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Kos Stadt

Wir brauchen wiedereinmal einen technischen Stopp: Trinkwasser in die Tanks, eventuell Diesel, Wäsche waschen, Schiff herrichten für die Wochen mit den Kindern, ….

In der „Früh“, also gegen 9 lichten wie den Anker und können bald die Segel setzen. Es sind ja kaum 10 Meilen bis in die Marina, aber wenn der Wind sich schon Mühe gibt, dann müssen wir doch unsere Segel auspacken.

Die Türkei ist nicht weit. Was wir dort entdecken, ist wohl ein großes architektonisches Verbrechen: Da wurden auf einen ansonsten leeren Küstenabschnitt hunderte Häuser gesetzt. Irgendwie ein Außenbezirk von Bodrum. Wer da wohnen will oder seine Ferien verbrinden will – ich kann das nicht nachvollziehen. Wer da wohl wieder die Hand aufgehalten hat?

Ein abschreckendes Beispiel für Architekturstudenten

Wir sind vorsichtig und fahren einen großen Bogen um die NE-Ecke von Kos. Ich weiß, wir hätten näher heran auch fahren können, aber da käme uns eine lange Kette von Ausflugsschiffen entgegen. Welche die wie gewöhnliche Menschentransporter aussehen, andere haben sich als Gulet verkleidet – das sind eigentlich türkische Frachtensegler, die heute nur mehr sehr selten Segel setzen. Ganz übel sind die Schiffe, die sich als Piratenschiff verkleidet haben. Das sind dann schwimmende Diskotheken. Keine Ahnung, warum man so was braucht.

Das Fort von Kos, gleich am Hafen

Die Marina liegt knapp südlich des Altstadthafens und da wird ein strenges Regiment geführt. Ohne Anmeldung am Funk geht da gar nichts. „Marina Kos, this is Philia, Philia“ Keine Antwort. Nach dem dritten Versuch „stand by, we are busy!“ Na, dann sag ich halt nichts – und warte. „Philia, prepare fenders an lines.“ Warum sagt er mir das? Aber OK: „Philia is prepared for docking“ Und dann warten wir wieder. Bis ein Schlauchboot sichtbar wird und uns herein winkt. Es führt uns zu unserem Platz am Steg einer Charterfirma, deren Schiffe unterwegs sind. Mit einem gezielten Schubs drückt er unser Heck herum. Eine so enge Kurve hätten wir ohne Hilfe nicht geschafft – passt.

Kaum sind wir in der Nähe des Steges, bekommen wir detaillierte Anweisungen: „Forward gas – stopp – give me right line – take the thin line – go forward and find the thick mooring line – captain, pull hard – no, better release 1 Meter – backward – tighten the left line – tighten the right line – …”
Wir lassen es über uns ergehen und lachen heimlich dabei. Was die da exerzieren, ist das Prozedere für Chartergäste, die nur einmal pro Jahr anlegen. Aber die können ja nicht wissen, mit wem die es zu tun haben.

Die schönste Polizeistation des Dodekanes

Die Marina ist hoch professionell: Rezeption wie ein großes Hotel, samt Bücherei und Arbeitsraum mit WLAN für die Gäste. Wasser und Strom gegen kleines Geld (oder von der Charterfirma „geborgt“). Zwei sehr gut sortierte Marinehändler mit allem, was das Herz, oder das Schiff so begehrt, Wäscherei, viele Duschen und Klös, zwei Restaurants, Zugang zum Steg nur mit Karte – außer die Charterfirma lässt das Tor Tag und Nacht offen 😉. Und was kostet der Spaß pro Nacht? 40 € – in Dubrovnik zahlt man das 4-fache!

Wir gehen Einkaufen, immerhin kommen „die Kinder“, und lassen gleich einmal 160 € im Geschäft. Der Kühlschrank, er fasst fast 150 Liter, muss sich tüchtig ins Zeug legen, um das alles zu kühlen.Zwei große Säcke Wäsche kommen noch in die Wäscherei – am Abend ist das dann fertig – und der Marinehändler bekommt unseren ersten Besuch. Ist ja gut, wenn alles so nahe beieinander ist.

