Kategorien
Reise

Kalamata

Kalamata kann man von Koroni aus schon sehen, und der Wind steht günstig. Recht rasch ziehen wir los und genießen die rauschende Fahrt. Dann wird aus rauschend flüsternd und dann ist stille. OK, wir wissen, dass die große Bucht von Kalamata sehr gut vor den bösen Winden geschützt ist – vor den guten leider aber auch. ☹

In Kalamata gibt es eine Marina, aber die interessiert uns nicht, wichtiger ist uns der Stadthafen. Da gibt es den offiziellen Hafenteil, der von der Port Police verwaltet wird, und dann gibt es den Rest – der gehört der Stadtverwaltung. Getrennt sind die beiden Bereiche durch einen Zaun. Wir entscheiden uns im Bereich der Stadtverwaltung zu bleiben. Das hat den Vorteil, dass es bis zu den ersten Geschäften und Bars keine 10 m sind. Hat doch was Gutes, oder? Was noch dazu kommt, ist dass die Hafengebühr im Bereich von 7,45 € liegt – wenn man längsseits anlegt. Liegt man mit dem „Arsch zur Mole“ wird es um 25% günstiger.

Was es aber trotzdem gibt, ist der Gang zur Port Police. Die ist dafür verschrien, es besonders bürokratisch und genau zu nehmen. Unsere Freunde von der Tikerak mussten 250 € Strafe zahlen, nur weil sie sich nicht in Zakyntos bei der Hafenbehörde gemeldet haben, um ihre Einreise bestätigen zu lassen. Sh’t, das haben wir auch nicht. Aber wie ist das jetzt mit Schengen nun wirklich? Darf man einfach von Italien nach Griechenland oder nicht? Genaue Auskünfte gibt es nicht wirklich.

Mit schlechtem Gewissen und gesenktem Haupt sprechen wir vor. Zuerst wollen sie alle Papiere sehen, dann fällt auf, dass wir keine abgestempelte Crewliste haben. Ui, jetzt kommts! Wo waren wir vor Kalamata? Koroni! Vor Koroni? Methoni … Was war ihr letzter Hafen bevor sie nach Griechenland gekommen sind? Brindisi :-/ 
Erwischt
„Das darf so nicht sein“ Finstere Blicke. Susi wirf ihre Griechischkenntnisse in die Waagschale:  Ja, wir wissen eh, wir haben da einen Fehler gemacht, sorry.
Kurzes Nachdenken beim Beamten: „Gehen sie in das Nebenzimmer und bezahlen sie 15 €“ Innerlich juble ich ein wenig. 15 € ist die ganz normale Bearbeitungsgebühr. Der Beamte macht noch eine ganze Menge Kopien, Susi muss ein langes Formular ausfüllen. Fertig, wir sind entlassen. Glück gehabt!!
Was auf dem Formular steht? Wie sind am 14.4. in Brindisi abgefahren und innerhalb von 45 Tagen, ohne Landkontakt direkt nach Kalamata gesegelt. Da muss irgendwie der Kompass geklemmt haben 😉.

Zum Ausgleich laden wir die Dänen zum Abendessen zu uns auf die Philia ein: Spaghetti mit Tomaten Sauce und frischem Basilikum und als Nachspeise Kaiserschmarren. Di Dänin hatte zwar keine rechte Freude mit den Spaghetti, es war aber trotzdem ein netter Abend.

Segelfreunde gehen, Segelfreunde kommen.
Der Platz der Dänen wird nach deren Abfahrt recht schnell von einem englischen Paar auf ihrer  Janneau 41 DS ersetzt. Schönes Schiff, aber sie leiden sehr unter dem Brexit und den neuen Regelungen: Sie dürfen innerhalb von 180 Tagen nur 90 in der EU sein – und das wird auf den Tag genau abgerechnet. Bei jeder Ein- und Ausreise wird der Pass gescant und die Aufenthaltstage addiert – schummeln unmöglich! Da muss man sich dann genau überlegen, ob der Wochenendurlaub in Amsterdam im Zeitbudget noch drin ist.
Ihr Schiff haben sie noch vor Brexit in UK erworben und dort Steuern bezahlt. Danach kam das Schiff in die EU und bliebt als englisches Schiff da. Sollte es zurück nach England kommen, gilt es als Import aus der EU und muss erneut die Mehrwertsteuer bezahlen. Klingt nicht logisch, ist aber so. Nicht wenige Engländer sind daher nach Kroatien ausgewichen, was heuer aber auch nicht mehr geht (Kroatien ist nun auch Schengenland). Jetzt werden halt immer mehr Schiffe verkauft, weil sie für Engländer im Mittelmeer nicht mehr nutzbar sind.
War wohl keine so gute Idee, der Brexit.

Wir nutzen die Zeit in Kalamata die Vorräte aufzufrischen, Wäsche zu waschen und im Marine Store zu stöbern. Dort laufen mir Sarina und Peter von der VAYU über den Weg. Sie sitzen hier seit 4 Wochen im Hafen und müssen ihre Propellerwelle erneuern – und dann gibt es immer sonst noch viel zu tun an einem alten Stahlschiff. Warum soll es da anders sein als sonst wo.

Wir versuchen die nächsten Tage zu planen. Ein bisschen ins Landesinnere zu kommen wäre nett. Olympia ist erreichbar und würde uns schon interessieren.

Und da wäre noch die Frage unserer Zukunft: Wie kommen wir um die Ecke in die Ägäis? Da sind noch 2 Kaps zu umrunden, die nicht gerade den besten Ruf haben.
Auch so vergeht die Zeit.

Aber es kommt eh immer anders als man denkt.

Kategorien
Reise

Augen und Ohren Venedigs

Venedig war reich. Venedig hat den Handel in der Adria und in den Nahen Osten kontrolliert. Venedig wurde noch reicher. Und weil man sich Reichtum und Einfluss nicht wegnehmen lässt, will man die vollständige Kontrolle haben. Viele Städte in Kroatien sind aus diesem Grund entstanden. Aber auch in Griechenland waren die Venezianer aktiv. Das Fort von Korfu haben wir schon bewundert – aber es gibt noch viel mehr davon.

Heute verlassen wir Kypirissa, bringen noch schnell den Müll weg und dann geht’s los. Doch halt, schon wieder Schildkröten. So nahe wie ein Schwimmer auf der 1. Bahn im Sportbecken – und deutlich langsamer. Naja, die hat ja Zeit. Futter gibt’s, gejagt wird sie nicht, alles OK in deren Welt.

Wir reisen uns trotzdem los, räumen noch im Hafen unsere Fender weg und setzen bald danach die Segel. Weiter geht es die Küste entlang  nach Süden. Schon bald, bei Agrili steht ein sehr eigenartiges Gebäude am Strand. Ein Hotel, ein Silo?

