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Reise

Frischer Diesel – frischer Fisch

In der Früh geht’s noch zur Tankstelle im Hafen von Bari. Die gehört zu einer Werft und den Tankwart muss man erst extra anrufen, damit der kommt. Wirkt irgendwie schmuddelig. Der Boden im Freien ist mit Plastikgrasziegeln ausgelegt, deren beste Zeit schon lange vorbei ist. Vor uns wird noch schnell ein Skipper aus Bari versorgt, der sich seinen Diesel mit 2 Kanistern abholt. Einer ist dann so voll und der Verschluss undicht, dass bei jedem Schritt Treibstoff auf den Boden kleckert. Stört ihn nicht, stört den Tankwart nicht. „Wir haben so viel Natur hier, die hält das locker aus“.

Umständlich wird dann der Schlauch zum Schiff gezogen und eine riesenhafte Zapfpistole gereicht. Die ist eher was für LKW oder Motoryachten, die halt schnell 1.000 Liter tanken wollen. Wir sind aber ein kleines Segelschiff und brauchen kaum 70 Liter. Der Zapfhahn pumpt den Sprit so schnell in den Tank, dass die Entlüftung nicht mehr nachkommt. Das führt dann zu einer netten Dieselfontäne, die zuerst über das Heck von Philia läuft und dann ins Meer weiter will. Susi kann wenigstens das mit viel Küchenrolle stoppen. Der Tankwart schuat dann ganz konsterniert, als wir ihm die dieselgetränkte Küchenrolle geben wollen.

Ob der Flugzeugträger auch an die Tankstelle kommt?

Der Wind weht wie geplant von der Küste aufs Meer hinaus und wir können wieder in flotter Fahrt und bei wenig Welle die 24 Meilen von Bari nach Trani zurück legen. Spannend wird es dann in Trani selbst. Dort gibt es 2 Marina Betreiber, eine gehört der Stadt selbst. Um da einen Platz zu reservieren kann man bei einer bestimmten Telefonnummer anrufen – bringt aber nichts. Die gehört zur Gemeinde und ist nur Vormittags für 2 oder 3 Stunden besetzt. Jetzt ist es aber schon nach 3!

Auf der Seite „noforeignland.com“ die Informationen von Langzeitseglern teilt, findet man aber einen „Luigi“ und seine Telefonnummer. Den probieren wir aus – und Luigi springt voll an. Unsere Daten braucht er, dann läuft er in den Hafen und klärt das, er ruft zurück, erklärt, winkt am Steg, ist besorgt, weil wir rückwärts in den Hafen fahren – wir machen das immer so und nein, Luigi, wir haben kein Problem. Kurz Luigi organisiert alles, kennt alles, erklärt alles. Nach dem Anlegen, und einigem Small Talk, zeigt er mir sein Telefon. Dort steht dann auf Italienisch und Englisch, dass er für die Reservierung 20€ haben will. OK, soll er haben. Für fast 1 Stunde für uns herumrennen und die vielen Informationen die wir bekommen – soll sein.

Nett finde ich, dass es eine Promotion gibt: 2 Tage anlegen, 1 Tag bezahlen – one for free. Mach ma!

Nur mal so zum Vergleich ….

Unser Liegeplatz ist ziemlich weit außen am Steg. Da kann man offensichtlich nicht so viel anrichten, wenn man was Dummes macht. Wobei in dem Fall … Da stand so ein Schifferl herum, also ein Segler mit riesigem Mast, noch riesigeren Winschen, so 70 cm im Durchmesser – unsere haben 3,5 und 4 cm, und einem Rumpf von 35 m Länge. Hochglanzpoliert und selbst im Hafen von einer 3köpfigen Crew betreut. Unter Segeln sind dann 7 Personen nötig! Soll ein tolles Schiff sein die Antonisia – findet man im Internet. Um genügend Geld kann man sie chartern – wer’s braucht.

