst Annita, die Kellnerin winkt uns freundlich zu. Auch der Marinero, dem wir nun schon zum dritten Mal 20 € in die Hand drücken, lächelt schon freundlich. „If you need water, tell me, it’s free for you” Selbst das Wetter wird kurz freundlicher und die Sonne kommt heraus.

Den Nachmittag verbringen wir in der Bar, gemeinsam mit einem Pärchen samt ihrem 7 Monate Baby aus Ludwigshafen, die ihre Elternfreizeit am Boot verbringen. Wir hatten sie zunächst in Petriti schon als Bootsnachbarn. Sehr nette Plauderei. Nur dass Susi als „Ersatz-Oma“ bezeichnet wird, tut ihr arg weh. Aber gut, die beiden sind 33, könnten also fast unsere Kinder sein.

Sehr schwarze Wolken aus dem Süden machen dem Nachmittag ein rasches Ende. Der vorhergesagte Wind kündigt sich an. Wir machen uns aber keine Sorgen, denn genau deshalb sind wir in Mourtos an der Mole. Da kommt der Wind genau von hinten. Unsere Festmacherleinen halten sicher, der Anker stabilisiert nach vorne. Sehr entspannt steigen wir in unser „neues“ Bett, genießen die Geräusche vom Wind und das Prasseln des einsetzenden Regens. Und der Regen hat es in sich, erst nach 36 Stunden hört er auf.

Wir lesen, ruhen aus. In den kurzen Regenpausen huschen wir zum nächsten Bäcker oder in den Minimarket

So haben wir uns Griechenland nicht vorgestellt

So ist das schon eher griechische Postkarte
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Ganz in den Süden

In dem Abschnitt reisen wir

  • nach Paxos
  • weiter nach Lefkas und Ithaki
  • entlang von Kefalonia nach Zakynthos
  • haben einen technischen Stopp
  • fahren einmal rund herum
  • und dann weiter immer in den Süden
  • und dann rund um den Peloponnes
  • bis nach …
    wiss ma no ned
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Wir wollen gut schlafen

Susi war schon im vorigen Jahr mit der Matratze in der Bugkabine nicht so ganz glücklich. Jetzt meint sie: „Die ist viel zu hart und unangenehm. Da soll was Neues her“. Ich bin da ja durchaus dafür zu haben – aber mitten am Meer ist halt kein IKEA zu finden. Also wird das Internet bemüht. Irgendwo in Corfu wird es doch Matratzen geben. Natürlich ist eine Matratze für eine Schiff nicht ein Standardmaß. Die sind in der Bugkabine eher ein Dreieck und zusätzlich sind die seitlichen Kanten abgeschrägt, damit sie an die Bordwand passen.

Eine schnelle Internet Recherche führt zu mehreren Treffern. Einer gefällt uns beim ersten Anruf. Gute Beratung auf Englisch. „Ja Matratzen für Boote, kein Problem, machen wir“. Der Chef ruft zurück. Wir sind inzwischen auf dem Weg nach Corfu, wollen aber in der südlichen Bucht ankern. Auch das ist kein Problem – der Chef holt uns am Ausgang der N.A.O.K. Marina ab. Dort können wir unser Dingh parken und die Auffahrt hinauf zur Straße spazieren. Miltos kommt mit dem Moped, das geht sich für drei aber nicht aus. Also wird auf einen Freund gewartet und der hat dann auch ein Geschäftslokal, in dem man Matratzen testen kann. Das Geschäft von Miltos ist mitten in der Altstadt und für Ausstellungsfläche natürlich viel zu klein.

So 20 min Fahrt durch den Abendstau – ja, den haben sie hier auch – in einen Vorort, und dort werden wir fündig. Wir wissen, dass wir am 1. Mai wieder nach Corfu kommen. Da sollte sich so eine „einfache“ Matratze doch ausgehen – nimmt man an. Aber: Die Matratze wird extra für uns in Thessaloniki gefertigt. Und am schönsten wäre es, wenn sie unsere alte Matratze als Vorlage für die neue hätten. Und noch besser wäre es, wenn sie die alte Matratze sofort hätten. Jetzt, am frühen Abend? Philia schwimmt doch in der Südbucht.

