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Reise

Nach Norden

Unsere Freunde Georgi und Julian auf der Taste*Life bleiben in ihrem Versteck in einer kleinen Bucht. Wir verabreden uns für morgen um 8 Uhr vor der Brücke. Welche Brücke jetzt? Da muss ich ein wenig ausholen. Die Insel Lefkas war ursprünglich keine Insel, also keine echte. Sie war durch ein Sumpfgebiet mit dem Festland verbunden. Die Seefahrer mussten also immer rund um die ganze Insel fahren, wenn sich von Nord nach Süd wollten. Das war ihnen bald lästig. So beschloss man, einen Kanal durch den Sumpf zu bauen und die Seefahrer waren glücklich!

Früh sind wir losgezogen

Dann wurden die Autos erfunden, und nun waren die Autofahrer unglücklich. Eine Lösung musste also her. Da hat man dann eine Brücke erfunden, die eigentlich eine Fähre ist. Also zwei Klappen links und rechts und den Rumpf genau so lang, dass er, wenn die Klappen unten sind, den Kanal überspannt. Kommen nur wenige Schiffe, wird nur eine Klappe angehoben. Kommen viele Schiffe, werden beide Klappen gehoben und die Fähre / Brücke zur Seite geschwenkt. Dann ist fast die ganze Kanalbreite für die Schiffe befahrbar.

Kostet nix, für die Seefahrer und die Autofahrer. Die müssen nur alle Stunden für 10 min warten, bis die Schiffe durch sind. Um 8 ist die erste Öffnung, daher der Treffpunkt mit Taste*Life. Um rechtzeitig dort zu sein, müssen wir um 6 Uhr losdieseln. Ist zwar recht früh, aber das geht schon.

Die Fahrt bis zur Kanaleinfahrt ist nicht sehr spannend, die Einfahrt selbst aber schon. Wo ist sie denn? Da sollten eine rote und eine grüne Boje sein. Ganz schwach kann man sie neben den beiden Straßenlaternen erkennen. Auch gut, dann orientieren wir uns eben an denen. Öha – Straßenlaternen ausgeschaltet! Wo waren jetzt die Bojen? Ah, da, passt eh alles.

Sobald man im Kanal ist, wird es recht einfach: Immer zwischen den recht häufigen Bojen bleiben. Spannender ist es da schon, die Geschwindigkeit so anzupassen, dass man mögichst genau um 8 vor der Brücke ist. Zur früh, heißt dort herum dümpeln und mit der Strömung die zur Brücke zieht und dem Wind kämpfen. Und selbst, wenn man es schafft am Ort zu bleiben, drängen die anderen Schiffe nach. Unangenehm. Ist man zu spät dran, heißt es 1 Stunde warten, auch nicht so toll!

Wir schaffen es pünktlich und kommen als eines der ersten Schiffe durch. Dann nur noch rund um die Sandbänke auf der Nordseite des Kanals herum und das freie Wasser liegt wieder vor uns. Erstmals erleben wir dort eine laaaange Dünung. Nicht sehr hoch, kaum ½ Meter, aber nur alle 10 Sekunden eine Welle. Ein langsames Heben und Senken, ganz friedlich.

Weniger friedlich geht es bei Georgi und Julian zu. Sie sind 20 min zu spät, müssen also warten. Sie entscheiden sich dafür, Anker zu werfen – geht ja. Als dann die Brücke auf geht wird es hecktisch und Georgi kommt durch eine Unachtsamkeit mit dem kleinen Finger der rechten Hand in die Kettennuss, also zwischen Kette und Ankerwinde. Zum Glück ist keine Last mehr auf der Kette, aber der Finger ist trotzdem arg mitgenommen. 7 Stiche bekommt sie im Spital von Preveza verabreicht, und einen dicken Verband noch dazu. Richtig blöd! Die beiden bleiben heute in Preveza, während wir zu unserem Ziel Parga weiter dieseln.

Parga ist eine nette kleine Stadt mit einer beeindruckenden Burg – oder deren Resten – aus der Zeit der Normannen, also von 1380, oder so. Und Parga hat zwei Buchten und einen Stadthafen. Der Stadthafen ist nichts für Segler, aber die eine Bucht hat es den Seglern angetan. Als wir ankommen, legen wir uns mit viel Abstand zu unseren Nachbarn. Wir sind höflich, immerhin sind wir schon das 6. Schiff in der Bucht. Wenn wir wüssten! Am Abend waren es dann 27!! Da kann es dann schon eng werden, wenn der Wind dreht und plötzlich alle Schiff anders stehen.

Trotz deutlichem Wind rudern wir mit dem Dinghi an Land. Etwas Sport kann ja nicht schaden! Sorichtig, beginnt der Sport beim Weg weg vom Strand. Da geht’s nämlich richtig steil hinauf. Zuerst nur steil, dann zwischen Lokalen mit einer unglaublicher Aussicht auf die Bucht. Und dann geht es weiter in die alte Festung hinein. Die thront auf einem 80m hohen Felsen, der unsere Bucht begrenzt und die Stadtbucht vor Wind, Wellen und Feinden schützt.

Das ganze Gelände ist frei betretbar – auf griechische Art: „Be cautious! No liabability for nothing“ Im Vergleich zu Ruinen bei uns, kann man hier gut nachvollziehen, wie die Burg früher ausgesehen haben mag. Bei uns stehen meist nur die Außenmauern. Alles was innen war, war aus Holz und ist längst vermorscht oder abgebrannt oder beides. Die Normannen hatten es nicht so mit Holzdecken, die setzten lieber auf massive Gewölbe. Eine „Halle“ haben wir entdeckt, die 15 m breit und an die 40 m lang war. Mit einem gemauerten Gewölbe, das leider in der Mitte zum Teil eingestürzt war.

Stürzen ist das andere Stichwort. Der Burgfelsen fällt natürlich nahezu senkrecht ins Meer ab. Wo andere Länder massive Geländer vorschreiben, reicht hier eine einfache Schnur und ein Schild: „Bitte aufpassen und nicht weiter gehen.“ Klingt irgendwie nach „da macht es sich jemand einfach“ – aber irgendwie funktioniert das dann doch.

Zurück zum Boot wird dann wieder gerudert, gegen den Wind natürlich. Dauert halt ein bisschen länger. Dort angekommen, sehen wir, dass sich deutsche Segler sehr ungünstig und nahe zu uns gelegt haben. Mit sanften Worten von Susi, werden die dann verscheucht. Es ist eh noch genug Platz für sie an einer andere Stelle.

Gut, dass wir nicht dem Rat der Langzeitsegler gefolgt sind und in einer entfernteren Bucht geankert haben.

Massentourismus kann auch mal was Gutes haben.

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