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Next level sailing

Nach einem gemütlichen Frühstück soll es heute „nur“ in den Hafen von Parikia (Paroikia) gehen. Das ist der Hauptort von Paros und eine sehr gut geschützte Bucht. Immerhin ist wieder einmal stärkerer Wind angesagt. Dort hin gibt es zwei Wege: Östlich um Antiparos herum, aber da ist der Wind mit Sicherheit genau auf die Nase = aufkreuzen. Zusätzlich gibt es beim Ort Antiparos eine nur 3 m tiefe Passage, um die sich allerlei Geschichten ranken. Mit Bojen oder Leuchtfeuern abgesichert ist das natürlich nicht. Die Griechen kennen sich aus und die Touristen sollen halt aufpassen.

Der zweite Weg führt rund um Despotiko und dann im Westen von Antiparos die Küste entlang. Da ist viel Platz und mit ein wenig Glück könnte sich ein Kurs hart am Wind ausgehen. Susi ist da sehr dafür, wegen dem Platz und der Tiefe und der Aussicht auf eine einfache Strecke. Aufkreuzen zwischen zwei nahen Küsten ist doch immer mit viel Anspannung und Arbeit verbunden.

Um 10 geht es los, fast zeitgleich mit der LAUSA. Die Beiden wollen aber Richtung Westen, nach Athen und weiter nach Isthmia. Aufmerksame Leser der Homepage kennen das schon. Isthmia liegt am östlichen Eingang zur Straße von Korinth. Die Gegend könnte auch für uns noch wichtig werden.

LAUSA in voller Pracht. 2 Stunden später hing das Vorsegel in Fetzen

Schon kurz nach der Abfahrt passieren wir einen mächtigen Großsegler, die MALTHESE FALCON. Der 88 m lange Dreimaster trägt bis zu 2400 m² Segelfläche. Um 480.000 USD / Woche kann man das Ding chartern. Wir sehen sie leider nur vor Anker liegen, mit langen Landleinen gesichert. Klar, bei der Länge und dem Tiefgang kommt man halt in kaum eine Bucht hinein.

Malthesian Falcon: 88 m lang, 6 m Tiefgang, 114 Mio teuer

LAUSA verabschiedet sich von uns und wir biegen ab in die Durchfahrt zwischen Despotiko und Strongylo. Natürlich nimmt der Wind da zu, gut 18 kt sind’s und wir haben immer noch Vollzeug stehen ☹.

Eigentlich ist diese Passage ja breit und tief genug – wenn da nicht diese verdammt schnellen Fähren wären, die sich da auch durchzwicken wollen. Gegen deren 33 bis 40 kt Geschwindigkeit können wir natürlich nichts ausrichten, und es kommt, wie es kommen muss: An der engsten Stelle der Durchfahrt rast die erste an uns vorbei. Die zweite kommt etwas später und biegt unmittelbar vor der Durchfahrt nach rechts, Richtung Parikia ab.

Zum Gruß schickt sie uns zwei mächtige Wellen, die uns plötzlich überraschen. Wir schießen mit zu viel Segel und zu viel Wind in die zwei sehr steilen Wellen. Philia bäumt sich auf und schlägt zwei Mal krachend in die Wellentäler. Wasser spritzt hoch auf. Mit einem Schlag ist unsere Geschwindigkeit weg. Die Gewalt des Meeres und die unglaublichen Kräfte ängstigen Susi. „Ich will das nicht! Das ist kein Urlaub mehr!“

Gut, die Wellen sind heute etwas höher, also ehrliche 1,4 m sind das schon. Und das bedeutet dann, dass da auch ein paar 2 m Wellen dabei sind. Bei denen sieht man nicht mehr über den Wellenkamm, wenn Philia gerade im Wellental schwimmt. Irgendwie gruselig. Gruselig ist auch, was der Wind so macht: In der Nähe der Insel, wir müssen ja die Küste hinauf, pfeift es mit bis zu 28 kt. Für uns heißt das, beide Segel auf „sehr klein“ verkleinern. Philia macht dann immer noch 4 – 5 kt Fahrt, legt sich nur wenig auf die Seite und benimmt sich wie ein ganz braves Schifflein. Das Stampfen in den Wellen ist aber trotzdem keine Freude.

