Kategorien
Reise

Wachplan

Der Wachplan, so was wie eine Schichteinteilung, bestimmt, wer in welcher Zeit die Führung des Schiffes über hat. Der Skipper kann ja nicht 24 Stunden alles überwachen, steuern muss er ja ohnehin nicht. Das könnte ein Rudergänger übernehmen. Der Wachführende übernimmt dann die Rolle des „Befehlshabers“ über restliche Crew. OK, also die restliche Crew hat bei uns immer Freiwache = Ruhepause.

Also eigentlich führt der Wachhabende / die Wachhabende das Schiff selbständig. Da gilt es die Umgebung zu überprüfen – kommt da wer daher? Navigation ist ein Thema – kommen wir hin, wo wir hin wollen? Passt die Segelstellung und die Geschwindigkeit? Man glaubt nicht, wie oft die Segel der Windrichtung angepasst, verkleinert oder vergrößert werden müssen. Wir sind immer recht konservativ unterwegs, soll heißen, wie sind immer weit weg von der Höchstgeschwindigkeit. Der Puffer ist unsere Sicherheit, denn wenn bei vollen Segeln eine schwere Böe einfällt, dann ist wirklich was los am Schiff. Dann ist so viel Aktion gefragt, dass das in kurzer Zeit und alleine nicht schaffbar ist. Ist man hingegen vorsichtig und umsichtig unterwegs, ist das gut machbar, oder ich habe Zeit jemanden zu Hilfe zu rufen.

Wir gehen reihum Wache, teilen den ganzen Tag, und natürlich auch die Nacht in kleine Portionen auf. Die Portionen sind unterschiedlich groß, unter Tags bis zu 4 Stunden am Stück, in der nach nur 2. Die freie Zeit dazwischen wird für Essen, Entspannung und natürlich auch das Schlafen verwendet. Wir müssen ja einigermaßen fit sein, für die Nacht. So wie unser Wachplan gestaltet ist, sind die Ruhepausen zwischen 4 und 8 Stunden lang. Alle 4 Tage wiederholt sich der Rhythmus, so dass jeder/jede einmal zum Sonnenaufgang oder -untergang Dienst hat.

Die farbigen Felder sind die Wachen, die Ziffern dazwischen geben die Ruhezeiten an
Ganz links die Uhrzeiten.
1. Tag gelb: Wache von 21 – 00, dann von 4-6, und von 13 – 17

Wer Freiwache hat, kümmert sich auch um den „Haushalt“, also Essenszubereitung und Getränke. Wobei ich sagen muss: Schlecht ging es uns bei den Überfahrten nie. Klar, es waren keine 3-Gang Menues, aber immerhin frisch gekocht wurde immer, fast immer von Magdalena. Die hat Spaß daran, in der schwankenden Küche herumzuturnen und was feines zu Zaubern.

Der/die Wachabende hat dafür dann anderes zu tun. Als Beispiel nur ein Screenshot von unserem Plotter. Der ist so ähnlich, wie das GPS am Auto, kann aber viel mehr: Links ist Italien zu sehen, rechts 40 Meilen (75 km) entfernt Albanien. In der Mitte der Kreise, ein bisschen verdeckt, die Philia. Sie schleppt eine dünne rote Linie hinter sich her, das ist unsere zurückgelegte Strecke. Der schwarze Strich davor ist unser Kurs, den wir fahren werden.

Das rote Schiff, dass die Philia verdeckt ist die Danica Sunrise in ihrem Ausweichmanöver. Die anderen grünen Schiffe, sind auch alle in dem Bereich unterwegs, werden uns aber nicht gefährlich. Da sind sie trotzdem. Insgesamt sind es auf dem Bild 14 Schiffe im Umkreis von 20 Meilen. Wirklich sehen tut man aber nur wenige. Rund 5 Meilen weit können wir sehen, dann schlägt die Erdkrümmung zu. Vom Horizont zu uns sind es aber kaum 15 min für einen Dampfer in voller Fahrt, für Schnellfähren kaum 10! Also Aufpassen und rechtzeitig reagieren.

Die Kreise haben jeweils 10 Meilen Abstand, zwischen jedem der Kreise liegen für uns 2 Stunden Fahrzeit. Vor Albanien sieht man die Abstandslinien, die ich mir eingezeichnet habe. 15 Meilen, näher will ich nicht kommen. Ganz links sind dann noch Zahlen eingeblendet: SOG ist die Geschwindigkeit die das GPS anzeigt (5,6 kn = 10 km/h) und COG ist der Kurs den wir fahren. Bei der Wassertiefe sind drei Striche angegeben. Das Wasser ist so tief, dass wir es nicht messen können. Rund 800 m sind das bis zum Boden. Das ist bei unseren 1,7 m Tiefgang aber auch wirklich egal.

Ist so eine lange Etappe nicht langweilig? Eigentlich haben wir immer was zu tun.

Eher entspannt spannend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert