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Am Rand von Milos

Milos ist eine große Insel und selbst der Hauptort, hier nicht Chora sondern Plaka genannt, liegt zu weit vom Hafen, als dass man zu Fuß hin könnte. Obwohl es recht gute Busse geben soll, mieten wir uns lieber ein Moped. Irgendein Honda Roller mit 125 ccm, also etwas Kraft hat er schon – und die werden wir auch noch brauchen.

Faul wie wir den Tag durchleben, sind wir erst um ½ 6 Abends beim Verleiher. Es gibt mehr als ein Dutzend alleine in Adamas, wir nehmen den, der der Dinghianlegestelle am nächsten liegt. 25 € für 24 h. Kein Schnäppchen aber immerhin, wir sind mobil.

Die erste Reise ist nur kurz, quasi um’s Eck, und führt uns an die Nordküste nach Sarakiniko. Achtung: in den Landkarten von Milos ist das als „Hot Spot“ beschrieben. Wir machen uns also auf was gefasst. Einerseits tolle Landschaft und andererseits 100.000 Touristen. Na, mal sehen!

Jetzt muss man zur Geologie von Milos etwas wissen. Der alte Vulkan hat damit begonnen, viel feine, fast weiße Asche auszustoßen. Die hat sich angehäuft, mal feiner, mal weniger fein und verdichtet. Später ist das dann von Lavabrocken oder gar Lavaströmen zugedeckt worden. In Sarakiniko liegt diese helle, weiche Schicht frei und bildet die Küste. Leicht vorzustellen, was das Meer mit solchen weichen Felsen macht – dran herum schlecken.

Wir fahren also los, alles gut beschildert, bis zu einem Parkplatz mit allerlei Gefährten. Vom Mercedes G über Quads bis zu Mopeds steht da alles herum. Kaum steigt man aus, steht man vor einer Schlucht. Die Gegenseite ist dieser weiße Felsen. Da tief eingeschnitten, dort zu seltsamen Formen rundgeschliffen. Wir wandern los und staunen.

Kurz vor dem Wasser ein rostiges Eisengestell, auf dem wohl einmal ein Schild montiert war: „Runterfallen verboten“ oder so ähnlich. Naja, versteht sich von selbst. Wir stehen am Dach einer ausgewaschenen Höhle, gut 15 m über dem Wasser. Der Boden hat an einigen Stellen spalten, aus denen man die gluckernden und stöhnenden Geräusche der Wellen in der Höhle hören kann.

Der Hügel darüber dient heute als Fotokulisse – für Hochzeitsfotos. Da reich es heute nicht mehr, dass da das Hochzeitspaar und der Fotograf zugegen sind, da muss dann auch noch ein Mann mit Videokamera dabei sein, um den Vorgang der Fotographie auf das Hochzeitsvideo zu bannen.

Zur Draufgabe gibt es dann noch Fotos vom Brautpaar, auf einer Felsnase stehend und von einer Drohne aufgenommen. Wie war das früher doch einfach!

Selbstauslöser, geht doch!

Ganz deutlich ist zu erkenne, dass in das Gelände mit einem Bagger ein breiter Weg geschaufelt wurde. Damit sich von den Besuchern niemand weh tut. Sinnvoll? Naja! Wir umwandern einen tiefen Einschnitt, den einzigen echten Sandstrand und dann wieder die Klippen hinauf. Na, da ist was los!

Hier trifft sich die Jugend von Milos zu Mutproben. Von einer eingestürzten Höhle steht noch eine Brücke, von der Höhle gibt es noch den Pool mit den Deckentrümmern. Die liegen aber so gut, dass man dort, und nur dort aus dem Wasser steigen kann. Auf der anderen Seite, also von der Felsbrücke oder den Dächern der umliegenden Höhlen, zwischen 3 und 9 m hoch wird heruntergesprungen. Zum Teil mit parallel springenden Müttern samt Kamera, aber immer unter Anfeuerung durch die Zuschauer. Auch ein Spaß für das Volk, und das ganz ohne Internet.
Alle Altersgruppen sind da zu finden, Abenteuerlust, Selbstbestätigung und Testosteron sind da im Spiel.

Uns interessieren die Felsen und die Formationen aber viel mehr. Unglaublich, was sich da alles geformt hat!

Zurecht ein Hotspot.

Zum Abschluss wollen wir noch was Essen gehen, nicht gerade in Adamas. Also ab Richtung Berge. Beim ersten Dorf biegen wir ein und hoffen auf gut Glück einen Dofplatz und dort eine Taverne zu finden. Was wir finden sind verwinkelte Gassen, die immer enger werden, mit Autos so verstellt sind, dass wie mit dem Moped nicht durchkommen, oder als Sackgasse enden. Rückzug! Einfach den Weg hier heraus finden wäre schon toll. Irgendwie gelingts und wir finden uns in Plaka wieder. Also eigentlich 200 m vor Plaka. Da steht ein „Einfahrt verboten“ und eine Dame dabei. Moped hier drüben abstellen. „free walking“ statt „free parking“ – ein netter Versprecher.

Wir steigen in das Dorf hinauf und wissen sofort, dass wir das morgen bei Tageslicht wieder ansehen müssen. Für genauere Inspektion ist jetzt aber der Hunger zu groß. Ein recht touristisches Restaurant ist bald gefunden du am A4 Bestellzettel (wo gibt’s denn so was?!?) Mousaka und Souvlaki angekreuzt. Wenigstens die Qualität passt. Touristisch bedeutet hier, dass in der Kaffee Bar nebenan 2 Kugeln Eis um 7 € (!!) angeboten werden. Obacht mein Freund, Obacht!

Wir schlendern noch durch die Gassen und finden ein Lokal mit griechischer Live Musik. Über den Zaun lauschen wir ein paar Minuten, schwingen uns dann lässig auf das Moped und rauschen durch die Nacht. Ehrlich? Selten mehr als einen 30er, wir wollen ja gesund bleiben. Gleich neben der Dinghanlegestelle finden wir einen Platz für das Moped und suchen dann in der Dunkelheit unsere Philia. Die ist natürlich noch nicht beleuchtet – wie denn auch – aber die Übung gelingt.

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