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Reise

Tanz am Vulkan

Die Fahrt von Panormitis nach Paloi auf Nisiros ist ereignislos: 6 ½ Stunden unter Motor, sehr früh abgelegt, schon um 6 (!), damit wir zu Mittag in Paloi sind. Der Hafen ist zwar vergleichsweise groß, aber auch sehr beliebt. Am frühen Nachmittag sollte man da sein, wenn man sicher ein Plätzchen will.

Wir sind rechtzeitig da, und finden rasch einen Platz mit dem Heck am Steg und Buganker. Dann noch die Seite, bei der das Heck in den (vielleicht kommenden) Wind zeigt – was willst Du mehr? Ja, eigentlich wäre da noch gratis Trinkwasser und die Möglichkeit erstmals in der Saison den Dieseltank zu füllen.

Wir wollten den heuer einmal recht leer fahren, damit wir dann „frischen“ Diesel im Tank haben. Bis auf 35 Liter haben wir den unseren Tank leer gefahren. Insgesamt passten dann 125 Liter hinein. Sollte wieder ein Weilchen reichen. Da die nächsten Saisonen nur kurz werden (nur in den Sommerferien) könnten wir mit dem Sprit bis 2027 auskommen 😉.

Gleich im Hafen können wir ein Auto mieten, um die Insel anzusehen. Die hat es nämlich in sich – also wortwörtlich: In der Insel ist nämlich ein Vulkankrater. Einer von nur 3 aktiven Vulkanen in Griechenland. Die ganze Insel ist ein Überbleibsel dieses sehr jungen Vulkans. Der letzte Hydrogeologische Ausbruch (Dampfexplosion) hat „erst“ 1889 stattgefunden. Aber der Reihe nach:

Nisiros ist außen überall sehr steil, naja, Vulkan eben und hat eigentlich keinerlei nutzbaren Buchten. Im Norden nur 2 größere Häfen, wenn man von den paar Molen für die kleinen Fischerboote absieht. Der eine Hafen dient den Fähren und großen Touristenbooten, der andere ist Paloi, in dem Philia jetzt liegt.

Wegen der Steilheit des Geländes, sind die Dörfer alle sehr eng an den Hang gepickt. Für breite Gassen oder Fahrzeuge bleibt da dann kein Platz. Und die Ausblicke erst ….

Es dauert noch 2 Monate, bis die Granatäpfel reif sind
… wenn nicht wer anderer vorher schon „erntet“

Am späten Nachmittag sind wir nach Emporios. Das klingt schon so nach „hoch oben und Aussicht“. Was und da dann erwartetet war aber sensationell. Das Dorf richtig nett und schnuckelig. Manche Häuser top renoviert und daneben Häuser, die eigentlich nur mehr Überreste sind. Ein Erdbeben 1933 hat den Ort schwer getroffen und viele sind abgewandert.

Taverne tot, Katze lebt

Wir finden ein kleines Lokal, gehen durch das Haus durch auf eine Terrasse und – bamm: Wir stehen an der Kante eines 300 m tiefen Kraters mit einem Durchmesser mehr als 3 Kilometern. Ein unglaublicher An- und Ausblick. Steil abfallende Felsen unter einer scharf begrenzten Felskante stürzen steil hinunter in die Kaldera. Unten eine große ebene Fläche in der mehrere kleinere Krater und Auswurfdome zu erkennen sind. Wobei „klein“ ist auch so eine Sache. Auch der kleine Krater hat einen Durchmesser vom 300 Metern.

Nach dem Essen und kurz vor dem Sonnenuntergang fahren wir hinunter in die Caldera. Das hat zwei Gründe: Einerseits der Krater und andererseits gibt es in der Caldera ein gratis Openair Konzert einer Pink Floyd Tribute Group aus Thessaloniki. Das aber erst zu später Stunde.

Gute Band in toller Umgebung – aber das Publikum …..

Also widmen wir uns zuerst dem Vulkanismus. Der Boden der Caldera ist weiße Vulkanasche, die aber sehr fruchtbar zu sein scheint. Immerhin gibt es große Felder und Oliven Plantagen. In den Krater, der vor ca. 150.000 Jahren entstanden ist, kann man hinein gehen. Magdalena und ich sind da sofort unterwegs, Susi und Lorenz zögern. Immerhin riecht es schon am Kraterrand kräftig nach Schwefel.

Am Rand des Kraters sind die Fumarolen, der dunkle Kreis in der Mitte ist ein Feld von kochendem Schlamm
Eisen, Schwefel, Aluminiumoxyd – unmittelbar nebeneinander

Der Boden des Kraters ist völlig eben. Offensichtlich hat Regenwasser Schlamm herantransportiert, der sich dann als riesige Pfütze abgesetzt hat. In der Mitte der Fläche befinden sich bubbernde Schlammlöcher, die von unten „beheizt“ sind und knapp an die 100° heiß werden. An den Rändern der Fläche, also im Knick zwischen der Ebene und der steilen Wände haben sich Ablagerungen gebildet. Dort finden sich auch die Schwefel-Fumarolen aus denen es dampft, zischt und riecht. Klar, dass die wirklich heißen Bereiche abgesperrt sind, und das ist schon gut so. Beeindruckend ist die Szenerie allemal.

Fumarolen aus denen Wasserdampf und Schwefel austritt
Es zischt und riecht – der Vulkan atmet

Als dann die Sonne untergeht wird die Stimmung magisch. Ein toller Ort.

Später dann setzt der Verkehr zum Konzert ein. Da werden Besucher sogar von Kos mit dem Schiff hergebracht. Die Band ist wirklich gut – Pink Floyd muss man halt mögen. Und zwar nicht nur die bekannten Nummer 1 Hits. Die kommen natürlich auch im Konzert vor, haben wir schon beim Soundcheck gehört, aber bis es so weit ist, sind halt die Stücke der „Frühphase“ dran. Psychodelic Rock der 70er ist halt nicht jedermanns Sache. So drängt meine Crew schon frühzeitig zum Rückzug.  Mir soll’s nach dem Tag recht sein.

Am zweiten Tag haben wir das Auto noch bis Mittag. Das Nützen wir, um ein anderes Dorf am Kraterrand, Nikia, zu besuchen. Am Dorfplatz holen wir uns ein Frühstück und schlendern durch die engen Gassen. Auf der einen Seite der Blick in den Krater, und nur wenige Schritte weiter, auf der anderen Seite der Blick hinunter aufs Meer Richtung Osten (Symi, Türkei).

Ein riesen Loch mit 3 km Durchmesser und einer Tiefe von 300 m
Es gibt auch andere Farben als Weiß und Hellblau

Das kleine aber feine Vulkanmuseum ist sehr schön aufgebaut und informativ. Gut, dass wir da waren. Jetzt hab ich eine bessere Idee, warum Nisiros und der Vulkan so besonders sind, und warum das hier ein idealer Ort wäre für Hydrothermie = Heißwasser aus dem Vulkangestein. 380° heißes Wasser mit 18 bar Druck, da geht schon was. Bis zu 50 MW Energie könnte man da gewinnen. Schon eine Menge (ca. 25 große Windräder, aber eben ohne Windrad in der Natur, oder ca. 1/3 des Kraftwerks Freudenau)

Schon eine spannende Gegend.

Ob ich mir auch einen kleinen Vulkan in den Garten bauen soll?

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