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Winterruhe – wohl eher nicht

Winterruhe – wohl eher nicht

Es ist nicht so, dass im Winter das Schiff einfach nur abgestellt und unter großen Planen ruhend wartet, dass die nächste Saison beginnt. Auch bei Philia ist das nicht so. Immerhin steht sie seit 6 Jahren zum ersten Mal im Winter in einer Werft, wo es auch Professionisten gibt. Die wurden alle im Herbst schon vorstellig und haben das Schiff gesehen, die Arbeiten diskutiert und Kostenvoranschläge geschrieben.

Daniel der Rigger will der erste sein, der seine Arbeiten erledigt. Wie alle anderen hat er ab Februar viele dringende Arbeiten zu erledigen und jetzt im Herbst eher Flaute. Sein Kostenvoranschlag ist mir aber deutlich zu hoch. Außerdem kann ich über einen Freund die ganze Metallteile etwas günstiger erwerben. Und Metall wird genug gebraucht: Es werden alle Drahtseile die den Mast halten gewechselt, an die 100m in 3 unterschiedlichen Stärken werden verbaut. Und jedes Seil brauch spezielle Endteile aufgepresst und dazu passende Wantenspanner. Alles marinetauglich, alles sauteuer. Aber ja, wenn so ein Teil bricht, kann der Mast umfallen und das ist dann alles andere als lustig. Safety first. Ein neuer Mast und alles was dann dazu gehört kommt dann leicht auf 30.000 €. Also lieber etwas Liebe investieren.

Daniel muss den Mast legen, und wenn diese unhandliche 13 m Stange einmal am Boden liegt, ich vermute, dass der Mast in den letzten 22 Jahre noch nie gelegt wurde, soll der auch gleich überholt werden: Die Rollreffanlagen für Vorsegel und Großsegel bekommen ein Service, im Mast werden alle Kabel erneuert, die Windfahne an der Mastspitze bekommt eine Beleuchtung und unter dem Radar wird ein LED – Strahler als Deckbeleuchtung installiert. Auch der Baum bekommt noch etwas Liebe = Fett und Pflege. Außerdem wird ein Vogelnest entfernt, dass dort schon mindestens 2 Jahre herum gammelt.

Wie man den Mast umlegt? Man nehme einen LKW-Ladekran der einen sehr langen Ausleger hat und eine Tragschlaufe. Leicht spannen, alle Wanten lösen und 4 Nieten ausbohren. Mit dem richtigen Werkzeug eigentlich recht einfach.

Nicht einfach ist es, von Wien aus zu zu sehen, wie die Arbeiten voranschreiten – oder auch nicht. Aber Christos verspricht, dass der Mast zu Weihnachten wieder steht – er meint das griechische Weihnachten!

Davor muss aber noch die Maststufe repariert werden. Das ist der Kunststoffkeil am Deck, auf dem der Mast montiert ist. In den letzten Jahren hat sich der etwas zusammengedrückt und es gibt im Lack deutliche Risse. Auch läuft das Wasser von dort schlechter ab, ein deutliches Zeichen für eine Delle. Pantelis, der Spezialist für GFK Arbeiten meint: „Alles nicht schlimm. Über den Atlantik würde ich so zwar nicht fahren, aber hier …“. Also er verspricht PHILIA Atlantik-fit zu machen. Wobei, so wirklich ohne ist eine Saison in der Ägäis auch nicht.

Alles abschleifen, 5 Lagen Glasfasern, eine Stahlplatte, noch eine oder 2 Lagen Glasfaser und dann frischer Gelcoat als Lack auf der Oberfläche. Stahlplatte? Mir schwant Böses, wenn ich an die nötigen Bohrungen für den Mastfuß und die Kabeldurchführung denke. Die entsprechenden Löcher lassen wir gleich mit in die Platte machen, und einen Schwanenhals (= Rohrbogen) für die Kabeldurchführungen gleich noch dazu. Die Platte macht aber wer anderer, und auch der muss verstehen, was wir genau wollen. Versteht er aber nicht, also 2. Versuch weil ich den Fehler auf einem Bild rechtzeitig entdeckt habe. Kostet aber wieder Zeit ☹

So, jetzt sind an der Aktion „Riggüberholung“ schon 4 verschiedene Professionisten dran: der Rigger, der Elektriker, der GFK Spezialist und der Stahlbauer. Und die sollen alle zusammenarbeiten und rechtzeitig fertig werden – in Griechenland? Ich kann das halt nie recht glauben. Irgendwie gelingt das aber, und der Mast wird vor Weihnachten wieder aufgestellt, am 4. Jänner, also 2 Tage vor dem griechischen Weihnachten 😊

Der große Brocken ist damit geschafft. Was noch fehlt ist das neue Copper Coat Antifouling am Rumpf. Dafür liegt schon alles bei Christos und es sind 2 Tage konzentrierte und anstrengende Arbeit. Sollte also möglich sein.

Und was auch fehlt ist der Tausch des Propellerwellenlagers. Das ist eine kleine Hülse, 100 mm lang und 40 mm im Durchmesser. Kostet so um die 45 € und ist leicht zu bekommen. ABER: Um das Ding zu tauschen, muss der Propeller von der Propellerwelle. Das geht mit dem richtigen Werkzeug in ein paar Minuten. Dann muss man die Propellerwelle in den Rumpf hineinziehen. Das geht auch leicht, wenn da nicht ein Motor im Weg stünde. Na, tun wir den einmal kurz weg. Das heißt aber, alle (!!) Verbindungen zwischen Schiff und Motor lösen, dann den Motor von seinem Sockel abschrauben, weitere 8 Schrauben und den Motor für eine Minute kurz anheben. Wenn denn der nur nicht 130 kg schwer wäre! Und wenn man das dann geschafft hat, kann man die Propellerwelle ganz herausziehen.

Jetzt „nur“ noch die Hülse auspressen und die neue Hülse einpressen. Alles wieder zusammenbauen und den Motor so positionieren, dass die Propellerwelle und der Motor exakt in der gleichen Achse stehen. Die Abweichung muss kleiner als 1/10 mm sein. Das bei einem 130 kg Eisentrumm, dass auf 4 weichen Gummifüßen steht.

Eigentlich wollte ich ja nur diese kleine Hülse tauschen. So ist das aber ein Programm für 2-3 Tage für 2 Profis. Panos wollte das für mich machen – -wollte! Im November hat er noch zugesagt, jetzt ist er unauffindbar und viel zu sehr beschäftigt, um sich diese Arbeit anzutun. Sagt sich so leicht, aber der Kerl ist einfach verschwunden und lässt mich hängen.

Christos hat einen weiteren Motormenschen an der Hand. Der macht den Job, aber um das dreifache Geld!! Ich muss in den sauren Apfel beißen, dafür ist dann aber der Antrieb in top Zustand – hoffe ich. Jedenfalls gibt mir Mario das Gefühl in guten Händen zu sein. „Don’t worry, I will manage that“

Und es funktioniert auch. Schön ist das.

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