Die Stadt Trani ist – naja – nett. Viele Kirchen und im und hinter dem Hafen überall Lokale. Wir haben Hunger, also passt das. Luigi, also der Luigi, hat uns ganz uneigennützig eine gute Pizzaria empfohlen. Nichts wir hin und wir finden sie auch. Die Türen sind offen und Personal ist auch da. „sorry, we open at 8“ – blöd  nur, dass wir jetzt Hunger haben und es erst ½ 7 ist. Das geht sich nicht aus! Zum Glück finden wir ein paar Ecken weiter eine Panificio = ein Händler für alles was man essen kann (eher hochpreisig), aber auch mit Brot und – tadaaa – Foccatia. Schnell eine ganze, also 4 Stück, eingepackt und weiter geht der Weg durch die Stadt.

Alles frisch – aber ob die Vielfalt tatsächlich von nur einem Fischer stammt?

Kommen wir doch glatt im Hafen an, aber auf der anderen Seite. Und dort haben gerade die Fischer angelegt und bieten ihre Ware an: Verschiedenste Fische, Garnelen, Langustinos, riesige Schnecken. Wir gehen einmal auf und ab und kaufen 1 Brasse, einen kleinen roten Fisch und einen kleinen silbrigen. Der Fischer ist ganz verstört, warum wir nur je 1 Fisch kaufen. Normal kauft man da ein paar Kilo. Die kleinen um 2 €/kg, die großen um 5 €/kg. OK, morgen gibt es Fisch an Bord. Heute werden noch die ersten Stücke der Foccatia verdrückt und dann verdrücken wir uns ins Bett.

Außen unscheinbar – innen Hui

Neuer Morgen – neuer Tag
Heute, am Gratistag holen wir uns einmal frisches Brot für das Frühstück, eh schon um 1/2 10. Und dann schlendern wir los, über die vielen Plätze und Gassen, finden ein wirklich tolles Eisgeschäft. So tolle Sorten, die auch tatsächlich nach dem schmecken, nach dem sie benannt sind. Pfirsicheis, das nur aus gefrorenem Pfirsich, etwas Wasser und Zucker besteht. Eine Geschmacksexplosion!

very best of ice cream

Später treffen wir auf eine Reisegruppe, die so wie wir auf die Öffnung der Kathedrale wartet. So wie viele Kirchen in der Stadt auch sie aus der Zeit um 1100 bis 1200. Da muss Trani wirklich reich gewesen sein! Die Kirche hat 3 Ebenen, oder eigentlich 3 Kirchen an einem Standort. Einfach historisch gewachsen und übereinander gestapelt. Hier sind aber alle drei Ebenen noch zugänglich und in Betrieb. Beeindruckende Räume in den unteren Etagen. Die Kathedrale selbst: „Wegen Renovierungen geschlossen“ ☹. Schade, schon von außen ist das Ding beeindruckend. Kein überladener Pomp, sondern schlichte Steinwände, eng gefügt, und nur an wenigen passenden Stellen in den Stein gemeißelte Verzierungen. Eine andere Kirche war wegen einer Begräbnisfeier nicht zugänglich und eine dritte zugesperrt. Na, dann halt nicht.

Immerhin fast 850 Jahre alt

Zurück auf Philia, machen wir uns über den Fisch her. Also zuerst ausnehmen. Die Innereinen einfach ins Wasser schmeißen – machen die Fischer auch so. Dann werden die Fischlein auf Kartoffeln, Karotten und Zuccini gebettet und übergossen. Also eigentlich sollte es Wein sein, haben wir aber nicht. Was wir haben ist eine Flasche Sekt, die auf dem Schiff lebt, seit ich es das erste Mal gesehen habe. Was mir die Flasche schon Nerven gekostet hat! Wir brauchen so was ja normalerweise nicht. Jetzt aber: Ans Heck der Philia gestellt. Den Korken langsam herausdrücken und dann – Bamm. Also nicht Plop, sondern Bamm. In einer warmen Flasche Sekt baut sich ganz schon Druck auf. In dem Fall genug Druck, um den Stoppel 10 m weit über den ganzen Steg und auf ein anderes Schiff zu schleudern! Ups, so war das nicht gemeint.

… und ab in den Ofen

Also nun ein wenig Sekt – ist ja auch nur Wein – über das Gemüse und ab ins Backrohr. In kaum 30 min sind die Fische durch, duften und schmecken herrlich!

Kann ich zur Nachahmung nur empfehlen.

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