Schräg, sehr schräg

Beim Näherkommen wird es immer deutlicher: Ein 4stöckiges Gebäude, mit vielen runden Türmchen und einem knallroten Dach. Daneben liegt ein mindestens 7 m hohes Pferd in der Wiese. Und rund um das Anwesen ist – nichts. Irgendwie schräg, doch das Internet gibt Auskunft. Da hat sich ein aus den USA zurückkehrender Grieche mit seinen Fantasien ausgetobt und dieses einzigartig (hässliche) Bauwerk geschaffen. War denn da niemand dagegen?? Gegen gutes Geld darf das sogar besichtigt werden, aber ich denke, der Andrang ist gering.

Die Küste ist in diesem Abschnitt recht flach, Gemüsefelder, Olivenbäume und Weinbau prägen die Landschaft. Selten eine Erhöhung oder gar Klippen. Nur bei Marathopoli müssen wir die Lücke zwischen dem Festland und Nisis Proti finden. Da „zwingt“ uns der Wind Butterfly zu fahren. Großssegel rechts, Genua links – genau vor dem Wind, aber trotzdem mit guter Fahrt. Das verlangt zwar Konzentration beim Fahren, dafür schaut Philia richtig mächtig und aufgeplustert auf. Viele Meilen können wir so dahin geleiten.

Eigentlich wollten wir in die große Bucht von Pylos fahren. Das ist mehr ein See, der zum Meer hin von 3 hohen Inseln abgeschirmt wird. Die Südspitze der letzten Insel ist vom Meer richtig zerfressen, so dass sich da Tore und Höhlen gebildet haben.

An der Einfahrt nach Pylos

Aber nicht nur wir wollen nach Pylos, ein Gewitter will das auch. Na, dann wollen wir nicht so sein und lassen dem den Vortritt. 5 Meilen vor uns liegt Methonis. Das ist ganz leicht zu erkennen: Da gibt es eine Klippe, darauf ein Venezianisches Fort und vor dem ein achteckiger ottomanischen Turm – ziemlich einzigartig. Und die Bucht ist riesig und sehr flach. Mit uns finden dort 15 andere Schiffe Platz, ohne jeglicher Drängelei. Da bleiben wir einmal für zwei Tage – Pause muss auch sein.

Der Ort Methoni ist dann irgendwie verschlafen. Tourismus, ja irgendwie schon, denn die Dichte an Tavernen ist beindruckend. Souvenierstandeln gibt es kaum – Flip-Flop Touristen auch nicht. Dafür sind die Preise ganz klein. Mousaka um 8 € haben wir schon sehr lange nicht mehr gesehen – es geht ja doch (noch).

Wasserschaden!
Im Winter kam das Meer auf Besuch in die Beach Bar und konnte sich nicht benehmen.
Da war das Meer noch nicht. Gäste aber auch nicht.
Kappern

Das Fort müssen wir uns natürlich ansehen: Uralt, so ca. 1200 Jahre, von den Venezianern dann als ein Überwachungsstützpunkt ausgebaut. Damals war aber nicht das militärische Fort und die zivile Siedlung getrennt, sondern die Stadt war innerhalb des Forts. Dementsprechend riesig ist die Anlage, ca. 2x 1 km! Unglaubliche 3 € kostet der Eintritt. Und dann schau dich auf eigene Gefahr um – griechisch halt. Außer herunterfallen ist alles erlaubt. An einer einzigen (!!) Stelle gibt es eine Absperrung. Der Rest ist „G’stettn voller Ruinen“ trotzdem eine tolle Stimmung, da selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Da muss einmal pulsierendes Leben geherrscht haben. Einige Tafeln erklären ein bisschen über die einzelnen Plätze. Wenig, aber genug um die Atmosphäre dieses Ortes aufnehmen zu können.

Nemoptera coa = Fadenhafte (gehört zu den Netzflüglern) hier häufig, bei uns unbekannt
Der ottomanische Turm von 1670 – oder so

Und am Pausetag?
Boat works. Im Heck wird endlich das Warmwasser für die Heckdusche vollendet. Eine weitere Fensterscheibe wird vorbereitet und in der Positionierlehre verklebt. Diese reichlich primitive Holzkonstruktion ist erstaunlich präzise. Müssen doch zum Beispiel 12 Bohrung exakt fluchtend und mit exaktem Abstand verklebt werden, damit das Fenster überhaupt montiert werden kann. Ob das dann auch noch dicht ist, ist dann eine weitere spannende Geschichte. Die Übung gelingt aber, und wir haben nun im Salon alle 5 Fenster erneuert. Statt Spiegelungen der Sonne in tausenden kleinen Rissen gibt es nun einen klaren Durchblick. Nein, es ist kein Loch, es ist ein Fenster!

Dann aber geht es weiter, weiter nach Osten. Das trifft sich gut, denn der Wind kommt genau von dort, also exakt auf die Nase. Bei schwachem Wind und zwischen Inseln aufkreuzen – ein wahres Geduldspiel unter voller Konzentration. Als die Bootsgeschwindigkeit unter 3 kt absinkt – davon bleiben dann kaum 2 kt in der gewünschten Richtung übrig – geben wir auf, zünden den Diesel und genießen so die vorüberziehende Landschaft. Wir wollen ohnehin nur schnell „um die Ecke“ nach Koroni. Das ist dann mit all dem Hin und Her auch fast 20 Meilen, aber – eh schon wissen – es drängt uns nichts.

Sobald wir um die Ecke kommen, drängt es dann doch. Das zurzeit übliche Nachmittagsgewitter gibt sich die Ehre von den Bergen hinter Kalamata zu uns aufs Meer herab zu steigen. Na, das wird eine zügige Anfahrt ins Ankerfeld. Schon von weitem einen Platz aussuchen, auf das Land zu, bis der Tiefenmesser nur mehr 3 m anzeigt – OK unter Kiel, also 5 m. Anker runter, leicht retour fahren, einrucken lassen, retour mit 2200 U/min, Kettenentlastung legen, fertig. So schnell waren wir noch nie verankert. Dann beginnt es auch schon zu tröpfeln. Gut gemacht, wir sind zufrieden.

So, wo sind wir hier wieder gelandet?  Eine Mole, dahinter kleine Fischerboote, dann das freie Ankerfeld mit insgesamt 7 Schiffen und patz für viel mehr. Der Ort selbst begrüßt uns mit einer langen Reihe von Restaurants und Tavernen direkt am Wasser. Gleich dahinter steigt der Ort steil den Hügel hinauf. Vielfältig in der Bauart und Ausrichtung ergibt das ein lebhaftes Bild. Und links vom Ort das Fort von Koroni. Diese Anlage wurde schon vor 1200 Jahren in Urkunden erwähnt. Koroni ist der erste Hafen nach den Ende der Welt, also westlich des mittleren Fingers des Peloponnes. Und somit wieder ein wichtiger Punkt, um Handelsrouten oder das Ankommen von Feinden zu beobachten.

