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Korfu Stadt

Und wieder ein Tag mit ohne Wind, zumindest am Vormittag, als wir unterwegs waren. Spät am Abend, als dann Georgi und Julian nachgekommen sind, war wieder der Nachmittagswind nutzbar. Eine Marina gibt es außerhalb der Stadt: 1250 Schiffe in einer Marina, die alles Bietet und Dir auch alles nimmt. Und die 7km in die Stadt sind auch nicht attraktiv.

Attraktiv ist die Marina Mandraki. Die gehört einem Segelklub und so an die 20 Gästeschiffe können jeden Tag dort festmachen. Was aber noch ganz besonders ist: Die Marina, also eigentlich nur die Mole, wurde 186ß von den englischen Besatzern der Burg von Korfu erbaut. Und so liegt das Ding am Fuß des Burgfelsens und ist nur über das Wasser oder auf einem Fußweg durch die Burg erreichbar. Und weil sich Städte rund um Befestigungsanlagen bilden, ist die Altstadt nur einen Hupfer entfernt.

Wenn man aber aus der Stadt zurückkommt, hat man ein Problem: Für die Burg wird Eintritt kassiert, 6 €. Aber ich will doch nur zurück zum Schiff! Die Lösung ist einfach: In der Bar im Segelklub, gibt es einen Zettel mit dem Klublogo. Den muss man mit dem Handy fotografieren und das Bild dann bei der Kasse zur Burg herzeigen. Wenn dort die Schlange der Touristen lang ist, kann man das Handy auch aus 4 m Entfernung hochhalten. Die tun dann so, als ob sie erkennen können, was da gerade gezeigt wird. Ich glaub, ein Foto von der Mitzi-Tante funktioniert auch.

Um in diese Marina zu kommen, muss man sich vorher telefonisch anmelden, am Besten ein oder zwei Tage vorher. Bei Andreas, dem Marina Manager. Das haben wir gemacht. Als wir dann fertig sind zum Einlaufen melden wir uns am Funk: „This is Philia. We have a reservation for 2 days“. „OK, prepare for a stern to mooring (mit dem Heck zum Stege). I wait for you at the bar.” Also was jetzt, anlegen am Steg oder einen Manöverschluck an der Bar? Beides! Wir legen genau vor der Bar an. Allerdings mit gehörigem Abstand, denn im Wasser liegen auch ein paar Felsen und wir wollen doch unser Ruderblatt nicht beschädigen. Das Manöver von Susi klappt aber wie am Schnürchen.

Nur: Wie kommen wir jetzt an Land? „No Problem“, und man reicht uns ein 4 m langes Brett als Weg zum Land. Ein tolles Gefühl, 35 cm breit und schön schwingend. Beim ersten Versuch bekommen wir anerkennendes Nicken von den Restaurant Gästen. Wenn ich mir vorstell, wie es voriges jahr Susis Mutter auf solchen Brettern gegangen ist …. Wäre sie jetzt dabei, sie würde keinen Fuß auf Korfu setzen 😊

Vom Wasser zur Mauer der Burg sind es kaum 10 m, doch da ist alles was man so braucht. Sanitärräume, Bar, Restaurant, ein kleiner Badestrand. Und dann geht es den Weg durch die Burg hinauf auf die Mauer. Dort hat man dann die Mastspitzen in Augenhöhe. Also ist die Mauer so an die 15 m hoch. Was uns noch auffällt ist fast ständige Klaviermusik. Nicht, dass der Marinero so klassikbegeistert wäre. In den ehemaligen Offiziersunterkünften der Engländer, wurde das Konservatorium von Korfu eingerichtet. Und da wird den ganzen Tag geübt, meist bei offenem Fenster. Auch irgendwie schön.

Wir wollen uns aber erst einmal in der Stadt umsehen. Und wo machen das Segler? Klar, entlang der Uferpromendade. Wobei „Promenade“ ist deutlich zu hoch gegriffen. Die ersten 100 m sind ein schöner Park. Da hat es uns ein riesiger Gummibaum angetan. Dann aber geht’s ins Gewühl. Eigentlich schlängelt sich nur ein schmaler Gehsteig am Wasser entlang. Gleich daneben ist die einzige Straße, auf der man rund um die Altstadt kommt. Durch die Altstadt geht nicht – viel zu schmal und verwinkelt. Aber sehr schön! Und natürlich gut, um sich zu verlaufen! Die Gassen sind so eng und schmal, dass selbst Google Maps nicht mehr weiß wo du bist. Aber eigentlich ist es egal. Geht der Weg bergauf, gehst du in Richtung Burg. Geht er bergab, geht es zum großen Hafen. Irgendwo spuckt dich die Stadt wieder aus.