Mit Kreativität finden wir eine Lösung: Ich werde in die Marina zum Dinghi zurückgebracht, flitze zur Philia, falte und rolle die alte Matratze, bau aus dem Dinghi das Sitzbrett aus, flitze zum Anlegeplatz vor dem Palace Hotel und übergebe die Rolle. Dann wieder in die N.A.O.K. zur Susi und zur Pita. Dann heißt es warten.

Das Problem ist ein kalendarisches: Die alte Matratze wird nach Thessaloniki gebracht, mit dem Bus morgen in der Früh. Dort wird die neue Matratze gebaut, eine Hülle dafür genäht, eingepackt, zurück nach Korfu geschickt. Das alles soll sich zwischen Dienstag und Freitag ausgehen. Dann kommt allerdings das lange Wochenende mit dem 1. Mai. Und wir wollen am 2. Mai von Mandraki endgültig abfahren.

Mit Miltos entwickelt sich ein SMS Verkehr, bei dem er mich konsequent „Jack“ nennt. Dass im „Jörg“ zu kompiziert ist kann ich verstehen, aber dass er „Georgos“ nicht akzeptiert …

Irgendwie schaffen wir es dann doch und die Matratze wird am 1. Mai am Abend in die Marina gebracht. Wir quetschen das große Paket in die Kabine, packen sie dort aus. Drehen und drücken bis sie richtig liegt. Passt! Probeliegen ist allerdings gefährlich, denn Susi will gleich gar nicht mehr aufstehen.

Ein herrliches Ding. Die Lebensqualität am Schiff steigt in unermessliche Höhen.

Was so eine Lage Memory-Schaum alles ausmacht!

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Landratten auf See

Eva und Michi kommen spät abends am Flughafen an und sind hin und weg vom Alten Fort und der Marina. Bis sie ins Bett kommen, wird es ½ 2.

Das ist schon OK, denn wir gönnen uns und ihnen noch einen Tag in Korfu. Das Wetter hat diese Entscheidung sehr erleichtert. Wellen am erste Tag wollen wir den beiden nicht zumuten. Von Korfu sind sie aber hellauf begeistert. Eva verspricht zwar, nicht einkaufen zu gehen, kann dann aber doch nicht widerstehen. Das Abendessen gibt es an Land, im Restaurant Belissimo. Das klingt zwar gar nicht nach Griechen, ist aber ein recht traditionelles Familienrestaurant. Durch die Lage in einer Seitengasse, ist es auch nicht so überlaufen und touristisch. Besonderes Merkmal: Familienfeiern von Griechen – kann also nicht ganz schlecht sein.

Am ersten Segeltag brechen wir bei sehr sanften Winden nach Süden auf. Wieder ist das Ziel Petriti, diesmal wollen wir allerdings in den Hafen. Sehr sanfter Wind bedeutet auch sehr sanfte Wellen. Das passt für unsere Segelanfänger sehr gut und sie fühlen sich rundherum wohl an Bord.

In Petriti sind im Hafen noch einige Plätze frei und wir gehen, wie halt hier so üblich, mit Buganker an die Mole. Natürlich sind sofort Helfer da, die uns die Leinen abnehmen. Sehr nett, sehr angenehm. Was dann kommt ist aber Hafenkino der besten Sorte: eine Flottille eines englischen Veranstalters fällt über Petriti her.

Das sieht dann so aus, dass ein Guide mit dem Funkgerät an Land steht und die ankommenden Schiffe punktgenau anweist. „more anchor chain / stay in reverse / idle / stop the anchor / reverse again / more anchor / the lines please / … “. Wenn was daneben geht, rast der Helfer mit dem Dinghi herbei und schubbst  die Yacht in die richtige Position. Im Prospekt steht, dass das Flotillensegeln ein Schritt in die Selbständigkeit ist – aber so?