Das Fort ist fast 1,5 x 3 km groß, einfach riesig für eine so alte Stadt. Stadt, weil damals auch die Zivilbevölkerung innerhalb der Mauern des Forts gelebt haben. Jeder, der das Fort einmal besessen hat, hat daran herumgebastelt, erweitert und verstärkt. Byzanz, Venedig, Türken, wieder Venedig, Franzosen, Engländer, Griechen, Deutsche und nun wieder Griechen. Eine lange Geschichte mit vielen Herren. Was hier aber immer noch anders ist: Innerhalb der beiden Ringmauern leben noch immer Menschen. Kleine Häuschen mit liebevoll gepflegten Gärten, „G’stettn“ mit mannshohem Gras, Olivengärten, mehrere Kirchen, ein Friedhof, ein Kloster. Eine der Kirchen ist der kleine Rest einer 3schiffigen Basilika von 890 n.Ch. Der Teil ist die Altarkuppel eines ehm. Seitenschiffes – irgendwie schon oag – oda?

Byzanthinische Kuppel von 890 n. Ch. steht immer noch

Irgendwie sind wir im Urlaubsmodus angekommen. Zwei Tage genießen wir das nette, ruhige und verwinkelte Örtchen. Touristen sind noch keine da oder einfach noch nicht wirklich merkbar. Schön, so haben wir uns das vorgestellt –

Griechenland

Upps – Griechenland.
Da haben wir doch glatt was vergessen: Schiffe die aus dem Ausland kommen, egal aus welchem, müssen beim ersten griechischen Hafen einklarieren.
Wir dachten, jetzt mit Schengen ist das nicht mehr so. Kroatien – Schengen, Italien – Schengen, Griechenland – Schengen. Also kein Einklarieren. ABER: In Kalamata nimmt man es sehr genau bei der Coast Guard, unangenehm genau. Die Freunde von Tikerak sind nun um 250 € ärmer.
Kein netter Gedanke …

Kategorien
Reise

Pause in Kalamata

Natürlich können wir nicht untätig in Kalamata herum sitzen und es ist eine ganze Menge hier geschehen. In dieser Zeit waren die Kinder bei uns und wir haben nicht nur das Meer unsicher gemacht, sondern auch das Hinterland.

Kategorien
Reise

A so a Krot

Die Nacht vor Anker ist ruhig. Nur in der Früh hören wir dann, wie kleine Wellen gegen den Bug schlagen – Wind. Ein kurzer Blick aus dem Cockpit: Die Richtung stimmt! So etwa halber Wind für das Ziel Kypirissa. Warum dort hin? Naja, der erste Hafen am Festland, Katokolo, ist zwar näher, aber er bringt wenig am Weg zur Südspitze des Peloponnes. Von Kypirissa wissen wir nur, dass es einen großzügigen Hafen hat, und mehr ist uns auch nicht wichtig.

Während Susi noch ein paar Minuten weiterschlafen darf, ziehe ich das Dinghi am Heck hoch. Den Innenraum richten wir schon gemeinsam her. Es soll ja nichts kaputt gehen. Schon um ¾ 8 geht der Anker hoch und fast augenblicklich setzen wir die Segel. 10 bis 14 kt aus Nord passen wunderbar zu unserem Kurs von 120°. Da geht es flott dahin.

Bald bemerken wir, dass wir verfolgt werden. Auch aus der Bucht von Keri ist eine Yacht unter schwedischer Flagge, kaum 20 min nach uns gestartet. Offensichtlich haben sie das gleiche Ziel – allerdings andere „Waffen“. Ein Satz neuer Hochleistungssegel und einen Gennacker, ein Leichtwindsegel, dass sie natürlich einsetzen. Da sollten sie uns doch eigentlich schnell geschnupft haben. Immerhin ist der Skipper ein erfahrener, ehemaliger Regattasegler. Und so wie bei uns ist deren Schiff vollgestopft und sehr schwer. Liveaboards (= Menschen die lange Zeit am Boot wohnen) haben eben alles mit, was sie besitzen.

Aber irgendwie geht die Rechnung nicht so ganz auf. Ganze 5 Stunden brauchen sie, bis sie die 2 Meilen, die wir Vorsprung hatten aufgeholt haben. Na, so schlecht macht unsere Philia ihre Sache nicht. Und Susi hat sie ehrgeizig dabei unterstützt. Da wurde das Vorsegel mal ein paar Zentimeter lockerer gelassen, dann der Hohlepunkt ein wenig versetzt, das Großsegel geöffnet und der Unterliekstrecker durchgesetzt. Kurz, es wurde an allen möglichen Leinen gezupft, um aus Philia das Beste herauszuholen.

Ein Boot ist ein Boot – zwei Boote sind eine Regatta

Am frühen Nachmittag ist aber Schluss mit Lustig. Wir müssen Motoren, denn der Wind macht gerade Pause. Meist kommt er dann aus einer anderen Richtung wieder zurück, so auch heute. Jetzt aus SSW (Süd Südwest). Sofort gehen die Segel wieder hoch, bei uns die Genua, bei den Schweden das Vorsegel, denn dieser Kurs ist nun recht hart am Wind. Da hilft ihnen der große Genacker nicht mehr.  Insgesamt sind sie kaum 10 min vor uns im Hafen von Kypirissa angekommen. Ganz gut bei 10 Stunden Reisezeit nur 30 min langsamer zu sein.

Irgendeinen Akzienverwandtschaft. Ganz kleine Blätter und riesige spitze Stacheln

Die Stadt Kyparissia bietet nicht viel, halt eine größere griechische Stadt. Wir wandern herum, finden einen Vodafone Shop und dort eine Lösung für günstige Internetdaten. Sonst ist Kyparissia eine bunte Mischung aus Gesichtslosen modernen Gebäuden, bunten Blumen und G’stettn – aber auch die schaut interessant aus.

Was ist denn das nun wieder?
Es hat sich nicht bewegt und wir haben es gegessen 🙂

Der Hafen ist wirklich nur ein Hafen. Irgendwas Charmantes sucht man vergebens. Trotzdem findet man was ganz Besonderes: Hin und wieder tauchen Schildkrötenköpfe auf!! Echt jetzt? Wir haben einen ganzen Tag danach gesucht und hier wohnen die einfach so?
Ja! Aus welchen Gründen auch immer, leben in diesem Hafenbecken ein paar Caretta Caretta. Eine taucht entlang der Hafenmauer, frisst in 2-3 Meter Tiefe im glasklaren Wasser. Schwimmt dann eine Runde, taucht auf, streckt den Kopf hoch heraus, schnauft einmal laut und taucht wieder ab. Stress hat die keinen!

Man muss schon ein wenig suchen, um sie zu finden –> in der Nähe des Seiles

Susi verbringt gleich eine Stunde bei den Beobachtungen und versucht sie auf Bild zu bannen. Nicht ganz einfach, denn wenn sie tauchen ist das am Foto immer nur ein „Plastiksackerl“, und wenn sie den Kopf heraus strecken, dauert das immer nur 2 Sekunden. Schwierig ist das mit den Bildern. Man kann nicht alles konservieren.


