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Reise

Der Nordwesten

Also Plaka bei Tag, das ist der Plan. Gemütlich gehen wir es an, wie immer eigentlich. Sind wir einmal an Land, sind wir in kaum 15 min in Plaka. Diesmal nicht am Parkplatz, sondern fast im Zentrum. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Um nicht ganz in die Tageshitze zu kommen, ziehen wir sofort los, um auf den höchsten Punkt, das alte Fort zu kommen. Ein Aufstieg entlang malerischer Gässchen und mit postkartenwürdigen Ausblicken. Türkis schillernde Buchten, strahlend weiße Häuser an die Hügel geklebt, ein Blick über das Meer auf die umliegenden Inseln und natürlich auf die Insel Milos selbst. Kitschig schön!

Gut, dass wir eine Wasserflasche mitgenommen haben, so gelingt der Weg hinauf leichter und die Pause oben an der Kirche ist angenehmer. Toll ist es da oben. Wenn man genau schaut, kann man vor Adamas sogar unsere Philia vor Anker sehen.

Der Abstieg ist natürlich leichter und wir verlieren uns in den verwinkelten Gassen des Dorfes. Das Lokal von gestern hat schon offen, ist aber nicht so knack voll besetzt. Da kommt man dann angenehmer durch und zu den netten Ecken im Ort. Eh fast wie immer: Souvenir und (echte) Kunst in kleinen Geschäftslokalen. Manches ist wirklich nett, manches echter Ramsch.

Nach einer Runde reicht es uns und wir legen eine Pause in einer Taverne unter Bäumen ein. Was zu trinken und ein Joghurt mit Früchten und Honig. Volltreffer! Joghurt mit Honig ist uns ja bekannt, aber Stückchen von Wassermelone oder Apfel dazu – das hatten wir bisher noch nicht. Das wird sofort in unseren Speiseplan aufgenommen.

unbedingt nachmachen

Nach der Pause beschließen wir das alte Amphitheater zu erforschen. Das ist oberhalb von Klima zu finden, unweit des Fundortes der Venus oder eigentlich Aphrodite von Milos. Das Original steht als kolonialistische Raubkunst im Louvre in Paris. Die Dame war schon auf einen türkischen Frachter verladen und wurde dann durch einen französischen Offizier mit vorgehaltenen Waffen überzeugt, doch lieber mit nach Paris zu kommen. Dann macht man so ein Kunstwerk zum persönlichen Geschenk an den König und die Besitzverhältnisse sind ein für alle Mal geklärt.

Am Weg zum Theater fallen uns eine Reihe von alten Windmühlen auf. Die müssen wir natürlich sehen. Wobei, es ist klar, dass keine einzige davon funktioniert. Das sind heute „originelle“ und luxuriöse Touristenunterkünfte. Schön sind sie trotzdem.

Aber zurück zum Amphitheater. Das Ding stammt eigentlich aus der römischen Periode, also  rund 400 Jahre vor der Zeitwende. Wie so vieles wurde es im Laufe der Jahre zerstört, in dem Fall aber besser als zuvor wieder aufgebaut. Baustoff?

Na, nehmen wir halt mal was richtig teures: Weißer Marmor ist gerade gut genug. Und dann machen wir es groß, richtig groß, so für 7 bis 8.000 Besucher in, sagen wir 50 Reihen. Die Hintergrundkulisse bildet die Insel und das Meer. Für das passende Licht sorgt der Sonnenuntergang. Hat doch was, oder?
Die Frage die sich mir stellt: Wo kamen die 8.000 Leute her, die die Vorstellungen besuchten? OK, in Milos gab es schon immer viel Bergbau. Aber hat man die Bergbausklaven zum Theaterbesuch eingeladen?

2500 Jahre alt und immer noch gestochen scharf.
Zur gleichen Zeit hat in Hallstadt der Salzbergbau seine Blütezeit erlebt (Bronzezeit)

Spannend ist, dass das Amphitheater, oder das, was davon ausgegraben wurde, frei zugänglich ist. Da gibt es einen Teil des Zuseherraumes mit den Marmorsitzen. 800 Leute finden heute noch im Theater Platz. Die Spielbühne lässt sich erahnen und das Bühnengebäude (= die Kulisse), also die 2 von 7 Abschnitten die noch erhalten sind, sind ein beeindruckendes Beispiel für die damalige Steinmetzarbeit. Wie fein da gearbeitet wurde und wie gut das zum Teil noch erhalten ist – unglaublich!

Nein, keine moderne Kunst – Verwitterung an einer Mauer.
Oder einfach vulkanisches Gestein mit vielen Gasblasen

Als Besucher darf man sich völlig frei im Theater bewegen, griechisch halt. Diese Offenheit wird von den Besuchern wertgeschätzt – es gibt weder Verschmutzungen noch Schmierereien. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Ort des Theaters nicht leicht zu erreichen ist und den „Fritz liebt Anna“ Schmierern der Weg einfach zu beschwerlich ist. Ich glaub ja, dass kaum ein einheimischer Grieche das jemals besucht hat.

Bühnengebäude
Das ist weniger als 10tel des Zuschauerraumes
feel free to walk around

Wir verweilen eine Zeit lang, blicken hinab auf das Meer und den Ort Klima. Der hat auch was Besonderes: Dort gibt es kleine Häuschen am Meer, die im Obergeschoß bewohnt sind und im unteren Geschoß, quasi auf Höhe des Wasserspiegels, breite Tore für das Winterlager der kleinen Fischerboote haben. Damit das alles nett aussieht, sind die Fenster und Türen bei jedem der Häuschen in einer anderen Farbe gestrichen. Man sieht’s halt vom Land aus nicht wirklich. Segler sind im Vorteil 😊

Am Weg zurück in die Zivilisation entdecken wir in Trypiti eine urige Taverne. Da ist zwar um 6 echt noch nichts los, aber wir sind willkommen. Das vor allem auch, da wir sofort sagen, dass wir es nicht eilig haben und sehen, dass die Köchin gerade Pause macht. Also alles sehr gemächlich. Während wir so da sitzen und die Aussicht genießen, müssen wir mit dem Mopedverleiher noch abklären, dass wir das Moped weitere 24 h haben können – können wir!

Es war ein guter Tag

Gegen 8 geht es zurück nach Adamas. Auf halben Weg stoppen wir bei einer Bäckerei und holen noch frisches Brot für das nächste Frühstück.
Moped beim Hafen abstellen, umsteigen auf’s Dinghi, zur Philia fahren –

– fertig

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