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Reise

Zurück zu den Anfängen

Michi und Claudio reisen in ihre Vergangenheit, und die liegt am Weg in unser Winterlager. Der nächste Stopp ist als schon lange klar: Der Hafen Kamares auf Sifnos.

Die Ausfahrt aus dem Krater von Milos wird noch unter Motor gemacht. Wie so oft steht der Wind genau in die Bucht, anders kann er hier nicht. Aufkreuzen ist möglich, aber viel zu mühsam. Erst nach 5 Meilen, ja, die Bucht ist wirklich so tief, setzen wir Segel – halber Wind, mit 8 kt nicht viel aber gut genug für eine entspannte Fahrt. Wir haben ja Zeit. Dafür bekommen wir bald Besuch. Noch bei den letzten Inseln vor Milos, zwängt sich eine große Fähre an uns vorbei. Immer wieder beeindruckend, diese Dinger.

Kamares selbst, auch ein Fährhafen, wirkt verschlafen und leer. Ein anderes Segelboot steht da, sonst ist es ruhig. Das Schiff zeigt uns wenigstens, wo wir gut anlegen können. Unklar ist nämlich immer die Wassertiefe unmittelbar bei der Hafenmauer. Da gibt es Häfen, wo die Mauer 2,5 m abfällt und selbst unten der Grund noch befestigt ist. In anderen Häfen fällt er Boden aber so flach ab, dass wir mehr als 2 m vor der Mauer anhalten müssen, um nicht unser Ruder zu riskieren. Hier, neben einem anderen Boot schaut es aber gut aus. Michi fährt das Manöver alleine, ich schaue zu und nicke zustimmend, Claudio macht den Anker. Passt.

Ist sie nicht süß, unsere kleine Philia?

Später kommt dann noch ein Charterschiff am Weg ins Winterquartier und eine 80 ft Motoryacht. Richtig putzig schaut unsere Philia daneben aus! Kamares ist der Haupthafen von Sifnos, also ist alles da, um die Reisenden zu versorgen. Einige Tavernen, kleiner „Supermarkt“ – die heißen ja immer so, egal wie klein sie sind – Autoverleih, natürlich schon geschlossen. Viel Platz ist ja nicht in der Bucht, da sie auf allen drei Seiten von hohen Bergen (> 500 m) umgeben ist.

… wie damals …

Und der Strand der U-förmigen Bucht begrenzt einen Sumpf. Somit stehen dort keinerlei Gebäude. Der Ort kann sich also nur unter den steilen Hängen und vom Strand weg ausbreiten. Das ist mühsam und daher wurde weitgehend unterlassen. So ist Kamares ein recht ursprünglicher Ort geblieben.

Selbst die gelegentlich ankommenden Fähren stören diese Idylle kaum. Sehr friedlich ist es da, wohl auch der ausklingenden Saison geschuldet. Macht nichts, uns freuts. Das einzige was uns nicht freut ist, dass am nächsten Tag der Bäcker geschlossen hat. Sonntag – aber woher soll man als Langzeitsegler auch wissen, welcher Tag heute gerade wieder ist?

Die Nacht war jedenfalls sehr sehr ruhig – und der Morgen auch. In aller Ruhe legen die Schiffe ab. Die große Motoryacht, „Forever“ mit rosarotem Licht aufs Heck gestrahlt, hängt wieder einmal am Tankwagen. 2000 Liter Diesel – reicht gerade mal für 4 Stunden Vollgas. Gut, das ergibt dann knapp 200 Meilen. Wenn man vorsichtig ist, reicht das dann auch für die paar Tage bis Poros wo wir sie in kaum einer Woche wieder treffen – wieder am Tankwagen hängend.

Wir brauchen das alles nicht und ziehen gemütlich gegen 11 Uhr wieder los. Diesmal soll es eine Bucht im Süden von Serifos sein. Ein kurzer Sprung von 14 Meilen bei nur ganz wenig Wind, also viel Motor. Nicht so mein Ding, ich würde viel lieber segeln – aber ohne brauchbaren Wind geht’s halt nicht.

