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Reise

Pause in Palarios

Wie Du sicher schon gemerkt hast, lassen wir uns jetzt mehr Zeit. Nicht unbedingt, dass wir das so geplant haben, aber wir wollen irgendwann, in nicht allzu ferner Zeit den Sprung über die Adria wagen. Und dazu hätten wir bitte gerne: 15 kt Wind aus Süden für 2 Tage und kaum Welle – spielt’s aber nicht. Schon gar nicht in der Straße von Otranto. Das ist die engste Stelle der Adria, oder auch deren südliches Ende. Jeder Wind, jede Welle muss da durch – einmal abgesehen von all den Fähren, Frachtschiffen und Seglern.

Wir lassen uns also Zeit, auch mit der Abfahrt aus der schönen Bucht in Kastros. Es ist eh kein Wind heute. Wir bummeln also los, immer schön der Küste entlang, damit man auch was sieht. Nach 1 ½ Stunden, gibt es dann brauchbaren Wind. Ziemlich auf die Nase, aber dann wird der wenige Wind durch den Fahrtwind verstärkt und dann wird das ganz nett. Philia nimmt also Kurs Nord in Richtung von Palarios. Dort gibt es 2 Marinen. Eine ist eine Charterbasis, von der unser schlaues Buch sagt, man kann dort unter der Woche, wenn sie kaum belegt ist, hinein. Die andere ist ein Stadthafen, in dem es einen Schwimmsteg gibt, der auch von einem Vercharterer genutzt ist. Auch dort ist nur am Wochenende Betrieb. Da wird sich wohl ein Plätzchen für uns finden lassen.

Die erste Marina ist eine herbe Enttäuschung- Sie ist zwar nur zu 40% gefüllt, wir werden aber vor dem Anlegen, abgefangen und hinauskomplimentiert. „Private Marina – full stop“ Keine Verhandlung! Naja, die Stadtmarina ist ja nicht weit, aber auch sehr voll. Wir sehen am Schwimmsteg, ganz innen, noch eine Möglichkeit uns hinzulegen und probieren es. Sobald wir die zukünftigen Bootsnachbarn ansprechen können, fragen wir nach der Tiefe auf dem Platz. Wir haben 1,7 m Tiefgang. „Ne“ geht sich aus. Susi bringt Philia Zentimeter vor dem Steg zum Stillstand. Die Leinen werden festgemacht, die Mooring, eine fix installierte Bugleine auch. Uns gefällt es hier.

Was nicht so toll ist: Wir brauchen dringend Landstrom, um die Lithium Batterie richtig voll zu laden. Strom gibt’s, aber unsere Stecker passen nicht. Die hiesigen sind für 32 Ampere ausgelegt, wir haben den für 16. Man erzählt uns, dass das wohl die einzige Marina in ganz Griechenland ist, mit diesen Steckern. Aber es gibt eine Lösung: Im Ort gibt es ein Geschäft. Der hat Badeschlapfen, Wasserbälle, Luftmatratzen, Taue für Schiffe, Fender und – solche Stecker. Jetzt noch den 16 A Stecker zerlegen und die Leitungen an den 32 A Stecker anschließen. Geht! Gut, dass ich in der 1. Klasse HTL aufgepasst habe, da haben wir das gelernt.

Der Ort ist recht winzig, hat aber viele Lokale. Offensichtlich gibt es im Sommer genügend Touristen, die die Lokale füllen. Jetzt haben wir eher den Eindruck, dass sich ein paar alte Griechen Geld damit verdienen, als Dekoration im Kafenion zu sitzen. Sind aber sehr schöne Plätze, wo die sitzen und einen Kaffee gibt es auch immer dazu.

Am Abend kommt dann der Marinero. Er zückt sein Handy, fragt nach der Schiffslänge und – tadaa – die Gebühr steht fest: 6€ 39 Cent + Strom und Wasser = najo, moch ma 10, passt scho. Kann ich damit leben, auch wenn die Energie unverschämt teuer ist 3€ / kWh. Oder haben wir da was verpasst in den letzten Wochen?

Wir faulenzen, genießen das frische Brot zum Frühstück, füllen die Vorräte auf. 42 Wasserflaschen werden gebunkert. Mit den 24 die wir noch haben, sollten sich die nächsten 3 Wochen ausgehen. Wenn nicht, wird eben nachgekauft. Aber eigentlich wollen wir die Vorräte schrumpfen lassen. Und es ist noch so viel da!

Am Abend suchen wir uns ein nettes Lokal, Anna wurde uns empfohlen. Wir haben nämlich einen besonderen Anlass: Im Logbuch sind mittlerweile 1000 Meilen mit Philia verzeichnet. Für andere ist das Nichts, für uns eine schöne runde Zahl, die das Ende vom Anfang markiert. Nach 1000 Meilen mit einem Schiff, denke ich, hat man sich schon gut aneinander gewöhnt. Uns gefällt unsere Philia immer mehr. Wie sie sich bei Böen und in Wellen benimmt, wie gut sie im Hafen manövrierbar ist, … toll.

Leider werden wir am Samstag aus dem Hafen gewiesen. Man braucht den Steg für die Chartergäste. Wir hätten den Schutz auch gut brauchen können. Es ist ein kräftiger Wind angesagt, mit Böen über 25 kt. No, dann gehen wir halt Ankern. Gleich vor dem Hafen ist gut haltender Grund = Sand, und nur wenig Tiefe = eine relativ kurze Ankerkette reicht aus.

Also „kurz“ ist wirklich relativ. Wir werfen den Anker auf 3,5 m Wassertiefe und legen 35 m Kette, das 10-fache der Tiefe. Da sollte sich ein prächtiger Sturm ausgehen. So sehen wir ganz beruhigt dem Wind entgegen. Der steht zwar noch auf Süd und der andere kommt dann aus Nord. Spannend ist, dass sich alle Schiffe im Ankerfeld rund um ihren Anker drehen. Wie groß die Abstände zwischen den Schiffen nach der Drehung sein wird, lässt sich nicht abschätzen, da wir ja die Kettenlängen der anderen nicht kennen. Geht sich aber gut aus – bei uns. Anderen wird es am Sonntag in der Früh zu eng und sie suchen einen anderen Platz. Ist aber kein Problem, nur lästig.

Zur Ankündigung des Windes, hat sich das Wetter was Besonderes für uns einfallen lassen. Im Abendrot wird eine mächtige Wolke in den Himmel geschickt, die dort rot verglüht. Sobald es dunkel wird, wird die Wolke dann von innen beleuchtet – genial. Ein Gewitter, bei dem wir alle Blitze, also auch die in großer Höhe und innerhalb der Wolke sehen können. Über zwei Stunden flackert der Wolkenturm in der Dunkelheit. Und das Beste: Wir konnten sehr schnell erkennen, dass das Gewitter nicht zu uns kommt.

„Man bringe Popcorn!“

noch bei den Vorbereitungen zur großen Show

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