Da kommen dann auch unkonventionelle Lösungen zum Einsatz: Eine Yacht wird einfach mit dem Bug zwischen zwei angelegte Yachten gesteckt und dort angebunden. Alibihalber wird dann vom Dinghi aus noch ein Heckanker ausgebracht. In Summe sind dann 12 Yachten vertäut und die Crews werden zum Pre-Dinner Drink gebeten. Klar, im english way of life ist da Segelkleidung nicht erwünscht. Da wird dann aufgemascherlt, Stoffhosen und Hawaii-Hemden – man gönnt sich ja sonst nichts 😊

Am Morgen wir dann gemeinsam aufgebrochen. Die Charterbasis ist in Paxos und da müssen die heute noch alle hin. Weil der Weg weit ist, der Wind schwach ist und die Ankunft früh erfolgen soll, sind die alle unter Motor unterwegs. Die wollen doch eigentlich Segeln lernen ???

Uns soll’s recht sein. Wir haben Zeit und Muse und wollen nur nach Muortos /Syvota – der Ort, wo man direkt vor der Bar festmachen kann. Wieder langsames, entspanntes Segeln. Als wir ankommen liegen am Kai zwei Ausflugsboote, kein Segler. Auch gut, dann haben wir freie Platzwahl. Bis zum Abend kommen insgesamt 5 Segler an. Wirklich noch Vorsaison. Auch die Einheimischen genießen das. „In one month you can hardly walk here“. Und der Ort ist wirklich voll auf Tourismus ausgerichtet. 5 “Supermärkte“ die Badegummizeugs und völlig überteuerte Lebensmitte anbieten, 12 Bars, 6 Eisgeschäfte, 4 Pizzarien, 3 Griechen, 1 Güros Grillstand. An der Mole kommen dann täglich Ausflugsboote aus Korfu, die gemeinsam so rund 300 Passagiere in den Ort schaufeln. Wenn dann die Hotels und Appartements rund herum auch noch alle voll sind … „you can hardly walk“

Naja, wir könnten ja jederzeit weg, wollen wir aber nicht. Wir sitzen lieber in der Bamboo Bar und lassen uns verwöhnen. Die Kellnerinnen haben an ihrem Job noch echt Spaß, sind freundlich, fragen nach. Ja sogar bei unserer Abfahrt winken sie uns zu – freundlich, nicht etwa weil wir vergessen hätten zu bezahlen.

Unser nächster Stopp soll in einer Bucht sein, einsam und gut geschützt. Da bietet sich der Igoumenitsa Creek an, ein kleiner, tiefer Seitenarm der sich zwischen einer Halbinsel und einem Mündungsdelta eines Flusses befindet. Vorbei an Fischfarmen geht es da hinein. Auf 5 m fällt der Anker und wir machen das Dinghi klar, um an Land zu kommen. Nicht ganz einfach, denn der erste Versuch wird durch ein „private area“ verhindert und an der zweiten möglichen Stelle steht nur ein langsam vor sich hin verrottender Steg im kaum knietiefen Wasser. Dafür geht der Weg dann durch die griechische Wildnis, vorbei an gelangweilten Kühen, bis zu einem ewig langen, sehr feinen Sandstrand.

Sofort bricht bei Susi ein altes Rückenleiden aus und auch Eva ist mitbetroffen. Beide stehen sie krummgebückt im Sand und stochern mit den Fingern drin herum. Sie sagen, sie haben das zwanghafte Muschelsuchen. Keine Idee wie man das abstellen könnte. Es gibt sich erst, wenn alle verfügbaren Taschen mit Muschelsplittern vollgeräumt sind.

Zurück am Schiff gibt es dann das große Restlessen. Wir habe ja oft genug gekocht, oder in Restaurants die übrig gebliebenen Mengen mitgenommen. Kommt alles weg!
In der Früh geht das dann weiter. Da werden dann Brotscheiben und selbst Croissants angeröstet und mit Freude verspeist. Gut, dass wir heute wieder nach Cofu zurück kommen.