Noblicher Gegenverkehr: Die Yacht Rhea am Weg in die Kykladen.

Spannend ist dafür die Koutala Bucht. Die hat 3 „Blätter“, wie ein Kleeblatt, ist rundherum von Hügeln umgeben, die vom früheren Eisenerzbergbai ganz zernarbt sind. Da gibt es Eingänge zu Stollen mit Abraumhalden davor. Horizontale Terrassen wahren wohl die Fahrwege von den Hunten zu den Schrägaufzügen hinunter zu den Sortieranlagen und den Verladestationen am Meer. Auf einer Seite ragt noch eine rostige Verladebrücke über das Ufer hinaus.

Auch am Strand findet man Überreste des Bergbaues. Rostige Tonnen, verfallende Betriebsgebäude, Ketten, die ins Wasser führen und für die Verankerung der Frachtschiffe gedient haben. Vor dieser historisch interessanten Kulisse, versucht sich ein wenig Tourismus zu etablieren – ganz zaghaft noch. Ein oder zwei Tavernen oder Bars sind zu sehen, aber schon längst geschlossen. An anderen Stellen stehen 2. Wohnsitze, frisch herausgeputzt und ungenutzt, eigentlich im Nirgendwo. Ich weiß nicht, wie weit es bis um nächsten Supermarkt ist. Jedenfalls ist es nicht weit nach Athen, denn dort werden die Besitzer wohl leben.

Gerade weil da nichts los ist, ist das Wasser extrem klar. Ich ziehe mich um und schwimme an den Strand. Sandboden bis 2 m vom Ufer. Dort kann ich gerade stehen. Dann eine steile Schotterstufe und dahinter feiner Kies. Etwas weiter nach links wird der Strand dann sandig. Nett ist es da schon, aber was macht man da??

Später kommt eine zweite Yacht dazu, ankert in einiger Entfernung – ist ja auch genug Platz. Das wird einer der wenigen Abende auf diesem Abschnitt, auf dem wir selbst ein Abendessen kochen. Meist bleibt unsere Küche kalt.
Der Abend wird noch ruhig. Wir genießen einen unglaublichen Sternenhimmel.

Erst um ½ 11 machen wir uns auf den Weg zu einem weiteren, für Michaela und Claudio wichtigen Hafen: Merichas auf Kythnos. Dort hin haben ihre Klassen, unabhängig voneinander die Maturareise gebucht und sich die beiden dann kennen gelernt. Klar waren sie sehr gespannt, wie der Ort nach 35 Jahren aussieht.

Nur ein zarter Wind treibt uns an, so dass immer wieder der Motor zum Einsatz kommen muss. In Merichas finden wir eine gut gefüllte Mole, die am Rand noch reichlich Platz für uns bietet. Ich mache die Anfahrt und lege unsere Kette aus – naja, nicht ganz ideal, da uns der Marinero im letzten Augenblick noch etwas umleitet. Liegt sie halt schief, wir werden schon nicht als erste auslaufen. Dann sollte das kein Problem geben.

Nicht nur im Hafen sind wir uns begegnet, auch auf See haben wir uns knapp passiert

Merichas ist noch recht munter. Wieder der Fährhafen, wo zwangsläufig mehr Reisende unterwegs sind. Trotzdem ist es zum Beispiel nicht möglich einen Bäcker zu finden – der macht gerade ein paar Tage Pause. Manche Lokale sind schon zu, andere sammeln die verbleibenden Gäste ein. Ein großer Teil der Besucher kommen von den Segelyachten, immerhin 25 stehen da, meist große Charterschiffe mit groén Crews. Na, da kann man noch so manches Moussaka verkaufen.

