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Reise

Antiparos

Jeder besseren Insel ihr „Anti“ – Inselchen dazu. Auch bei Paros ist das so. Am späten Nachmittag verlassen wir Alyki und segeln los. Eine spannende Strecke steht bevor: zunächst liegen vor Alyki einige Inseln und dann ist die Wasserfläche nach Norden durch die immer näher zusammenrückenden Inseln Antiparos und Paros eingeengt. Der Wind: Wie immer genau auf die Nase, also aufkreuzen. Das macht die Sache noch spannender. Ach ja, je weiter nach Norden, um so flacher wird das Wasser, bis hin zu Untiefen, die es zu vermeiden gilt.

Wenigstens ist der Wind gleichmäßig und wir brauchen nicht ständig die Segelflächen verändern. Mit gt 5 kt geht es stetig dahin. Mit Steuern und Navigation wechseln wir uns ab. Speziell wenn es auf die Stadt Antiparos zu geht, hat Susi ein sehr genaues Auge auf die Wassertiefen und auf den Weg den ich wähle.

In kaum 2 Stunden sind die 8 Meilen geschafft und wir suchen uns ein Plätzchen im Ankerfeld, in mitten von Luxusyachten aller Art. Deren Beiboote sind schon beeindruckend. Was sind da dann Segelyachten mit 100 Fuß Länge oder ein Katamaran mit 77 Fuß um knapp 5,5 Mio. €? Eigentlich ein Schnäppchen, oder? Keck wie wir sind, packen wir unser 2,4 m Schlauchboot aus, hängen den mächtigen 2,5 PS Suzuki Außenborder dran und düsen los. Klar, dass uns die 2x 600 PS Beiboote locker stauben, aber damit muss man leben.

Das nenn ich einmal Türglocken!

Andererseits: Als wir im Hafen von Antiparos nach einem Plätzchen für das Dinghi suchen, fährt parallel zu uns so ein PS Monster. Auch die haben den suchenden Blick, nur sie suchen nach links und wir nach rechts. Das wird sich so nicht ausgehen. Blickkontakt herstellen, ein Handzeichen von mir, wo ich hin will, eines von denen, dass sie mir  gerne den Vortritt lassen – Sache geklärt. Auf das Fleckchen Sandstrand, auf das wie das Dinghi hochziehen, da hätten die eh niemals hingepasst. Klein sein, ist nicht immer von Nachteil.

Wir stehen also mitten in Antiparos, ziehen den Zündschlüssel = die Kill Chord ab und stapfen los. Hübsch ist es hier, aber auch hübsch heiß. 10 m neben dem Dinghi beginnt die touristische Hauptstraße. So als hätten wir beim Taxistand neben der Staatsoper angelegt. Na, passt ja. Die Straße ist heraus geputzt, sehr gepflegt, Geschäfte die durchaus auf gehobenes Klientel abzielen. Antiparos ist (auch) ein Spielplatz für sehr reiche Menschen. Es gibt einen Grund, weshalb sich hier die Superyachten versammeln. Der Heliport der Insel, an dem täglich mindestens 10 Helikopter mit betuchten Gästen ankommen, trägt sicher auch dazu bei. Tom Hanks hat da ein Häuschen, Obama war schon da und jetzt wir mit unserer „tiny – superyacht!“
Was soll da noch schief gehen?

Die Straße ist zu der Zeit noch nicht zu sehr überlaufen. Wir finden eine Bäckerei – ach ja, Brot geht aus. Die haben da nicht nur das übliche Weißbrot, sondern auch Brot aus Sauerteig. Das haben wir in Griechenland bisher noch nicht gesehen. Das kommt also in den Trockensack und mit aufs Schiff. Und Mürbgebäck haben die auch. Nicht mehr lange, denn wir kaufen was davon für unsere Jause. Aber das picksüße Baklava Zeugs, das lassen wir gerne da. Sieht zwar hübsch aus, mit diesen haarigen Teigfäden, aber mehr als ein Praline-großes Stück bringen wir nicht über die Lippen.

Wie so oft ist vorne alles schnuckelig, wenn man in eine Seitengasse abbiegt und einen Blick nach links und rechts riskiert – na, da gibt es noch ausreichend zu tun. Je weiter wir in die Hauptstraße vordringen, umso weniger Luxus und Ramschgeschäfte gibt es. Die werden von Restaurants aller Art abgelöst, später werden das dann Bars und Fast Food Geschäfte. Wobei, auch da haben nicht alle den letzten Winter überlebt. Ersatzlos gestrichen. Dafür gibt es größere Plätze mit den Tischen vieler Kaffees und Bars, schön schattig gelegen und angenehm. Dort sitzen auch alte Griechen – immer ein Zeichen für unverfälschte Kultur im Ort.

Der einzige Zugang zum Kastel

Dort hinten geht es auch zum Kastel. Wer jetzt eine prächtige Festungsanlage, so wie in Methoni oder Koroni erwartet, wird enttäuscht. Das Kastel ist hier eigentlich eine befestigte Wohnanlage. Ein Geviert von 85 m Seitenlänge, deren Außenwand die Rückseite von 3stöckigen Wohnhäusern ist. Jede Etage ist von außen begehbar.

Wohnen auf 3 Etagen. Ich bin mir sicher, dass ursprünglich das Straßenniveau tiefer war

In der Mitte des Gevierts steht eine sehr große Zisterne. Immerhin sind die Bewohner von 75 Wohnungen, um 1500 sicher so um die 500 Bewohner zu versorgen. Da muss ganz schön was los gewesen sein, bei so vielen Menschen aller Altersstufen auf so engem Raum. Ein spannendes Bauprojekt, von einem Venezianer der hier her geheiratet hat durchgeführt.

Einige Wohnungen sind heute noch bewohnt, andere, besonders die im Erdgeschoss sind verrumpelte Lagerräume. G’stetten halt. Freiwillig würde ich das unten nicht einziehen wollen. Wobei einige Häuser im oberen Bereich ganz nett hergerichtet sind.

Schon am Weg hier her haben wir uns einen Griechen ausgesucht, der sehr lokale Speisen zu moderaten Preisen auf der Speisekarte hat. Da gehen wir hin, sind eher bei den ersten Gästen des Abends. Für uns ist der Platz eine gute Beobachtungswarte. Wer kommt, wer geht, was tut sich in der Straße.
Viele Touristinnen, die so an- oder besser ausgezogen sind, als kämen sie gerade vom Strand. Über dem sehr knappen Bikini hängt ein sehr luftiges Häkelkleid, das auch als Fischernetz gute Dienste leisten würde. Gruppen von Burschen zeigen ihre Muskeln und Tattoos, um die Damen zu beeindrucken. Urlaub ist Brunftzeit!

Es gibt aber auch die, die einfach zu viel Geld haben: Enges rotes Kleidchen, mit Silikon gut gefüllt, Lippen zu Schwimmreifen verformt und dazu wadenhohe „Bergschuhe“. Zur Abrundung noch einen Bodyguard, der die Einkaufstasche hinterherträgt. Kann man machen, muss man aber nicht.

Im letzten Büchsenlicht machen wir uns auf den Weg zur Philia. Beim Ablegen vom Stadtstrand wird das Dinghi die ersten Meter gerudert. Und damit ich weiß wohin, rudere ich es „verkehrt“ herum, damit ich sehe, wohin ich fahre. Das wird von einem Kind am Ufer bemerkt und sofort lautstark beim Papa reklamiert.

Stimmt schon, dass man mit dem Rücken zur Fahrtrichtung rudert, aber es ist halt einfach praktisch beim Ausparken.

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