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Schiff

Chios

Der Wind ist schwächer geworden und bläst nun gemütlich direkt auf Chios zu. Das wird angenehm! Durch die sehr kurze Strecke, kaum 10 Meilen sind es, lassen wir uns in der Früh viel Zeit. Ich gehen nocheinmal zum Bäcker und komm am Rückweg beim Restaurant von gestern vorbei. Da kommt mir ein Gedanke: „Pasticcio“. Ich gehe rein, der Chef lehnt ja schon wieder am Tresen und der Gast von gestern ist auch noch da. Sogar der Kaffee steht noch oder wieder vor ihm.
„Gibt es noch was vom Pasticcio?“ Ochi „Two pieces to take away at my ship”
Der Wirt strahlt über das ganze Gesicht und maschiert in die Küche. Ich bekomme zwei sehr große Stücke aus der großen Wanne gestochen und in Alubehältern verpackt. Kaum dass die da hinein passen.

Die kommen zuerst einmal in den Kühlschrank und – wenn wir uns belohnen wollen – werden die in der Pfanne warm gemacht. Ich freu mich drauf!

Meerjungsfrauen – gibt es nicht nur in Kopenhagen

So, nun kann es los gehen. Um ½ 10 kommt der Anker aus dem Sand und wir tuckern langsam bis vor den Hafen. Dort kommt nur die Genua hoch und mit 12 kt Rückenwind zieht Philia entspannt nach Süden. Das Wasser gluckert die Bordwand entlang, der Wind ist gleichmäßig, alles ist entspannt. So könnte es ewig gehen. Sollen wir nicht doch lieber nach Ikaria weiter fahren und Chios einfach liegen lassen? Nein, wenn wir schon da sind … Eine gute Entscheidung!

In Chios gibt es eine nie fertig gestellte Marina. Alle Steganlagen sind da, Platz für sicherlich 150 Schiffe, wenn man die ein bisschen schlichtet. Was fehlt ist der Rest, den gibt es schicht nicht. Kein Wasser, keine Gebäude, kein Strom – nicht einmal ein Mistkübel ist auf dem Gelände aufgestellt. Lost places nennt man das heute. Warum die nie fertig wurde? Keiner weiß das ganz genau. Es waren wohl die EU-Fördermittel versickert und da das ganze Projekt nur ein paar Griechen reicht gemacht hat, aber niemandem richtig schadet, lässt man es halt so.

Ein paar Fischer haben sich eingenistet, ein paar Segelboote warten auf die nächste Saison, ein Kranunternehmen überholt seinen Schwimmkran. Hin und wieder legen Schnellboote mit kranken oder verletzten Personen hier an, die an die Rettung übergeben werden, damit die die letzen 200m zum Krankenhaus fahren können.
Die restlichen Plätze werden von vorbeikommenden Seglern genutzt. Das machen wir auch. PHILIA ist ja authark, Strom machen wir selbts, Wasser haben wir mit. Alles was wir brauchen sind ein paar Ösen um unsere Leinen dort durch zu ziehen.

Wir suchen uns einen Platz, treffen auf das Nachbarschiff von Oinoussa. Die können uns auch gleich sagen, wo wir einen günstigen Leihwagen her bekommen. Der wird gleich für morgen reserviert, denn die Insel hat viel mehr zu bieten, als sie von außen vermuten lässt.

Wo gibt es mehr Windmühlen:
a) Milos
b) Chios
c) Mykonos

Etwas nach uns kommt ein österreichisches Schiff an. Da wir selbst gerne Hilfe beim Anlegen haben, helfen wir auch gerne. Das Schiff hat ein sehr schmales Heck, ein nicht ganz junges Ehepaar ist drauf. Das Geräusch des 2-Zylindermotors passt zum Erscheinungsbild, ebenso die Windsteueranlage und der Schiffsname: SEHNSUCHT.

Mir sagt der Name SEHNSUCHT vorerst nichts, wir erfahren aber bald, das die Beiden das Schiff selbst gebaut haben und dann mit ihren Töchtern (1 und 6) vor 30 Jahren um die Welt gesegelt sind. 10 m lang, 2,5 m breit, außer Funk keinerlei Elektronik. Navigation mit dem Sextanten.

Alles geht, wenn man will

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