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Eine kleine Rundreise

Kaum, dass Susi und ich alleine in Korfu sind, starten wir eine kleine Rundreise. Wir haben ein paar Tage Zeit uns wieder an das gemeinsame Leben am Schiff zu gewöhnen und dabei auch das ganze Schiff durch zu testen.

Ist ja zunächst ganz einfach: ablegen in der Mandraki Marina – wir kommen bald wieder – und schon im Bereich davor ein paar Fahrübungen durchführen. Susi kennt den neuen Propeller noch nicht. Der verhält sich, besonders beim Retourfahren doch ein wenig anders als der frühere 3-Blatt Festpropeller. Vorwärts ist alles gut, vielleicht sogar etwas kraftvoller als zuvor. Retour dauert es aber ein bisschen, bis das Schiff anfährt. Außerdem dreht es dabei das Heck stark nach links. Wenn man das weiß, kann man das auch zu seinem Vorteil nützen.

Dann versuchen wir nach Süden zu segeln. Es bleibt aber beim Versuch. Auch wenn Philia aus fast keinem Wind 3 kt Fahrt zaubert, wenn der Wind dann auch noch nachlässt, dann geht halt gar nichts mehr. Außerdem türmen sich über dem nahen Festland Gewitter. Da wollen wir lieber nicht mit mischen und ziehen uns zurück. In die Bucht auf der anderen Seiter des alten Forts von Corfu. Luftlinie keine Meile von der Marina entfernt.

Aber egal. So hat Susi Zeit, ihre Sachen auszuräumen und einzusortieren. Durch den Besuch von Andrea ist sie nicht dazu gekommen. Der erzwungene Pausetag am Schiff hat uns gut getan. Die Nacht weniger. Durch den starken Verkehr der Fähren, hat Philia immer wieder stark zu schaukeln (rollen) begonnen. Zum Teil so stark, dass wir davon aufgewacht sind.

Der Morgen hingegen entschädigt dafür. Bestes Wetter, gemütliches Frühstück an Deck, langsam das Schiff startklar machen – wir haben viel Zeit.
Und dann geht es los Richtung Süden. Der Ort Petriti hat es uns angetan. Nicht all zu weit weg, an der geschützteren Ostseite von Korfu. Guter Ankerplatz. Kleines, eher untouristisches Dorf. Und am Weg dort hin endlich guten Wind, also so richtig gut ist er nicht, aber er kommt aus der richtigen Richtung, nämlich als Wind auf die Seite. Mit dem Fahrtwind, den wir selbst erzeugen, ergibt sich dann ein fühlbarer Wind von 60° von vorne. Unsere Philia macht da aus 6 kt Wind fast 5 kt Geschwindigkeit.

Da es bei 6 kt Wind kaum Wellen gibt, gleitet sie schnell und ruhig dahin. In kaum 3 ½  Stunden haben wir die 15 Meilen (27 km) zurück gelegt. Der Ort Petriti sollte uns nicht enttäuschen. Wir gehen in recht flachem Wasser, so ca. 4 m Wassertiefe vor dem Ort vor Anker und genießen einmal die Zeit. Später machen wir das Dinghi klar und rudern an Land. Wir sind nämlich auf der Jagt nach Brot. Ein Wegweiser zum Supermarkt ist bald gefunden, doch der hat geschlossen.

Also zurück zum Strand und bei einer der Tavernen nachgefragt. Ein Brot bekommen wir sofort. Bis wir dann am Tisch am Meer was zu essen oder zu trinken bekommen, vergeht viiiiiiel Zeit. Griechisch?
Irgendwann wird es zu langweilig und ich gehe hinein, um dort auf uns aufmerksam zu machen. Ja, die zahnlose Kellnerin wird sich gleich zu uns bemühen. In der Tat, sie kommt auch. Speisekarte gibt es aber keine – wozu auch. Susi bestellt sich einen griechischen Salat, ich mir Zuccinibällchen. Und dann sitzen wir wieder da, ohne Getränke, denn bevor wir die bestellen konnten, war die Kellnerin schon wieder verschwunden.

Naja, wenn sie uns das Essen serviert, muss sie zwangsläufig auftauchen. Tut sie nach ½ Stunde tatsächlich. Der Salat ist groß und wohlschmeckend, die Zuccinibällchen sind nicht rund sondern flach und eigentlich frittierte Zuccinischeiben – dafür aber schwimmen sie im Öl. Wer’s mag …
Und dann wieder lange Betreuungspause, bis ich zum Zahlen wieder hinein gehe und die zahnlose Kellnerin aus ihren Tagträumen wecke.
Sie stürzt hinter die Bar, kritzelt ein paar Zahlen auf einen Rechnungszettel: 17 € !! Für die zwei kleine Speisen, 1 Cola und ein Glas Wasser, das angeblich aus einer Flasche stammt, ein stolzer Preis. Naja, ich glaub, die sehen uns nicht mehr wieder.

Sonnenaufgang bei Petriti. Das Meer dampft, denn es ist wärmer als die Luft

Neuer Morgen, neues Glück
Langsam wie fast immer beginnen wir den Tag und legen dann erst um ½ 12 ab. Macht ja nichts, wir haben Zeit. Das Ziel ist nicht ganz klar. Wir haben Clemens gefragt, ob wir uns in Moudros treffen wollen, aber die Antwort war nicht ganz klar. Moudros liegt hinter einigen Inseln versteckt. Das kann guter Schutz sein – oder mehr Wind also sonst, wegen der Düsenwirkung zwischen Inseln – man weiß nicht.