Nachdem im Hafen, nicht von uns aber doch, auch schon die Paarung der Schildkröten beobachtet wurde, werden die wohl auch die umliegenden Sandstrände zur Eiablage nutzen. Warum auch sollten sie die 40 Meilen nach Zakynthos schwimmen, wenn es hier auch funktioniert? Andererseits: 40 Meilen sind für die Schildkröte etwa 2 Tage.

Was ist das schon in einem Schildkrötenleben

Kategorien
Reise

Caretta Caretta

Zakynthos ist ja einer der bekannteren Brutplätze der Carett-Schildkröte. Das sind die, die im Sommer an den Sandstrand kommen, dort ihre Eier in tiefe Löcher ablegen und dann wieder für Jahre verschwinden. Nach 40 bis 70 Tagen schlüpfen dann die Jungen, krabbeln über den Strand ins Wasser und sind dann für viele Jahre einmal verschwunden. Bis sie wieder an ihren Geburtsstrand zur Eiablage kommen.

Die „Schildkröteninsel“ Marathonisi

Also Zakynthos hat diese Sensation, aber auch Touristen, die die selben Strände nützen wollen. Als Kompromiss dürfen die „Schildkrötenstrände“ nur von 7 Uhr bis Sonnenaufgang betreten werden und auch da nur vom Meer weg die ersten 3 Meter. . Dort ist der Sand zu feucht für die Schildkötennester. Schirme dürfen keine in den Boden gebohrt werden.

Schildkröten an Land zu beobachten ist also eher unwahrscheinlich. Was es aber gibt sind Turtele Tours. Da werden dann die Schildkröten im Wasser „aufgespürt“ und verfolgt. No Turtle – money back. Ist also echtes Business die Viecher zu finden.

Plastiksackerl im Wasser ??

Wir sollen sie auch sehen, aber nicht so. Wir gehen lieber mit Philia selbst auf die Jagt, ohne Motor versteht sich. Die Zeitsoll günstig sein: Die Paarungszeit hat begonnen, so an die 300 Tiere sollen sich in der Bucht aufhalten. Aber 300 Tiere auf einer Fläche von 5 km x 3 km – so arg viel ist das auch wieder nicht. Außerdem schwimmen sie immer unter der Wasseroberfläche, erinnern dabei eher an ein im Wasser treibendes, grünliches Plastiksackerl. Wenn sie den Kopf zum Atmen herausstrecken, alle paar Minuten geschieht das, dann dauert das genau 2 Sekunden. Wo soll man da zu suchen beginnen?

Wir entschließen uns, einfach in die gerade noch zulässigen Gebiete zu fahren (Zone B = max. 4 kt Fahrt, kein Ankern, kein Fischen) und dort … Der Wind macht uns das langsame Fahren einfach: er schläft ein. Kann ja ein Vorteil sein, denn kein Wind ist auch keine Wellen und dann müsste man ja Bewegungen am Wasser besser erkennen können. Jo, denkste – nicht einmal mit Fernglas ist was zu erkennen. Wo sind die nur?

Als der Wind wieder aufkommt, segeln wir langsam wieder zurück, Und da schwimmt plötzlich so ein Plastiksackerl. Hektik bricht aus. Aus dem Familien-Cruiser Philia wird plötzlich eine wendige Rennjolle, bei der die Segel aus der Hand gefahren werden. Susi ist am Bug, schaut, fotografiert, filmt. Ich drehe und wende Philia so, dass wir der Krot immer dicht auf den Flossen bleiben, ohne sie zu sehr zu bedrängen. Erst nach ein paar Minuten hat die Schildkröte begriffen, dass sie nur einfach gegen den Wind schwimmen muss, um uns abzuschütteln. Bei aller Segelkunst, aber in die Richtung kann ich einfach nicht.
Mission accomplished!

Dafür wird der Rückweg nach Keri wieder spannend. Der Wind frischt auf, so dass wir beide Segel stark verkleinern müssen. Und natürlich kommt der Wind genau aus Richtung – exakt – Keri. Aufkreuzen ist angesagt, und um die Geschwindigkeitsbegrenzung von 4 kt können wir uns auch nicht kümmern. Wir zischen mit 6+ hin und her. Langsam aber doch kommen wir Keri näher, die letzte Meile dann unter Motor. Kaum wird geankert, ist auch der Wind schon wieder vorbei – Hundling!

Ein richtiger Sommer sieht anders aus, oder?

Wir gönnen uns zum Tagesabschluss ein kleines Essen in einer Strandbar und nutzen das dortige Internet für ein Windows Update. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Das tägliche Gewitter lässt grüßen, doch meist grüßt es nur drohend vom Festand herüber. Erwischt hat es uns bisher nie.

War ein toller Tag, morgen soll es weiter gehen. Wir wollen ja rund um den Pelopones und Windy, unser Wetterprophet, verspricht nicht allzu viel Gutes in ein paar Tagen. Da wollen wir in Kalamata Schutz suchen, aber bis dort sind es noch mindestens 3 bis 4 Tage. In 5 Tagen soll der Gegenwind einsetzen und am sechsten Tage gibt es Sturm.

Also, los geht’s.

Kategorien
Reise

Wieder gemeinsam

Susi kommt mit dem ersten Ferienflieger der AUA in dieser Saison – sehr zeitig! Abflug in Wien um 04:30 – muss man mögen. Kaum ist sie bei mir im Hafen gibt’s ein Frühstück und wir gehen nocheinmal los unsere Vorräte ergänzen, Brot, Eier, Gemüse – Dinge die halt leicht schlecht werden – von dem Trockenzeugs haben wir noch genug.

In der Nacht hat es geregnet, so richtig, und der Regen hat was mitgebracht. Ganz viel Staub aus der Sahara. Philia ist ganz gelb. Also den Kübel schwingen und das ganze Schiff abspülen, bevor wir noch hinaus fahren können.

A so a Dreck!

Im Hafen bewundern wir eine Superyacht. “AIR“ heißt das Ding und der Eigner hat es sich mit der Herstellung von Kaugummi und Zuckerln verdient. Knappe 130 Mio Euro soll sie gekostet haben. Da ist dann der Hubschrauber aber schon mit dabei. Ich hätte großen Spaß daran gehabt, unsere Philia daneben anzulegen – einfach um zu zeigen, wie abnorm groß die AIR ist.

Auf der Länge könnten wir die Philia 8mal hin stellen!
Der Heli am Heck ist auch beim ÖAMTC in Verwendung.