Heute ist der Wind stärker, dafür aber von schräg hinten. Mit 5 kt Fahrt aber immer noch wenigen Wellen fahren wir auf Corfu zu. Eva und Michi wechseln sich beim Steuern ab, genießen die Zeit und haben Spaß an Segelbedingungen, die sie vor 2 Wochen noch geängstigt haben. Bis auf eine sehr nahe Begegnung mit einer Fähre ist alles recht entspannt. Naja. So ein 200 m Ding, dass mit 20 kt auf dich zu kommt ist immer wieder spannend. Besonders, wenn das AIS einen minimalen Abstand von 150 m errechnet.

In der Marina kommt so was wie Abschiedsstimmung auf. Noch einmal eine Pita kaufen gehen, noch einmal ins Meer steigen, noch einmal gemeinsam Abendessen. Eva und Michi fliegen morgen nach Wien. Susi und ich werden zu Mittag unsere lange Reise in den Süden des Ionischen Meeres antreten.

Langsam, Schritt für Schritt, Schlag für Schlag.

Bin gespannt, wohin uns der Wind führt.

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Eine kleine Rundreise

Kaum, dass Susi und ich alleine in Korfu sind, starten wir eine kleine Rundreise. Wir haben ein paar Tage Zeit uns wieder an das gemeinsame Leben am Schiff zu gewöhnen und dabei auch das ganze Schiff durch zu testen.

Ist ja zunächst ganz einfach: ablegen in der Mandraki Marina – wir kommen bald wieder – und schon im Bereich davor ein paar Fahrübungen durchführen. Susi kennt den neuen Propeller noch nicht. Der verhält sich, besonders beim Retourfahren doch ein wenig anders als der frühere 3-Blatt Festpropeller. Vorwärts ist alles gut, vielleicht sogar etwas kraftvoller als zuvor. Retour dauert es aber ein bisschen, bis das Schiff anfährt. Außerdem dreht es dabei das Heck stark nach links. Wenn man das weiß, kann man das auch zu seinem Vorteil nützen.

Dann versuchen wir nach Süden zu segeln. Es bleibt aber beim Versuch. Auch wenn Philia aus fast keinem Wind 3 kt Fahrt zaubert, wenn der Wind dann auch noch nachlässt, dann geht halt gar nichts mehr. Außerdem türmen sich über dem nahen Festland Gewitter. Da wollen wir lieber nicht mit mischen und ziehen uns zurück. In die Bucht auf der anderen Seiter des alten Forts von Corfu. Luftlinie keine Meile von der Marina entfernt.

Aber egal. So hat Susi Zeit, ihre Sachen auszuräumen und einzusortieren. Durch den Besuch von Andrea ist sie nicht dazu gekommen. Der erzwungene Pausetag am Schiff hat uns gut getan. Die Nacht weniger. Durch den starken Verkehr der Fähren, hat Philia immer wieder stark zu schaukeln (rollen) begonnen. Zum Teil so stark, dass wir davon aufgewacht sind.

Der Morgen hingegen entschädigt dafür. Bestes Wetter, gemütliches Frühstück an Deck, langsam das Schiff startklar machen – wir haben viel Zeit.
Und dann geht es los Richtung Süden. Der Ort Petriti hat es uns angetan. Nicht all zu weit weg, an der geschützteren Ostseite von Korfu. Guter Ankerplatz. Kleines, eher untouristisches Dorf. Und am Weg dort hin endlich guten Wind, also so richtig gut ist er nicht, aber er kommt aus der richtigen Richtung, nämlich als Wind auf die Seite. Mit dem Fahrtwind, den wir selbst erzeugen, ergibt sich dann ein fühlbarer Wind von 60° von vorne. Unsere Philia macht da aus 6 kt Wind fast 5 kt Geschwindigkeit.