Am frühen Abend füllt sich die Mole zusehends. „Notfallsplätze“ werden angefahren. Irgendwo, schräg an den Molenkopf, oder zwischen andere Schiffe hinein gequetscht. Hauptsache irgendwo festgemacht. In der Früh, bei der Abfahrt rächt sich das dann – Ankersalat! So auch beim Schiff, das neben uns lag. Die legen zuerst recht mühselig ab. Erst als sie einen Knoten im Festmacher gelöst haben, kann der durch die Klampe auslaufen – hätte man auch anders machen können. Dann ziehen sie mit ihrem Anker einen anderen mit hoch. Und dann haben sie eine kreative Lösung. Da der andere Anker mit seiner Kette quer über ihren liegt, holen sie eine Zange, lösen die fremde Kette vom fremden Anker und …. lassen beides einfach ins Wasser fallen. Damit man keine blöden Fragen gestellt bekommen, einfach zügig abfahren!

Da liegt dann 40 m Kette am Grund und ein Anker irgendwo einfach daneben. Der ehemalige Besitzer des Ankers ist nun am Bug nicht mehr gesichert – irre. Der kann nur mehr einen Alarmstart durchführen, um an der Mole und an seinem Schiff keine Schaden anzurichten. Zum Glück sind das Taucher an Bord, die sich den Anker selbst herauf tauchen können. Wobei, eigentlich tauchen sie hinunter und machen ein Seil am Anker fest. Zum „Herauftauchen“ sind 25 kg Eisen sicher nicht mehr geeignet. Schon unglaublich, was sich manche Skipper trauen.

Wir schauen dem Treiben zu, bis wir quasi alleine in unserem Abschnitt der Mole liegen. Dann muss nämlich unser Anker auch ganz frei liegen – und so ist es dann auch. Mit nur 3 kt fahren wir die 1 ½ Meilen in die nächste Bucht, die eigentlich zwei Buchten sind: Eine Insel wird nur durch einen schmalen Sandstreifen von Kythmos getrennt. Wir entscheiden uns für die östliche Seite dieser Barriere und treffen beim Einlaufen auf Österreicher, die gerade am Abfahren sind. Trotzdem gibt das eine freundliche Begrüßung.

Eigentlich sind es zwei Buchten, nur durch einen schmalen Sandstreifen getrennt

Es gibt aber auch einen besonderen Grund, genau in diese Bucht zu fahren: Hier gibt es eine heiße Quelle. Also heiß ist relativ, heute ist sie auf „warme Badewanne“ eingestellt. Man sagt, dass sie aber auch 50° kann.

Immernoch gibt es blühende Pflanzen. Diese hier bietet den Insekten besonders lange Futter. Sie blüht von unten nach oben. Es dauert gut 3 Wochen, bis die Blüten oben angekommen sind.

Das Ufer ist durch ein üppiges Strand-Belustigungscenter verunstaltet, dass auch schon mehr Besucher gesehen hat als heute – wir sind die einzigen. Die Kellner berichten aber, dass am Wochenende die Bude poppenvoll war. Ausflügler und Charterboote aus Athen! Heute hingegen: Am Abend 5 Schiffe auf jeder Seite. Wir wandern zur warmen Quelle und treffen auf sehr alte Steinwälle. Anders als in Kroatien, wo Steine aus den Feldern am Rand zu einer Mauer aufgestapelt wurden, wurden hier große Steinplatten senkrecht in den Boden gestellt und mit kleineren Steinen seitlich abgestützt und die Mauer verfüllt. Schaut irgendwie seltsam aus, ungewohnt und ganz sicher so beabsichtigt. Immerhin gibt es auf der kleinen Insel Überreste einer 3 000 Jahre alten Stadt.

Wozu man sich wohl die Mühe gemacht hat, die Steinplatten aufzustellen?

Einen Vorteil hat das Belustigungscenter: Es gibt ein Abendessen für uns 😊 Na wenigstens etwas, das nicht der ausklingenden Saison zum Opfer gefallen ist.

Wir gehen recht früh ins Bett, denn morgen steht ein größerer Sprung an.

Sonnenuntergang mit Schafen. Die wohnen auf der Insel und haben nur unter Tags Ausgang.

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