… und da sagt man uns, Zuckerln nicht nicht gut

Abnorm sind auch die technischen Daten davon: 82 m lang, 140 t Treibstoff, 23 Personen Besatzung, 2 Beiboote mit 600 und 300 PS. Selbst das Rettungsboot hat doppelt so viele PS wie Philia. Und das alles für maximal 12 Passagiere. Aber es ist nicht so exklusiv wie es erscheint: AIR kann man chartern, für rund 950.000 € die Woche (+ Verbrauch und Nahrungsmittel). Dafür ist da aber die Masseuse und die Yoga Trainerin auch mit dabei. Ich weiß nur nicht, wie der Heli abgerechnet wird …
Egal, ist eh nicht meine Liga.
Ich bin Selbstfahrer 😉

Gegen Mittag fahren wir hinaus, dicht gefolgt von einem dänischen Pärchen auf ihrer Yacht TIKERAK. Mit unserer Philia wollen wir nach Norden, genauer an den nördlichsten Hafen vom Zakynthos. Der Wind ist schwach, wir sind geduldig, der Motor schweigt. Auch schön und entspannend. Später nimmt der Wind zu, verlangt aber, dass wir aufkreuzen. Kann er haben, wir haben ja Zeit.

In Agios Nikolaios finden wir eine Mole an der wir längsseits anlegen können – und bei den „Heck am Pier“ Anlegern finden wir TIKERAK. Die haben alles motort, denn sie haben zur Zeit kein Vorsegel. Um das zu montieren muss Mischa erst in den Mast klettern und dazu braucht er einen Bootsmannsstuhl. Der ist schon bestellt und in einem Paket, aber das wehrt seit Tagen mit Händen und Füßen erfolgreich dagegen anzukommen. Da kann geholfen werden: Ich borge den beiden einfach einen unserer Klettergurte. Dass Susi jemals in den Mast steigt ist eher unwahrscheinlich.

Agios Nikolaios ist der beste Ausgangspunkt, um die Westküste von Zakynthos entlang zu fahren. Sie ist steil, sehr steil. Oft Felswände die über 150 m direkt ins Meer abfallen.

Und das Material ist sehr weich. Deshalb gibt es eine Vielzahl von Höhlen und Felsbögen, immer wieder einmal einen kleinen Sandstrand und einmal sogar einen Sandstrand mit einem Schiffswrack – die Wreckship Bay.

Man hätte es nicht besser planen können.
Der Zahn der Zeit. Wie lange es das Wrack wohl noch gibt?
Seit (erst) 30 Jahren liegt es dort.

Kennt man eh aus dem Griechenland Prospekt. Wir wollen aber trotzdem vorbei schauen, so wir viele andere auch. Üblich war bei den organisierten Touren  immer ein einstündiger Badestop. Das hat dann dazu geführt, dass an dem kleinen Strand so an die 2-300 Menschen unterwegs waren. Und eines Tags ist ein Teil der Felswand herab gestürzt. Niemand ernsthaft verletzt, aber für die Behörden ein Anlass den Strand zu sperren. Und damit es davor nicht noch eine Drängerei durch die Ausflugsboote gibt, wurde das Ankern auch gleich verboten – muss man aber nicht immer gleich wissen.

Wir haben also arglos dort geankert und gefrühstückt. Ist ja eine tolle Kulisse! Bis uns ein sehr freundlicher Ausflugsschiffkapitän ein herzliches „Schleichts Eich, oder i hol die Polizei“ – zugerufen hat. Naja war zwar auf Englisch, aber so ähnlich halt.

Bei solch freundlicher Aufforderung den Ankerplatz zu verlassen, konnten wir natürlich nicht da bleiben. Unfreundliche Menschen gibt es offensichtlich auch in dem Business. Was sich seine ca. 40 Gäste von ihm gedacht haben, wenn er jedes dort ankernde Schiff so anschnauzt …

Wir setzen unsere Reise jedenfalls fort und freuen uns an den vielfältigen Küstenformen, die Zakynthos uns so bietet. Kaum ein Schiff kommt uns entgegen oder überholt uns. Wohl nicht so sehr beliebt dieser Abschnitt, es gibt ja auch auf 25 Meilen (45km, 5h Fahrzeit) nur 2 kleine Buchten, um vor schlechtem Wetter zu flüchten.

Ganz im Süden setzt wieder Tourismus ein: Von Keri und Lagana kommen die gemieteten Motorboote daher. Hinz und Kunz können sich da ohne Lizenz ein Motorboot borgen und sind unterwegs zu einsamen Stränden und Höhlen im Süden der Insel. Gefährliches Volk, denn sie wissen nicht, was sie tun. Ausweichregeln – unbekannt. Also lieber einen großen Bogen um diese Heerscharen von Urlaubern machen. Das Meer ist groß genug.

Hier ist der endlich aufkommende Wind gnädig und bietet noch etwas besonderes: Ohne die Segelstellung zu verändern, führt er uns um das gesamte Kap im Süden von Zakynthos herum. Immer eng der Küste entlang und immerhin eine Kursänderung von 70°.

Keri

Den Abend beschließen wir in der Bucht von Keri. Flach, Sand der den Anker gut hält, kaum Wind.

Passt so.

Rund herum und mitten durch
Kategorien
Reise

Aufregung im Hafen

Für die nächsten Tage ist etwas Wind angesagt. Etwas, das bedeutet hier knapp an die 40 kt, also gute 70 km/h. Die Richtung ist für diesen Hafen denkbar ungünstig: quer drüber und dann schräg auf die Nase der vor Buganker liegenden Boote. So drückt der Wind heftig auf den Bug und zerrt am Anker. Bricht der aus ist man in Null Komma Nix mit dem Heck in der Mole und seitlich auf den anderen Schiffen drauf. Die zusätzliche Last zerrt nun an deren Ankern und eine Kettenreaktion geht los. Nicht das, wovor wir träumen.

Nach einem Tipp eines Einheimischen Seglers haben wir uns an die alte Fährmole zurückgezogen und gut vertäut. Insgesamt 5 Taue bringen wir aus – vorerst! Als der Wind langsam los geht, also einmal 20 kt hergibt, fühlen wir uns sicher. Bei den anderen, an unserem alten Platz, setzt Bewegung ein. Nicht nur, dass die Schiffe in den Wellen, die sich im Hafen aufbauen, schaukeln, es werden auch an allen möglichen und unmöglichen Stellen weitere Leinen angebracht. Die sollen die seitlichen Kräfte abfangen, ziehen aber dadurch auch verstärkt am Anker.

Je nach Charakter oder Nationalität, ist man mehr oder weniger beschäftigt. Die französische Crew, die wir schon in Poros getroffen haben macht auf cool. Ein Belgier „bereitet sich auf Alles vor, auch darauf, den Motor längere Zeit laufen zu lassen. Damit kann er den Anker entlasten und hofft so das Wetter gut zu überstehen. Eine englische Crew verlängert die Ankerkette, damit der besser hält. Die Einheimischen Segler verwandeln ihren Bereich in ein Spinnennetz mit sehr sehr langen Leinen, auch zwischen den Booten und an Land.

So richtig unberührt lässt die Vorhersage niemanden. Außer vielleicht die Schweizer mit ihrer 54 er Moody „BB“. Die liegen einfach nur auf ihren Cockpitbänken und tun so, also ob sie die Welt nichts angingen. „Immerwährende Neutralität“ kann man auch so ausleben.