Im Fahrtwind ist es schon ein bisserl kühl

Bei einem Kurs hart am Wind ziehen wir los und finden, dass unser Kurs genau in die Bucht von Platarias zeigt. Die ist groß, breit und tief eingeschnitten. Außerdem bietet sie einen langen, recht flachen Strand zum Ankern. Sollte doch machbar sein. Ist es auch. Nur der Ankerplatz ist nicht wirklich schön, der Jambo-Anker hält erst beim zweiten Versuch im Schlick. Außerdem bläst es mit 15 kt.  Genau da bekommen wir ein SMS, dass Clemens in Moudros festgemacht hat, dass es noch Plätze am Stadtkai gäbe, auch für uns.

Also – Anker wieder hoch, Genua raus und zügig aus der Bucht. Dann gilt es aber in ein paar Schlägen aufzukreuzen. Wir könnten auch den Motor nehmen, aber Susi lehnt das als „unsportlich“ ab. Naja, Zeit haben wir ja. Erst für die letzte Meile nehmen wir den Motor. Clemens hat uns einen Platz frei gelassen, so dass unser Anlegen unter Buganker gut funktionieren sollte. Weil es da aber viel in Rückwärtsfahrt geht und ich das Schiff besser kenne, übernehme ich die Aufgabe.

An sich ganz einfach: ca. 3 Bootslängen vor dem Ufer den Anker fallen lassen und rückwärts an den Steg fahren. Dort die beiden Heckleinen an Helfer übergeben, festmachen, eventuell das Boot durch vorwärts Gas stabilisieren und zuletzt die Ankerkette spannen. So weit, so einfach.
Das Problem sind dann andere Boote, die dann ihre Ankerkette quer über meine legen könnten, oder das was uns passiert ist.

Es ist nämlich nicht so einfach, die richtige Distanz abzuschätzen. Ich hab mich von Susi drängen lassen, den Befehl zum Anker fallen lassen zu geben. Die elektrische Ankerwinsch legt die Kette ziemlich gleich schnell, wie ich retour fahre. Das passt ja. Was dann nicht passt ist, dass Susi ca. 15 m vor der Kaimauer vermeldet, dass ihr die Ankerkette ausgeht. ☹ Schön angefahren, nichts genutzt.
Also Kette wieder einholen, was bei 65 m Kette schon ein Zeiterl dauert -inzwischen treibt das Boot aber einfach hin und her.

Und dann steht das Boot irgendwie, soll aber möglichst präzise wieder genau 2 ½ m neben die verlängerte Längsachse des Nachbarbootes gesteuert werden … Ankerketten – eh schon wissen. Gerade unser Schiff hat aber beim Retouranfahren einen ausgeprägten Radeffekt, das bedeutet, dass das Heck gerne einmal um mehr als 40° nach links ausbricht, bevor die Kiste überhaupt steuerbar wird.
Naja, irgendwie klappt das dann doch. Richtiger Abstand zum Kai, richtiger Punkt für den Anker, schön neben das Nachbarschiff gesetzt, abgestoppt, angebunden, fertig. 99,9% aller Punkte – meint der Marinero 🙂 Alter Charmeur!

Clemens und Ralph sitzen schon seit geraumer Zeit im nächsten Hafenkaffee auf einer Couch, und da setzen wir uns dazu. Wird ein netter Nachmittag, der erst am frühen Abend endet, weil wir alle vier Hunger bekommen und uns in die jeweiligen Küchen zurückziehen.

Genau so gemütlich beginnt der Morgen: Auf der Couch des Hafenkaffees. Cappuccino, Amerikano, Toast, Schololadewaffeln, Sonne, …
Bis zum Ablegen wird es wohl noch ein wenig dauern

Eine Rundreise muss ja zwangsläufig wieder zum Ausgangspunkt zurück kehren. Von Moudros nach Corfu ist das ganz einfach: Kurs 305°, beide Segel gesetzt, Wind von der Seite, später leicht von vorne. 4 ½ Stunden entspannen und schon ist man da. Damit es nicht ganz langweilig wird haben wir einmal eine stehende Peilung mit einem Segler und einmal mit einer Fähre. [stehende Peilung bedeutet, dass ein anderes Schiff immer unter demselben Winkel zu sehen ist. Immer wenn man auf Kollisionskurs ist, ist das der Fall 😉). Den Segler beobachten wir am Radar, die Fähre am AIS. Beide Male sind dann kaum 250 m zwischen uns und dem anderen, aber was macht das schon, wenn man die Lage unter Kontrolle hat.

Clemens und Ralph sind uns immer 1 ½ Meilen voraus und uneinholbar, wir bemühen uns aber auch nicht. Die beiden wollen in die Mandraki Marina, wir in die Bucht südlich von Korfu. Da ist viel Platz, auch wenn der Wind heute Nacht drehen und auffrischen soll. Wir aktivieren unser Dinghi, montieren den Motor, der unglaublich brav anspringt und fahren in die Stadt auf eine Pita zur Belohnung.

Ein gutes Ende für den Anfang des Sommers.

Nur mal so 60 Meilen durch das Nord-Ionische Meer

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