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Reise

Karibik?

Nicht weit von Mourtos liegt die Karibik, oder zumindest eine Bucht, deren Wasser daran erinnert. Schönstes Türkisgrün! Die Ursache ist Sandgrund auf 3 – 4 m Tiefe. Jetzt ist die Bucht von Lakka auf Paxos längst  kein Geheimtipp mehr. Als vor 2 Wochen Clemens und Ralph da waren, haben sie 35 Schiffe gezählt – in der Vorsaison !! Was sich da im Sommer abspielen muss, will ich gar nicht wissen.

Aber so weit sind wir noch nicht. In Mourtos haben wir uns zum Abschied noch einmal Schokowaffeln gegönnt. Die Chance nützt der Marinero und knöpft und die 20 € für die letzte Nacht ab, soll sein. Im Ausgleich bietet er mir beliebige Mengen Wasser an. Meine Tanks sind aber alle so gut wie voll. Susi und ich verbrauchen wirklich wenig Trinkwasser, besonders seit wir den Salzwasserhahn in der Küche haben.

Kann man lassen, oder?

Kurz nach dem Ablegen schon, können wie die Segel setzten. Dann noch einen Kurskorrektur, die Segel neu trimmen und wir gleiten Paxos entgegen. Gleiten, das heißt wenig Wind und eigentlich ein Geduldspiel, aber die Strecke ist ja nur kurz, kaum 15 Meilen (27 km). Nach der halben Strecke ist dann aber Schluss mit Lustig und der Diesel muss wieder an die Arbeit.

Die Einfahrt in die Bucht ist kaum zu erkennen. Erst beim Näherkommen und durch ein paar Masten verraten, ist klar, wo wir hinmüssen. Und tatsächlich, diese unglaubliche Farbe des Wassers – fantastisch! Im Augenblick sind 18 Schiffe da, ein paar legen noch ab, nach und nach kommen neue dazu. Es ist aber immer noch gut Platz, damit sich die Boote an ihren Ankern bewegen können.

Karibik? fast!

Fast alle Skipper wissen, was sich gehört und halten Abstand – fast. Einer klemmt sich zwischen zwei Schiffe, wirft dort den Anker und legt eine elendslange Kette. Ist ja gut für ihn, aber sobald der Wind dreht – und das macht er hier ständig – treibt er sehr nahe an andere Schiffe heran. Jeden Versuch ihn davon zu überzeugen, dass das keine gute Idee ist, lässt er abprallen. In der Nacht haben er und seine Nachbarn Glück, aber sein Ablegen gelingt nur zufällig, Können ist das nicht. Er muss die Ankerkette unter einem anderen Boot hervorholen, zieht sich dann mit der Ankerwinde an dem anderen Schiff vorbei. Sein Heck verfehlt das andere Schiff nur um 1 m. Die Partnerin dieses „Könners“ lässt das alles völlig ungerührt. Alle Arbeit für den Skipper, an sie wurden keine Aufgaben verteilt. Also sitzt sie als „living payload“ im Cockpit und wartet was passiert. Derartige Crews sind es, die das Segeln im Sommer so schwierig machen.

Aber egal, wir lassen uns den Tag nicht verderben. Wir fahren zunächst mit dem Dinghi an den Strand, zum Schwimmen ist uns noch zu kühl. Die Kiesel am Strand zeigen, dass es, trotz des Sandes in der Bucht, bei entsprechendem Wetter hier auch ganz schön zugehen kann. Trotzdem genießen wir den Platzt in der Sonne, auf einem angeschwemmten Baumstamm sitzend.

Später dann, nach einem Imbiss rudern wir ins „Dorf“. Wo man zunächst nur eine Häuserzeile am Hafen vermutet, tut sich dahinter ein Labyrinth von Gassen aus, in denen sich ein nettes Lokal an das andere reiht. Auch da sind viele erst am Aufwachen, werden gerade erst aktiviert. Naja, der Sommer = die wirklich vielen Touristen sind ja noch nicht da. Wenn es voll ist, kommen zu den 50  Seglern auch noch die Ausflugsschiffe aus Corfu oder Parga, die mehrmals täglich ein paar Hundert Besucher ausspucken. Dann wird’s wirklich eng in den Gassen und in den Lokalen ist die griechische Gemütlichkeit auch dahin.