Montag Vormittags geht’s noch so. Kaum eine Böe übersteigt die 25 kt. Für uns ist das immer ganz gut zu hören, denn da schaltet sich der Windgenerator ab. Den würde es bei höheren Windgeschwindigkeiten zerreißen und das wäre nicht so nett. Als ich kurz nach 2 vom Flughafen und Autozurückgeben in den Hafen komme, fahren da 3 Schiffe spazieren. Da hat bei einem plötzlich der Anker versagt. Schnell Gas geben und aus der Lücke raus. Beim Anker heben noch schnell die Kette eines weiteren Schiffs ausreißen. Der muss also auch einen Alarmstar hinlegen. Und auch der nimmt eine Kette mit. Bei dem Wind geht das ganz einfach, auch wenn sich die Ketten ursprünglich nicht überkreuzt haben. Ist die Ankerkette schon recht kurz, beginnt der Anker zu rutschen und pflügt quer über den Boden, bis er sich irgendwo verfängt – meist eine andere Ankerkette.

Der unglückliche Dritte erlebt das gleiche Schicksal, ist aber schlau genug, lieber seine Ankerkette ins Wasser zu werfen, als weitere Schiffe ins Verderben zu locken. Jetzt liegt sein Anker und seine ganze Kette am Grund, nur eine dünne Leine verrät noch, wo er ist. Gut gedacht – aber: Wie soll er jetzt selbst festmachen? Er hat keine andere Wahl, als sich längsseits an die Hafenmauer treiben zu lassen. An sich kein Problem, nur ist da viel Bewegung, die Wellen lassen das Boot tanzen und die Hafenmauer tut ihr Bestes, um das Boot zu zerkratzen. Also werden so viele wie möglich Fender zwischen Mauer und Schiff gestopft und gehofft, dass das reicht.

Und bei mir? 38.8 kt hab ich gemessen, noch 2 weitere lange Leinen ausgebracht – eine hab ich erst heute vormittags gekauft 😉. Ich werde von der Gischt nassgespritzt. Philia im Salzmantel, so zu sagen. Der Wind ist immer noch unter 35° auf den Bug und drückt uns von der Mauer weg. Die nun insgesamt 7 Seile müssen die Kräfte aufnehmen. Bevor ich vom Boot gehe, muss ich mir überlegen, wie ich wieder drauf komm. Der Abstand erfordert einen doch sehr großen Schritt, und warten auf eine kurze Windpause garantiert feuchtes Gewand. Also lieber im Boot bleiben – warm und trocken.

Was würde ich tun, wenn was passiert? Eigentlich kann man dann „auf die Schnelle“ nichts tun. Alleine? Motor anlassen, 7 Leinen lösen, nirgendwo hintreiben und dann nirgendwo anfahren – glaube nicht, dass das gelingt. Da ist es wichtiger einen guten Platz zu haben und genügend Leinen, die das Boot halten. Und dann einfach abwarten und hoffen, dass das reicht.

Bei jedem starken Wind lernt man was dazu. Wie geht es anderen Schiffen? Was macht der Wind mit mir und was macht er mit denen? Was passiert, wenn der Anker nicht hält – muss ja nicht meiner sein? Wie kann ich ruhiger liegen und mein Material schonen?
Das Geschaukel führt schon dazu, dass das Philia manchmal ganz schön kräftig an den Tauen ruckt. Das kann man nur durch lange Taue oder durch Ruckdämpfer verhindern.

Lernpunkt: Den ultimativen Festmacher bauen! Man nehme ein 3 m langes Tau, und spleißt an einem Ende ein Auge mit einer Kausch (Kausch, das ist so ein Metalldings, dass man in eine Seilschlaufe legt. Dann kann anderes Metall das Seil nicht durchscheuern. Ein Spließ ist, wenn man die ein Seil etwas aufdröselt und die Enden wieder in das Seil einflechtet). Nach dem Spleiß kommt dann gleich der Ruckdämpfer. Das ist so eine Gummiwurst, um das das Seil 2–3 mal herumgewickelt wird. Wird am Seil gezogen, dehnt sich zuerst die Gummiwurst. Kann die nicht mehr, übernimmt das Seil wieder die Kräfte. Und am zweiten Ende kommt noch eine große Schlaufe, bei der das Seil aber durch einen (alten) Gartenschlauch gezogen wird. Wirft man die Schlaufe über einen Poller, die sind meist sehr rostig und  rau, dann schützt der Schlauch wieder vor dem Durchscheuern.
Der nächste Wind kann kommen. Bin gespannt, wie sich das Ding bewährt. Drei Stück hab ich davon gebaut.

Und nach dem Wind? Na, dann beginnt die Arbeit. Während Susi nicht da ist, verwandle ich Philia wieder in eine Baustelle: Ich möchte zumindest 3 Fenster ersetzten und die Heckdusche soll Warmwasser bekommen, die Schaugläser der Wasserfilter sind undicht uns müssen geklebt werden und meine Kurzwellenfunkanlage soll auch wieder in Betrieb gehen. Da ist dann wieder jede Kiste offen, es wird gefräst und geschliffen, Silikonkleber soll nur dort kleben, wo er auch hin soll, …. Und die Arbeiten dauern mehrere Tage.

Gut, dass ich allein am Schiff bin 😊

Kategorien
Reise

MAYDAY – MAYDAY

[ 14. Juni 2023, Kalamata ]

Am Mittwoch sind wir früh auf, also gegen 7:20, und werden sofort auf Aktivitäten auf der Mole aufmerksam. Da sind 10 Männer am Werk und versuchen ein Zelt aufzubauen. UNHCR steht in hellblauen Buchstaben drauf. Einer kommt zu uns: “Could you leave? We get immigrants and that can get dangerous for you.” Na Hallo, was ist da jetzt wieder los? Also wenn das denen wichtig ist, kann ich ja wo anders hin, aber vorher muss ich noch Wasser tanken. Deshalb steh ich ja auf diesem Platz.

Dazu muss ich aber zur Hafenbehörde, die eigentlich erst um 9 Uhr aufsperrt – heute sind sie aber schon um ¾ 8 aktiv. Ich frag kurz was los ist. „We get about 115 immigrants, 7 might be dead“ – Na Prack, das wollte ich eigentlich nicht miterleben. Wir tanken 350 lit Wasser, Susi und die Kinder verlegen die Philia auf unseren Standardplatz, während ich bezahle. Dabei schalten sie auch das Funkgerät ein:

„Mayday Relais, Mayday Relais – All ships, all ships – This is Hellenic Coast Guard – At position 36° 17,6’ N  021° 03,7 E a ship was sinking. Unknown number of persons in water. If you are close by, please report to Hellenic Coast Guard.” Der Ruf kommt alle 30 Minuten. Später hören wir, wie Frachtschiffe, Tanker und große Passagierschiffe zur Unfallstelle umgeleitet werden „Thank you for your cooperation, please report to warship Canaris for coordination at the rescue site“
Das Schiff Canaris ist vor Ort und koordiniert die Maßnahmen, teilt Suchbereiche ein, nimmt Beobachtungen entgegen.

