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Einbau und Wiedergeburt

Wie immer wird es spannend: Zunächst kommen die neuen Teile verspätet zu Sean. Dann holt DHL die Kiste zwar ab, lässt sie aber schon im Lager Southampton 24 h herum stehen, weil sie nicht auf den ersten LKW passt. Geflogen wird die 180 kg Kiste nicht, da wir der Platz im Flugzeug mit einträglicheren Gepäckstücken aufgefüllt. Der LKW braucht aber seinen Zeit bis Österreich. Ich schaffe es aber DHL zu überzeugen, mir die Kiste direkt im Lager Guntramsdorf in das Auto zu stellen. Geht, wenn auch knapp: Nach oben haben wir 3 cm Platz, links und rechts kaum 15. Egal, drin ist drin! Jetzt noch Fritz abholen, der ganz in der Nähe wohnt und ab nach Tisno.

Das große Thema ist: Wie bekomme ich einen 140 kg Motor unbeschädigt und einfach in ein Schiff. Und wieder hilft uns der Zufall:

Philia steht als letztes Schiff an der Ecke zur Hafeneinfahrt und kann so ganz einfach von einer Position Heck zum Steg auf eine Position längs am Steg umgestellt werden. Keine 10 min und das ist geschehen – super simpel! Jede andere Position im Hafen wäre deutlich komplizierter gewesen. Wir müssen das Schiff ja händisch bewegen – Motor gibt es ja keinen. Ja schon, aber der steht noch im Auto.

Vorbereitungen am Motor. Noch kommt man überall leicht dazu

Und dann haben wir über Nikola, den Marinabesitzer, einen LKW mit Kran aufgetrieben. Der kommt pünktlichsts in der Marina an, nimmt den Motor an den Haken, stellt sich besser hin und versenkt den Motor im Motorraum der Philia. Easy going. In 15 min ist er wieder weg. Die beste 40 € Investition der letzten Wochen!

Mit Autokran ist das alles viel einfacher!

Jetzt liegt es an uns, den Motor anzuschließen. Treibstoff, Kühlwasser, Batterien, Motorsteuerung. Könnte alles ganz einfach sein, ist es aber nicht. Es gibt halt doch kleine Unterschiede zwischen dem 2030 und dem D 1-30. So Unterschiede wie, na wie das „steirische Maß“. Und dann ist die Treibstoffleitung um 10 cm zu kurz, oder der Seewasserschlauch für die neuen Anschlüsse um 1 mm zu dünn. Grrrr – und das in einem kleinen kroatischen Ort ohne Marinehändler.

Aber – hier geht man zum Baustoffhändler, der hat echt alles: Dieselleitungen in 4 Farben und 8 Durchmessern, Schrauben in seewasserfester Qualität, Schlauchschellen, Litzenkabel in großen Querschnitten, … Ein Paradies für Schiffsbastler. Ich glaub, ich bin 5mal hin gefahren 😊

Schön langsam wird’s. Das größte Problem, die größte Spielerei ist das Justieren der Motorposition. Der große Motor muss exakt auf die Achse der Propellerwelle ausgerichtet sein, um Vibrationen und vielleicht auch Schäden zu vermeiden. Klingt einfach, ist es aber nicht: Die Gummifüße des Motors sind so weich, dass er kaum eine feste Position hat. Und dann kann man an insgesamt 12 Schrauben drehen, um den 140 kg Motor um 0,1 mm genau hin und her zu schieben. Eine echte Spielerei.

Am 2. Tag zu Mittag, macht der Motor seinen ersten Huster. Beim ersten Startversuch springt er an, zögert noch etwas – wird wohl noch Luft in den Leitungen sein – und stabilisiert sich dann nach 1 min. Also eigentlich läuft er ganz brav, nur vibrieren tut er noch heftig. Also Propellerwelle lösen und erneut einstellen. So, nach einer weiteren Stunde passt das auch.  

Ja, und was zeigt das neue Bedienpanel an, da ist ja auch der Betriebsstundenzähler untergebracht: 122,8 Betriebsstunden, mehr nicht. Bei einem Auto wären das so um die 4.000 km, gerade mal eingefahren. Toll! Ich hoffe, dass der Motor lange und zuverlässig seinen Dienst versehen wird. So an die 5.000 Stunden sollte er problemlos schaffen. Das sind bei einem Eignerschiff dann eher Jahrzehnte – oder 2-3 Weltumseglungen.

Natürlich bleibt noch Arbeit übrig: Der Warmwasserboiler ist noch nicht angeschlossen. Da fehlen neue Ventile und Schläuche. Die Seewasserkühlung bekommt noch ein Siphon-Ventil, sobald ich die richtigen Schläuche hab. Das Kabel des Bedienpanels muss noch ins Cockpit gelegt werden und das Panel wird dort auch noch festgeschraubt. Und dann sind noch ausführliche Motortests im Hafen angesagt, bevor ich mich auf das Meer hinauswage. Immerhin steht dann einen 3-stündige Überstellung in eine Werft an, wo das Antifowling gemacht werden soll.

Nach zwei intensiven Tagen am Boot reicht es uns aber und wir ziehen uns zurück. Das Wetter unterstützt uns dabei. Es hat in der Nacht angefangen heftig zu regnen und ein paar Gewitter tun ihr übriges für die einladende Stimmung.

Vielleicht ist es besser, nicht wirklich alles über sein Boot zu wissen. Dann weiß man auch nicht, was alles kaputt gehen kann 😉

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