Schaut zu aus, ist aber offen

Da lieber jetzt unterwegs sein und dafür weniger Lokale zur Auswahl haben. Auch so finden wir was Nettes und finden Zeit zur Muse. Später, beim Schlendern durch den Hafen finden wir ein deutsches Kleinboot, eine Sail Art 20. Also das Ding ist kaum 6 m lang und 2,5m breit. Damit ist ein Pärchen schon seit einigen Wochen im Ionischen Meer unterwegs – Respekt!

Erdbebensichere E-Installation: Mast wackelt, Draht wackelt – und wenn man mehr Strom braucht, hat das auch noch Platz.

Die Nacht wir durch eine ungünstige Kombination aus Wind und Welle sehr rollig, soll heißen, dass Schiff rollt stark von links nach rechts. Ständig knarrt und scheppert irgendwo irgendwas. Kein ruhiger Schlaf!

Wie soll die Reise weiter gehen? Wir wollen, eigentlich müssen nach Süden, konkret nach Zakynthos. In einer Wochen muss Susi für ein paar Tage nach Wien fliegen. Bis Zakynthos sind es aber noch gut 170 Meilen. Wir müssen also günstiges Wetter suchen und nützen, um in großen Sprüngen Strecke zu machen. Und an den windarmen Tagen müssen wir uns so positionieren, dass wir den dann kommenden Wind optimal nützen können.

Geht sich Parga, dass uns vorigen September so gut gefallen hat, noch aus? Müssen wir, auch wenn wir das nicht wollen, 37 Meilen nach Lefkas motoren? Wie lange können wir in Ithaki Pause machen? Was sagt das Wetter dazu. Viele Grübeleien, viele Möglichkeiten, viele Entscheidungen mit entsprechenden Folgen.

Auch so vergeht ein Abend unter Sternen.

Kurs 120°, oder doch lieber 87?

Der Morgen in Lakka ist herrlich, aber auch herrlich windstill. Jedes Schiff, dass die Bucht verlässt, wird so lange wie möglich beobachtet: Können die schon segeln? Laufen die immer unter Motor? Schade, viele machen sich nicht einmal die Mühe die Segel zu setzen. Echt tote Hose. Nur die Kinder vom örtlichen Segelverein haben mit ihren Optimisten Ausgang und einen Spaß dabei, zwischen den Yachten herum zu flitzen. Aber auch denen wird der Wind bald zu wenig.

Nur die Sail Art 20 setzt Segel und kreuzt tapfer gegen Süden. Die haben aber auch keine andere Chance. Ihr Elektroaußenborder ist für lange Strecken einfach nicht gemacht, also ist Feingefühl und Geduld gefragt. Irgendwann ziehen auch wir los – vielleicht geht ja jetzt schon ein bisschen was. Tut’s nicht. Den Plan, zumindest einen Teil der Strecke nach Lefkas zu schaffen, können wir uns knicken. Bleibt also Plan B – günstiger Ausgangspunkt für den Wind des nächsten Tages. Je nach dem, wo man startet, hat man entweder mühsames Aufkreuzen bei Schwachwind vor sich, oder man kann in einem Schlag, hart am „Wind“ in die richtige Richtung fahren. Da sind dann 4 kt Geschwindigkeit auch schon ganz nett. Müsste man kreuzen, käme kaum die Hälfte raus, was meist zu unerträglich langen Fahrzeiten führen würde.

Das Ziel unseres Plan B heißt Parga und ist „nur“ 2 ½ Motorstunden entfernt. Parga hat eine sehr große Bucht mit Sandstrand und Sand am Boden. Da kann man dann den Anker nach Belieben versenken, der hält immer. Wir trauen uns bis auf 40 m an den Strand heran. Immer noch 4 m Wassertiefe, aber nahe genug, um den Wellenschlag im Sand zu hören. Als Segler bekommen wir das selten mit.

