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Ritt nach Paros

Der Plan ist, ganz gemütlich von Koufonisia, südlich vorbei an Naxos, über die Straße zwischen Naxos und Paros und weiter zwischen Paros und Antiparos bis nach Parikia / Paros zu segeln. Ist zwar eine längere Tour, aber genau das wollen ja unsere Gäste.

In der Bucht schaut es noch ganz manierlich aus. Gleich vor der Bucht kommen alle Segel voll heraus und wir brausen mit dem Wind dahin. Aber schon kurz danach, wir müssen etwas anluven um zwischen Koufonisia und einer Nachbarinsel durch zu kommen, müssen wir in mehreren Schritten die Segel wieder verkleinern. Bei mehr als 23 kt und den Wind dann schon von der Seite, zielen wir auf die nur 300 m breite Durchfahrt. Wie stark sich der Wind dort ändert, was eine Strömung dort macht und ob nicht im ungünstigsten Moment ein Schiff aus dem Hafen kommt – alles kann passieren.

Wir alle sind angespannt, ich bin ständig am Plotter und im Niedergang, um Elektronik und Natur zu vergleichen, die Damen haben ein Auge auf die Segel und andere Schiffe und Felix – der steht am Steuerrad und strahlt über beide Ohren.

Die Übung gelingt und … der Wind dreht nach hinten und schläft völlig ein. Er gönnt uns aber nur eine kurze Atempause. Gerade lang genug, um die Segel wieder groß zu machen. Wir brauchen sogar kurz den Motor, um aus einem Flautenloch, in das wir getaumelt sind, wieder herauszukommen. Seltsame Gegend!

Es hat aber alles seine Erklärung: Der Nordwind wird von Naxos geteilt und strömt Teils im Westen, Teils im Osten an der Insel vorbei. Am jeweiligen Südende biegt der Wind ins Lee der lnsel ab. Also der Wind im Osten dreht nach Westen, der im Westen dreht nach Osten. Im Endeffekt treffen sich die Strömungen im Lee von Naxos und, ja – ergeben unstete Winde und Flautezonen.

Aber dann: Dann hat der westliche Wind wieder die Überhand und macht das sehr deutlich: Viel Kraft und viel Westwind, so viel, dass wir die Südspitze von Paros nicht mehr anlegen können. Mehr als 35° müssen wir nach Süden ausweichen, um überhaupt zu fahren. SO kämen wir dann eher in den Süden von Strongylo – wenn überhaupt.

Aber, lieber Wind, wir kennen Dein Spiel: Je weiter wir über die Straße zwischen Naxos und Paros kommen, um so weiter dreht er wieder nach Norden um bei Erreichen von Paros wieder eine ganz starke Komponente aus Osten hat. Neue Insel, gleiches Spiel.

PHILIA mag das und rennt dahin, selten weniger als 6 Knoten, eher 7, manchmal auch fast 8!! Wellen gibt es ja nicht viele so knapp hinter einer Insel, das kommt uns auch zu Gute. Bis wir an das westliche Ende von Paros kommen. Auch dort wieder die Drehung des Windes auf Westwind, and der Ecke sogar Nordwest. Und der Kerl frischt auf – ich sag Dir.

Bald schon lesen wir Böen von über 30 kt ab, und das hart am Wind, die Segel klein wie Badetücher und 6 kt Fahrt. Muss nicht sein! Gibt es einen Ausweg? Ja, wir sind ja nahe bei Alki und da haben wir schon einmal geankert. Da wissen wir, dass der Grund hält. Andere Schiffe stehen auch schon da, kleine Segler wie wir, aber auch große Superyachten. Na, wenn die schon festmachen, dann sollten wir auch Schutz suchen.

Also, die Segel weg und den Motor an. Geht erstaunlich gut, bei 2000 Umdrehungen, das ist unser Standard, schaffen wir immer noch 4,3 kt. Immerhin verlieren wir mehr als 1 kt durch den Wind. Bei der Anfahrt auf den Ankerplatz müssen wir kurz direkt gegen die Wellen, und das mag PHILIA gar nicht. Die Fahrt fällt auf knapp über 3 kt. Man hört, dass der Propeller überlastet ist und die Leistung nicht mehr in das Wasser übertragen kann. Da stimmt dann die Physik einfach nicht mehr.

Es gibt aber einen Ausweg: Kreuzen unter Motor. Als nicht direkt in die Wellen fahren, sondern nur schräg. Da bremsen die nicht so und PHILIA kann wieder Fahrt aufnehmen. Sobald wieder 4 kt Fahrt aufgebaut sind, funktioniert der Propeller wieder und wir können den Ankerplatz anlaufen.

Ankern bei den Bedingungen ist auch eine besondere Sache: Da kann man nicht lang nach einem Sandfleck suchen sondern muss nehmen, was vor den Bug kommt. Aufstoppen – macht eh der Wind innerhalb von Sekunden – den Anker wirklich ins Wasser fallen lassen und dann viel Kette auslaufen lassen. PHILIA treibt im Wind sofort quer und nimmt seitlich Fahrt auf. Bei 50 m Kette auf 5 m Wassertiefe ist es aber genug. Ich blockiere die Ankerwinsch, die Kette spannt sich knirschend, der Bug schwingt recht abrupt in den Wind.

Stillstand, der Anker hält! Einfahren brauchen wir den nach dieser Aktion nicht mehr.

Jetzt ist einmal Pause angesagt. Die letzten Stunden waren anstrengend genug.

Aber eigentlich wollten wir nach Parikia, und irgendwie haben wir den Eindruck, dass der Wind etwas nachlässt. Richtig, bei den Superyachten setzen sich auch immer mehr in Bewegung. Ob wir’s versuchen sollen? Einfach unter Motor nach Norden?

OK, wir machen das. Gerade noch rechtzeitig, um vor dem Sonnenuntergang nach Parikia zu kommen, ziehen wir um 6 den Anker aus dem Grund und ziehen los. Schon am Kap von Aliki wird der Wind etwas schwächer, es dürfte funktionieren. PHILIA kämpft tapfer gegen den Wind an, aber wir machen Strecke.

Bald kommen wir nach Antiparos. Heute ist da wieder Superyacht Show. Was da so alles herum steht – unglaublich. PHILIA wäre da nicht einmal das längste Beiboot!! Aber was ist so eine große Yacht unter lauter großen Yachten? Ganz normal, nichts Besonderes. Unseres ist es nicht, wobei, so ein Ding einmal von innen sehen, die Technik erleben und die andere Perspektive – wäre irgendwie schon nett. So als Blick hinter die Kulissen. Der „Hotelbetrieb“ interessiert mich hingegen gar nicht.

Bei Antiparos müssen wir noch durch die Flachstelle und dahinter werden wir von Wellen begrüßt. OK, halten wir auch noch aus. Nach fast exakt 2 Stunden können wir uns im Ankerfeld von Parikia einen netten Platz aussuchen.

Anker runter, fertig. 37 aufregende Meilen liegen hinter uns.

Jetzt ist dann wieder Urlaub und Erholung angesagt.

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