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Reise

Lemnos – Die zweite

Wieder sind wir unterwegs, diesmal relativ früh. Wir wollen uns die „Kirche ohne Dach“ ansehen. Was das genau ist, wissen wir noch nicht, aber Martin und Daniela haben uns diesen Ort sehr empfohlen. Recht nahe an Myrina geht vor dem Ort Platy eine Schotterstraße links weg. Nicht leicht zu finden, schon alleine, weil wir nicht wissen, wie die Kirche wirklich heißt. Eigentlich heißt sie Panagia Kakatiovista, aber das kann man sich eh nicht merken. Ein paarmal umdrehen, bis Google mit uns zufrieden ist – auch gut. Dann geht es immer weiter in die Pampa, links und rechts nur mehr niedriges Gesträuch, bis wir irgendwann einen kleinen Parkplatz entdecken. Na, so klein ist der auch nicht, es stehen immerhin zwei Autobusse herum. Keine ganz großen, aber immerhin.

Na, Super, da ist also eine Horde Touristen unterwegs. Ob das der Stimmung dient? Wir haben Glück, die kommen gerade alle zum Bus zurück. Erstaunlicherweise sind die alle mit guten Schuhen ausgerüstet. Der Weg zur Kirche, führt nämlich über viele Stufen und dann einen Weg im Basalt-Geröll über einen Hochebene.

Es ist „schon“ nach 9, als wir den Weg beginnen. Eigentlich eine faszinierend schöne Gegend: Im vulkanischen Gestein befinden sich immer wieder Höhlen, oder vielleicht auch ehemalige Gasblasen, die der Felswand eher das Aussehe eines überdimensionalen Emmentalers geben. Entlang des Weges gibt es oft schöne Ausblicke hinunter auf das Meer, die Bucht von Mudros und im Hintergrund sogar die türkische Küste.

Basalt mit den zum Teil sehr großen Höhlen

Mit ein paar letzten Stufen erreicht man das Kirchlein. An sich nichts Besonderes. Es wirkt halt so, also ob sich ein Einsiedler verwirklichen wollte, und als die Mauern so 1,5 m hoch waren, hat ihn die Kraft verlassen. Besonders ist aber der Platz an oder in dem sie steht: Eine dieser früheren Blasen, sicherlich 5 m hoch und tief und 15 m breit. Für die vielen Besucher gibt es sogar ausreichend Bänke und Schemel zur Rast. Ein toller Platz. Viele verweilen hier auch länger.

Spannend ist für uns, das Verhalten der Gäste zu studieren. Da ist jede Menge an Selbstdarstellung mit dabei, die unverzichtbaren Selfies und zugehörige Posen. Ein paar andere wirken ein wenig frömmer und bekreuzigen sich, oder schreiben in ein „Gebetsbuch“.

Einer sticht uns besonders hervor: Als erstes schreibt er einen langen Roman in das Buch, sich dabei immer wieder umblickend, wie lange die Warteschlange denn schon ist. Dann ein Foto in Siegerpose im Eingang der Kirche. Danach erklettert er die Felsen hinter der Kirche und schreibt mit seinen rußigen Fingern groß seine Initialen an die Wand. Nicht nur wir sind damit nicht einverstanden. Dieser Depp macht dann noch weitere Fotos, um seine tolle Leistung zu dokumentieren. Warum machen die Leute so was???

Der Griechen – Depp: Stolz auf seine Leistung

Da wir vergleichsweise „spät“ dran waren, haben wir kaum Gegenverkehr beim Weg zurück zum Auto, können trödeln und die Aussicht genießen. Der Weg zum Kirchlein ohne Dach, der war das Ziel!

Martin hat uns empfohlen, vom Parkplatz der Kirche einfach weiter zu fahren, immer weiter – und wenn nichts mehr geht den Kriechgang vom Jeep zu nützen. Den Kriechgang haben wir nicht gebraucht, denn der Weg war zumeist bergab, aber eine Menge Vertrauen, dass der Weg schon weiter und zurück in die Zivilisation führen wird. Das war lange nicht so sicher. Bis dann einzelne „Bauernhof“ Tiere aufgetaucht sind – und dann Höfe, oder deren Ruinen. Dann Staubstraßen mit Reifenspuren und schließlich Häuser. Heraus gekommen sind wir ganz im Süden der Insel, gleich bei einem Strand.

Und da in Lemnos die Strände so funktionieren, dass die Schirme und Strandbetten gratis sind, aber bei der Strandbar eine (mindest) Konsumation gewünscht ist, gibt es immer auch was zu Essen und zu Trinken. Genau das brauchen wir jetzt – und natürlich Schatten!

Weiter geht die Fahrt nach Kontias, dort gibt es nämlich mehrere alte und auch renovierte Windmühlen. Wir suchen einen Parkplatz für das „kleine“ Auto und schlendern durch den Ort. Hübsch hergerichtet, auch neue Häuser werden, zumindest an der Außenhaut, im alten Stil gebaut. Sehr hübsch, der Ort, verwinkelt, an den Hang geschmiegt. Vor der Weiterfahrt finden wir noch einen Bäcker mit natürlich frischem Brot und – Linzerstangerl, also zumindest der griechischen Version davon. Herrlich!

Der Küste entlang, also wirklich immer nur wenige Meter neben dem Wasser, folgen wir wirklich wilden Wegen zum nächsten Ziel: Der Kirche auf der Insel. Immer wieder finden wir gescheiterte Tourismusprojekte. Appartement Häuser mit riesigen Gärten im Nirgendwo, unfertig, aufgegeben. Da wurde richtig viel Geld in den Sand gesetzt. Oder vorsätzlich Förderungen abgezogen und verjubelt. Dass so was durch geht. Da müssten doch Förderungsgeber und Banken eine Wirtschaftlichkeitsrechnung verlangen und das Grundstück einmal sehen, bevor sie Geld geben.

Wir finden also unser Kirchlein. Sie steht auf einer kleinen Insel, die über einen übe 200 m langen Damm mit dem Land verbunden ist. Das Innere der Kirche ist vollgeräumt mit Möbelstücken, sie an den wenigen Gottesdiensten, die dann aber im Freien stattfinden, gebraucht werden. Rund herum sind Tamarisken gepflanzt, die noch nicht sehr hoch sind. Über einen kurzen Weg geht es zum zweiten Buckel der Insel, Nichts Aufregendes, aber man steht sehr weit draußen in der Bucht von Mudros, die im 1. Weltkrieg im Rahmen der Schlacht von Gallipoli eine wichtige Rolle gespielt hat.

Am Weg zurück fällt mir auf, dass am und im Erdboden ganz viele Muscheln liegen. Und dann mach ich Susi noch darauf aufmerksam – Fehler, ganz schwerer Fehler. Susi liebt es Muschel und Schneckenhäuser zu sammeln, und auf dieser Insel ist sie m Paradies. Die einzige Grenze war ihre rote Umhängetasche. Die ist zum Glück nicht sehr groß, so dass wir „bald“ weiterkönnen. Über eine Stunde sucht und sammelt sie auf, was andere noch liegen haben lassen.

Das sind nicht die gesammelten Muscheln, das sind die, die einfach so herum liegen

Unsere Hirne sind von Eindrücken voll, uns so fahren wir zurück zum Schiff und geben Martin sein Auto zurück.
Genug für heute.

Ach ja, und dann ist die Sonne auch noch unter gegangen ….

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