Da es bei 6 kt Wind kaum Wellen gibt, gleitet sie schnell und ruhig dahin. In kaum 3 ½  Stunden haben wir die 15 Meilen (27 km) zurück gelegt. Der Ort Petriti sollte uns nicht enttäuschen. Wir gehen in recht flachem Wasser, so ca. 4 m Wassertiefe vor dem Ort vor Anker und genießen einmal die Zeit. Später machen wir das Dinghi klar und rudern an Land. Wir sind nämlich auf der Jagt nach Brot. Ein Wegweiser zum Supermarkt ist bald gefunden, doch der hat geschlossen.

Also zurück zum Strand und bei einer der Tavernen nachgefragt. Ein Brot bekommen wir sofort. Bis wir dann am Tisch am Meer was zu essen oder zu trinken bekommen, vergeht viiiiiiel Zeit. Griechisch?
Irgendwann wird es zu langweilig und ich gehe hinein, um dort auf uns aufmerksam zu machen. Ja, die zahnlose Kellnerin wird sich gleich zu uns bemühen. In der Tat, sie kommt auch. Speisekarte gibt es aber keine – wozu auch. Susi bestellt sich einen griechischen Salat, ich mir Zuccinibällchen. Und dann sitzen wir wieder da, ohne Getränke, denn bevor wir die bestellen konnten, war die Kellnerin schon wieder verschwunden.

Naja, wenn sie uns das Essen serviert, muss sie zwangsläufig auftauchen. Tut sie nach ½ Stunde tatsächlich. Der Salat ist groß und wohlschmeckend, die Zuccinibällchen sind nicht rund sondern flach und eigentlich frittierte Zuccinischeiben – dafür aber schwimmen sie im Öl. Wer’s mag …
Und dann wieder lange Betreuungspause, bis ich zum Zahlen wieder hinein gehe und die zahnlose Kellnerin aus ihren Tagträumen wecke.
Sie stürzt hinter die Bar, kritzelt ein paar Zahlen auf einen Rechnungszettel: 17 € !! Für die zwei kleine Speisen, 1 Cola und ein Glas Wasser, das angeblich aus einer Flasche stammt, ein stolzer Preis. Naja, ich glaub, die sehen uns nicht mehr wieder.

Sonnenaufgang bei Petriti. Das Meer dampft, denn es ist wärmer als die Luft

Neuer Morgen, neues Glück
Langsam wie fast immer beginnen wir den Tag und legen dann erst um ½ 12 ab. Macht ja nichts, wir haben Zeit. Das Ziel ist nicht ganz klar. Wir haben Clemens gefragt, ob wir uns in Moudros treffen wollen, aber die Antwort war nicht ganz klar. Moudros liegt hinter einigen Inseln versteckt. Das kann guter Schutz sein – oder mehr Wind also sonst, wegen der Düsenwirkung zwischen Inseln – man weiß nicht.

Im Fahrtwind ist es schon ein bisserl kühl

Bei einem Kurs hart am Wind ziehen wir los und finden, dass unser Kurs genau in die Bucht von Platarias zeigt. Die ist groß, breit und tief eingeschnitten. Außerdem bietet sie einen langen, recht flachen Strand zum Ankern. Sollte doch machbar sein. Ist es auch. Nur der Ankerplatz ist nicht wirklich schön, der Jambo-Anker hält erst beim zweiten Versuch im Schlick. Außerdem bläst es mit 15 kt.  Genau da bekommen wir ein SMS, dass Clemens in Moudros festgemacht hat, dass es noch Plätze am Stadtkai gäbe, auch für uns.

Also – Anker wieder hoch, Genua raus und zügig aus der Bucht. Dann gilt es aber in ein paar Schlägen aufzukreuzen. Wir könnten auch den Motor nehmen, aber Susi lehnt das als „unsportlich“ ab. Naja, Zeit haben wir ja. Erst für die letzte Meile nehmen wir den Motor. Clemens hat uns einen Platz frei gelassen, so dass unser Anlegen unter Buganker gut funktionieren sollte. Weil es da aber viel in Rückwärtsfahrt geht und ich das Schiff besser kenne, übernehme ich die Aufgabe.

