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Milos im Herbst

Also so richtig Herbst, wie wir das kennen, gibt es hier ja nicht. Da fallen keine Blätter von den Bäumen, da weht kein Laub über den Boden. Herbst heißt hier, dass das niedrige Gebüsch nun vollständig ausgedörrt ist, dass die Fähren seltener kommen, die Restaurants sich leeren und nacheinander schließen und – dass die Granatäpfel reif werden. Dafür gibt es die köstlichen Pfirsiche nicht mehr – auch schade. Das Meer ist noch immer sehr warm, so um die 23 ° werden es schon noch sein. Außerdem wird es noch klarer, da weniger Schiffe das Wasser aufwühlen.

Für uns sind wieder Landgänge angesagt, aber auch die gestalten sich anders. Sarakiniko, die weißen Felsen im Norden von Adamas, die sind zwar immer noch weiß, diesmal aber fast frei von Menschen, keine Schwimmer – zum Glück! Dafür aber 2 m hohe Brandung, die alle paar Sekunden an die Felsen knallt. Das Meer schäumt, Gischt steigt viele Meter hoch, wird über die Felsen getrieben. Unmöglich da trocken zu bleiben.

Vor ein paar Wochen sind da noch Schiffe durchgefahren!
Mehr als 4 m spritzt die Gischt hoch, um dann weit ins Land getrieben zu werden

Das Felsbecken, aus dem im Sommer die Klippenspringer wieder an Land geklettert sind, sind nun tosende Hexenkessel, aus denen Wasser hochjagt und weit über die Felsen getrieben wird. Da hineinzufallen, ist sicher kein schönes Erlebnis. Aber auch für die Schifffahrt ist das heute kein guter Ort. Da wird dann klar, warum ein paar hundert Meter weiter ein rostiger Mast aus dem Wasser ragt.

Eine wahre Hexenküche

Spannend ist es allemal für uns, die Gewalten des Wassers vom sicheren Land aus zu beobachten. Stundenlang könnten wir das tun. Gewaltig. Beeindruckend. Erschreckend. „Schütze Du mich vor dem Land, dann schütze Dich vor dem Meer“ – soll einmal ein Schiff zu seinem Kapitän gesagt habe. Jetzt weiß ich, warum.

Weiter im Land, sind wir fast einsam. Kaum mehr als die Hälfte der Lokale hat offen, die Strandbetten sind oft schon verräumt, die wenigen Fähren spucken kaum mehr Touristen aus. Selbst die Kreuzfahrtschiffe sind nur spärlich besetzt. Auch die täglichen Touristenfahrten auf den überfüllte Segelschiffen haben abgenommen.
Dafür taugt das Wetter aber für Spaziergänge und Wanderungen.

Zum Beispiel hinunter in die Schwefelmine – was es da noch alles zu entdecken gibt:

Werkstätten, wo neben der Drehbank die Werkzeuge noch schön rechtwinkelig aufgelegt liegen, so als müsste man nur abstauben und dann wieder loslegen.

Wann wurde dieses Fenster zum letzten Mal geöffnet?
Ein bisschen staubig, aber sonst …?
Die große Drehbank
1958 in Reih und Glied abgelegt, so als würde es morgen wieder losgehen können.

Die liegen da seit 64 Jahren und werden wohl noch länger da liegen. Bis in ein paar Jahren oder Jahrzehnten der Wintersturm das verrostete Blechdach in die Halle stürzen lässt. Das wird dann aber auch kaum jemanden kümmern. Für die Griechen ist dieses Technik – Denkmal nicht einmal eine Erwähnung wert. Ist halt da, wird irgendwann verschwinden. Mir gehört es nicht, ich habe keinen Nutzen davon, es ist mir echt egal. Eigentlich schade drum!

Ein großer 8 Zylinder Motor, hat den Generator angetrieben. Heute rostet er langsam vor sich hin


Aber andererseits ist das vielleicht auch der Grund für die vielen Ausgrabungsstätten, die es in Griechenland gibt. Die alte Steine hat halt niemand interessiert. Bis dann die christlichen Missionare kamen und die Säulen der Tempel zu Kalk brennen ließen.

