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Reise

Paros – Paroikia

Wir machen wieder einmal auf „faule Tage“. Hinter dem Boot ins Wasser zu springen, was zu lesen oder den einen oder anderen Handgriff am Schiff zu tun, erschöpft uns vollkommen. Erst am Abend machen wir das Dinghi klar und fahren in den Hafen. An einer kleinen Rampe machen wir fest. Sofort sind wir an den für Seglern wichtigsten Hot Spots: Masoutis = eine der griechischen Supermarktketten und daneben ein Schiffsausrüster. 10 Schritte weiter noch ein Mopedverleiher. 25 € will er für einen Tag, 40 für zwei. Gut, später.

Wir schlendern ziellos durch die Stadt und kommen bei einer großen Kirche vorbei. Was heißt „einer großen“. Es ist die größte in der Ägäis und es sind eigentlich vier Kirchen an einem Platz. Was von außen irgendwie aussieht wie eine alte Bibliothek ist innen ein wunderbarer Innenhof mit Arkaden und hohen Bäumen. An einem starken Aste einer Zeder hängen zwei Glocke – originell, hab ich so noch nicht gesehen.

In der „Hauptkirche“ beginnt gerade der orthodoxe Abendgottestdienst. Erkennbar zunächst, dass in der Kirche zwei Popes herum laufen und dann die Kirchenglocken hektisch zu bimmeln beginnen. Nicht so wie bei uns, wo zwischen zwei Glockenschlägen die Glocke oder der Klöpel hin und her schwingt. Hier sind es elektromagnetische Hämmer, die auch 4x pro Sekunde anschlagen, wenn das gewünscht ist. Und das machen dann bis zu vier Glocken gleichzeitig und durcheinander. Also mich würde das nicht zur Besinnlichkeit aufrufen.

Das ist hier offensichtlich auch nicht nötig. Bald beginnt der Singsang des Pope, aber wir sehen nicht woher. Die werden es doch nicht so machen wie der Ruf des Muezin, der auch vom Tonband kommt? Nein, machen sie nicht! Der Pope ist echt, steht aber hinter irgendeiner Säule, nicht irgendwo prominent in der Mitte. Ist aber auch egal: Es gibt nämlich niemanden, der sich um den Gottesdienst kümmert. Nicht einmal ein altes Muaterl ist da, so wie bei uns greise Damen oft das einzige Publikum in der Abendmesse sind.

Das muss für den Pope schon frustrierend sein. Ist er im Dorf unterwegs, bekreuzigen sich die Griechen drei Mal und tun recht gottesfürchtig. Gibt es dann einen Gottesdienst, die große Show, ist das komplett wuascht. So hat er in seiner Gemeinde wahrscheinlich noch weniger Wichtigkeit als bei uns, eher so ein traditionelles Showelement.

Kurz darauf versacken wir in den Seitengassen. Ich wollte nur durchschlendern, Susi „schauen“ – also im Zick Zack zwischen den Geschäften hin und her pendeln und jeweils für eine gefühlte Ewigkeit drinnen verschwinden. Hab ich mir anders vorgestellt. Immerhin wollten wir noch bei Masoutis einkaufen und dann auf der Philia ein gemütliches Abendessen beim Sonnenuntergang essen.

Mit dem Versprechen, später wieder zu kommen hab ich es geschafft, Susi los zu eisen. Ist aber ein sehr netter Ort, dieses Pariki.

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