An sich ganz einfach: ca. 3 Bootslängen vor dem Ufer den Anker fallen lassen und rückwärts an den Steg fahren. Dort die beiden Heckleinen an Helfer übergeben, festmachen, eventuell das Boot durch vorwärts Gas stabilisieren und zuletzt die Ankerkette spannen. So weit, so einfach.
Das Problem sind dann andere Boote, die dann ihre Ankerkette quer über meine legen könnten, oder das was uns passiert ist.

Es ist nämlich nicht so einfach, die richtige Distanz abzuschätzen. Ich hab mich von Susi drängen lassen, den Befehl zum Anker fallen lassen zu geben. Die elektrische Ankerwinsch legt die Kette ziemlich gleich schnell, wie ich retour fahre. Das passt ja. Was dann nicht passt ist, dass Susi ca. 15 m vor der Kaimauer vermeldet, dass ihr die Ankerkette ausgeht. ☹ Schön angefahren, nichts genutzt.
Also Kette wieder einholen, was bei 65 m Kette schon ein Zeiterl dauert -inzwischen treibt das Boot aber einfach hin und her.

Und dann steht das Boot irgendwie, soll aber möglichst präzise wieder genau 2 ½ m neben die verlängerte Längsachse des Nachbarbootes gesteuert werden … Ankerketten – eh schon wissen. Gerade unser Schiff hat aber beim Retouranfahren einen ausgeprägten Radeffekt, das bedeutet, dass das Heck gerne einmal um mehr als 40° nach links ausbricht, bevor die Kiste überhaupt steuerbar wird.
Naja, irgendwie klappt das dann doch. Richtiger Abstand zum Kai, richtiger Punkt für den Anker, schön neben das Nachbarschiff gesetzt, abgestoppt, angebunden, fertig. 99,9% aller Punkte – meint der Marinero 🙂 Alter Charmeur!

Clemens und Ralph sitzen schon seit geraumer Zeit im nächsten Hafenkaffee auf einer Couch, und da setzen wir uns dazu. Wird ein netter Nachmittag, der erst am frühen Abend endet, weil wir alle vier Hunger bekommen und uns in die jeweiligen Küchen zurückziehen.

Genau so gemütlich beginnt der Morgen: Auf der Couch des Hafenkaffees. Cappuccino, Amerikano, Toast, Schololadewaffeln, Sonne, …
Bis zum Ablegen wird es wohl noch ein wenig dauern

Eine Rundreise muss ja zwangsläufig wieder zum Ausgangspunkt zurück kehren. Von Moudros nach Corfu ist das ganz einfach: Kurs 305°, beide Segel gesetzt, Wind von der Seite, später leicht von vorne. 4 ½ Stunden entspannen und schon ist man da. Damit es nicht ganz langweilig wird haben wir einmal eine stehende Peilung mit einem Segler und einmal mit einer Fähre. [stehende Peilung bedeutet, dass ein anderes Schiff immer unter demselben Winkel zu sehen ist. Immer wenn man auf Kollisionskurs ist, ist das der Fall 😉). Den Segler beobachten wir am Radar, die Fähre am AIS. Beide Male sind dann kaum 250 m zwischen uns und dem anderen, aber was macht das schon, wenn man die Lage unter Kontrolle hat.

Clemens und Ralph sind uns immer 1 ½ Meilen voraus und uneinholbar, wir bemühen uns aber auch nicht. Die beiden wollen in die Mandraki Marina, wir in die Bucht südlich von Korfu. Da ist viel Platz, auch wenn der Wind heute Nacht drehen und auffrischen soll. Wir aktivieren unser Dinghi, montieren den Motor, der unglaublich brav anspringt und fahren in die Stadt auf eine Pita zur Belohnung.

Ein gutes Ende für den Anfang des Sommers.

Nur mal so 60 Meilen durch das Nord-Ionische Meer