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Lesbos – on the road

Lesbos ist eine der größten Inseln Griechenlands und muss natürlich auch in ihrem Inneren erforscht werden. Ein tolles Bergdorf wurde uns empfohlen, eine mittelalterliche Stadt, dichte Wälder und die beiden Klopos(se). Ein Kolpos ist eine große Bucht, die über einen nur schmalen Eingang verfügt. So wie ein Luftballon, oder so ähnlich, Lesbos hat zwei davon.

Wir ziehe also los. Zuerst vorbei am Lidl, denn da brauchen wir Wasser in Flaschen und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Wobei mit „schnell“ geht da nichts, aber das bin ich ja schon gewöhnt. Bei der Weiterfahrt passieren wir zuerst den Ort Moria und das weithin bekannte Flüchtlingslager. Immer noch kommen viele Menschen mit Schlauchbooten aus der Türkei, um in Europa ihr Glück zu versuchen.

Über die ersten Hügel geht es weiter zur Hauptstraße ins Landesinneren. Und siehe da, ein Großmarkt namens JAMBO steht da mitten in der Pampa. JAMBO, das ist so ein geheimer Code für „ich muss da unbedingt hin, um zu sehen, ob ich nicht irgend was von dem Plastikramsch brauchen kann, der sogar für China zu billig gemacht ist“. Und es gibt wirklich alles. Von Plastikspielzeug über Unterwäsche, Geschirr, Schreibzeug, Kosmetik – alles. Susi ist im Paradies, ich bin in der Hölle. Als es endlich ans Zahlen geht, kommt Susi drauf, dass das Geld im Auto liegen geblieben ist. Das passiert ihr sonst nie. Also werde ich losgeschickt – was macht man nicht alles, als treuliebender Ehemann.

Es ist schon früher Nachmittag, als wir endlich im Bergdorf Agiasos eintreffen. Wir können nicht heraus finden, warum sich ausgerechnet dieses Dorf so groß entwickelt hat, aber es hat was. Rund herum Berge und dichte Föhrenwälder. Die Straßen gepflastert, eng und steil. Klar merkt man, dass hier Touristen abgezockt werden sollen.

Geschäfte überall! Ich finde es nett, dass die Gassen, zumindest die für die Touristen, ein grünes Dach aus Blättern haben – so ist es immer schön kühl.

Typisch für das Dorf soll Keramik sein, und davon wird genug angeboten. Um zu zeigen, dass sie wirklich von hier ist, sitzen ein paar Frauen beieinander und bemalen Rohlinge mit Glasurfarben. Andere Geschäfte sind da mehr in der Bevölkerung verwurzelt. Ein Käsegeschäft bietet einen Käse an, der in den umgedrehten Balg (Haare innen) einer Ziege gefüllt wurde, um dort zu reifen – sieht seltsam aus. Ein Gemischtwarenhandel bietet alles von USB Steckern über Kräuter, Käse bis hin zu frisch zugeschnittenem Fleisch. Ach ja, Oliven- und Motoröl hat er auch. Wie gesagt: Gemischtwaren.

Männer sitzen im Kafenion …
… Frauen arbeiten auf den Feldern …
… und wenn die Frauen dann fertig sind, gehen die Männer tanzen!

Die Lokale haben zwar schon ihre Möblierung nach draußen gebracht, aber die Touristen fehlen noch. So wird dann mit grieschischer Gemütlichkeit und einem Lächel auf den Lippen serviert, was Susi zuvor mühsam auf Griechisch bestellt hat.

Ungewöhnlich, dass es hier Backsteinbauten gibt, mit Fenstern, die nach oben zu öffnen sind (wie in amerikanischen Filmen). In einem der Lokale steht ein offener Kamin. Darin zwei Ziegel zwischen denen Holzkohle glost. Darauf steht ein großer Kupferkessel mit silbernem Deckel und einem Zapfhahn. Griechischer Kaffee in seiner ursprünglichsten Form.

Wir wollen aber weiter, denn die Insel ist groß und der Weg nach Petra und Molyvos. Eigentlich waren wir mit dem Schiff schon in der „Nähe“, auf der andere Seite der Meeresstraße halt. Petra, das ist für uns nur ein kurzer Stopp, um den Hafen zu inspizieren. Man kann nie wissen, wann man das braucht. Von dort nach Molyvos ist es nur ein Katzensprung.

Molyvos ist ein Ort, der sich an einen Burgfelsen schmiegt. Oben drauf natürlich die Burg, eine ganz mächtige, die die Einfahrt an die Nord und Ostküste Lesbos‘ kontrolliert. Auf der türkischen Seite steht übrigens auch so ein Teil. Die Burg hat, so wie viele Sehenswürdigkeiten am Dienstag und täglich nach 15:00 geschlossen. Naja, wenigstens kann man außen herum gehen – auch ein guter Eindruck.

Die eingemauerte Kugel zeigt anrückenden Feinden, dass selbst so ein Geschoß hier nicht durch kommt – Kriegslist 😉

Außerdem stolpern wir so über einen Stein auf dem ein weiterer Stein sitzt. Steine sitzen doch nicht, oder? Ah, aber Steinkäuze machen das, hin und wieder auch am hellen Tag. Heute ist also „hin und wieder“ und da gelingt mir doch glatt ein tolles Foto.

Im Ort Molyvos steile, gepflasterte Straßen. Die Menschen hier haben sich angepasst und sind fast ausschließlich mit dem Moped unterwegs. Noch geht das, denn die Touristenmassen des Sommers fehlen noch. Uns fällt auf, wie viele Geschäfte und Lokale noch geschlossen sind. Nicht den geringsten Anschein der Vorbereitung gibt es da. Hat sich die letzte Saison nicht gerechnet, oder warten die Besitzer auf den letztmöglichen Augenblick?

Wir genießen noch ein Abendessen in einem Lokal mit Aussichtsterrasse, sind da aber recht flink. A) es ist durch den Wind recht kühl und B) haben wir noch ein Stück Weg vor uns. Im Prinzip über die gerade gefahrene Straße zurück zum größeren Kolpos und von dort weiter nach Mytilene. OK, die Straßen sind die besten, die wir bisher auf Inseln kennen gelernt haben, aber an Kurven haben sie nicht gespart!

Beim Kolpos dann eine Notbremung und Abzweigung auf einen Feldweg: Flamingos! Der Kolpos geht in ein Marschland über, mit Steppe und Salzseen und dazwischen Gatsch. Da wächst nichts, was Menschen brauchen können, und daher gehört das Gebiet den Vögeln. Da steht nun keine 40 m von uns entfernt eine Gruppe von 16 Flamingos im Wasser und lässt den Tag ausklingen. Gefiederpflege, noch einwenig im Wasser herumstochern, ein kleiner Snack vielleicht?

Ein paar Vögel kommen angeflogen, ziehen etliche Runden, bevor sie sich entscheiden irgendwo zu landen. Im Flug sind die Flamingos auch nicht  sonderlich elegant: Langer dünner Hals, noch längere dünnere Beine und dazwischen schwingt der Körper auf und ab. Die Flügel sind beeindruckend: tiefschwarze Flügelspitzen und näher am Körper knallrotes Gefieder. Erst als Susi versucht näher heran zu kommen, bekommt einer einen langen Hals und schreitet von Dannen – und die anderen folgen ihm.

So es reicht, zurück zum Schiff.

Auch wir sollten den Tag ausklingen lassen.

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