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Reise

So war das nicht geplant

Heute wollen wir von Almyropotamos nach Raphina. Raphina ist nichts Besonderes, der Hafenführer empfiehlt sogar „links liegen lassen“ – naja, aus unserer Richtung wäre es rechts, aber soll sein. Raphina ist für uns nur interessant, weil dieser Fährhafen sehr nahe zum Athener Flughafen liegt. Und das ist für Magdalena interessant, weil sie morgen nach Hause fliegen muss. 12 Tage war sie da. 15 Meilen sollen es bis Raphina sein, eigentlich nichts Besonderes – oder?

Also in der Früh noch einmal ins Wasser, und eine Exkursion an den Strand, um die Bilder von den Felsen zu machen. So richtig gemütlich gehen wir es an. So gegen 11 gibt’s etwas Wind und eine andere Yacht, wir hatten die bisher gar nicht bemerkt, verlässt die Bucht. Klar, dass wir schauen, ob sie segeln kann, oder nur motort – sie segelt. Heißt für uns: zusammenpacken. Beiboot auf das Heck heben und festbinden. Unten, im Schiff, alles was rutschen kann verräumen oder sichern. Funk ein, Navigation ein, Autopilot ein, Ankerwinde ein. Check nach Leinen im Wasser, Motor starten, Anker auf. Und sobald es geht Segel setzen.

Da wir nicht wissen, wie sich der Wind entwickelt vorerst nur die Genua, das große Vorsegel. Das ist schnell gesetzt und bei Notwendigkeit auch wieder eingerollt – und dass bei jeder Windrichtung. Das Großsegel braucht den Wind immer halbwegs von vorne, sonst wird’s schwierig. Die Genua zieht aber richtig und wir sind bald auf 4,5 kt. Viel besser und angenehmer als mit Motor, und nur unwesentlich langsamer. Bei der Windrichtung kommt die Welle von hinten, hoch ist sie auch nicht – paaaast. Herrliches Segeln. Zwischen ein paar Inseln hindurch, dann wieder die Küste entlang. Immer was zu sehen – fein.

Bei dem gleichmäßigen Wind von genau hinten, binden wir den Großbaum nach vor, so dass er auch von einer Welle nicht umgeschlagen werden kann. Dann holen wir die Genua auf die andere Seite und gleiten im Butterfly dahin. Toll!

Sobald wir aber in die Bucht von Marathon kommen, springt der Wind auf 20 kt und Philia rast mit 6,7 kt davon – wow! Leider kommen mit dem Wind auch Wellen daher, zwar kaum mehr als 1 m hoch, aber fies von der Seite. Gelegentlich kommt die rasende Philia ziemlich ins Schaukeln. Irgendwie ist das mehr als gewollt. Wir gehen vom Gas. Weg mit dem Butterfly und die Segel etwas reffen.  Das kostet uns einen Knoten, aber wir wollen ja kein Rennen gewinnen. Da der Wind von fast genau hinten kommt, also genau von 140° machen wir immer noch gut Fahrt. Nur die Wellen stören immer wieder empfindlich, so dass man ihnen mehr Aufmerksamkeit schenken muss als zum Beispiel den Segeln.

Trotzdem eine spannende Fahrt. Spannend, bis wir vor Raphina ankommen. Raphina ist ganz leicht an den Fähren zu erkennen, das ist also nicht das Thema. Spannend ist der Wind mit 17 kt und eine gut 1 m Welle, die auf den Hafen zu läuft und langsam höher wird. Das ist nicht nur ungemütlich, das kann auch gefährlich sein. Wir wollen aber zumindest einen Blick in das Hafenbecken werfen. Vielleicht ist das ja gut geschützt, wer weiß.

Also auf den Bug der blauen Fähre zielen, keine Angst, sie liegt am Kai und macht keine Anstalten sich in Bewegung zu setzen. Dann einen leichten Kurswechsel nach rechts und vor uns liegt die Einfahrt zum Hafenbecken für Schiffe wie das unsere. Kein erfreulicher Anblick. Links und rechts an den Molenköpfen gischten die Wellen hoch. Die die nicht dort brechen, laufen fast ungehindert in das Becken hinein. Was uns aber auffällt: Es ist kein einziges Schiff im Hafen zu sehen! Das macht stutzig. Ruder herumreißen, Vollgas. Anfangs zweifelt Susi noch, ob wir mit Philia überhaupt gegen diesen Wind und diese Wellen ankommen. Jooo, es geht. Nicht gut, aber immerhin 3 kt schaffen wir obwohl uns die Wellen immer wieder hart abstoppen.

Wir schauen uns noch den Kleinboothafen an – das gleiche Bild. Also Plan B: ein Stück die Küste hinunter gibt es eine Bucht, die etwas Schutz verspricht. Nicht perfekt aber immerhin. Nur mit einem Stück Genua als Antrieb schleichen wir die Küste entlang, also nicht wirklich schleichen, so knapp 4 kt gehen immer wieder. Richtig Mist sind nun aber die Wellen, die genau parallel zu unserem Fahrweg und der Küste laufen – voll auf die Seite. Da kann auch das bravste Schiff gelegentlich massiv ins Schaukeln kommen. Auch Philia taucht ihre Seiten oft tief in die Wellen. Wer sich nicht festhält oder abstützt purzelt durch das Schiff – aufpassen!!

Die Bucht ist nicht ideal, aber die Wellen laufen nicht direkt hinein. Hinter zwei kleinen Inseln und einem Riff sind wir etwas geschützt, auch der Wind ist weniger. Einen Ankerplatz suchen und Pause machen. Und dann überlegen, wie es mit Magdalena weiter geht:
Am Abend, wenn Wind und Wellen nachlassen zurück nach Raphina, dort übernachten und in der Früh Magdalena in den Bus setzen? Aber wie schaut das mit dem Hafen aus?
Lieber dableiben und erst im Morgenlicht zurück nach Raphina. Und wie kommt Magdalena dort an Land?
Magdalena findet bei Dr. Google aber noch eine andere Option: Die Bucht ist so nahe am Flughafen, dass jeder öffentliche Bus dort vorbeifahren muss. Die Busse fahren quasi am Strand entlang. Wir brauchen sie in der Früh nur zum Strand bringen, keine 500 m und sie findet die Bushaltestelle – auch da mit Google – und ist in 20 min am Flughafen. Das machen wir!

Den Abend verbringen wir an Deck, unten schaukelt es zu sehr. Ungewöhnlich früh verziehen wir uns in die Kojen.

Segeln kann doch ganz schön anstrengend sein.

Zur Versöhnung

Hier endet der Abschnitt mit Magdalena. In 10 Tagen sind wir 180 Meilen gesegelt und motort

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