„0,2 to 0,3 miles to starboard we identified a survivor. We turn around to pick him up.” “Helicopter is coming to assist the pickup”

Das war der einzige Funkspruch, bei dem von einem Überlebenden gesprochen wurde. Das war ca. um 10 Uhr.

Dort wo wir gelegen sind, stehen nun 15 Rettungswagen, Feuerwehr, viel Polizei, Zelte. Die Lagerhalle dahinter ist mit Matratzen ausgelegt. Man wartet auf das anrollende Drama. Kurz nach 11 kommt eine 93 m Superyacht, die Mayan Queen, in den Hafen geschlichen. Langsam, sehr langsam legt sie bei den Zelten an. Nach und nach, werden die Überlebenden von Bord gebracht, alle barfuß, alle in Decken gewickelt. Sie werden medizinisch erstversorgt, registriert und je nach dem in ein Spital verfrachtet oder in der Halle einquartiert. 4 Stunden liegt die Superyacht da.

Welche Ironie des Schicksals: Alles aufgegeben, eine lange gefährliche Reise angetreten, das wenige was man hatte auch noch verloren, fast auch noch das Leben – und dann kommt einen strahlend weiße Superyacht mit Allem in größtem Überfluss, nimmt Dich mit und  – und bringt Dich in eine Lagerhalle! In einem Land, das Dich nicht will und in das Du auch nicht wolltest. Und mit größter Wahrscheinlichkeit wirst Du Dich am Startpunkt Deiner Reise wieder finden. In Syrien, Pakistan, Afghanistan. Oder Du tauchst unter, wirst illegal und vielleicht auch kriminell, nur um zu überleben.

Natürlich ist jetzt die Presse da, man will Betroffenheit und Entschlossenheit zeigen – und ins Fernsehen kommt man auch. Auf einem Bild des ORF erkennen wir im Hintergrund die aufgerollten Segel der Philia. Hätte ich nicht gebraucht. Die Presse ist hartnäckig und sucht nach einer Wahrheit, die man verschleiern will. So nach dem Motto: Da muss doch jemand Schuld haben, zum Beispiel die Küstenwache.

Am Abend nimmt der Trubel ab. In der Dunkelheit fahren zwei einfache Lastkähne in den Hafen und legen sich an die Mole hinter uns. Gabelstaper rücken an und verladen übergroße Paletten mit schwarzen Säcke in Kühlcontainer. Die aufgesammelten Toten, 79 an der Zahl. Weitere 3-400 (!!!) werden im versunkenen Wrack vermutet.

Uns nimmt die ganze Sache sehr mit. Es ist halt ein Unterschied, ob man das im Fernsehen als 45 Sekunden Meldung präsentiert bekommt, oder ob das den ganzen Tag unmittelbar vor Dir passiert. Hätten die Überlebenden irgendetwas gerufen, wir hätten sie gehört. 100 m und ein Zaun, das war alles, was uns von dem Drama getrennt hat.

Am Abend stolpert ein Fischer an der Philia vorbei, und bekommt mit, dass wir über das Unglück reden. „Aber über die Frau in xxx verstorben ist, weil die Rettung nicht gekommen ist, über die redet niemand. Weil ja auch alle Rettungen den ganzen Tag „bei denen da“ stehen.“ Volksseele – auch in Griechenland.

Ich hab dann bei der Hafenbehörde gefragt, wie oft sie denn Immigranten Anlandungen haben. 3 bis 6 x pro Jahr kommt das schon vor – aber in viel weniger dramatischem Ausmaß und damit fast unbemerkt.

Am selben Tag ist übrigens auch ein Segelboot gesunken, dass mit Migranten in der Türkei beladen wurde und auch am Weg nach Italien war. Kaum ein Wort war darüber zu hören. Da waren dann aber „nur“ 27 Personen drauf. Philia ist für 8 Personen zugelassen.

Wir überlegen lange, was man tun kann, wenn man auf so einen Seelenverkäufer trifft. Eigentlich nichts. Man kann aus sicherer Entfernung die Küstenwache rufen, aber die Funkgeräte gehen nur bis zum Horizont. Handy – Spielzeug! Kurzwelle – geht vielleicht, falls grad wer zuhört und die Verbindung klappt. Hinfahren? Dann wird unser Boot gestürmt und in der sich entwickelnden Unruhe am Seelenverkäufer kippt der dann vielleicht auch noch um.
Vielleicht könnte man versuchen ein Frachtschiff zu erreichen, dass in Rufreichweite ist. Die haben Satellitentelefonie und können dann zumindest die Küstenwache verständigen.

Türkische Segler haben uns berichtet, dass sie in den Meerengen zwischen den Ländern schon öfter Flüchtlingsboote gesehen haben. Sie haben versucht am Notrufkanal die beiden Küstenwachen zu verständigen – eine Reaktion – von beiden Seiten.

Und dann …

Ratlos und ernüchtert bleiben wir zurück.

200 bis 250 Personen sind schon alleine auf diesem Bild zu sehen.
Wer von denen hat es bis Kalamata geschafft?

Jeder zweite ist ertrunken.
Von denen im Zwischendeck und im Laderaum alle!!
Kategorien
Reise

Landgang – der Norden

Der zweite Tag mit dem Auto führt uns in den Norden von Zakynthos, weg von den Touristenhochburgen, hin in die gebirgigeren Regionen. Zakynthos ist immerhin fast 800 m hoch, und da tut sich in der Landschaft so einiges, am Weg nach oben. Klar, gewundene Straßen, aber daneben ….
Hohe Pinien, blühendes Buschwerk, Wiesen, die auch unsere Bergbauern erfreuen würden. Kleine Dörfer, meist an einen Hang oder auf einen Hügel gepickt. Überraschend für uns: Wirklich viele Tankstellen – ist da so viel Verkehr? Und die immer gleichen, hässlichen Schulgebäude. Die müsste man doch freundlicher gestalten können.

Könnte auch bei uns wo sein, oder?

Daneben zum Teil wirklich ärmliche Häuser. Reich ist der Norden nicht. Der Tourismus ist weit, auch wenn viele versuchen mit einer Cafe & Snack Bar oder dem Verkauf von „handgemachtem“ etwas Geld zu machen.

Alles blüht und wuchert. Was davon in ein paar heißen Wochen noch übrig sein wird?

Natürlich bleiben auch wir bei einem Standl stehen, in der Nähe von Vromi, einem Dorf im Nirgendwo. Eleni und Susi finden einen Weg zu kommunizieren und wir bekommen ihre Schätze gezeigt: Zeugs aus Olivenholz, eher grob gefertigt, dafür „home made“, Honig von den eigenen Bienen, ein Bild vom Imker muss als Beweis herhalten. Wir dürfen kosten und ein Glas würziger Thymian Honig wandert in unser Frühstücks-Schapp. Der Rest interessiert uns wenig: Tischdecken mit verschiedenen Mustern, Keramik-Zeugs, Schuldkröten aus Stoff, denen die Glupschaugen herausquellen – Souvenirs der einfacheren Sorte.

