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Ikarias Süden

Der Süden ist so wild, dass die Autovermieterin einige Straßen als unfahrbar aus der Karte streicht! Was wir aber wollen ist der Besuch von ein paar Bergdörfern, dann wieder ans Meer, aber dort wo man nicht so einfach hin kommt, und für den Sonnenuntergang an einen Touristenstrand. Klingt doch nach einem einfachen Programm.

Wir starten „unseren“ Punto und sind schon unterwegs zu einer als sehr schön bekannten Felsenkirche. Um sich von Piraten zu verstecken, meist kamen die aus arabischen Ländern, haben die Einheimischen ihre Häuser der Landschaft angepasst. Häuser komplett aus Stein, inclusive des Daches, sind us größerer Entfernung einfach nicht zu erkennen – speziell wenn sie vor Felswänden oder in Baumgruppen stehen.

Die Steigerung der Methode war, Häuser und Kirchen unter große Felsen zu bauen.

So eine Kirche wollten wir sehen. Gefunden haben wir sie, die Kirche Theoktistis – und davor einen Bauzaun: „under renovation“. Also nix mit anschauen. Unverrichteter Dinge fahren wir weiter in das Dorf Richtung Raches. Google empfiehlt eine Strecke, in der Karte ist sie als „gelb“ gekennzeichnet. Das bedeutet „gut brauchbare Schotterstraße“. Na, wenn es sonst nichts ist.

In dem Fall ist das „gut“ schon lange gestrichen und die Straße von vielen Regenfällen deutlich zerfurcht. Die Breite von zwei Fahrspuren brauchen wir, um zwischen den Schlaglöchern, Felsen, Steinen und Regenfurchen hindurch zu tanzen. Klar, dass wir doppelt so lange brauchen, wie geplant. Sind eh nur 13 km – und am Tacho steht, dass der Sprit noch für 33 km reicht. Sehr spannend!

Lange Zeit gibt es nicht einmal Gegenverkehr, dann aber kurz hintereinander einen großen Pickup – ok der gehört auf diese Straße – und dann ein Nissan Micra, der eher nicht. Wenn der aber durch kommt, dann werden wir es auch schaffen. Also tanzen wir weiter zwischen den Hindernissen hin und her. Und dann kommt hinter einer Ecke Beton, dann Asphalt und erste Häuser. Zurück aus der Wildnis! Jetzt nur noch sehen wo es die nächste Tankstelle gibt 😉.

Wenn die alten Griechen als Stammgäste kommen, dann hat man es geschafft

Davor wollen wir uns aber Raches ansehen. Eine Fußgängerzone, voll auf Touristen ausgerichte, aber auch ein Lokal einer Frauen-Kooperative. 5 Frauen, vier davon Griechinnen und eine vor 30 Jahren hier hängen gebliebene Deutsche, verkaufen in dem Lokal nur eigene Produkte: Kaffee und verschiedene Kuchen (nicht so pick süß oder fettig wie die griechischen), verschiedene Marmeladen, Kräuter und Tees oder auch Tücher. Geht immer besser der Laden, so dass er bald in ein größeres Lokal umziehen muss. Die größte Anerkennung ist aber, dass viele Griechen hier her kommen und die Frauen-Kooperative dem traditionellen Kaffenion vorziehen.Der Ort ist nett, hat viel grünen Schatten über den Lokalen, die nun schon mehr frequentiert sind, als noch vor wenigen Wochen. Und er lebt! Mitten drin der „Super“-Markt oder der Fleischhauer. Alte und sehr alte Männer sind unterwegs. Langsam aber immerhin.

Man sagt, dass auf Ikaria die Menschen vergleichsweise sehr alt werden. Viel Bewegung, das nächste Dorf ist 2 Stunden Fußmarsch entfernt. Wenig Fleisch, für große Ziegenherden ist einfach kein Platz, wenig Fisch, wenn das Meer 4 Stunden Fußmarsch entfernt ist, geht man da selten hin. Was bleibt ist viel Gemüse aus eigenem Anbau und: soziale Kontakte! In den Dörfern ist immer was los. Vielleicht sollten wir auch öfter ins Kaffenion gehen.

