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Reise

Ab ins Reich Odysseus‘

Meganisi

Der Morgen in Nikiana gibt es überraschend Wind. Also nur ein kleines Frühstück und dann dem Wind nach. Dass heißt dann einmal nicht genau in die richtige Richtung. Der schickt uns im Osten um Meganisi herum. Das wäre zwar ein kleinwenig weiter, aber wenn’s schneller geht – warum nicht!
Es geht aber nicht schneller, denn nach einer Stunde ist der Wind wieder weg. Plan B: Motor an und im Westen an Meganisi vorbei. Auch eine schöne Strecke. Ein recht enger Kanal zwischen Lefkas und mehreren Inseln. Eine davon ist Nisis Skorpios. Die war einmal recht berühmt, denn sie war die Privatinsel von Onassis. Wer das war?  à selber Googlen. Sie ist noch immer privat und darf nicht betreten werden.

Könnte auch ein See sein

Inzwischen kommt Wind auf. Bei der Geographie kann der nur genau von vorne kommen. Wäre man sportlich, könnte man in dem engen Gewässer aufkreuzen. Immer von Ufer zu Ufer, immer möglichst Hart am Wind. Susi ist nicht nach Sportlichkeit zu Mute, also lassen wir das – vorerst. Am Ende der engen Passage ist es aber so weit. Zum schon lange gesetzten Großssegel kommt nun noch die Genua dazu Philia springt an und rennt mit 4,5 bis 5 kt los, immer hart am Wind, denn genau da wollen wir hin.

Was uns das Leben aber etwas schwer macht, ist die entgegenkommende Flottile von Sailing Holidays Das ist eine englischer Anbieter, der immer so 6 bis 12 seglerische Novizen unter seine Fittische nimmt. Ein Guide gibt den Tageskurs vor und nimmt die Segler am Zielort in Empfang. In Petriti haben wir mit denen schon Bekanntschaft gemacht. Hier sehen wir aber auch die Grenzen der an sich guten Idee: Einige von denen können wirklich nichts:

So kommt uns in rechten Winkel eine Sailing Holidays Yacht in die Quere. Wir sind hart am Wind, also alle Segel so eng wir möglich dicht gezogen. Hat der Sailing Holidys aber auch. Wobei der eigentlich fast Rückenwind hat und die Segel ganz offen fahren sollte. Segeln ganz dicht, kann er ja machen. So schafft er halt nur 2 – 3 kt Fahrt, wo locker das Doppelte drinnen wäre. Blöd ist nur, dass er mit uns auf Kollisionskurs ist und eigentlich sollte er ausweichen. Macht er zum Schluss dann auch. Er luvt an, fährt also besser in den Wind. Und plötzlich macht sein Schiff, was es schon immer wollte: Es rennt los, nun aber parallel zu uns und nahezu gleich schnell. So können wir die Situation auch nicht lösen. Also dreht er weiter, bis er zu hoch am Wind ist und die Segel killen (flattern). Da bleibt sein Schiff dann stehen und wir gewinnen Abstand. Dann dreht er zurück – alles ohne an seinen Segeln zu zupfen – und zuckelt weiter mit seiner „Universalsegelstellung für eh alle Kurse“ seinem Glück entgegen.

Was wir daraus lernen: Fahre nie dort hin, wo die Flottillen hin fahren und wenn Du sie triffs, mach einen großen Bogen um sie!

Nach der Passage der Insel „Aspro“ – ja, die gibt’s wirklich – frischt der Wind weiter auf. Bis zu 18 kt Wind in den Segeln und 6,5 kt Fahrt (12 km/h). Das gibt dann schon eine Schräglage, bei der man an das Reffen denken kann. Machen wir auch und verkleinern zuerst das Großsegel und dann auch noch die Genua. Kaum langsamer, dafür aber aufrechter zielen wir auf die Einfahrt der Bucht von Ithaki, unserem Tagesziel.

Kaum sind wir um das Kap, ist der Wind völlig weg. Hilft nichts, Diesel an, Segel weg. Das wird also eine ruhige Nacht vor Anker werden. Denkste!

Genau in der Ankerbucht treffen wir den stärksten Wind des Tages mit 22 kt. Da schwingt das Boot am Anker schon kräftig hin und her. Der Abstand zu den Nachbarn ist kaum abzuschätzen. Noch schwieriger ist zu beurteilen, was passieren würde, wenn der Anker ausreißt. Haben wir dann 10 m, bevor wir auf ein anderes Boot treffen, oder sind es 70? Wir können nur genug Ankerkette auslegen, noch einmal mit dem Motor kräftig nach hinten ziehen und die Situation am Ankeralarm beobachten. Solange wir da eine schöne kleine Banane aufzeichnen, ist alles OK.

Zum Glück legt sich der Wind am späteren Abend und die Nacht wird sehr sehr erholsam.

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