Was wir sehen wollen, ist aber was anderes:  Am 2. Oktober 1980 ist das Schiff von (vermutlich) Zigarettenschmugglern bei schlechtem Wetter uns schlechter Sicht am Strand von Agios Georgios gestrandet. Heute ist das verrostende Wrack wohl eines der berühmtesten Fotomotive Griechenlands, wenn nicht Europas. Wegen Felsstürzen ist der Zutritt zum Strand derzeit nicht gestattet, wobei man ohnehin nur vom Meer her hinkommen könnte. Aber es gibt einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen Blick erhaschen kann. Dort wollen wir hin.

Steilküste – richtig steil

Und es zahlt sich wirklich aus. Ein Blick über 200 m in die Tiefe auf ein unglaublich türkisgrünes Wasser, den halbrunden hellen Strand und – als hätte man es geplant – dem malerisch da liegenden Schiffswrack. Wirklich toll.

Nur ein kleiner Blick in die Bucht ist möglich. Es ist einfach zu steil

Weniger toll war dann, dass eine kleine Reisegruppe es plötzlich an der Aussichtsplattform hat mächtig stauben lassen. Wir dachten zunächts an eine Windböe, aber es war was ganz anderes: Da wollte wohl jemand seine Asche an diesem Ort verstreut haben. Soll sein, aber dass alle Umstehenden auch ein paar Krümel von der Oma mit nach Hause nehmen, hätte nicht sein müssen.

Auf der Rückfahrt haben wir dann eine Straße, quer durch das Gebirge gewählt – gute Wahl. Wieder Hochflächen mit Landwirtschaft, Wald, Buschwerk. Und dann taucht die Straße in eine immer enger werdende Schlucht hinab. Enge Kehren, LKW als Gegenverkehr, atemberaubende Felswände und Ausblicke hinaus in die Küstenebene.

Dort geht es dann zwischen kleinen Ortschaften, Äckern und Gärten durch. Susi entdeckt einen Orangenhain, bei dem sogar jemand da ist und ein paar Säcke mit Orangen bewacht. Wir parken da ein, Susi fragt nach. `s ist aber schwierig, dem alten Herrn klarzumachen, was wir wollen. Einen großen Sack verkauft er um 10 €, aber das sind viel zu viele für uns. Susi macht ihm klar, dass wir nur um 5 € Orangen haben wollen, und der Wunsch wird ihr erfüllt.

Nicht aber ohne den Beweis zu sehen, wie viel Saft in den Orangen steckt: In der Mitte fast durchgeschnitten und zerdrückt. Der Saft läuft auf den Boden, die ausgequetschte Schale wird weggeworfen. Schade darum! Naja, ist halt Natur, und davon haben die Griechen so viel davon. Außerdem sind die Bäume voll von Früchten und Blüten.

Ein himmlischer Duft!

Kategorien
Reise

Landgang – der Süden

Gleich in der Früh fragen wie einen einheimischen Segler, ob unser Platz denn ein guter und wo denn ein besserer wäre. Er weist uns auf eine kurzen Abschnitt am alten Fähranleger hin. Durch die Fährmole von den Wellen geschützt und satt vor Anker seitlich angelegt. Klingt spannend, schauen wir uns an und verlegen dann Philia an diese Stelle. Insgesamt 5 Leinen, später sogar 6 halten uns sicher an Ort und Stelle. Wind ist immer spannend, aber so sollte eigentlich nichts passieren.

Wir sind beruhigt und mieten einen Fiat Panda um unglaubliche 25 € pro Tag (+ Sprit natürlich). Damit wollen wir uns die Insel anschauen fahren. Zuerst interessieren uns die Strände, an denen die Carett-Schildkröten ihre Eier legen. Dass wir welche sehen, ist extrem unwahrscheinlich, denn die Weibchen kommen fast ausschließlich in der Nacht an die Strände.

Die kommen zwischen Mitte Mai und Mitte Juli bis zu 3x an den Strand, um da ihre Eier zu legen. Jeweils zwischen 40 und 120 Stück. Die sind dann für 50 bis 70 Tage im Nest, bevor die Jungen sich auf den Weg ins Meer machen. Erst in 15 Jahren kommen die wenigen Überlebenden wieder genau an ihren Geburtsstrand – wenn es den überhaupt noch gibt. So an die 250 Nester werden in Zakynthos jährlich beobachtet. Klar, dass es da einen Meeresnationalpark gibt. Was die zugehörige Organisation aber genau macht, hält sie sehr im Hintergrund. Ein paar Tafeln, die am Strand stehen, eine Homepage die immer auf die selben Bildergalerien verweist, … Von unseren Nationalparks könnten die noch viel lernen!

Der Brutplatz / Strand von Gerakas
Ganz feiner, lockerer Sand auf 2 km Länge

Die Schildkröten werden oft durch die Touristen gestört. Die wenigen Strände, die sie zur Brut nutzen, haben sehr feinen Sand und sind breit genug, damit immer ein Streifen trockener Sand übrigbleibt. Das wollen die Touristen aber auch, und so kommt es, dass sich diese Spezies in die Quere kommen. Trotzdem spannend zu sehen, wo sich das alles abspielt. Schon alleine die Geologie in der Gegend ist faszinierend. Eine schnelle Abfolge unterschiedlichster Gesteinsformen und Schichten.

Weicher Ton hinter dem Strand. Zwei Bilder darüber sieht man, wie der auch von einer Schicht Sand überlagert war

Das ist aber teuer erkauft. Gilt doch Zakynthos und das Ionische Meer als die Gegend mit den meisten schweren Erdbeben. Alle 20 bis 30 Jahre krachts da ordentlich, immer mit vielen Schäden an Gebäuden, oft mit Verlusten von Menschenleben. In vielen Orten sind alle Häuser jünger als 1960, nur ganz wenige, von Pflanzen überwucherte Ruinen kann man noch finden.

Das nenn ich mal ein „rough“ (für die Freunde des Golf-Sports)

Was man aber auch finden kann, sind uralte Olivenhaine. Bei vielen ist der Boden überwuchert, jetzt eine blühende Wiese. Manchmal sind grad Schafe dabei, die Pracht etwas zu stutzen, seltener Mulis. Kühe sind kaum einmal zu sehen.

Määähhh – Werke bei der Arbeit
Ach ja, ein Hahn war auch dabei – aber wor steckt der jetzt nur wieder. Mittendrin und doch fast unsichtbar

Die Straßen – griechisch halt. Sehr kurvenreich, zur Dekoration mit einer doppelten Sperrlinie versehen. Oder man begibt sich auf Nebenstraßen. So breit oder schmal, wie es das Gelände gerade zulässt, sehr gewunden. Oder überhaupt steile Betonstrasserln, deren Belag auch schon bessere Tage gesehen hat. Wenn es mal nicht so steil ist, reicht auch Schotter. Griechische Inselstraßen – für jeden was dabei, Abenteuer garantiert!