Was wir aber auch mitbekommen ist, wie der Ort aufwacht: Ein kleiner aber um so lauterer Bagger schaufelt den Strand zurecht – der soll immerhin unmittelbar bei der Straße beginnen und nicht erst 1 m tiefer! Andere schneiden lautstark ihre Hecken oder Zimmern die Strandbar zusammen. Insgesamt entsteht hier eine 800 m lange Touristenrösterei in 4er Reihen. Was da noch an Strandliegen noch gar nicht aufgestellt herum steht …. Strandliegenvermieter müsste man sein – naja, im nächsten Leben dann, versprochen!

Susi und ich rudern an Land, und wandern in den Hafen von Parga. Das muss man sich so vorstellen. Also da ist im Westen der lange Strand. Hübsch aber gegen Feinde nicht verteidigbar . das war einmal wichtig. Dann ist da der Hügel mit der Burg. Der ist so an die 70 m hoch. Und der Ausläufer von dem Hügel bildet auch die Grenze zwischen der Bucht und dem durch die Burg und viele Felsen im Wasser geschützten Hafen der Altstadt. Wer also von der Bucht in die Altstadt will, muss zuerst einmal 50 m hinauf, dort könnte er gleich zur Burgbesichtigung „griechische Art“ (Bitte selber aufpassen und nirgends hinunterfallen) abbiegen. Machen wir diesmal aber nicht, wir zweigen die Stufen nach links ab und wandern die 50 m wieder hinunter.

Dieser Hauseingang ist im Hochsommer sicher schön kühl.
.. und an der Hausmauer, wenn man’s aufklappt, Touristenramsch

Entlang des Weges durch die Gassen wird in jeder noch so kleinen Mauernische Touristenramsch angeboten. Schmuck, Keramik, Flaschenöffner mit Holzpenis als Griff, das 100ste Strandtuch, oder den Crocs Badeschlapfen in XXXXL (90 cm lang) – was der geübte Tourist halt so braucht um zu überleben. Wenn man sich das aber alles wegdenkt, dann ist der Ort wirklich sensationell. Der enge und tiefe Naturhafen, die Häuschen eng an den Abhang geklebt, enge Gässchen dazwischen. Ein sehr netter Fleck Erde, dieses Parga!

Rund um den 1. Mai ist da irgendwas mit Kränzen
Historischer Bastlerhit – letzte überlebende Mauerreste von den großen Erdbeben

Bevor wir den Rückweg antreten, stärken wir uns in einem der vielen Restaurants. Erstaunlich dass die Preise hier sogar deutlich unter denen von Corfu liegen, und kein Vergleich zu Mourtos. Während wir im Hafen waren, sind die kleinen Läden zum Leben erwacht – zu meinem Leidwesen 😉. Oben, vor dem Eingang zur Burg, hat sich eine Honigstand aufgebaut. Die Verkäuferin ist selbst die Imkerin – sagt sie nicht nur, sie kennt sich echt aus –  und gibt uns Kostproben blütenreiner Honige. Orangenbütenhonig zum Beispiel. Der schmeckt für den Anfang wie ganz normaler Honig, am Ende kommt dann aber der typische Geschmack der Orangenschalen durch. Oder Thymianhonig – sensationell, sehr würzig. Da nehmen wir dann ein Glas mit, das geht sich im Schiff gerade noch aus.

Unkraut? Uns gefällts

Inzwischen hat sich die Bucht „gefüllt“. Naja, es sind 5 Schiffe da. Voriges Jahr waren es 20, im Hochsommer sind es sicher viel mehr. Da will ich aber auch nicht da sein! Von der Strandbar klingt gute Musik herüber, die Sonne geht hinter einem Hügel unter. Sehr schön!

Und das Wetter? Wiss‘ man o ned!

Mal sehen.

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