Jetzt noch tanken und dann ganz entspannt hinunter zum Meer und die Küste entlang. Die Straße ist eine moderne, 2-spurige Straße mit allen Linien und – tadaaa – Leitplanken. Was sich die EU alles einfallen lässt. Nur mit dem Verkehr klappt es nicht so ganz. Auf einer Strecke von 20 km sind uns gerade einmal 4 Autos entgegen gekommen. Ist auch kein Wunder, die Straße ist eine Sackgasse. Kurz nach Karkinagri ist nämlich Schluss mit Lustig. Da gibt es noch eine schmale Betonstraße nach Trapalo und dann wird es wirklich finster. Ein Eselspfad ist alles, was die nächsten 10 km nach Magganitis überbrück.

Ob dort hin die Straße einmal verlängert werden soll? Irgendein EU-Budget wird sich finden, ein Baumeister eine goldene Nase verdienen, ein paar Lokalpolitiker werden stolz sein (und sich auch die Taschen füllen) – und die Landschaft wird massiv zerstört, wenn man solche Straßen in die Felshänge sprengt.

Trapalo, da haben wir vor 2 Jahren versucht eine Nacht zu verbringen. Die Bucht war dann doch zu eng und tief, als dass wir das probiert haben. Also zieht es uns nicht dort hin. Aber Karkinagri, das hat was. Nämlich am Ufer Felsformationen, die an runde Polster erinnern. Irgend ein Vulkangestein, grobkörnig wie Granit, wurde von Wind, Wellen und den Temperaturwechseln so geformt. Das wollen wir sehen und dort wollen wir ins Wasser. Die Klimaanlage im Punto ist zwar nett, Wasser ist aber definitiv besser.

Daher geht die nächste Etappe auch nur bis Nas und dort an den Strand. Also bis hoch über dem Strand und dann einen Pfad hinunter in die Bucht. Der Strand ist wiederum von einem Flüsschen aufgeschüttet und hat auf der Landseite noch das aufgestaute Süßwasser mit allerlei Getier. Frösche, Wasserläufer und so Zeug. Ein paar Meter müssen wir da durch waten um an den Strand zu kommen.

Ein Strand, der trotz der Besucher noch sehr „natur“ ist. Keine Liegebetten, keine Sonnenschirme, keine Strandbar. Ship it in – ship it out dürfte funktionieren, denn es gibt kaum Müll. Gut so. Nach einer Stunde oder so überkommt uns Hunger und wir klettern wieder hinauf in den Ort, um dort sofort in einem Lokal einzufallen. Man sagt, dass es hier die schönsten Sonnenuntergänge der Insel geben soll, aber dazu ist es viel zu früh und so lange wollen wir nicht warten.

Wir fahren lieber weiter nach Armenistis zum Paralia Mesakti. Wieder eine Flussmündung, diesmal aber eine sehr aktive, die einen 3 km langen Sandstrand angeschüttet hat. Und das Beste: die Straße führt gleich dahinter vorbei. Ein paar Betten und Schirmverleihe gibt es, die eine oder ander Strandbar auch. Aber keine Lärm. Dafür aber Teenagerinnen, die sich stundenlang gegenseitig beim Posen im Wasser fotographieren. Früh übt sich, wer ein Influenza werden will 😊

Wir sitzen da im Sand und schauen zu wie die Sonne tiefer sinkt. Knapp über dem Horizont steht ein Wolkenband, in dem die Sonne verschwindet und kurz danach wieder darunter auftaucht. Sehr schön, sieht das aus.

Erst gegen ½ 10 sind wir wieder bei Philia, aber das passt schon.

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