Kommt man dann so 2 – 3 Meilen von der Küste weg, schläft der Wind fast ein, also weniger als 10 kt und die Wellen sind nur mehr halb so hoch. So, mit den kleinen Segeln, schaffen wir aber auch kaum 3 kt, stehen also mehr oder weniger in der Gegend herum. Was hilft da dagegen? Ausreffen = Segel wieder groß machen. Da wir aber nicht nach Siphnos oder Seriphos  wollen, müssen wir wenden, also näher an die Küste von Antiparos – und dort lauert der Wind und die Wellen.

So beginnt das Spiel bei jeder Wende von neuem: Wind und Wellen nehmen zu, wir schießen mit fast 7 kt dahin – Segel klein machen. Wende, Wind und Wellen nehmen ab, Philia mach kaum mehr 4 kt – Segel groß machen, Wende … so geht das gut 3 Stunden lang! Immer wieder garniert mit hohen Wellen, in die Philia tief eintaucht. Zum Glück aber, kommt nur wenig Wasser an Deck, so dass wir sogar die Sprayhood offenlassen können. Nur das Schiebeluk am Niedergang machen wir zu, damit innen nicht alles salzig wird. Mühsam nähern wir uns der Einfahrt nach Parikia.

Diese Einfahrt hat es auch in sich. Insgesamt 4 Felsgruppen sind dem Hafen vorgelagert und müssen richtig umfahren werden. Dazu kommen dann viele Freizeitskipper, die auch dort hin wollen. Damit es aber so richtig spannend wird, ist Parikia auch noch der Fährhafen von Paros. Bis zu 3 Fähren liegen gleichzeitig im Hafen, dazu kommen dann noch Frachtschiffe für Gefahrgut-LKW oder das Treibstoff-Tankschiff.

Da ist richtig was los und wir kommen hart am Wind, mit einer Menge Abdrift in Richtung der Felsen daher. Den Kampf geben wir uns nicht und schalten den Diesel dazu, trotz Wellen und Schräglage! Für Fahren bei Schräglage ist ein Marinediesel ja gebaut, nur wenn die Wellen zu arg sind, dann zieht der Propeller Luft ein und sprudelt für ein paar Sekunden geräuschvoll, aber wirkungslos vor sich hin. Geduld, Geduld, aber wir nähern uns dem Hafen. Also eigentlich der Bucht davor, denn der Hafen von Parikia ist winzig und immer voll belegt.

Zu allem Überfluss hat es eine Charterfirma geschafft, an den Wochenenden auch noch die gesamte Außenseite der Mole in Beschlag zu nehmen. So ist gerade einmal Platz für 10 Schiffe, aber von der schmalen Sorte. Wenn nötig werden da noch weitere 5 mit dem Bug voran dazwischen hinein gestopft. Wenn das beim Korken im Wein hält, warum dann nicht auch bei Schiffen. Bestechende Logik!

Dass wir da keine Chance haben, ist uns ohnehin klar, also suchen wir sofort einen schönen Platz in der Bucht. Da kann man wählen zwischen „hohen Wellen von den Fähren“, das ist nahe zum Fähranleger, „sehr flachem Wasser“, das wäre dann bei den Badestränden im Scheitel der Bucht, „Beach Club Musik auf Vollgas“, das wäre bitte schön links beim Hügel, oder „griechische Schlager“ auf der rechten Seite. In der Mitte gibt es dann die bunte Mischung, je nach Windrichtung und Fährenfahrplan.

Wir entscheiden uns für Mitte Links, eher weiter hinten. Hinten war uns wichtig, denn falls wirklich der vorhergesagte Meltemi kommt, könnten wir noch die Ankerkette verlängern.

Für uns passt das so, und wir steigen einmal zum Entsalzen ins „kühle“ Salzwasser. Naja, die dicken Salzkrusten gehen so schon weg, so ist das nicht!

Wie immer hat der erste Landgang noch etwas Zeit.

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