Zur Belohnung schauen wir uns in der Marinabar das Länderspiel Österreich –  Türkei an. Naja, das Ergebnis war nicht so, wie wir das erwartet haben. Andererseits: „Hätten wir da gejubelt, wären die lokalen Fans ganz schön sauer gewesen. Und die waren deutlich in der Überzahl!

Wir steigen im Schiff noch in die Dusche. Bei Susi alles OK, bei mir streikt wieder einmal die Duschpumpe. Dazu muss man wissen, dass auf einem Schiff das Duschwasser nicht einfach „nach unten“ abrinnen kann, denn die Dusche ist schon tiefer als „unten“, also die ist unter der Wasserlinie. Und so muss das Duschwasser eben abgepumpt werden.

Die kaputte Dusche ist so was wie der running Gag dieser Saison. Am Anfang war der Schalter kaputt, aber zum Glück hatte ich einen passenden Ersatz mit dabei. Ein paar Wochen später war ein einer ur-alten Kabelverbindung, das Kabel auseinander gegangen. Also gab es keinen Strom für die Pumpe. Und jetzt ist die Pumpe einfach stehen geblieben. Der Innenwiderstand ist unendlich = Kabelbruch irgendwo im Motor.

So einen neue Originalpumpe kostet wohlfeile 365 Euronen, der 1:1 Nachbau „nur“ 152. Beide Pumpen liegen sogar im hiesigen Marineshop. Warum die Originalpumpe doppelt so gut sein soll, wie der Nachbar, kann man mir dort aber auch nicht erklären.

Ich hab aber noch eine dritte Option: Seit ich eine neue Bilgepumpe (gegen Sickerwasser im Boot) habe, brauche ich die alte nicht mehr. Die ist aber baugleich zur kaputten Duschwasserpumpe – und hat einen Innenwiderstand von 22 Ω, das gibt Hoffnung. Und tatsächlich, nach 1 Stunde ist das Teil getauscht und es funktioniert sogar.
Passt!

Die restliche Zeit verrinnt mit Schiffsputzen, innen und außen, Heckkabinen umräumen – damit die „Kinder“ Platz haben und alles heimelig und schön ist.

Das ungarische Salami-Business boomt

Natürlich ist auch Zeit, andere Segler zu treffen und mit ihnen zu plaudern. So zum Beispiel Thomas und Maria von der MODESTA. Sie sind erst vor einem Jahr von ihrer Weltumsegelung zurückgekommen. Eine ihrer ersten Fragen war: „Habt ihr es schon gemacht?“ – die Weltumsegelung natürlich 😉 Nein, wird auch eher nix werden aus der Idee. Aber die Ägäis ist auch toll!

Was uns erstaunt hat, MODESTA war immerhin das dritte Weltumseglerpaar das wir heuer getroffen haben, war, wie oft von negativen Erlebnissen gesprochen wurde. „Galapagos, ja, komplizierte Einreise und teuer. Man kann die Inseln zu Fuß oder mit dem Rad besuchen, haben wir auch gemacht“. Kein Wort über die (vermutlich) faszinierende Tierwelt. Indonesien und die vielen Fischer in der Nacht. „der Horror pur“. Aber kein Wort über die Feste die sie in Bali besucht haben. Irgendwie seltsam.

Ich hätte mir eher erwartet, dass diese Segler uns freudig von tollen Buchten, Südseeatollen, großen Ozeanquerungen und besonderen Begegnungen berichten. So entsteht der Eindruck, es handelt sich um eine selbstauferlegte Zeit einer harten, entbehrungsreichen Prüfung. Regt nicht gerade zur Nachahmung an.

Was auch auffällt ist, dass sich oft Paare in Australien trennen. Die Frau fliegt mit den Kindern zurück nach Europa, der Mann segelt als einsamer Wolf die zweite Hälfte der Reise. Auch gibt es Paare, die von Anfang an planen, das Schiff in Australien zu verkaufen. Indischer Ozean, Seychellen, Mauritius, Madagaskar, … zu beschwerlich, zu schwierig zu befahren.

Der Südseetraum ist geträumt, man wendet sich anderen Dingen zu.

Schade eigentlich!

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