Ich habe auch einen anderen Grund weshalb ich Milos angesteuert habe: Hier kenne ich Rod von den Seekajaktouren und der ist eine permanente Adresse, an die ein DHL Packerl geschickt werden kann. Meine „Freund“ aus dem UK, Sean, will mir ein paar Geräte schicken, damit ich die Temperaturwarnung an meinem Motor testen kann. Die passt immer noch nicht.

Und mit dem Versand nach Griechenland ist das so eine Sache:
Erstens dauert es lange, bis das Packerl von England überhaupt wegkommt, dann gammelt es ein paar Tage in Deutschland herum, bis es endlich bei DHL Griechenland, in Spata, ankommt. Die kommen dann drauf, dass die nur am Festland liefern und für die Inseln einen griechischen Vertragspartner haben. Also wird das Packerl nach Athen weitergeschickt, um dort ein paar Tage gut abzuliegen. Für DHL ist der Auftrag erfüllt – die sind glücklich. Den neuen Partner sagen sie mir aber nicht, und natürlich auch nicht, dass der ein eigenes Trackingsystem für die Pakete hat ☹.
Nach einigem hin und her bekomme ich heraus, wer denn der Partner hier in Milos ist, und von DHL bekomme ich eine Meldung, dass sich die Lieferung ausnahmsweise (?!?) verzögert. Ich mach mich am avisierten Tag jedenfalls auf ins Gebirge, dorthin, wo der Partner wohnt – und stehe erst einmal vor verschlossenen Türen. Ich hab aber Glück und er kommt daher, sperrt mir auf und interessiert sich wirklich für mich und mein Problem.
„Eigentlich sollte es mit der heutigen Fähre kommen, die hat die Lieferungen aber nicht mitgenommen. Ganz sicher kommt es aber Morgen!“ „… und wenn nicht?“ „Dann am Samstag in der Früh“
Er wird sich bei mir melden.

Mittags – nichts

Nachmittag – nichts

Steinhühner, unterhalb des Amphitheaters

Um 5 werde ich nervös und rufe ihn an: „Er hat noch nichts gefunden, muss aber erst noch 2 Paletten von Paketen sortieren – Er meldet sich!“ Und das macht er wirklich! Um ½ 7 kommt die Erfolgsmeldung „Paket gefunden, in 20 min bin ich bei dir“. Ich leite ihn noch um in ein Kaffee, in dem wir gerade sitzen und warten ab. Und wirklich, er taucht auf und drückt mir das Packerl in die Hand. Jetzt hätte er aber gerne 63 € für Zoll und Handling (Warenwert 35 €!). Die hab ich aber schon an DHL bezahlt, sonst hätten die das Paket nicht nach Athen geschickt, aber das Problem werden wir auch noch lösen.


Ich wünsch ihm noch einen schönen Winter und will wissen, was er denn in den nächsten Monaten so machen wird. Ein wenig mit der Enduro Maschine über die Insel brettern – aber die ist endlich. Sonst gibt es eigentlich nicht viel zu tun. Alle Bars und Kaffees sind zu, Unterhaltung gibt es keine. „Milos is a kind of prison!“ Ja, so kann man das auch sehen. Wenn man vom Sommertrubel aus geht, den wir hier kennengelernt haben, dann ist das wirklich tote Hose. So wie unser Bergdorf Kühtai, in dem im Winter 3000 Gäste da sind und im Sommer 28 Einheimische drauf aufpassen, dass niemand die Hotels wegschleppt.

Worauf die Venus wartet, wissen wir nicht. Jedenfalls bleibt sie im Winter auf ihrer Insel

Nicht alles ist Gold – nicht einmal auf dieser Insel.

Schon am nächsten Morgen baue ich die beiden Anzeigegeräte ein.

Mal sehen, was da dann so passiert – bin gespannt!

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