In den Gassen ist es gerammelt voll: Kreuzfahrtschiffe haben ihre Touristen für wenige Stunden ausgeschüttet. Die haben dann als Weisung bekommen: Burg + Altstadt. Da die Touristen aber am Schiff verköstigt werden, gibt es erstaunlich wenige Restaurants oder die sonst unvermeidbaren Fastfood Händler. Dafür sind die Läden voll mit Lederschuhen und Taschen, oder allem möglichen Zeugs aus Olivenholz. Dazwischen die üblichen China-Fetzen, die ja gar nicht aus China, sondern aus Bangladesch, Kambodscha oder sonst einer armen Region kommen.

Die Häuser sind alle venizianisch angehaucht und mindestens 4 Stockwerke hoch. Weltkulturerbe ist die Altsadt auch. Und so versucht man, alle Telefon und Stromleitungen, die wie üblich über den Gassen kreuz und quer gespannt sind, unter die Erde zu bringen. Das ist so eine tolle Info, dass eine Touristenführerin das für 5 min vor ihrer Gruppe referiert. Wie die einzige katholische Kirche in der Altstadt heißt, ist ihr aber entfallen. Na, macht ja nix. Die Touris haben keinen Vergleich zu anderen Führern und die Info beim Abendessen schon längst vergessen.

Zurück beim Schiff kochen wir unser Abendessen und haben fast Skrupel, dann mit dem Essen an Deck zu sitzen, keine 10 Schritte von den Gästen im Restaurant entfernt. Als andere Crews dann auch aufkochen, sind die Skrupel weggeblasen.

Von wegen blasen: Am zweiten Tag setzt ein Wind ein, der seinen Namen auch voll verdient. Sicherlich mehr als 35 kt (60 km/h). Weil uns so fad ist, beschließen wir die Burg anzusehen. Also den Teil, durch den wir normalerweise nicht durch gehen. Da gibt es einen schönen Weg nach oben, mit Blick auf das Meer, die Altstadt und die von den Engländern erbauten Garnisonsgebäude, die über das ganze Gelände verteilt sind. Der Blick auf das Meer zeigt uns, wie stark der Wind wirklich ist: In der großen Bucht liegen so an die 25 Segelschiffe vor Anker, vom Wind stramm ausgerichtet. Ein Stück dahinter liegen 6 Superyachten, ein paar davon wirklich „super“. Auch die suchen Schutz vor dem Wind. Ist offensichtlich ungemütlich, wenn die Kristallgläser in der Vitrine klirren und der Kronleuchter klimpert.

Auch die Taste*Life von Georgi und Julian steht dort, und sie steht dort gut. So gut, dass sie ihr Schiff auch alleine lassen und zu uns auf Kaffee und Kuchen kommen. Susi hat im Gasbackrohr einen Apfelstrudel gezaubert und der geht weg wie die warmen Semmeln. Es gibt hier zwar keine Semmeln, aber Du weißt schon, was ich meine.

Nach der dritten Nacht in der Marina Mandraki heißt es Abschied nehmen und weiter ziehen. Wir wollen zurück nach Kroatien. Ist ein weiter Weg, wenn man direkt fährt. Da kann man zuerst noch einen Stopp in Erakusa einlegen, das ist die nördlichste griechische Insel. Dann ist es ein großer Sprung non stop bis Dubrovnik, so an die 180 km. Das bedeutet aber auch 36 h durchgehende Fahrt, auch durch die Nacht.

Was man dafür braucht ist ein stabiles Wetterfenster, um nicht in starke Winde oder hohe Wellen zu geraten. Und in Kroatien soll das Wetter dann auch brauchbar sein. So ein Fenster findet sich aber nicht, trotz Suche auf allen verfügbaren Wetterdiensten. Die Alternative ist, von Erakusa nicht nach Norden, sondern nach Westen zu fahren. Quer über die Straße von Otranto nach Italien und dann dort die Küste hinauf tingeln, um vom Sporn Italiens wieder über die Adria nach Kroatien zu fahren. Dauert halt länger, dafür sind die Abschnitte überschaubarer.

Wenn nur die Sache mit dem Wetter nicht wäre! Italien war überhaupt nicht unser Plan, aber es erscheint der gangbarere Weg zu sein. Bis zur Abfahrt von Korfu zögern wir, überlegen hin und her, zerbrechen uns den Kopf.

OK, Italien!

Ob das eine gute Entscheidung war?

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